Graf Friedrich (Erk, Variante 2)
mit seinen Edelleuten,
wollt holen sein ehliche Braut,
die ihm zur Ehe ward vertraut.
reit einen hohen Berg hinauf,
an einem kleinen engen Weg
kam er auf einen schmalen Steg.
schoß aus der Scheid sein langes Schwert,
verwundet ihm sein liebe Braut
mit großem Schmerz seins Herzen traut.
des nahm sie einen Schrecken groß;
Graf Friedrich der ward Unmuths voll,
sein liebe Braut er tröstet wohl.
druckt ihrs in die Wunden mit Fleiß;
das Hemmet wurd mit Blut so roth,
als ob mans draus gewaschen hat.
kein Mann nie größer Klag erhort,
die von eim Mannesbilde kam,
als von dem Grafen lobesan.
ich bitt euch gar sehre,
sprecht ihr zu euerm Hofgesind,
daß sie nicht reiten so geschwind!
daß sie gemachsam reiten!
ich leid Schmerzen und große Klag
und daß ich nimmer reiten mag.“
‚‚‚Ihr sollt nicht reiten so sehre!
mein liebe Braut ist mir verwundt,
o reicher Gott, mach mirs gesund!‘‘‘
sein Mutter ihm entgegen schreit:
„„Bis Gott willkomm, du Sohne mein,
und All die mit dir kommen sein!
als ob sie ein Kindlein hab gezeugt!
wie ist sie also inniglich,
als ob sie eins Kindleins schwanger sei!““
und thus durch meinet willen!
sie ist Kindshalben nicht ungsund,
sie ist bis auf den Tod verwundt.‘‘‘
ein köstlich Wirthschaft ward bereit,
mit aller Sach versehen wohl,
wie eins Fürsten Hochzeit sein soll.
man gab ihr Wildbrät und Fische
und schenkt ihr ein den besten Wein:
die Braut die mocht nicht fröhlich sein.
ihrs Unmuths konnt sie nicht vergessen;
sie sprach: „Ich wollt es wär die Zeit,
daß mir das Bettlein würd bereit.“
sie redt gar bald hinwider:
„„Hab ich das mein Tag nie gehört,
daß ein Jungfrau zu Bett begehrt!““
hab daran kein Unwillen!
sie redt es nicht aus falschem Grund,
sie ist todtkrank zu dieser Stund.‘‘‘
vor Unmuth sie nichts redte,
mit brennenden Kerzen und Fackeln gut,
sie war traurig und ungemuth.
mit Rittern und mit Grafen,
mit Rittern und mit Reutern,
mit lauter Edelleuten.
so bitt ich euch so sehre,
ihr wollt thun nach dem Willen mein,
laßt mich die Nacht ein Jungfrau sein!
die andern fürbaß keine;
wo mir Gotts Will das Leben gan,
bin ich fürbaß euch unterthan.“
der Bitt sollt du gewähret sein;
mein Schatz, mein Trost, mein schönes Lieb!
ob deinem Schmerzen ich mich betrüb.
nun muß Gott ewig klaget sein;
solltest du durch mich leiden Pein,
des muß ich ewig trostlos sein.
ich bitt dich, hör mich nur ein Wort!
hab ich dich tödtlich wund erkennt,
verzeih mir das vor deinem End!‘‘‘
bekümmert euch doch nicht so sehr!
es sei euch Alles verziehen schon,
nichts Arges habt ihr mir gethon.“
und nahm ein seligs Ende;
in Gott endt sie ihr Leben fein
und bleib ein Jungfrau keusch und rein.
ihr Vater reichlich begaben,
da ward sie schon verschieden
in Gottes Namen und Frieden.
wie sie gnommen hätt ein Ende?
Graf Friedrich sprach: ‚‚‚Ich armer Mann
bin, Gott seis klagt! selbst schuldig dran.‘‘‘
„Hast du verrērt ihr junges Blut,
so mußtu auch darum aufgeben
durch meine Hand dein junges Leben!“
erstach den edlen Grafen werth
mit großem Schmerzen durch sein Leib,
daß er todt auf der Erden bleib.
man schleift ihn durch das tiefe Moos,
darin man seinen Leib begrub;
kürzlich zu blühen er anhub.
da wuchsen drei Lilgen auf seinem Grab,
darauf da stund geschrieben:
er wär bei Gott geblieben.
man sollt ihn nehmen aus dem Grab;
der schuldig wär an seinem Tod,
der muß drum leiden ewig Noth.
man führt ihn auf sein festes Schloß,
zu seiner Braut man ihn begrub,
fein lieblich Farbe sich erhub.
noch blüht er als ein Rosen roth
unter seinem Angesicht fürwahr;
sein ganzer Leib war weiß und klar.
das mancher Mensch glaubhaftig sah:
sein Lieb er mit Armen umfieng,
ein Red aus seinem Munde gieng.
der geb uns heut die ewig Freud!
seit ich bei meinem Buhlen bin,
fahr ich aus dieser Welt dahin.
laß ich hinter mir mein unschuldig Blut;
ich fahr aus dieser Welt dahin,
aus Noth ich nun erlöset bin.‘‘‘
2. reit, ritt. – 5. Hemmet, mhd. hemede, Hemde. – 10. schreit, schritt. bis, sei. – 21. gan, gönnt; mhd. gan, von gunnen, gönnen. fürbaß, mhd. fürbaz, fürder, hinfort (baz, besser, Comp. von wol). – 26. gegen, vgl. S. 5. Wände (mhd. wende), Dativ von want, Wand. bleib, blieb. – 27. begaben, beschenken. – 29. verrert, vom mhd. verrêren, versprengen, vergießen.