Zum Inhalt springen

Freiburg’s Gründung

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Georg Kilian Halbmann
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Freiburg’s Gründung
Untertitel:
aus: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau, S. 6-10
Herausgeber: Heinrich Schreiber
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Franz Xaver Wrangler
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Freiburg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Freiburg und Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[6]
4. Freiburg’s Gründung.

(Die Sage erzählt: Herzog Berthold III. von Zähringen sei einst vom Kaiser dem Bischof von Köln gegen die Städter zu Hilfe geschickt worden. Besiegt von denselben, sei er in Gefangenschaft gerathen; habe jedoch während dieser Zeit den Plan zur Gründung einer Stadt gefaßt. Nach seiner Befreiung sei er mit Kunst und Handel in Köln bekannt geworden und habe bei seiner Nachhausekunft Freiburg gegründet.)


Der Herzog saß gefangen
Zu Andernach in Haft;
Ob sie ihn wohl bezwangen,
Den Stolz der Ritterschaft?

5
Es wuchs dem edlen Leuen

Da drunten erst der Muth,
Die Kraft thät sich erneuen
In flammenvoller Gluth.

Er hat in fernen Landen

10
Den Geist der Zeit ermerkt,

Er hat sich in den Banden
Für künft’ge Zeit gestärkt.
Hei, wie ihn da gelüstet
Zu säen seine Saat!

15
Hei, wie der Held sich brüstet,

Da ihm die Freiheit naht!

Und als man ihn entlassen
Zu Andernach der Haft,
Gen Köln fuhr er die Straßen

20
Mit seiner Ritterschaft.

Was dort ihm dunkel graute,
Hie wird es ihm zum Licht,
Und was sein Geist erschaute,
Vergessen mocht er’s nicht.

[7]
25
Am Rheine sah er gehen

Die Schiffe in die Fluth,
Er sah am Lande stehen
Viel fremder Länder Gut.
Er sah im heil’gen Köllen

30
Den Geist der neuen Zeit,

Und Kirchen und Kapellen
Voll Pracht und Herrlichkeit.

Hei, was das Herz ihm pochte,
Wie ’s innen hat gegährt!

35
Was nicht die Kraft vermochte,

Der Geist hat’s abgeklärt.
Die Mähr hat er erkundet
Von Martins Zauberpracht;
Sein Herze war gesundet,

40
Sein Auge hat gelacht.


Er sprach zu den Genossen:
„Ihr Ritter hoher Art,
Mich hätt’ es schier verdrossen,
Daß man mich so gewahrt.

45
Ich saß im alten Neste

Und sah die Sonne nicht,
Die Mauern waren feste,
Drein drang kein Tageslicht.“

„Drinn mußt’ ich ruh’n und rasten

50
In Ketten eingezwängt,

Mußt’ hungern, dürsten, fasten,
Mir war der Arm beengt.
Doch hab ich drinn erlernet,
Wo goldne Freiheit winkt,

55
Wie man den Zwang entfernet,

Wenn frei die Sonne blinkt.“

[8]

„Mich soll man nimmer fangen.“
Der edle Degen sprach:
„Eh’ nach ein Jahr vergangen,

60
Da lösch ich meine Schmach.

In Städten reich an Hallen,
Gesegnet reich an Wein,
Wo goldne Aehren wallen,
Soll meine Wohnung sein.“

65
„Wo grüne Fichten rauschen,

Im dunkeln Tannenforst,
Da will ich ruh’n und lauschen
In meinem kühlen Horst.
Mir soll die Mühle mahlen

70
Mein selbstgebautes Korn;

Gereift von Sonnenstrahlen,
Füllt süßer Wein mein Horn.“

Die Ritter sah’n verlegen
Den wackern Herzog an,

75
Wohl schien der Plan verwegen,

Den er im Herzen sann.
Da sprach der Ritter Einer:
„Die Rede mich ergötzt,
Doch hat’s so schnell noch keiner

80
In’s volle Werk gesetzt.“


Nun ritten die Gesellen
Hinweg vom deutschen Rhein,
Wohl von dem heil’gen Köllen
In’s Breisgau tief hinein;

85
Hin, wo die Fichten rauschen

Im prächt’gen Schwarzwaldgrund,
Wo Vögel Lieder tauschen,
Früh bis zur Abendstund.

[9]

Dort stand nach alten Sagen

90
Ein Kirchlein arm und klein;

Der Herzog ließ da tragen
Zum Bau den ersten Stein.
Die Hämmer sah man schwingen,
Da gab es lauten Schlag,

95
Die Aexte hört man klingen,

Wohl scholl es manchen Tag.

Bald stiegen Schloß und Hallen
Zum blauen Himmel an,
Bald sah man Ritter wallen

100
Mit Goldschmuck angethan.

Da ritt von seinem Schlosse
Der Herzog, jener Aar,
Ins Thal mit seinem Trosse
Noch in demselben Jahr.

105
Wo einstens düstre Wälder

Wild rauschten in dem Thal,
Da grünten Saatenfelder
Im goldnen Sonnenstrahl.
Wo trauerten die Tannen,

110
Sah man jetzt Reben blüh’n,

Und Sumpf und See zerrannen
Vom heißen Sonnenglüh’n.

Und mitten in dem Thale
Erhob sich reich und groß

115
Im grünen Waldessaale

Die Stadt aus duft’gem Schoos,
Und herrlicher und prächt’ger
Gedieh die Saat im Gau,
Und größer wuchs und mächt’ger

120
Des Herzogs stolzer Bau.
[10]

Da klang ein hell Geläute
Vom Thal gen Himmel auf,
Man sah da ein Gebäude
Voll Kunst bis an der Knauf.

125
Hoch ragte Freiburgs Münster

In Herrlichkeit und Pracht,
Aus all dem Waldesginster,
Wie ’s keiner hätt’ gedacht.

Und als er sah vollendet

130
Den Bau, wie er’s gewollt,

Zum Herrn sich Berthold wendet,
Daß er ihn schirmen sollt.
Andächtig sank er nieder,
Mit ihm die Ritter all,

135
Hell klangen Freudenlieder

Zum lauten Glockenschall.

(K. Halbmann.)