Ein Lied aus alter Zeit
Ein Lied aus alter Zeit.
In regungslosem Sinnen
Tief träumt die alte Frau,
Das Auge blickt nach innen,
Beglänzt von mildem Thau,
So wunderbar geweiht,
Es ist von jungem Munde
Ein Lied aus alter Zeit.
Wie hat sie’s einst gesungen,
Es hat ihr Herz bezwungen,
Das lang’ sich stolz empört,
Und nun will es erneuen
Versunk’ne Tage ihr,
Vom tapfern Cavalier.
Der Tapfre ist gefallen,
Im Wind das Lied verweht,
Die Treue nur von Allen
Da faßt des Liedes Mahnen
Ihr mächtig das Gemüth,
Ein todessel’ges Ahnen
In seinen Tönen blüht.
Das Herz ihr höher klopft,
In hellen Freudezähren
Ihr Sehnen niedertropft –
Doch die das Lied gesungen,
Leidvoll fühlt sich durchdrungen
Der Enkeltochter Brust.
Ob jetzt in vollen Rosen
Ihr Herz und Wangen steh’n,
Des Lenzes Düfte weh’n,
Wie lange mag es dauern,
Und all die Herrlichkeit
Ist mit wehmüth’gen Schauern –