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Ein Sonntags-Lied

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Franz Werfel
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Titel: Ein Sonntags-Lied
Untertitel:
aus: Wir sind, S. 25-26
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1913
Verlag: Kurt Wolff Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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Ein Sonntags-Lied

Schon öffnet sich meine Chaussee,
Breitwallend fließt sie zum Flusse, –
Wo schwankende Landungsbrücken
Nach höflichen Dampfern spähn.

5
Am andern Ufer die Villen

Erlöschen schon langsam. Der Himmel,
Der noch in den Ästen spielte,
Entschwebt zu höherem Ort.

Die lieben und wohlbestellten

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Vorgärten schmiegen sich aufwärts.

Die Häuser, wie trauliche Eltern,
Sind innerlich aufgewacht.

Die Menschen und lautlosen Wagen –
Dies alles so unschwer – ich glaube

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Wir sind schon Selige, wandelnd

Im unterirdischen Tag.

Wer weiß noch von Mühsal und Denken?
Wir tragen die heiteren Farben,
Die oben zerstreuten Gefühle

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Zerbrachen in ein Gefühl.


Ich kenne nicht mehr Dein Gesicht.
Dein Name ging lange verloren.
Doch kräuselt Dein schwebendes Wesen
Den Abend auf meinem Gefühl.

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Ich fühle Dich auf der Straße

Und Deine Schritte im Zimmer.
Ich fühle, wie Du im Theater
Ins Dunkel Dein Opernglas hebst.

Dies Ein-Gefühl, windreiche Ruhe.

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Es weiß nichts von Scham und Verzichten.

Drum zieh ich durch offene Welten
Und bin so unendlich zu Haus.