Die glückliche Nonne
Mäßig. | Vielfach mündlich, aus Schlesien (Breslau, Hainau etc.). |
Herzallerliebster mein?“ –
‚‚‚Von Rosmarin ein Riechel,
von blauer Seid ein Tüchel,
von schwarzbrauner Seid ein Kleid.‘‘‘ :|:
ja schön von Angesicht.
Wärst du ein wenig reicher,
so wärst du meines Gleichen,
heirathen wollt ich dich.‘‘‘
so bin ich Andern gleich.
Will gehn in Rosengarten
und will mein Zeit abwarten,
bis meines Gleichen kommt.
so weiß ich, was geschicht:
ins Kloster will ich gehen,
die Welt will ich verschmähen,
will werden eine Nonn.“ –
daß sie im Kloster war,
ihr Eltern warn gestorben,
groß Reichthum hatt sie erworben,
dem Ritter war sie gleich.
daß sie ihm gleiche war:
‚‚‚Ei Knecht, sattl mir zwei Pferde,
vors Kloster ich reiten werde,
zu holen meine Braut.‘‘‘
ganz leise klopft er an,
fragt nach der jüngsten Nonne,
die erst ist rein gekommen
vor einem Vierteljahr.
raus aber darf sie nicht;
ihr Härlein sind verschnitten,
ihr Wänglein sind verblichen,
den Habit trägt sie schon.““
sie hört die Red mit Freud:
„Gut Nacht, ihr Schwestern alle!
den Habit laß ich fallen,
mit dem Ritter zieh ich fort.“ –
und auch zugleich gemacht?
Es hats erdacht eine Nonne,
die erst ins Kloster ist kommen
vor einem Vierteljahr.
1, 3. Riechel, ein Blumenstrauß, woran man riecht. – 5. Kaum wars ein Vierteljahr, daß sie im Kloster war, verlachte sie den Orden; denn sie war reich geworden, den Ritter liebte sie. – 6, 1. Der Ritter der wurds gewahr, daß sie im Kloster war. – 7, 3. Die Aeltste kam gegangen; sie thut ihn schön empfangen, sie fragt ihn, was er wollt. – 8. Er fragt gleich nach der Neuen, die erst gekommen rein. „Ihr Haar sind abgeschoren, ihr Gelübd hat sie geschworen, den Habit trägt sie schon.“