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Das schöne grüne Haus

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Autor:
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Titel: Das schöne grüne Haus
Untertitel:
aus: Deutscher Liederhort,
S. 61–62
Herausgeber: Ludwig Erk
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Th. Chr. Fr. Enslin
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google und Commons
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[61]
18e. Das schöne grüne Haus.
(Karl Müllenhoff’s „Sagen Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig Holstein und Lauenburg. Kiel, 1845.“ S. 491.)


1.
Es gieng ein Matros an einen Brunn

und schaut ins tiefe Thal;
was sah er in der Ferne?
eine wunderschöne Dam.

2.
„Guten Tag, guten Tag, schön Damelein!“

‚‚‚Schön Dank, du junger Matros!‘‘‘
Er bot dem Mädchen zu trinken,
zu trinken aus seinem Glas.

3.
Sie nahm das Gläslein in ihre Hand

und brachs in der Mitt entzwei:
‚‚‚Sieh hier, sieh da, du junger Matros,
hier hast du meine Treu!‘‘‘

4.
„Was soll ich mit deiner Treue thun?

was soll ich denn damit thun?
Du bist nur ein arme Dienstmagd
und ich bin ein junger Matros.“

5.
‚‚‚Daß ich nur ein arme Dienstmagd bin,

das wissen der Leute noch mehr:
Matrose, so du mich nicht haben willst,
hat Gott mir ein Andern beschert!‘‘‘

6.
Und als sie auf halbem Wege kam,

ihr Vater und Mutter warn todt:
da war sie das reichste Mädchen
in sieben Dörfern groß.

7.
Und als der Matrose das vernahm,

gieng er zum Bootsmann hin:
„Ach Bootsmann, ich muß reisen
nach meim Feinsliebchen hin!“

8.
Und als der Matros im Dorfe kam

vor ein schöns grünes Haus:
„Feinsliebchen, bist du darinnen,
so schau doch einmal heraus!“

[62]
9.
Feinsliebchen die schaute zum Fenster hinaus,

und sah wol in der Fern
einen jungen Matrosen da stehen,
sie liebt ihn gar zu gern.

10.
‚‚‚Was schilderst du hier, du Schilderknecht?

was schilderst du in meim Land?
Als ich das letzte Mal bei dir war,
verweigerst du mir die Hand.

11.
‚‚‚Als ich dir meine Treu anbot,

was sagtest du da zu mir?
Nun ich das reichste Mädchen bin,
nun kenn ich auch nicht dich.‘‘‘

12.
„Feinsliebchen, so du mich nicht haben willst,

so geh ich gleich nach meim Schiff,
nach meinem weiten Hafen,
wo ich allzeit so gerne bin.“

13.
Sie nahm das silberne Becherlein,

goß darein den rothn kühlen Wein:
‚‚‚Sieh hier, sieh da, du junger Matros,
du sollst mein eigen sein!‘‘‘


(Mündlich, aus Marne.)