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Durch Indien ins verschlossene Land Nepal/Das Tibeterdorf Buddhnath

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Der Tempel des fünfköpfigen Lingam und seine sonderbaren Heiligen Durch Indien ins verschlossene Land Nepal
von Kurt Boeck
Die Mysterien des Swajambunath-Gipfels
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Landstraße beim Tibeterdorf Buddhnath.

Dreiundzwanzigstes Kapitel.
Das Tibeterdorf Buddhnath.

Mit wahrem Entsetzen bemerkte ich eines Nachts, als ich nur noch wenige Tage der mir zum Aufenthalt in Nepal vergönnten Gnadenfrist vor mir sah, daß ich von einer rätselhaften Krankheit ergriffen wurde, die sich durch Fieber und Krampfanfälle, furchtbare Übelkeit und beängstigend zunehmende Schwäche äußerte.

Meine Lage war wirklich äußerst kritisch, da ich buchstäblich der einzige Europäer im ganzen Lande Nepal war und auf keinerlei Beistand rechnen durfte. Ich hatte nicht die mindeste Ahnung, wie ich mir das Übel zugezogen hatte: war es eine Ansteckung in einem von der Cholera durchseuchten Hause in Patan, hatte mir mein unsauberer Koch irgend einen ungesunden Leckerbissen in seinen grünspanigen Kesseln zusammen geschmort, oder war es gar ein Vergiftungsversuch eines Habgierigen, der sich meiner geringen Habe bemächtigen wollte? Mit Schaudern dachte ich daran, wie ich bei einer früheren Indienreise einen wohl von seinem Diener vergifteten Reisenden durch beträchtliche Dosen von Nux vomica[WS 1] und einige Schüsseln Milch gerettet hatte, aber daß mir selbst so niederträchtig mitgespielt werden sollte, wollte mir gar nicht in den Sinn. Zum Glück hatte ich auch diesmal etwas Nux vomica-Tinktur bei mir, nach deren Anwendung ich in kläglichster Verfassung meiner Theemaschine zuhumpelte und mir einen siedend heißen Thee braute, den ich mit einem nicht allzu knappen Schuß Kognak versetzte, um die Wirkung eines türkischen Bades zu erzielen, was freilich erst nach dem Genuß einer ziemlich ansehnlichen Menge der dampfenden Flüssigkeit gelang.

Nach einem Erholungstage konnte ich bereits daran denken, die für mich sehenswerteste Stelle Nepals aufzusuchen, das Dorf Buddhnath, wo diejenigen [294] Tibeter ihre Wohnsitze haben, die während ihres Winteraufenthaltes in Nepal Katmandu besuchen wollen, um dort Goldkörner, Türkise, Achate, Rubine und andere edle Steine sowie heilkräftige Gebirgskräuter zu verhandeln, die sie in ihrer rauhen mineralreichen Hochlandsheimat oder während ihres Marsches durch das Gebirge zu sammeln pflegen. Der Hauptbestandteil ihrer auf Schafen beförderten Karawanenlasten ist jedoch das Kochsalz, das den Tibetern die gerechte und gütige Natur zum Ersatz der in ihrem Lande auf weite Strecken fehlenden Vegetation als Kristallschaum an den Rändern der Salzseen erblühen läßt. Auch die buschigen Schweife der tibetischen Grunzochsen[WS 2] und die aus ihrem Haare gewebten zähen Decken sind Handelsartikel, die aber im allgemeinen nicht für Geld, sondern gegen Getreide umgetauscht werden; dieses wird dann in die entleerten Salzsäcke verpackt und ebenfalls auf den Rücken von Schafen nach den angrenzenden Teilen Tibets geschafft, wenn die Tibeter mit Beginn des Sommers dorthin zurückkehren.

Tibeter mit Grunzochsen und Salz tragendem Packschaf.

Mein Marsch nach Buddhnath hätte mir, wäre ich mit tibetischen Eigenheiten nicht bereits vertraut gewesen, wie ein Ritt in romantisches Märchenland erscheinen müssen. Schon aus weitester Ferne starrten mir die Riesenaugen des Adi Buddha[WS 3] entgegen, dessen überlegen lächelndes Gesicht auf allen vier Wänden des schneeweiß getünchten viereckigen Turmes des Thoran[WS 4] angemalt ist, der auf den halbkugelförmigen tibetischen Schaitya-Tempeln aufgemauert zu sein pflegt. In Buddhnath hat diese ebenfalls weiß gestrichene Scheitya oder Scheit, wie man in Nepal statt des Sanskritausdruckes für Dagoba sagt, etwa hundert Fuß im Durchmesser, und ihre Halbkugelform soll, wie alle diese [295] Buddhisten-Dagobas, an eine Wasserluftblase und dadurch an die schnelle Vergänglichkeit unseres irdischen Daseins erinnern. Wo immer man in der Umgebung eines solchen Tempels geht oder steht, schaut dieses ungeheure, kreideweiße oder schwefelgelbe Vollmondsgesicht ohne Mund und Nase aus der Höhe herunter, als ob es recht höhnisch über die Richtigkeit alles menschlichen Treibens lächelte und zugleich ohne Worte die Allgegenwart eines unerfaßlichen, allwissenden Gottes in gefällige Erinnerung bringen wolle.

In Buddhnath traf ich gleichzeitig mit einer eben aus Tibet anlangenden Karawane vor dem Tempel ein, die außer Salz auch Thee mitbrachte, der allerdings für unsere Feinschmecker wohl nicht sonderlich genießbar gewesen wäre. Zur Ausfuhr nach Nepal wird im westlichen China billiger Thee aus den fast wertlosen größeren Blättern des Theebusches hergestellt, indem diese gedörrt und in Fuchsfell verpackt werden; die Pakete werden dann in Ziegelform gepreßt und auf Grunzochsen verladen. Wie appetitlich dieser Thee stundenlang unter Zusatz von Salz und Butter gekocht wird, habe ich in meinen „Indischen Gletscherfahrten“ ausführlich geschildert.

Wie auf meinen früheren Himalajareisen in den tibetischen Grenzländern Garwal[WS 5], Kumaon und Sikhim schien ich auch in Nepal bei den Tibetern auffallend viel Glück zu haben; von den Frauen schweige ich natürlich. Je mehr ich nämlich in Asien reise, um so komischer wirkt das ganze Treiben der dortigen heiteren und naiven Welt auf mich, so daß ich aus dem Lachen selten herauskomme, und die Tibeter samt ihren Stammverwandten lieben zufällig ein fröhliches Gesicht über alles. Ein Melancholikus, der, à la Hamlet frisiert, mit einem wenn auch noch so berechtigten „Pfui, Pfui darüber!“ durch den Schmutz und das verworrene Unkraut Nepals pilgern wollte, würde bei diesen lebensfrohen, kraft- und saftstrotzenden Steppenvögeln nicht einmal spurenhafte Gegenliebe finden. Jedenfalls hatte ich nicht die mindeste Ursache, mich über unfreundliches oder gar feindseliges Benehmen der Dorfbewohner zu beklagen, obgleich sie bei der Ankunft der schon lange erwarteten Karawane in begreiflicher Aufregung waren, da diese auf den Paßhöhen des Himalaja schwere Schneestürme durchzumachen gehabt hatte. Ein wilderes, bunteres Getümmel als dieses Durcheinander von Tibetern, Schafen, Ziegen und Grunzochsen kann man sich nicht leicht vorstellen.

Kaum ließen sich die einrückenden Tibeter Zeit, ihren auf sie harrenden Freunden und den sie mit Pauken und Trompeten begrüßenden bunt aufgeputzten Musikantinnen hastig die Zunge herauszustrecken, was ja den höchsten Ausdruck tibetischer Freude bezeichnet, und ihnen das durch den Nasenring ihres rotbebänderten Grunzochsen gezogene Leitseil zuzuwerfen. Wie besessen rannten sie zu der Schaitya, wo einer nach dem anderen hastig ein paar Hände voll Salz und Thee auf die Opfermatten vor der Tempeltür warf, vor derselben niederkniete und dreimal mit dem Schädel gegen das Tor pochte, daß es jedesmal wie ein Böllerschuß krachte. Trotz dieses höflichen Anklopfens konnte ihnen natürlich nicht aufgetan werden, weil sich ja in dem Innern der Schaitya [296] kein lebendes Wesen aufzuhalten pflegt; nur die Asche des Kascha, des ersten aus Lhasa nach Nepal eingewanderten Lamas,[WS 6] ist nebst uralten Schriften und Kostbarkeiten in dem Kerne dieses Tempelhügels vermauert. Welche ethnographischen Leckerbissen werden einst aus diesen Schaityas ans Tageslicht kommen, wenn religiöser Fanatismus diese Schätze nicht mehr mit Argusaugen behütet!

Das Tor des Tempels in Buddhnath,
an das ein Tibeter mit der Stirn schlägt; hinter diesem steht der Verfasser. An den Gebetsmaschinen zwei Tibeter. Auf den Matten liegen Opfergaben.

Nachdem die Ankömmlinge sich und ihre Opfergaben durch das erwähnte Donnern gegen das Tempeltor gebührend angemeldet hatten, sprangen sie auf, machten links um und fingen an, um die weiße Umfassungsmauer des Tempels herumzulaufen und dabei jede der zweihundert Gebetsmaschinen anzustoßen und in Umdrehung zu versetzen; diese Zylinder aus Kupferblech oder Baumrinde [297] pflegen mit Gebeten angefüllt zu sein, die auf Bastpapier geschrieben sind, und waren in Nischen zu je fünf wie ein Fries in der Umfassungsmauer eingesetzt; dabei brummten die Tibeter zugleich fortwährend das auch in den Gebetsmühlen eingepackte tibetische Universalgebet: Om mane padme hom! Viele hatten gleiche aber kleinere Gebetsmühlen in der Hand, wie der auf dem Gruppenbild in der Mitte stehende Lama eben eine solche in Umdrehung versetzt. Dies Bild zeigt zugleich einige der Dämonenmasken, die bekanntlich bei lamaistischen Festen eine große Rolle spielen, indem sie den Lamas Gelegenheit geben, dem gläubigen Volke durch Überwindung der Dämonen ihre Macht zu beweisen.

Hinten Lamas, von denen einer eine Gebetsmühle dreht; vorn Maskenträger.

Die neu Eingetroffenen nahmen zunächst nur wenig Notiz von mir, obgleich sie schwerlich jemals vor mir einen anderen Europäer oder, um in der gewählten Ausdrucksweise dieser Innerasiaten zu reden, einen „fremden, weißen Teufel mit roten Haaren und grünen Augen“ gesehen hatten; Ich glaubte schließlich in diesem verzwickten Lande Nepal zum Chamäleon geworden zu sein, als mir verschiedene Tibeter auf Befragen treuherzig versicherten, daß meine Augen „so grün wie Heu“ wären. Eingedenk des fatalen Umstandes, daß der britische Gesandte noch nicht im Lande und ich tatsächlich zur Zeit die einzige europäische Seele unter all diesen ungewaschenen Larven in Nepal war, schrie ich wegen dieser fürchterlichen Kränkung nicht um Hilfe, sondern drückte beide Augen zu und ließ sie mit Vergnügen für grün gelten.

Während die Ansässigen vollan mit dem Abladen der Karawanen beschäftigt waren, schienen die glücklich Angelangten nur Augen für den Tempel und die Gebetsmaschinen zu haben. Um nicht untätiger Zuschauer zu bleiben, schloß ich mich in einer Anwandlung von Übermut dem frommen Gänsemarsch [298] an und begann eine der Gebetsmühlen aus Leibeskräften zu drehen. Ein steinalter, in eine violette, zerzauste Filzdecke gehüllter Lama hatte mir aber bei diesem frevelhaften Tun scharf auf die Finger geguckt und sogleich herausgefunden, daß ich die Gebete „gegen den Strich“ ableierte, denn ich drehte die Blechtrommel nicht in derselben Richtung um ihre Achse, in der die Tibetaner auch um den Tempel marschierten, das heißt nicht dem scheinbaren Sonnenlaufe folgend. Ich merkte daraus, daß man selbst in dem fernen Nepal gut täte, alles genau so zu machen, wie alle anderen, drehte meine Mühle sofort nach der anderen Richtung und gewann durch diese schwungvolle Leistung, vielleicht auch durch die gummielastische Bereitwilligkeit, mit der ich meine Verdrehung gut machte und „mit dem Strome“ schwamm, die Gunst des alten Herrn im violetten Wettermantel und der mich allmählich umringenden Tibeter. Als ich dann meine große Kamera aufgebaut und den oberen Lamas vergönnt hatte, unter das Dunkeltuch und auf die Mattscheibe zu blicken, und als diese der staunenden Menge versicherten, daß jeder von ihnen auf dem Kopfe stände, da quietschten Männlein und Weiblein laut auf vor Vergnügen, und als ich zum Schluß gar noch ein Dukatenmännchen[WS 7] und sonstigen Hokuspokus auskramte, der mir auf meinen fünf Asienreisen oft hilfreicher als Pistolen und Knuten gewesen ist, da war des Jubels, das heißt des Zungenheraussteckens, kein Ende.

Durch das mich umgebende neugierige Gedränge kam ich bald in die Lage des von seiner eifersüchtigen Gattin allzu aufmerksam bemutterten Malers Seekatz in Gutzkows Königsleutnant[WS 8] und zu seufzen: „Was kann doch zu viel Liebe für eine Qual sein!“ Die Geister, die ich gerufen hatte, wurde ich nicht los,[WS 9] und fast wurde es unmöglich, in der unsagbar duftenden Menschenmasse den nötigen Abstand frei zu bekommen, um die verwettertsten Gestalten unter diesen wüsten Tibetern herauszusuchen und aufzunehmen. Namentlich lag mir daran, einen Bettelmönch abzubilden, der sein Haar nach Art brahminischer Büßer zu meterlangen Schnüren zusammengefilzt hatte und sich durch unablässiges Klappern mit einer Handtrommel bemerkbar zu machen suchte; in der anderen Hand drehte er eine plumpe Mani, bei der das sonst übliche Blechgehäuse, in dem die geschriebenen Gebete untergebracht sind, durch eine Lederhülle ersetzt war. Als ich dann aber glücklich den Lichtstrahlen eine freie Gasse gebahnt und alle unerwünschten Modelle mit sanfter Gewalt aus dem Wege geschafft hatte, erlebte ich eine Überraschung, die mir noch jetzt in den Ohren klingt. Im schmerzlichen Bewußtsein meines geringen Plattenvorrates wollte ich nämlich versuchen, ein paar andere Mönche wegen ihrer seltsamen Ausrüstung mit Hörnern aus menschlichen Armknochen mit auf dieselbe Platte zu bringen. Ich bedeutete den Männern, ihre aus den Gebeinsresten eines Lamas gebildeten schrecklichen Trompeten wie zum Blasen an den Mund zu setzen, - wurde jedoch völlig mißverstanden, denn die sonderbaren Musikanten brachten mit fürchterlichen Kraftanstrengungen so gräßliche, markdurchdringende Töne hervor, daß mein Trommelfell sicherlich vor Schmerzen gebebt hat. Kein Bitten, kein Flehen, selbst nicht das Wegreißen der greulichen Blasinstrumente von den Lippen [299] der Virtuosen hatte den mindesten Erfolg; sobald ich für einen Augenblick Ruhe hatte, um mein ins Tibetische übersetztes „Bitte recht freundlich“ zu äußern und das Objektiv zu öffnen, rissen auch die Unholde wieder ihre Teufelshörner an die Lippen und tuteten, als ob sie mir mit diesem Konzert einen unschätzbaren Gefallen erwiesen! Da es mir gelungen ist, trotz dieser krampfhaften Blasübungen, die dem einen Helden die Backen zu sprengen drohten, auf einer wenig empfindlichen Platte ein brauchbares und interessantes Abbild dieser charakteristischen Gesellen zu erhalten, so möge dasselbe diesem Werke als Titelbild dienen.[WS 10]

An die Dame, die ihre derbe Hand auf die Gebetsmühle legt, denke ich freilich mit Kummer zurück; während ich nämlich die Hornvirtuosen zu überreden suchte, von ihrem gräßlichen Gekreische Abstand zu nehmen, kam diese Frau, mit zerfetztem Kleide und wildflatternder, vom Sturm zerzauster Mähne, nach Männerart auf einem Grunzochsen reitend herangesprengt, und ein wilderes Modell einer Tibeterin konnte ich mir gar nicht wünschen. Die gute Frau begriff auch ganz gut, um was es sich handelte, als ich sie höflichst ersuchte, in der edlen Gesellschaft der Bettelmönche ebenfalls Platz zu nehmen, aber anstatt sich hinzustellen, wie sie vom Yak gesprungen war, mit fliegendem Busen und dem lockeren, wirren Haarwald um den Kopf, holte sie einen klotzigen Kamm aus der Tasche und scheitelte und striegelte sich damit, unbarmherzig zausend, die Perücke glatt; dann lief sie zu einer guten Freundin und borgte sich von ihr eine geheimnisvolle Dose, aus der sie eilig eine talgähnliche Masse herauskratzte, womit sie sich das Haar einfettete und spiegelglatt niederstrich. Nie habe ich eine größere Verwandlung eines Gesichtes gesehen, trotzdem ich doch so manche Maskenstudien gemacht habe. Die Frau sah durch diese Bearbeitung so unbedeutend aus, daß ich gute Lust bekam, ihr den auf dem Bilde angebotenen Platz wieder zu entziehen, und nur meiner schier grenzenlosen Galanterie gegen alles, was Weib heißt, hat die ordnungsliebende Tibeterin den Vorzug zu danken, in diesem Werke dargestellt zu sein. Auch der auf der anderen Seite stehende Krüppel ohne Beine ist nicht absichtlich auf das Bild gekommen, sondern hat sich im letzten Augenblick an die musikalischen Bettelmönche herangeschoben. Immerhin kann man daraus ersehen, in was für einer feinen Gesellschaft ich mich in Buddhnath befunden habe!

Angesichts der zahlreichen, aber nur bis zum Jahre 1899 in Dutreuil de Rhins „L’Asie Centrale“ verzeichneten Reisen,[WS 11] die in neuerer Zeit durch Tibet unternommen sind und neben denen die Durchquerung ganz Asiens durch die deutschen Forscher Dr. Futterer und Dr. Holderer[WS 12] auffallend rasch in Vergessenheit geraten ist, kann ich es mir wohl versagen, ausführlicher über die in Nepal doch nur als Fremdlinge geduldeten Tibeter zu sprechen, die seltsamerweise seit alten Zeiten die Ansicht haben, von Affen und weiblichen Dämonen abzustammen; dagegen möchte ich im nächsten Kapitel eine für die Eigenart Nepals höchst bezeichnende Örtlichkeit schildern. Bei dieser Gelegenheit muß ich aber doch betonen, daß Nepal auf sämtlichen Seiten für Europäer gesperrt und der weitaus größte Teil desselben noch niemals für einen solchen geöffnet [300] worden ist, so daß Nepal mit weit mehr Recht als Tibet ein „verschlossenes“ Land genannt werden kann; daß selbst Lhasa bereits von mehr als einem halben Dutzend Europäer besucht und neuerdings sogar von dem in russischem Dienst stehenden kalmükischen Häuptling Uche Nuzunof,[WS 13] sowie von einem nepalischen Gesandten photographiert ist, scheint weniger bekannt zu sein, als man erwarten sollte.

Tibetische Sängerinnen und Musikantinnen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. WS: Nux vomica: vergleiche Gewöhnliche Brechnuss; Nutzung
  2. WS: Grunzochse: vergleiche Yak
  3. WS: Adi Buddha: vergleiche Adibuddha
  4. WS: Thoran: vergleiche Torana (?), gemeint ist der Stupa
  5. WS: Garwal: vergleiche Tehri Garhwal (Staat)
  6. WS: Kascha: kann laut en-WP nicht verifiziert werden. Die Stupa wird jedoch Khāsa Chaitya genannt und die Legende spricht von dem Buddha Kāṣyapa, der hier an seinem Wirkort begraben sein soll.
  7. WS: Dukatenmännchen: auch Geldscheisser, Spielzeug aus Porzellan, das über eine Kurbelmechanik an passender Stelle Münzen fallen lässt
  8. WS: Maler Seekatz in Gutzkows Königsleutnant: vergleiche Karl Gutzkow. Der Königsleutnant, Dritter Aufzug, zweiter Auftritt.
  9. WS: Gerufene Geister: vergleiche Der Zauberlehrling.
  10. WS: Titelbild: vergleiche Titelbild
  11. WS: Dutreuil de Rhins: vergleiche Jules Léon Dutreuil de Rhins (1846-1894); L’Asie Centrale ist 1889 und nicht 1899 erschienen
  12. WS: Dr. Futterer, Dr. Holderer: vergleiche Karl Joseph Xaver Futterer (1866–1906, NDB) und Julius Holderer (1866–1950)
  13. WS: kalmükischer Häuptling Uche Nuzunof: vergleiche Kalmücken, Ovché Narzounof (fr, 1874-unbekannt, reiste um 1900-1902 durch Tibet, auch: Ushe Narzunoff, Owsche Mutschkinowitsch Norsunow)