Gekrönte Liebe
Gekrönte Liebe.
Ich liebt’, als ich noch zur Prima ging,
– Nicht ganz ohne Furcht und Tadel –
Ein blondes, ein junges, ein frisches Ding,
Die war vom ältesten Adel.
Die Krone mit sieben Zacken,
Und wenn sie mich lachend angeblickt,
Dann schoss mir das Blut in die Backen.
Und sass ich gebeugt auf den Sophokles
Mir war’s, als ob ich die kleine Komtess
In’s Ohr mir lachen höre.
Und als ich, ein Studio, trug auf der Brust
Dreifarbig das Band der Rhenanen,
Ein Mädel ganz ohne Ahnen.
Der Vater ein Schuster, die Mutter tot,
Der Bruder Hausknecht in Barmen – – – –
Ich aber, wenn sie die Lippen mir bot,
Sie hat mir ein Cerevis gestickt
Von ihren armseligen Groschen,
Und wer mir das Mützchen schief angeblickt,
Dem hab’ ich den Schädel verdroschen.
Ein Mädel – erst sechzehn Jahre! –
Die war so schön – so schön wie ihr Land,
Das Kind von Castellamare.
Ihr Vater im Bagno – sie selber so froh,
Wenn wir zum Monte San Angelo
Auf kleinen Eseln ritten – – – –
Vergessen war Zukunft, Amt und Beruf,
Wenn mich die Kleine neckte,
Die Hochzeitsfackel reckte …
Und jetzt. – Wenn manchmal um Mitternacht
Der Kopf mir sinkt auf die Bücher,
Da schleichen drei Mädels durch Thüren sacht,
Drei Augenpaare, – die nie ich vergess’,
Die funkeln und schmeicheln und bitten – –
Die Schustertochter, die kleine Komtess
Und das Sträflingskind in der Mitten.
Und locken mich doch vergebens –
Und Krönchen tragen sie alle drei …
Die Kronen meines Lebens!