Zum Inhalt springen

Die Wiese (Badisches Sagen-Buch)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Wikisource
Wikisource
Siehe auch: Die Wiese (Hebel, 1803)
Wikisource
Wikisource
Siehe auch: Die Wiese (Werkausgabe 1834)
Textdaten
<<< >>>
Autor: Johann Peter Hebel
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Wiese
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 176–184
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Karlsruhe
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[176]
Die Wiese.

Wo der Denglegeist in mitternächtige Stunde
Uffeme silberne Gschirr si goldeni Sägese denglet,
(Todtnau’s Chnabe wüsse’s wohl) am waldige Feldberg,
Wo mit liebligem Gsicht us tiefverborgene Chlüfte

5
D’Wiese luegt, und check go Todtnau aben in’s Thal springt,

Schwebt mi muntere Blick un schwebe mini Gidanke.

[177]

Feldbergs liebligi Tochter, o Wiese, bis mer Gottwilche!
Los, i will di jez mit minen Liederen ehre,
Und mit Gsang bigleite uf dine freudige Wege!

10
Im verschwiegene Schoos der Felse heimli gibohre,

An der Wulke gsäugt, mit Duft und himmlischem Rege,
Schlofsch, e Bütscheli-Chind, in dim verborgene Stübli
Heimli, wohlverwahrt. No nie hen menschligi Auge
Güggele dörfe und seh, wie schön mi Meiddeli do lit

15
Im christalene G’halt und in der silberne Wagle,

Und’s het no kei menschlich Ohr sin Othmen erlustert,
Oder si Stimmli ghört, si heimli Lächlen und Briegge.
Numme stille Geister, sie göhn uf verborgene Pfade
Us und i, sie ziehn di uf und lehre di laufe,

20
Gen der e freudige Sinn und zeige der nützligi Sache,

Und ’s isch au kei Wort verlohre, was sie der sage,
Denn sobald de chascht uf eigene Füeßlene furtcho,
Schliefsch mit stillem Tritt us dim christalene Stübli
Barfis ufe und luegsch mit stillem Lächlen an Himmel.

25
O, wie bisch so nett, wie hesch so heiteri Aeugli!

Gell, do usse isch’s hübsch, und gell, so hesch ders nit vorg’stellt?
Hörsch, wie’s Läubli ruuscht und hörsch, wie d’Vögeli pfife?
Jo, de seisch: „I hörs, doch gang i witers und blib nit.
„Freudig isch mi Weg und alliwil schöner, wie witer!“

30
Nei, so lueg me doch, wie cha mi Meiddeli springe!

„Chunnsch mi über?“ – seits und lacht, und „witt mi, se hol mi!“
Alliwil en andere Weg, und alliwil anderi Sprüngli!
Fall mer nit sel Reinli ab! – Do hemmers, i sags jo! –
Hani’s denn nit gseit? Doch gauckelets witers und witers,

35
Groblet uf alle Viere, und stellt si wieder uf d’Beinli,

Schlieft in d’Hürst, – jez such mer eis! – dört güggelets use.
Wart, i chumm! Druf rüefts mer wieder hinter de Bäume:
„Roth, wo bini jez?“ – und het sin urige Phatest.
Aber wie de gosch, wirsch sichtli größer und schöner.

40
Wo di liebligen Othem weiht, se färbt si der Rase

Grüner rechts und links, es stöhn in saftige Triebe

[178]

Gras und Chrüter uf, es stöhn in frischere Gstalte
Farbige Blüemli do, und d’Immli chömmen und suge.
’s Wasserstelzli chunnt, und lueg doch, ’s Wuli vo Todtnau!

45
Alles will di bschauen und Alles will di bigrüße,

Und di fründlig Herz git Alle fründligi Rede:
„Chömmet ihr ordlige Thierli, do hender, esset und trinket!
Witers goht mi Weg, Gsegott, ihr ordlige Thierli!“

Rothet jez, ihr Lüt, wo üser Töchterli higoht!

50
Hender gmeint an Tanz und zue de lustige Buebe?

Z’Uzefeld verbei gohts mit biwegliche Schritte
Zue de schöne Buechen[1] und hört e heiligi Meß a.
Guet erzoge ischs, und anders cha me nit sage.
No der heilige Meß, so seits: „Jez willi mi schicke,

55
Aß i witers chumm.“ – Jez simmer scho vornen an Schönau,

Jez am Chastel verbei, und allewil witers und witers
Zwische Bergen und Berge im chüele duftige Schatte,
Und an mengem Chruz verbei, an menger Kapelle.

Aber wie de gosch, wirsch allewil größer und schöner,

60
Wo di liebligen Othem weiht, wie färbt sie de Rase

Grüener rechts und links, wie stöhn in chräftige Triebe
Neui Chrüter do, wie schießen in prächtige G’stalte
Bluemen an Bluemen uf, und geli, saftigi Wide!
Vo dim Othem gwürzt, stöhn rothi Erdberi-Chöpfli

65
Millione do und warten am schattige Thalweg.

Vo dim Othem gnährt, stigt rechts an sunnige Halde
Goldene Lewat uf die Feldere Riemen an Rieme.
Vo dim Othem g’chüelt, singt hinter de Hürste verborge
Freudig der Hirtebueb, und d’Holzart tönet im Buechwald.

70
’s Mambacher Hütteli chunnt, und wullige Häli vo Zell her,

Alles lebt und webt, und tönt in freudige Wise;
Alles grüent und blüeiht in tusigfältige Farbe;
Alles isch im Staat, und will mi Meiddeli grüeße.
Doch de bisch ke Meiddele meh, jez sagi der Meidli.

75
Aber an der Bruckwoog, nit wit vom steinene Chrützli,

Chresme d’Büebli vo Zell doch an de felsige Halde,

[179]

Suechen Engelfüß, und luegen aben und stune.
„Toneli,“ – seit der Seppli – „was het echt d’Wiesen im Chöpfli,
Lueg doch, wie sie stoht, und wie sie nieder an d’Stroß sitzt

80
Mit vertieftem Blick, und wie sie wieder in d’Höchi

Schießt und in d’Matte laufe, und mittere selber im Champf ich!“

Feldbergs Tochter, los, de g’fallsch mer numme noch halber!
s’ goht mer, wie dem Sepli. Was hösch für Jesten im Chöpfli?
Fehlt der näumis, so schwetz, und hättsch gern näumes, se sag mer’s!

85
Aber wer nüt seit, bisch du! Mit schwankige Schritte

Laufsch mer d’Matten ab in dine tiefe Gidanke
Furt in’s Wiesethal, furt gegenem Husemer Bergwerch,
Und schangschiersch der Glauben und wirsch e luthrischer Chetzer!
Hani’s denn nit gsait, und hani mers echter nit vorgstellt?

90
Aber jez isch’s so, was hilft jez balgen und schmähle?

Aendere chani’s nit, se willi der lieber gar helfe!
Oebbe bringsch mer doch no Freud und heiteri Stunde!
Halt mer e wenig still, i will di jez lutherisch chleide;
’s schickt si nümme, barfis z’laufe, wemme so groß isch.

95
Do sin wißi Bauwelestrümpf mit chünstlige Zwickle,

(Leg sie a, wenn d’chasch!) und Schueh und silberni Rinkli;
Do ne grüene Rock! Vom breit verblendlete Lübli
Fallt bis zu de Chnödlenen abe Fältli an Fältli.
Sitzt er recht? Thue d’Häftli i! und nimm do das Brusttuech,

100
Sammet und roseroth. Jez flichti der chünstliche Zupfe

Us de schöne, sufer g’strehlte, flächsene Hoore.
Obe vom wiiße Aecken und biegsam in d’Zupfe verschlunge,
Fallt mit beide Ende ne schwarze sidene Bendel
Bis zuem tiefe Rocksaum abe. – G’fallt der die Chappe,

105
Wasserblaue Damast und gstickt mit goldene Blueme?

Zieh der Bendel a, wo in de Ricklene durgoht,
Unter de Zupfe dure, du Dotsch, und über den Ohre
Fürsi mit dem Letsch und abe gegenem Gsicht zue!
Jez e side Fürtuch her, und endli der Hauptstaat,

110
Zwanzig Ehle lang und breit, e Mailänder Halstuech!

Wie ne luftig Gwülch am Morgehimmel im Früehlig
Schwebts der uf der Brust, stigt mittem Othem und senkt si,

[180]

Wahlet der über d’Achslen und fallt in prächtige Zipfle

115
Uebern Rucken abe, sie ruusche, wenn de’n im Wind gohsch!

Het me’s lang, se loßt me’s henke, höri mi Lebtig.
D’Ermel, denk wohl, henksch an Arm, wil’s Wetter so schön isch,
Aß me’s Hemd au sieht, und dine gattigen Aermli,
Und de Schiehnt nimmsch in d’Hand am sidene Bendel;

120
D’Sunne git eim wärmer und schint eim besser in d’Auge,

Wer en in de Hände trait, und’s stoht der au hübscher!
Und de gfallsch mer selber wieder, chani der sage.

Wienes si jez freut, und wie’s in zimpfere Schritte
Tänzelet, und meint, es seig d’Frau Vögtene selber,

125
Wie’s si Chöpfli hebt, und jeden Augenblick z’ruck schielt,

Oeb me’s echt au b’schaut, und öb men em ordeli noluegt!
Jo, de bisch jo hübsch, und jo, du Närrli, mer luege,
Du Margrövermeidli, mit diner goldige Chappe,
Mit den lange Zupfe und mit der längere Hoorschnuer,

130
Mit dem vierfach z’semmegesetzte flattrige Halstuech!


Aber rothet jez, wo’s hofertig Jümpferli higoht!
Denk wohl, uffe Platz, denk wohl zuer schattige Linde,
Oder in d’Weserei, und zue de Husemer Chnabe?
Hender gmeint? jo wohl! Am Bergwerch wisperlets abe,

135
Lengt e wenig duren und trüllt e wengeli d’Räder,

Was der Blosbalg schnufe mag, aß d’Füürer nit usgöhn.
Aber ’s isch si Blibes nit. In d’Husemer Matte
Schießt’s, und über d’Legi nab mit große Schritte go Farnau;
Laufsch mer nit, so gilts mer nit, dur’s Schopfemer Chilspel.

140
Aber z’Gündehuse, wer stoht echt an der Stroße,

Wartet, bis de chunnsch, und goht mit freudige Schritte
Uf di dar, und git der d’Hand und fallt der a Buese?
Chennsch di Schwesterli nit? ’s chunnt hinte füre vo Wisleth.
Uf und nieder hets di Gang und dini Gebehrde.

145
Jo, de chennschs, worum denn nit? Mit freudigem Brusche

Nimmschs in d’Arm, und losch’s nit goh, gib Achtig, verdrucks nit!
Jez gohts wieder witers und allewil aben und abe!
Siehsch dört vorne ’s Röttler Schloß – verfallene Mure!
In vertäfelte Stube, mit goldene Liste verbendlet,

[181]
150
Hen sust Fürste gwohnt, und schöni fürstligi Fraue,

Heren und Heregsind, und d’Freud isch z’Röttle deheim gsi.
Aber jez isch Alles still. Undenkliche Zite
Brenne keine Liechter in sine verissene Stube,
Flackeret kei Füür uf siner versunkene Füürstet;

155
Geht kei Chrueg in Cheller, kei Zuber aben an Brunne.

Wildi Tube niste dört uf mosige Bäume. –
Lueg, dört ehnen isch Mulberg, und do im Schatte verborge
’s Föhris Hüsli und am Berg dört d’Höllstemer Chilche.
Steine lömmer liegen und fahre duren in d’Matte,

160
Guete Weg isch au nit um, und weidle chasch laufe.

Wenn’s nit nidsi gieng, i weiß nit, öbbi der noch käm.
Unter Steine chunnsch mit dine bewegliche Schritte
Wieder über d’Stroß. Jez wandle mer füren in’s Rebland
Neben Hanigen aben und neben an Hagen und Röttle.

165
Lueg mer e wenig ufe, wer sieht dört oben am Fenster

In sim neue Chäppli, mit sine fründligen Auge?
Neig di fin, zeig wie, und sag: „Gott grüßich, Her Pfarrer!“
Jez goths Thuemrige zue, jez witer in d’Lörecher Matte.
Siehsch das ordelig Städli mit sine Fenstern und Gieble,

170
Und die Basler Here dört uf der staubige Stroße,

Wie sie riten und fahren? Und siehsch dört ’s Stettener Wirthshus?
Worum wirsch so still und magsch nit dure go luege?
Gell, de siehsch sel heilig Chrütz vo witem und trausch nit,
Möchtisch lieber z’ruck, as fürsi! Laß der nit gruse!

175
’s währt nit lang, so stöhn mer frei uf schwitzrischem Bode.


Aber wie de gohsch vom Bergwerch abe go Schopfe,
Bis an Stetten abe uf diner steinige Landstroß,
Bald am linke Bord, bald wieder ehnen am rechte
Zwischenem Faschinat, wirsch allewil größer und schöner,

180
Freudiger allewil und schaffig, was me cha sage.

Wo di liebligen Othem weiht, wie färbt si der Rase
Grüener rechts und links, wie stöhn mit chräftige Triebe
Neui Chrüter uf, wie prangen in höhere Farbe
Bluemen ohne Zahl! De Summervögle thuet d’Wahl weh.

185
Wechslet nit der Chlee mit goldene Chettene Blueme,
[182]

Frauemänteli, Hasebrödli, würzige Chümmi,
Sunneblume, Habermark und Dolden und Ruchgras?
Glitzeret nit der Thau auf alle Spitzen un Halme?
Wattet nit der Storch uf hohe Stelze derzwische?

190
Ziehn sie nit vo Berg zue Berg in lange Reviere

Feisti Matte Stunde wit un Tauen an Taue?
Und derzwische stöhn scharmante Dörfer und Chilchthürm.
’s Brombacher Mummeli chunnt, es chömme Lörecher Rößli,
Fresse der us der Hand und springen und tanze vor Freude,

195
Und vo Baum zue Baum, vo Zell bis füre go Rieche

Halte d’Vögeli Judeschuel und orglen und pfife.
D’Brombecher Linde lit, der Sturmwind het se in’s Grab gleit.
Aber rechts und links, wie schwanken an flachere Raine
Rocken und Weizehalm! Wie stöhn an sunnige Halde

200
Reben an Reben uf! Wie woget uf höchere Berge

Rechts und links der Buechwald und dunkleri Eiche!
O ’s isch Alles so schön, und überal anderst und schöner!
Feldbergs Tochter, wo de bisch, isch Nahrig und Lebe!

Neben an der ufen und neben an der abe

205
Gigset der Wage, d’Geisle chlöpft un d’Sägese ruschet,

Und de grüeßisch alli Lüt und schwetzisch mit alle.
Stoht e Mühli näumen, en Oehli oder e Ribi,
Drothzug oder Gerstestampfi, Sägen und Schmidte,
Lengsch mit biegsamen Arme, mit glenksame Fingere dure,

210
Hilfsch de Müllere mahlen und hilfsch de Meidlenen ribe,

Spinnsch mer’s Husemer Ise, wie Hanf in gschmeidigi Fäde.
Eicheni Plütschi versägsch, und wandlet’s Ise vom Füürherd
Uffen Ambos, lüpfsch de Schmiede freudig der Hammer,
Singsch derzue und gersch kei Dank, „Gott grüeisich, Gott bhüetich!“

215
Und isch näume ne Bleichi, se losch di das au nit verdrieße,

Chunchisch e bizzele duren, und hilfsch der Sunne no bleiche,
Aß sie fertig wird, sie isch gar grüselig langsem!

Aber solli eis, o Wiese, sage, wie’s ander,
Nu se sey’s bekennt! De hesch au bsunderi Jeste,

220
’s chlage’s alli Lüt, und sagen, es sey der nit z’traue,
[183]

Und wie schön de seigsch, wie liebli dine Gibehrde,
Stand der d’Bosget in den Auge, sage sie Alli.
Eb men umluegt, chresmisch näumen über d’Faschine,
Oder rupfsch sie us, und bahnsch der bsunderi Fueßweg,

225
Bohlsch de Lüte Stei uf d’Matte, Jaspis und Feldspat.

Hen sie näume gmeiht, und hen sie gwarbet und gschöchet,
Holsch’s und treisch’s de Nochbere duren Arfel um Arfel.
’s sagen au e Theil, de seigisch glückli im Finde
Uf de Bänke, wo nit gwüscht sin, aber i glaubs nit.

230
Mengmol hafeliersch, und ’s mue der Alles us Weg goh;

Oebbe rennsch e Hüsli nieder, wenns der im Weg stoht.
Wo de gohsch und wo de stohsch, isch Balgen un Balge.

Feldbergs Tochter, los, de bisch an Tuged und Fehler
Zitig, chunnts mer halber vor, zum Manne, wie wär’s echt?

235
Zeig, was machsch für Aeugli? Was zupfsch am sidene Bendel?

Stell di nit so närrsch, du Dingli! ’s meint no, me wüß nit,
Aß es versprochen isch und aß sie enander scho bstellt hen?
Meinsch, i chene die Holderstock, di chräftige Burst nit? –
Ueber hochi Felsen und über Stuuden un Hecke

240
Eis Gangs us de Schwitzerberge gumpet er z’Rhinek

Aben in Bodensee, un schwimmt bis füre go Chostanz,
Seit: „I mueß mi Meidli ha, do hülft nüt, und batt nüt!“
Aber oben an Stei, se stigt er in langseme Schritte
Wieder usem See mit sufer gwäschene Füeße;

245
Tiefehofe gfallt em nit und ’s Chloster dernebe,

Furt Schafhuse zu, furt an die zackige Felse.
An de Felse seit er: „Und’s Meideli mueß mer werde!
Lib und Lebe wogi dra, un Chretze und Brusttuech!“
Seits, und nimmt e Sprung. Jez brutlet er abe go Rhinau;

250
Trümmlig isch’s em worde, doch chunnt er witers und witers.

Eglisau un Chaiserstuhl un Zurzi un Waldshut
Het er scho im Aecke, vo Waldstadt lauft er zu Waldstadt,
Jez an Chrenzech aben in schöne, breite Reviere,
Basel zu. Dört wird der Hochzitzedel geschriebe.

255
Gelt, i weiß es! Bisch im Stand und läugnisch, was wohr isch?


Hätti z’rothe gha, ’swär z’Wil e schickliche Platz gsi;
’s het schon menge Briggem si gattig Brüttli go Wil gführt,

[184]

Ufem Züri-Biet, vo Liestal aben un Basel,
Und isch jez si Ma, und ’s chocht em d’Suppen und pflegt em

260
Ohne Widerred vo mine gnadige Here.

Aber di Vertraue stoht zum Chlai-Hüniger Pfarrer.
Wie de meinsch, se göhn mer denn dur d’Riechemer Matte!
Lueg, isch sel nit d’Chlübi, un chunnt er nit ebe dört abe?
Jo, er ischs, er ischs, mit sine blauen Auge,

265
Mit de Schwitzerhosen un mit der sammete Chretze,

Mit de christallene Chnöpfen am perlefarbige Brusttuech,
Mit der breite Brust und mit de chräftige Stotze,
’s Gotthards große Bueb, doch wie ne Rothsher vo Basel,
Stolz in sine Schritte un schön in sine Gibehrde.

270
O wie chlopft der di Herz, wie lüpft si di flatterig Halstuch,

Un wi stigt der d’Röthi jez in di lieblige Backe,
Wie am Himmel’s Morgeroth am duftige Maitag!
Gell, de bischem hold, un gell, de hesch der’s nit vorgstellt,
Und’s wird der wohr, was im verborgene Stübli

275
D’Geisier g’sunge hen, und an der silberne Wagle!

Halt di numme wohl! – I möcht der no allerlei sage,
Aber’s wird der windeweh! Di Kerli, di Kerli!
Förchsch, er lauf der furt, se gang! Mit Thränen im Aeugli
Rueft’s mer: „Bhüeidi Gott!“ und fallt em freudig an Buese.

280
Bhüeidi Gott der Herr, und folg mer, was i der gseit ha!
J. Peter Hebel.

  1. Eine Kapelle dieses Namens an der Wiese.