Freiburg’s Gründung
(Die Sage erzählt: Herzog Berthold III. von Zähringen sei einst vom Kaiser dem Bischof von Köln gegen die Städter zu Hilfe geschickt worden. Besiegt von denselben, sei er in Gefangenschaft gerathen; habe jedoch während dieser Zeit den Plan zur Gründung einer Stadt gefaßt. Nach seiner Befreiung sei er mit Kunst und Handel in Köln bekannt geworden und habe bei seiner Nachhausekunft Freiburg gegründet.)
Der Herzog saß gefangen
Zu Andernach in Haft;
Ob sie ihn wohl bezwangen,
Den Stolz der Ritterschaft?
Da drunten erst der Muth,
Die Kraft thät sich erneuen
In flammenvoller Gluth.
Er hat in fernen Landen
Er hat sich in den Banden
Für künft’ge Zeit gestärkt.
Hei, wie ihn da gelüstet
Zu säen seine Saat!
Da ihm die Freiheit naht!
Und als man ihn entlassen
Zu Andernach der Haft,
Gen Köln fuhr er die Straßen
Was dort ihm dunkel graute,
Hie wird es ihm zum Licht,
Und was sein Geist erschaute,
Vergessen mocht er’s nicht.
Die Schiffe in die Fluth,
Er sah am Lande stehen
Viel fremder Länder Gut.
Er sah im heil’gen Köllen
Und Kirchen und Kapellen
Voll Pracht und Herrlichkeit.
Hei, was das Herz ihm pochte,
Wie ’s innen hat gegährt!
Der Geist hat’s abgeklärt.
Die Mähr hat er erkundet
Von Martins Zauberpracht;
Sein Herze war gesundet,
Er sprach zu den Genossen:
„Ihr Ritter hoher Art,
Mich hätt’ es schier verdrossen,
Daß man mich so gewahrt.
Und sah die Sonne nicht,
Die Mauern waren feste,
Drein drang kein Tageslicht.“
„Drinn mußt’ ich ruh’n und rasten
Mußt’ hungern, dürsten, fasten,
Mir war der Arm beengt.
Doch hab ich drinn erlernet,
Wo goldne Freiheit winkt,
Wenn frei die Sonne blinkt.“
„Mich soll man nimmer fangen.“
Der edle Degen sprach:
„Eh’ nach ein Jahr vergangen,
In Städten reich an Hallen,
Gesegnet reich an Wein,
Wo goldne Aehren wallen,
Soll meine Wohnung sein.“
Im dunkeln Tannenforst,
Da will ich ruh’n und lauschen
In meinem kühlen Horst.
Mir soll die Mühle mahlen
Gereift von Sonnenstrahlen,
Füllt süßer Wein mein Horn.“
Die Ritter sah’n verlegen
Den wackern Herzog an,
Den er im Herzen sann.
Da sprach der Ritter Einer:
„Die Rede mich ergötzt,
Doch hat’s so schnell noch keiner
Nun ritten die Gesellen
Hinweg vom deutschen Rhein,
Wohl von dem heil’gen Köllen
In’s Breisgau tief hinein;
Im prächt’gen Schwarzwaldgrund,
Wo Vögel Lieder tauschen,
Früh bis zur Abendstund.
Dort stand nach alten Sagen
Der Herzog ließ da tragen
Zum Bau den ersten Stein.
Die Hämmer sah man schwingen,
Da gab es lauten Schlag,
Wohl scholl es manchen Tag.
Bald stiegen Schloß und Hallen
Zum blauen Himmel an,
Bald sah man Ritter wallen
Da ritt von seinem Schlosse
Der Herzog, jener Aar,
Ins Thal mit seinem Trosse
Noch in demselben Jahr.
Wild rauschten in dem Thal,
Da grünten Saatenfelder
Im goldnen Sonnenstrahl.
Wo trauerten die Tannen,
Und Sumpf und See zerrannen
Vom heißen Sonnenglüh’n.
Und mitten in dem Thale
Erhob sich reich und groß
Die Stadt aus duft’gem Schoos,
Und herrlicher und prächt’ger
Gedieh die Saat im Gau,
Und größer wuchs und mächt’ger
Da klang ein hell Geläute
Vom Thal gen Himmel auf,
Man sah da ein Gebäude
Voll Kunst bis an der Knauf.
In Herrlichkeit und Pracht,
Aus all dem Waldesginster,
Wie ’s keiner hätt’ gedacht.
Und als er sah vollendet
Zum Herrn sich Berthold wendet,
Daß er ihn schirmen sollt.
Andächtig sank er nieder,
Mit ihm die Ritter all,
Zum lauten Glockenschall.