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Geschichte von Kloster Heilsbronn/Großhaslach

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« Gottmannsdorf Geschichte von Kloster Heilsbronn
Ueber die Herren von Vestenberg »
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[204]
25. Großhaslach.

In den dahin gepfarrten Orten Ketteldorf und Bruckberg erwarb schon der erste Abt Rapoto Güter, im Kirchdorfe Großhaslach selbst das Pfarrpatronat, ein Geschenk a domina Adelheide Horburgensi, d. h. von Harburg; denn Frau Adelheid war zuverlässig eine Gräfin von Oettingen. Wir werden nachher sehen, daß die Grafen von Oettingen, zugleich mit den Herren von Vestenberg und Bruckberg, in Großhaslach sehr begütert waren und auch ein Kastrum daselbst besaßen. Die Schenkungsurkunde der Gräfin ist nicht mehr vorhanden, wohl aber eine andere das Patronat betreffende Urkunde von 1144, aus welcher [205] Folgendes erhellt: Der Abt und sein Kloster blieben nur kurze Zeit im Besitze des Patronats und der damit verbundenen Bezüge, da sich Gelegenheit bot, durch Tausch rentablere Gefälle zu erwerben, und zwar vom Bischof Embrico zu Würzburg. Mit diesem schloß der Abt einen Tauschvertrag, inhaltlich dessen der Bischof das Patronat erhielt, aber dagegen Zehnten in Adelsdorf bei Markterlbach und in Bonhof bei Heilsbronn dem Kloster überließ. Der Abt machte im Tauschvertrag dem Bischof zur Pflicht: „ut nulla persona jure beneficiali vel ab Episcopo vel a successoribus suis, ut fieri solet, eam accipiat, sed presbyter, Deo inibi serviens, libere eam possideat, quem tamen Episcopus sine assensu Abbatis nullo modo investiat, nec advocatum quemcunque praeter Episcopum habeat.“ Wir sehen hieraus, daß dem Abt das Wohl seiner Patronatspfarrei am Herzen lag, da er den Bischof und dessen Nachfolger, als künftige Pfarrpatrone, verpflichtete, die Pfarrstelle nie als Sinekure einem Miethling, sondern stets einem treuen Hirten zu übertragen. Der Bischof erklärte sich bereit, dem Verlangen des Abts zu entsprechen und behändigte diesem die in Rede stehende Urkunde, deren Schlußworte lauten: Actum Wirzeburch in synodo nostro 15. Cal. Nov. 1144, Indic. 7 regnante Rege Cunrado III. et Boppone Comite. Unter den Zeugen sind genannt: Wolfram von Schalkhusen und Abt Adam von Ebrach. Somit besaß Heilsbronn das Pfarrpatronat von Großhaslach nicht mehr; es erwarb aber dasselbe 156 Jahre später zum zweiten Mal, wie nachher berichtet werden wird.

Größere Acquisitionen machte in Großhaslach der 10. Abt Otto (s. dort) im Jahre 1253 von Konrad von Bruckberg und dessen Frau, welche Gefälle vom Engelhartshofe in oder bei Großhaslach und von der Mühle bei Mausendorf (s. dort) an das Kloster verkauften. Friedrich von Bruckberg, Konrads Bruder, verpfändete 1255 alle seine Güter in Großhaslach dem 10. Abt Otto. Auch hier, wie überall, wurde das Kloster wegen seiner Privilegien angefeindet und in Prozesse verwickelt, zuerst mit dem zehntberechtigten Ortspfarrer Heinrich und dessen [206] Vikar Hermann. Die Streitobjekte waren der ebengenannte Hof (praedium, quod dicitur Engelhartshouen) und Felder bei Ketteldorf. Pfarrer und Kaplan forderten, wie bisher, den Zehnten von diesen Grundstücken, wurden aber vom Abt Edelwinus mit ihrer Forderung zurückgewiesen und klagten daher bei ihrem Pfarrpatron, dem Bischof Iring in Würzburg. Nachdem acht Landleute (plebesani ad inspectionem agrorum missi) die beiden Grundstücke eingesehen und den Zehntertrag geschätzt hatten, wurde festgesetzt: Der Pfarrer Heinrich und seine Nachfolger empfangen jährlich vom Kloster 16 Unzen Heller und verzichten dagegen auf den Zehnten von den beiden Grundstücken. Abt, Pfarrer und Kaplan erklärten sich damit einverstanden, worauf der Bischof 1259 den Vertrag bestätigte und etwaigen Vertragsbruch mit dem Anathema bedrohte. Wie in Großhaslach, so gerieth das Kloster auch anderwärts wegen des Zehnten mit den Ortsgeistlichen in Prozesse, welche fast in allen heilsbronnischen Pfarreien damit endeten, daß das Kloster von der Entrichtung des Zehnten freigesprochen wurde, aber sich zu fixirten jährlichen Leistungen von Geld oder Naturalien an die Ortspfarrer verpflichtete. Diese Verpflichtung ging nach Auflösung des Klosters auf das markgräfliche, dann preußische, jetzt bayerische Staatsärar über. Der vorhin genannte Friedrich von Bruckberg hatte in Großhaslach auch ein Kastrum, welches er aber nebst den dazu gehörigen Wäldern und Wiesen an den Schwiegersohn des Burggrafen Friedrich III. von Nürnberg, den Grafen Ludwig von Oettingen und dessen Sohn Friedrich, welcher eine Tochter Wolframs von Dornberg zur Frau hatte, verkaufte. An dieselben verkaufte und vertauschte er später auch seine übrigen Güter in Großhaslach. Da aber die Käufer den Kaufschilling von 400 Pfund Hellern nur theilweise erlegen konnten, so zahlte der 13. Abt Heinrich von Hirschlach (s. dort) 130 Pfund Heller und erhielt dafür von den bruckbergischen Gütern in Großhaslach zwei Höfe und zwei Söldengüter (duas curias cum duabus areis, dictis Selhuser). Zur nachhaltigen Sicherung seiner Errungenschaft ließ sich der Abt von den beiden Grafen von Oettingen [207] über die 130 Pfund eine Empfangsbescheinigung ausstellen und diese vom Bischof Reinboto von Eichstätt kontrasigniren und besiegeln. Zeugen: Ulricus scultetus de Onoltzbach, dictus Spitz, Cunradus Urach, Heinricus Vogel, Cunradus dictus Gunzlin, milites, Gotfridus dictus Vogel (s. unten bei Turndorf), Otto de Lacu et alii. 1293.

Die Herren von Bruckberg waren somit aus Großhaslach verdrängt. Nun kam die Reihe an die Herren von Vestenberg, welche im Orte sehr begütert waren, aber gleichfalls hinausgedrängt wurden. Auch sie besaßen im Orte, wie die von Bruckberg, ein Kastrum, und die größere Hälfte des Ortes war ihnen zinsbar. Alle diese Besitzungen verkaufte Albrecht von Vestenberg[1] an den 13. Abt Heinrich von Hirschlach. Der Verkäufer erklärte: „Ego Albertus miles, dictus de Vestenberg, ministerialis, confiteor, quod ego, Romanorum Regis invicti domini Adolfi favore adhibito, de consensu dilectae Juthe nunc meae conjugis ac heredum meorum (die unmündigen Erben wurden durch einen fidejussor vertreten) bona mea in Grozen Haselach ad me propietatis titulo a progenitoribus meis deducta, id est domicilium habitationis, quatuor curias et unum feudum cum quibusdam areis sive domibus que dicuntur Selhuser, numero viginti quatuor, jus tabernae et jus stupe balnearis, medietatem juris judiciarii ac piscinam ibidem, duas silvas, quarum una Espach dicitur, altera vero sita est juxta villam Reckersdorf, cum fundo eorum, cum omnibus juribus, agris, ortis, pratis, pascuis, silvis, aquis et aquarum decursibus, cultis et incultis, viis et inviis, quesitis vel querendis et omnibus pertinenciis ad praedicta bona, vendidi pro certa pecunie summa, renunciato omni jure ac dominio. Ad habendam autem certitudinem et perpetuam memoriam de premissis praesentes literas sigillis illustrium comitum, videlicet domini Friderici (III. † 1297), Burggravii senioris, et domini Cunradi, fratris sui, Burggravii [208] junioris de Nuremberg, ac domini Ludovici, Comitis de Otingen, item sigillo meo proprio et Hermani fratris mei, dicti de Vestenberg, tradidi roboratas. Acta sunt haec apud Grozen Haselach 1295. II. Nonas Junii.“ Angehängt sind die fünf Siegel der Burggrafen Friedrich und Konrad, des Grafen von Oettingen, des Verkäufers und seines Bruders. Dann folgen die Namen von mehr als 30 Zeugen, z. B.: Johannes (I.). filius Burggravii senioris (siehe Beitr. S. 64 und 85), Cunradus frater meus, dictus Cropf, Ramungus de Vestenberg, Otto de Dietenhoven, Burchardus de Vendebach, Cunradus Pfinzing, Sifridus et Hermannus fratres de Lebzingen, milites, Hermannus de Vestenberg junior, Otto de Lacu, Ludwicus de Vendebach, Otto junior de Dietenhouen, militares; zuletzt fünf Mönche von Heilsbronn, darunter Cunradus Suppanus, nachmals Abt. Nach dem Wortlaut der Urkunde schrieb diese der Verkäufer selbst. Allein die gegen ihn selbst und die Seinigen gerichteten Eingangsworte floßen zuverlässig nicht aus seiner, vermuthlich nicht lateinkundigen Feder. Die in gehobener Sprache geschriebenen Eingangsworte lauten: In nomine etc. Quoniam radix omnium malorum, cupiditas, secretum virus, pestis occulta, malitiae fomes, virtutum erugo, mater discordiae, tinea largitatis propter diversorum eventuum casus fortuitos et praesenti temporum cursu per oblivionis dispendium emergentes jura humani federis ac bene gesta mortalium non solum turbat, frequenter impedit et invertit, sed aliquoties per abusum litigantium evertit simpliciter et extinguit, si non fuerint commendata testibus et scriptura: idcirco ego Albertus miles de Vestenberg u. s. w. wie oben. Dieß war zuverlässig nicht der Styl des von Schulden gedrückten Verkäufers, sondern des energischen Käufers, der mit dem Kaiser Adolf und mit dem Papste gleich gut stand und in diesem Bewußtsein seiner Überlegenheit die Feder führte. Eines fehlte jedoch in der Urkunde zur völligen Sicherung der wichtigen Errungenschaft: die Stellung von Bürgen. Noch in demselben [209] Monat holte der Abt das Versäumte nach. Am 4. Juni hatte er sich in Großhaslach die von fast drei Dutzend Zeugen bestätigte Erwerbsurkunde einhändigen lassen; am 21. Juni ließ er sich zu Kadolzburg in deutscher Sprache weiter urkunden wie folgt: „Ich Albrecht von Vestenberg habe verkauft an den Abt und die Sammunge von Halsprunne in dem Dorf zu Grozenhaselach an meinem Halbtheil des Gerichts, an meinem Wiger (Weiher), an meinen Houen und an meinen Sehlhusen und was in sie beide gehört und an meiner selbes Hofstat, die ich da bezezzen het und mit der Mül, die ich da het mit der Tauern und mit der Badstuben mit allen dazu gehörigen Feldern, Wiesen, zwei Hölzern etc.“ Der Schluß lautet: „Dise Red und ditz Gelübde geschah in der Burge ze Kadelspurg umme Sunnwenden 1295 und han ich dem Abt und der Sammunge die vorgenannten Red und Gelübde gevestend mit meinem Insiegel.“ Als Bürgen sind beigeschrieben: Walther von Hohenegke, Johannes, Burkhard und der Pfaffe, alle vier Münche, C. Cropf, C. Pfinzing, C. Heyder. Martin Tanner, Herr von Thetelsauwe, Ramung von Vestenberg, welche für die Haltung des Kaufes bürgten und eventuell in Nürnberg zu laisten angelobten. Felicitas, eine Tochter des Verkäufers, war an Konrad von Bruckberg verheirathet. Um Einsprüchen von dieser Seite her zuvorzukommen, ließ sich der Abt von dem Verkäufer ein drittes, vom Burggrafen besiegeltes Dokument einhändigen. Darin hieß es: „Ich Albrecht von Vestenberg vergihe, daß ich mit meiner Tochter Felicitas, Wirthin Cunrads von Bruckberg Willen mein Gut an den Abt und die Sammunge von Halsprunne verkauft habe. Und daß dies Gelübde stete bleibe, deß geb ich ihnen diese Handveste, versiegelt und gevestent mit des ehrbaren Herrn Burggrafen Friedrich (III.) von Nürnberg und mit meines Bruders Hermans von Thetelsauwe Insiegeln. Und darum wir Burggraf Friedrich vergehen, daß wir unser Insiegel durch Bete des Ritters Albrecht von Vestenberg haben gelegt an diesen Brief. Zeugen: Ritter Otto von Dietenhouen und mein Vetter Ramung von Vestenberg und Otto vom See, Abt Heinrich von Halsprunne und Bruder [210] Friedrich Gunzelin der Prior, Bruder Lupold der Kellner und Bruder Heinrich von Meckenhusen und Bruder Cunrad Suppan (nachmals Abt), Münche des Closters. Diß ist geschehen ze Grozenhaselach am St. Nicodemustag 1295.“ Nächst der Tochter Felicitas konnte möglicherweise auch die Familie Pfinzing in Nürnberg, welche mit der Vestenbergischen nahe verwandt war, den Verkauf anfechten. Der umsichtige Abt ließ sich daher zu seiner Sicherstellung i. J. 1302 ein Dokument folgenden Inhalts einhändigen: In nomine etc. Nos Cunradus Phinzink et Agnes conjux ejus profitemur, quod Albertus de Vestenberg miles castrum suum, 4 curias cum quibusdam areis sive domibus, quae dicuntur Selhüser, numero 24, jus tabernae et jus stupae balnearis et medietatem juris judicarii ac piscinam ibidem, item duas silvas abbati et conventui in Halsbrunnen vendidit, quam venditionem approbamus, renunciantes exceptioni hereditatis. Testes hujus rei sunt Bertholdus Phinzink, Cun. Stromair, Sif. Ebener, Fr. et Herdegenus dicti Holzschuher, cives norimbergenses. Albert von Vestenberg besaß nach dem Verkauf der bezeichneten Objekte noch einige Grundgefälle im Dorfe, verkaufte aber auch diese mit Zustimmung seiner Frau für 144 Pfund Heller an denselben Abt und behielt nur noch das Widemholz. Das lateinische Verkaufsinstrument wurde im Januar 1306 zu Heilsbronn vom Burggrafen Friedrich IV. besiegelt. Albert von Leonrod, Kon. Pfinzing, Milites, Hein. von Bruckberg, G. von Vestenberg, von Seckendorf genannt Hörauf, und Konrad genannt Viechtlin, Bürger in Nürnberg, verbürgten sich für die Haltung des Verkaufs und verpflichteten sich, zu laisten. Zwei Jahre darauf verkaufte Albert von Vestenberg mit Zustimmung seines Sohnes Johannes für 60 Pfund „bereiter Heller“ auch sein letztes Besitzthum bei Großhaslach, das ebengenannte Wiedemholz. Ein anderes Grundstück, die Kreuzwiese, kaufte derselbe Abt Heinrich von dem ebengenannten Ramung von Vestenberg, welcher zu Halsprunne am Samstag nach St. Andreas 1307 urkundete: „Ich Ramung genannt von Vestenberg, [211] Ritter, vergie, daz ich die Creuzwiesen, zwischen Grozen Haselach und Vestenberg verkauft han um drizig Pfund Haller dem Herrn Heinrichen und der Sammunge von Halsprunne, 3 dagwerch etc. Diesen Kauf gelob ich ze rechtfertigen dem Closter Jar und Tag. Zeugen sind Herr Philipps von Tannenberg, Herr Sifrid von Halle, Herr Heinrich von Meckenhausen, Herr Cunrad von Retzbach, die Brüder und Münch sind in dem Closter, Herman von Vestenberg, mein Vetter, und mein Sun Ramung und Andere.“

So hatte denn der Abt Heinrich von Hirschlach alle Vestenbergischen Güter in Großhaslach und das dortige Bruckbergische Kastrum mit Zubehör an das Kloster gebracht. Seine einzigen Mitdorfherren waren nun noch die Grafen von Oettingen, welche, wie schon erwähnt, dort das zweite Kastrum mit mehreren Gütern besaßen, aber 1299 alle ihre dortigen Besitzungen an denselben Abt Heinrich verkauften und dabei erklärten: „In nomine etc. Anno 1299 in crastino nativitatis virginis Mariae Nos Ludwicus senior et Fridericus, comites de Otingen, et Elizabeth (von Dornberg) confitemur, quod abbati et conventui in Halsprunnen vendidimus pro 1000 libris hallensium castrum nostrum Haselach, curiam dictam Sunthof, item curiam Friderici, Maroldi, Schurzel et Snekken cum agris, pratis, nemoribus, aquis, piscariis, districta jurisdictione et omnibus juribus ac pertinenciis suis et quidquid in villa et marchia Haselach habemus, pleno rerum dominio. Et promittimus, facere plenam gwarandiam, quae vulgariter Werschafft appellatur.“ Dann folgen die Namen der Garantie leistenden drei Bürgen: Ulricus, genannt Spiez, Scultetus in Onolzpach, und die Gebrüder Heinrich und Gottfried, genannt Vogel, Milites. Hierauf die Namen von 12 Zeugen und des gräflichen Notars Burgauer. Der Schluß lautet: Acta sunt haec in castro nostro Dornberch anno et die quo supra. Angehängt wurden die drei Siegel der Grafen Ludwig und Friedrich und der Frau des Letzteren, Elisabeth. Nach diesem Kauf war Großhaslach ganz heilsbronnisch.

[212] Auch das im Jahre 1144 an den Bischof von Würzburg vertauschte Pfarrpatronat kam 1300 auf Ansuchen des Abts Heinrich von Hirschlach wieder an das Kloster. Der dem Kloster Heilsbronn sehr gewogene Bischof Mangold entsprach gern dem Ansuchen des Abts, „eingedenk, daß man von Altersher in Heilsbronn des Gottesdienstes bei Tag und Nacht vor Anderen gewartet und ohne Ansehen der Person und des Standes Barmherzigkeit und Gastfreundschaft geübt habe.“ Die dem Pfarrpatron zustehenden Einkünfte sollten lediglich zur Speisung (ad mensam, non ad usus alios) sämmtlicher Mönche und Laienbrüder verwendet werden; Alle sollten bei der jährlichen Gedächtnißfeier des Bischofs Weißbrot, bessern Wein und Fische erhalten. Der Schenkungsbrief wurde zu Würzburg in Gegenwart von mehreren Domkapitularen ausgefertigt und besiegelt. Im Vigilienbuche ist beim 8. Juli eingetragen: Anniversarium Mangoldi epi. herbipol. qui dedit nobis ecclesiam in Haslach, et cantabitur missa pro eo in choro nostro. Obiit 1303.

Nun galt es, diese ansehnlichen Errungenschaften dem Kloster dauernd zu sichern. Auch dafür sorgte derselbe Abt durch Erwirkung bischöflicher und kaiserlicher Bestätigungen. Zuerst wendete er sich an den Kaiser Adolf, welcher schon vor seiner Thronbesteigung i. J. 1292 in Nürnberg wohnte und dem Abt besonders zugethan war, mit der Bitte um Bestätigung des Kaufes der Vestenbergischen Güter in Haslach. Der Kaiser entsprach der Bitte und erklärte in seiner Bestätigungsurkunde: Nos Adolfus, Dei gratia Romanorum Rex. Ad universorum imperii romani fidelium noticiam deducimus, quod strenuus vir Albertus miles de Vestenberg, ministerialis noster et imperii, omnia bona sua, redditus et proventus, quos ipse et pater suus in villa Haselach possederunt, cum omnibus juribus suis, agris, silvis, pratis, poscuis, piscationibus et etiam partem judicii, videlicet medietatem juris judicandi in eodem loco, cujus altera medietas judicii ad nobilem virum Ludewicum, comitem de Otingen dinoscitur pertinere, de nostra voluntate et expresso consensu honorabilibus et religiosis viris abbati et [213] conventui in Halsprunne vendidit. Unde et nos omnia supradicta bona cum suis juribus in praedictum monasterium transferimus pleno jure, ratam habentes et gratam venditionem, eandem ipsam confirmamus, praesentibus majestatis nostrae sigilli munimine roboratis, maxime, cum idem Albertus pecuniam pro praedictis bonis receptam de nostra permissione et suasione ad usus convertit meliores. Datum in Rotemburch IV. Nonas Maji, Indictione septima 1295, regni nostri anno tertio. Der nachfolgende Kaiser Albrecht I. war zwar seines Vorgängers Adolf Todfeind, aber wie dieser dem Abt Heinrich von Hirschlach (s. dort) gleichfalls sehr gewogen und wiederholt dessen Gast in Heilsbronn. Auch ihn bat der Abt um Bestätigung des Kaufes der Vestenbergischen Güter in Haslach. Gerne entsprach auch dieser Kaiser der Bitte, indem er dem Abt ein Diplom zustellte, worin er das soeben mitgetheilte Diplom seines von ihm erschlagenen Vorgängers von Wort zu Wort wiederholte und bestätigte und Folgendes beifügte: Nos igitur praedictorum Abbatis et conventus devotis supplicationibus tanto gratulabundius annuentes, quanto ipsi per hospitalitatis beneficia et alia sanctitatis opera, quibus se Deo et hominibus reddunt prae ceteris gratiores, memoratum privilegium in omnibus suis articulis ex certa scientia motu benignitatis regiae confirmamus. Nulli ergo hominum liceat, hanc nostrae confirmationis paginam infringere. Quod qui secus facere presumserit, indignationem et gravem offensam celsitudinis regiae se noverit incurrisse. Datum in Nuremberch, Nonas Februarii 1302, Indictione 15. regni vero nostri anno quarto.

Eben so gern, wie die genannten Kaiser, erfüllte auch der Bischof Mangold von Würzburg des Abts Bitte um Bestätigung der Errungenschaften in Großhaslach. Die bischöfliche Bestätigungsurkunde lautete: Mangoldus, Dei gratia Episcopus herbipolensis. Abbas et conventus in Halesprunnen insinuatione monstrarunt, quod licet ipsi duo castra sita in villa Haselach et ipsam villam nostrae diocesis cum omnibus [214] juribus, jurisdictione seu jure judicandi, civiliter vel criminaliter, in causis sanguinis vel pecuniariis et omnibus aliis pertinentiis emerint a nobili viro Ludewico, comite de Oetingen et strenuo milite Alberto de Vestenberg pro 2000 librarum hallensium possidendam: tamen, quia praedicta in nostro ducatu sita noscuntur, praedicti religiosi futuris obviare periculis satagentes, nostrum consensum postularunt. Nos eorum postulationibus inclinati, ipsis jurisdictionem praedictae villae et jus judicandi civiliter seu criminaliter, in causis pecuniariis vel sanguinis concedimus praesentibus et donamus, emptionem et venditionem praedictas ratas et gratas habentes ipsasque in his scriptis confirmamus. Actum in Herbipoli 1301 in castro nostro in monte S. Mariae, feria tertia post diem pentecostes, praesentibus Heinrico de Katenstein, notario nostro, canonico novi monasterii etc., Heilmano et Heinrico de Wizzenburg, monachis in Halsprunne et aliis. Demzufolge erhielt das Kloster nicht nur die Civil-, sondern auch die Kriminalgerichtsbarkeit in Haslach. Die päpstliche Bestätigung des acquirirten Patronats wurde nicht mehr durch den Abt Heinrich, sondern erst nach dessen Tod durch den 15. Abt Suppanus (s. dort) erwirkt. Wie durch den Abt Heinrich die Kapelle zu Ketteldorf nach Großhaslach gepfarrt wurde, siehe oben bei Ketteldorf. Wie der 22. Abt Kötzler Jahre lang gegen seinen Patronatspfarrer Hertlein in Großhaslach prozessirte, siehe oben bei diesem Abt. Über die jahrelangen Zerwürfnisse zwischen dem Pfarrer Trebs in Großhaslach und seinen Beichtkindern in und um Reuth, über die Beseitigung dieses Konflikts durch die Errichtung der Pfarrei Reuth i. J. 1473 wird unten bei Reuth berichtet werden.

Der vorletzte Pfarrer in Großhaslach vor Anfang der Reformation wurde i. J. 1500 vom Abt in der üblichen Weise dem Bischof zur Investitur präsentirt. Das Präsentationsschreiben Bamberger’s lautete: Reverendo in Christo patri ac domino Laurentio, Episcopo herbipolensi, frater Sebaldus, Abbas in Fonte salutis. Ad parochialem ecclesiam gloriosae Dei [215] genetricis virginis Mariae in Grosshaslach per decessum Friderici Kammerer, ultimi possessoris vacantem, cujus collatio et praesentatio nos nostrumque monasterium respicit, honorabilem et discretum virum Johannem Bischoff sacerdotem, praesentium exhibitorem, pro perpetuo rectore ejusdem ecclesiae vestrae reverendae paternitati duximus praesentandum, pro et cum ipso supplicantes, quatenus eundem de cura et regimine ac juribus praedictae ecclesiae propter Deum investire dignemini. In cujus praesentationis testimonium sigillum nostrum praesentibus duximus impendendum. Der Pfarrer Bischof resignirte schon nach zwei Jahren. Seinen Nachfolger Mich. Preuß präsentirte der Abt dem Bischof in derselben Weise. Preuß gab während seiner dreißigjährigen Amtsführung viel Ärgerniß. Über sein Verhalten, so wie über die Vorgänge in Großhaslach zur Zeit des Bauernkrieges und im ganzen Reformationsjahrhundert ist oben beim 26. Abt Wenk und Abschn. VI, 4 berichtet worden.

Im 30jährigen Kriege litt Großhaslach weniger, als mancher andere Ort in der Umgegend. Die erste Heimsuchung kam im Herbst 1621. Es lagen in und um Roßstall bayerische, auch Mansfeldische Truppen, theilweise befehligt von dem Oberstlieutenant Othmar von Chewitz. Einige seiner Schnapphähne plünderten am 10. Oktober in Großhaslach, doch ohne zu sengen und zu brennen. Die Ortsbewohner bargen einen Theil ihrer Habe in der Kirche. Der Pfarrer Seitz that dasselbe, floh mit Frau und zwei Töchtern nach Ansbach und wartete dort den Abzug der Plünderer ab. Einige Soldaten, welche der Markgraf als Schutzwächter nach Heilsbronn verlegt hatte, setzten den Plünderern nach und entrißen ihnen einen Theil der Beute, behielten aber das Meiste davon für sich, oder gaben es nur gegen Lösegeld zurück, z. B. den Bindzeug des Baders. Die zwei Schlimmsten dieser Schutzwächter waren aus Ansbach und Windsbach. Diese erste Kriegsdrangsal wirkte zwar erschreckend, aber nicht läuternd auf die Gemüther ein, Zeuge einer Beschwerdeschrift, welche der Pfarrer Seitz, neun Monate nach dem Überfall, beim [216] Amt in Heilsbronn einreichte. Das gegen den Meßner, Weber und Schulmeister Gg. Fischer gerichtete Schriftstück gibt zugleich Nachricht über einige Lokalverhältnisse, namentlich über den Stand der Schule. Es heißt darin u. A.: „Die Nachbarn klagen über den Schulmeister, weil er nicht genugsam Fleiß verwendet, so daß die Kinder vergessen, was sie gelernt haben und die Eltern dadurch veranlaßt werden, ihre Kinder anderwärts in die Schule zu schicken. Er und die Seinigen sind gegen mich herrisch und höhnisch, fahren mir übers Maul. Da wir voriges Jahr von unserer Flucht von Onolzbach wieder gen Haslach kommen, hat des Meßners Frau mich geschmäht: ich hätte bleiben sollen, wäre aber davongelaufen, treulos und meineidig geworden. Der Meßner redet mit mir, wie mit einem Hundsbuben, so daß ich einmal in meinem Ungestümm des Ihrzens vergessen und ihn schlechthin geduzet. Ich verklage ihn daher hiermit und bitte, ihn zu vermahnen, daß er mich nicht mehr mit groben Worten anschnarre, daß er und die Seinigen, wenn ich ihrer Hilfe bedarf, mir um gebührliche Belohnung zuspringen und helfen zum Heuen, Holzführen, oder wenn ich eines Zehnters oder einer Brecherin bedarf, inmassen andere Meßner zu thun pflegen. Auch soll der Schulmeister die Schule zu rechter Zeit anfangen und nicht allzubald aufhören, auch nicht so oft davon gehen. Wenn er aber ja nöthige Geschäfte hat, daß er davon gehen muß, daß er mir es anzeige, so will ich gern selbst das Beste mit den Schulkindern thun und entweder selbst sie verhören, oder durch meine Töchter verhören lassen, wie denn allbereits oft geschehen. Der Meßner hat bereits das Meßneramt aufgesagt und mich einen andern Meßner dingen heißen. Doch bin ich des Läutens und Singens halben mit ihm zufrieden.“ Vermuthlich kam es zwischen Pfarrer und Meßner zum Waffenstillstand durch die sich mehrenden Kriegsdrangsale. Pfarrer Seitz war noch Zeuge von dem Elend, welches das zirndorfer Lager über die ganze Gegend, auch über Großhaslach brachte. Er starb inmitten dieses Elends, nachdem er während der ersten Hälfte des Krieges in Haslach gelebt und gelitten hatte. Sein Nachfolger Oktavianus Lohbauer lebte und litt daselbst [217] während der andern Hälfte des Krieges. 1637 plünderten bayerische Truppen den Ort, namentlich die Kirche. 1642 Standquartier des Labaischen Regiments. Ablassen der Weiher und Stehlen der Fische. Unter den in Asche gelegten Gebäuden war auch das Pfarrhaus, welches aber durch das Verwalteramt Heilsbronn bald wieder nothdürftig hergestellt wurde. Die Pfarrscheune wurde von dem unvorsichtigen Soldatengesindlein abgebrannt und lag 18 Jahre lang in Asche. Lohbauer gerieth in die kummervollste Lage, die er in seinen Bittschriften dem Markgrafen mit den düstersten Farben schilderte, und jederzeit bezeugten die Beamten in Heilsbronn und die Konsistorialräthe, daß seine Schilderungen wahrheitsgetreu und nicht übertrieben seien. Seine Einnahmsquellen waren meist versiegt. Das Amt Heilsbronn konnte ihm von 28 Simra rückständigem Besoldungskorn nur zwei Simra reichen. Nach vierzehnjähriger Amtsführung schrieb er im September des letzten Kriegsjahres unter Hinweisung auf die vielen Durchzüge: „Ich bin mit Weib und Kindern in der größten Noth, durch die jüngst ausgestandene Plünderung bis auf den Grund verderbt, da mir nichts geblieben ist, als vier kleine Kinder und zerrissene Kleider. Habe mir in die 14 Jahre nicht ein Buch kaufen können, mich bei dem Wasserkrug behelfen müssen, dabei schlechte spiritus et meditationes theologicae sich befunden. Habe in diesen Jahren nicht so viel erübrigen können, daß ich hätte Papier zur Aufschreibung meiner Predigten können kaufen. Im weißen Kirchenhemd ohne Kirchenrock habe ich bisher meinen Gottesdienst verrichten müssen, und noch, dessen ich mich oft schämen muß, sonderlich, wenn fremde Leute diesen Kirchenhabit sehen.“ Die genannten Behörden bestätigten das Alles und fügten bei: „Vom halben Großzehnten erhielt ein Pfarrer vor dem Kriege circa 12 Simra, Lohbauer jetzt circa drei; die Pfarräcker ertrugen sonst 6 bis 7 Simra, jetzt eines. Zwar ist ihm Petersaurach, wo sich kein Pfarrer mehr halten kann, als Vikariat beigegeben worden, wo er alle drei Wochen Gottesdienst halten muß, aber dafür nur 9 Gulden, 2 Ort, 1 dl. und ein Sra. 10 Mtz. Korn beziehen kann. Sein ganzes Einkommen von [218] Großhaslach und Petersaurach besteht in 36 Gulden an Geld, 8 Sra. 2 Mtz. Korn und 2 Tgw. Wiesen.“ Endlich dekretirte der Markgraf Albrecht i. J. 1649: „Weil man den Pfarrer in solchen Angustiis nicht länger lassen kann, als verwilligen wir, ihm 38 fl. und 3 Simra Rückstand zu geben zu Ergetzung seines lang erlittenen Elends und großer Dürftigkeit, damit er nach nothwendigem Kirchenhabit und Anderem trachten möge und die Ursach dieses Mangels uns nicht ferner beimessen werde.“ Lohbauer war über 35 Jahre lang in Großhaslach.

Das Dorf erholte sich früher, als mancher andere Ort. Von den 30 Wohnhäusern waren nur ein Paar abgebrannt. Zwei Jahre nach dem Kriege berichtete das Amt: „Der Ort ist gutentheils bewohnt, außer sieben Höfen, welche mehrentheils eingefallen und der Herrschaft heimgefallen sind. Hofmockel kaufte einen dieser Höfe mit 90 Mgn. Äckern, 101/2 Tgw. Wiesen und 133/4 Mgn. Holz für 75 Gulden, die er aber nur halb zahlen konnte. Kann wegen Armuth keine Dienstbothen halten. Sein halber Feldbau liegt noch in Büschen. Die von der Herrschaft wieder gebaute obere Mühl hat Seb. Keitel gekauft, aber Haus und Scheune dermassen zu Grund gehen lassen, daß zum Erbarmen; ist faul, hat ein bitterböses Weib, das die Mühl als unrein von Gespenstern ausschreit, damit sich kein Anderer um sie annehmen möge. Der Käufer der untern Mühl, Schön, setzte das Mühlwerk in guten Stand. Gleichwohl fand seine Wittwe mit sechs kleinen Kindern keinen Käufer, konnte wegen Armuth keinen Mühlknecht halten, daher nichts erwerben und nichts entrichten.“ 19 Jahre nach dem Kriege waren von den 30 Höfen vier noch nicht an den Mann gebracht, von 804 dem Amte zehntpflichtigen Morgen Ackerland 595 noch öde. Von den schon vor dem Kriege in Ackerland verwandelten Weinbergen „am Münchsweiher hinauf an der Weinleiten“ bezog das Kloster den Weinzehnten, z. B. i. J. 1428 von 10 Morgen. Damals bewirthschaftete das Kloster dortige Weinberge in eigener Regie. Das Lokalkirchenvermögen war stets gering und bedurfte zur Bestreitung von Baukosten stets der Beihilfe des Klosters, später des Klosteramts.


  1. Vgl. Stillfried S. 206.
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