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Gespenstergeschichte

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Textdaten
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Autor: Ernst Deecke
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Titel: Gespenstergeschichte
Untertitel:
aus: Lübische Geschichten und Sagen, S. 383–386
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Carl Boldemann
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Erscheinungsort: Lübeck
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Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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[383]
208. Gespenstergeschichte.

Um diese Zeit hat in der Wagemanns- oder Wahmstraße, da wo die großen Häuser stehen, ein alter Kriegsmann gewohnt, welcher vordem in der holländischen Staaten Dienst gegen den Spaniard und Engelsmann gestritten, aber einsmals, wie er sagte, weggekommen und zu den Avanturiers oder Fliboters gestoßen war, allwo er wunderliche Thaten verrichtet. Da er nun Leib und Seele, wie er gesagt, salviert, hat er sich vor dem leidigen Teufel und seiner Gesellschaft nicht gefürchtet, sondern dieselben öfter hergefordert, daß sie ihm ein sonderbares Gespenst vorgekommen, dessen er all’ sein’ Lebtage gedenken müssen; und hat er darnach, wenn Jemand zweifeln wollen, wie es bewandt wäre, demselben strar in’s Wort gefallen, und also gesprochen:

„Wat? Gespenster sull’t nich gêven? Gespenster givt et doch, so wâr ik Her van Höneman hêt un Hövtman bî de Frîbüters west bün. Hört man tô, wat mî sülfst vör ’n Geschicht’ passêrt is.

Ik Her van Höneman, Laitnant Wacker, un Laitnant van de Cumpani sêten êns Avens gans vergnöglik up mîn Stûv’ un spêlden en Gericht Lummer. Sôlo was ’n Schilling un all dat anner so na Prôpotschôn, as örndliche Lüd’ hört und gebört. [384] Justement, as ik grâd ’n grôten Sôlo mit vîv Matadôrs in de Hand hev’, kloppt wat an de Dör. Wol kunn dat sîn? Mîn oll’ Lîesch harr ik nâ ’n Gericht Näg’nôg’n ûtschickt, un dat olle Minsch treckt jümmers de Hûsdor fast achter sik tô, un ûter uns drê Mannslud’ was kên Minsch in dat hêle Hûs – –

Laitnant Wacker krach dat Bêven un Laitnant van de Cumpani dat Zittern; ik sêd’: du gerechter du almechtiger Got, wat hêt dat, wat bedüd’ dat und wôtô schal dat? –

Ratsch deit sik de Dör âpen, un mîn sâlig Her Wêrd un mîn sâlen Frû Wêrdsch trêden in optima forma in de Stûv’ rin. Laitnant Wacker füllen de Kôrten ût de Hand un he kröp unner’n Disch; Laitnant van de Cumpani füll in Swögniss un kröp unner mîn Gardinenbettstêd’, verlör âvers sîn P’rük dabî.

Ünnerdessen kêmen de sâlen Lüd’ nêger. He harr ’n brûn gallonêrten Rock an un ’n draffeldôren West’, un Schô mit Snûten so dick un brêt as ’n Appelkôken un grôte Ossenôgen d’rin; en P’rük up’n Kopp so grôt as ’n Lammerfell, vör mit twê Spitsbôven un achter mit ên Gaudêv, ’n grôten swatten Drêang’l ünner’n Arm, un ’n Dêgen so lang as ’n Brâtspit an de Sît. Se harr ’n swatte Pikesch an un ’n grôte Dormös’ up ’n Kopp mit Blômen un Zitternâteln, ’n grôten stîven (Rock) [385] so dat se man up de hôg’ Kant in de Dör kâm’ kunn; Ôrbummelâjen bet up de Schullern; Schô mit hôge Hacken un Snâbelsnûten, un sonn grôten Fechtel, den dêd’ se jümmers up un tô, up un tô, up un tô. –

Se güng’n nu beid’ de Stûv’ up un dâl, up un dâl, up un dâl, un tor Dör henût. –

Nu krachen de annern beiden de Kurâsch wedder: de ên kêm unner’n Disch ’rût; un de anner under mîn Gardînenbettstêd’, un stülp’ sîn P’rük up, de wêr âvers as ’n oll’ Stöv’ûl, un sîn Mandîrung sêt so vull Feddern, dat he ûtsêg’ as ’n kalkûtschen Hân. Laitnant Wacker kîkt tor Dör henût, un uns alle drê plâgt de verflûchtige verdammtige Nischirigkeit, dat wi de sâlen Lüd’ nâgât.

Nu gât se int Hus Trepp’ up, Trepp dâl; Keller up; Keller dâl; un wi jümmers achter an. Se gât nâ’n böbelsten Bön henup; un wi jümmers achter an. As wi up den böbelsten Bön kâmt, fâten se sik beid’ an dat Winneltau, un schurr-r-r-r gât se hendâl; un wi all’ achter an. Ik kêm’ ôk glücklich hendâl; Leitnant Wacker ôk; Laitnant van de Cumpani âvers blaff in de drüdde Bönlûk’ häng’n as Apsalon in’n Êkbôm. Endlich spaddel’ he sik lôs, full âvers quatsch up de Êr’, as’n umgestülpte Schöttel mit Appelmôs.

Nu güng’n de sâlen Lüd’ nâ de Kök ’rin; un ik [386] achter an, un Laitnant Wacker achter an; Laitnant van de Cumpani lêg dâ as de Pogg’ in Mânschîn. As wi âvers in de Kök kâm’, so fallen Schöttel un Schâpen, Töller un Grâpen, Lüchter un Sêlpött, Schûmkellen un Kastrullen, kort, all’ dat hêle Tinntüg un Missingtüg, wat in de Kök was, mit ’n ungehairen Mirakel un Spektakel in ênen Dutt tohôp, un husch! hett se de leidige Got-sî-bî-uns tom Schofssteen henût.

Ik füll dâl as ’n Klâv’ Holt un sêd’: du gerechter, du allmechtiger Got, wat hêt dat, wat bedüd’ dat un wôtô schal dat? Laitnant Wacker füll üm un krach kramphaftige Vertreckungen: Laitnant van de Cumpani lag dâ un rallög’. So blaffen wi all’ drê as dôdige Minschen liggen, bet min olle Liesch mit de Näg’ nôg’n na Hûs kêm’, un uns all’ drê ’n Ammer Wâter över’n Kopp göt!

Wat harr wi davan?

Laitnant Wacker krach dat Plackenfêber; Laitnant van de Cumpani harr dat hitzige Fûlfêber un kêm nâ ’t Alhûs; un mi hett sît de Tît de böse Döst to fâten. Mîn oll Lîesch kêm âvers am allerslimmsten weg, denn dat Minsch krêg vör Schreck de gêle Sucht, un hett se noch bet up hüt un dissen Dach.

Un wenn disse Geschicht’ nich wâr is, sal mi êwig un drê Dâg’ de Dübel hâlen.“

Bemerkungen

[399] (Mündl.) Laitnant van de Cumpani – Feldwebel. – Lummer – L’homber. – Wêrd – Wirth. – Swögniss – Seufzen und Stöhnen. – Töllerwisch – Manschette. – draffeldôren – goldgestickt. – Snûten – Schnallen. – Ossenôgen – große, unächte Steine. – Spitsbôven, gaudêv (Gaudieb) – die vorderen und hinteren Zipfel der Perüke – Drêang’l – dreikantiger Hut. – up de hôg’ Kant – verqueer. – krachen – bekamen. – Stöv’ul – Kehrbesen. – Nischirigkeit – Neugier. – böbelsten Bön – obersten Boden. – spaddel’ – zappelte und stieß. – Pogg’ – Frosch. – Sêlpött – zinnerne Henkeltöpfe. – Dutt – Haufen. – Klâv – Kloben, Scheit. – rallög’ – verdrehte die Augen. – blaffen – blieben. – Âlhûs – das gemeine Krankenhaus. – Döst – Durst.