Die Witwe am Bett ihres Sohnes
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Die Witwe am Bette ihres Sohnes
Mit meinem verflackernden Lichte
Besuche ich, Kind, deinen Traum.
Im Schlaf erstaunt dein Gesichte,
Doch faltet dein Atem sich kaum.
Hat nimmer dich bitter gemacht.
Daß du mich alleine ließest
Die ängstliche Mitternacht.
Und doch. Ich will dich bewegen
Dein mächtiges Treiben und Regen
Durchläuft meinen Schatten mit Blut.
O Sohn! Dein Zechen und Speisen
Nährt deine Mutter, ich weiß.
Bewegt meinen Lebenskreis.
Und wenn ich sitze und sticke,
Dies Leben ist in dich entrückt,
Aus meinem vergehenden Blicke
Wie ich dich bebend getragen
Im heilig erkannten Schoß,
Du wuchsest an bildenden Tagen
Und schmerztest und wurdest groß.
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In Himmel und Welt und Haus
Und wie du in mir dich entzündet
So lösche ich in dir aus.
Mein Leben ist ein Sichergießen
Im leidenden Überfließen
Erfüll ich die weltliche Pflicht.
Bald bin ich nichts als dein Lachen,
Nichts als deines Mundes Gebot.
Mein Kind, mein Da-Sein, mein Tod.