Zum Inhalt springen

Die Wallfahrt nach Hohenstaufen: Gmünd

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Johann Gottfried Pahl
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Wallfahrt nach Hohenstaufen: Gmünd
Untertitel:
aus: Herda, Erzählungen und Gemählde aus der teutschen Vorzeit für Freunde der vaterländischen Geschichte.
Band 2. S. 156-159
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1811
Verlag: Herdersche Verlagsbuchhandlung
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Freiburg und Konstanz
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung: Geschichte in der Stauferzeit
Siehe auch Schwäbisch Gmünd
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]
Editionsrichtlinien:
  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Überschriebene e über den Vokalen a, o und u wurden als moderne Umlaute transkribiert.
  • im Druck gesperrte Schrift wird kursiv wiedergegeben

[156] An dem nördlichen Flusse des Rechbergs, in dem tiefen Remsthale, das von seiner Höhe angesehen, einem Abgrund gleicht, liegt die Stadt Gmünd, in lieblicher Umgebung, und durch ihre Mauern und Thürme, so wie durch den Geschmak, in dem manche ihrer öffentlichen und Privatgebäude aufgeführt sind, [157] ein hohes Alterthum anzeigend. Ihr Name wird zuerst im achten Jahrhundert genannt, da Karl der Grosse dem Abte Volrad von St. Denis die Erlaubniß ertheilte, zu Gamundia, in Allemannien, eine Niederlassung für einige seiner Mönche zu gründen. Aber das schönere Aufblühen der Stadt fällt erst in die Zeit, in der die Herrn von Staufen, zu deren Besitzthum sie gehörte, die herzogliche Würde in Schwaben erhielten, und reicher an Land und Leuten, sich mit einem stattlichen Hofe umgeben sahen. Da forderte es ihr Bedürfniß, in der Nähe ihrer wichtigsten Burg eine Niederlassung zu haben, in der Künste und Gewerbe getrieben wurden, und die ihnen gewährte, was der steigende Luxus ansprach. Friedrich, der Einäugige, umgab die Stadt i.  J. 1110 mit einer Ringmauer. Konrad, Herzog in Franken, stiftete i.  J. 1140 das Augustinerkloster, und später das der Dominikaner. Friedrich Barbarossa weilte öfters in der Mitte seiner getreuen Bürger von Gmünd, gab ihnen Stadtrechte und andere Freyheiten, und setzte den silbernen Einhorn in ihr Siegel. Dafür waren sie seinem Hause immer hold, und folgten freudig mit ihrem Kriegsvolke dem Panner von Staufen, wenn auch gleich selbst der päbstliche [158] Bannstrahl sie bedrohte. Sie sahen das löbliche Regentenhaus in seinem edeln Sprößling Konradin traurig untergehen. Dessen Untergang aber führte sie, wie es scheint, zur reichsständischen Unmittelbarkeit, welche unter manchem Wechsel des Schicksals, wohl sechsthalb hundert Jahre von ihnen behauptet ward. *)

In das Zeitalter des Stauffenschen Besitzes fällt ohne Zweifel der Ursprung der Johanneskirche, welche, einen ansehnlichen Thurm zur Seite, als ein ehrwürdiges Alterthum, unter den übrigen Kirchen und Klöstern der Stadt sich auszeichnet. Ihre kunstlose und dabey sehr solide Bauart, die Tiefe und das Dunkel ihres Innern, die in die Steine eingehauenen Figuren von Menschen, Engeln, Thieren, die rauhe Form und die feste Zusammenfügung des Ganzen, – verrathen deutlich den Geschmak des eilften oder zwölften Jahrhunderts. Eine besondere Merkwürdigkeit in ihr ist ein Gemälde auf Tuch, welches die Ansicht des Remsthals, vor der Erbauung der Stadt Gmünd, darstellt. So weit zurük ist nun freylich das Stük nicht zu setzen; es ist offenbar das Werk [159] eines weit späteren idealisirenden Künstlers. Indessen fällt sein Ursprung gewiß wenigstens in das fünfzehnte Jahrhundert zurük, und auch bey dieser Voraussetzung gewährt es noch Interesse genug, indem es uns zeigt, wie damals die Oberfläche dieser Gegend beschaffen war, wie die nun zerstörten Burgen in ihrem ursprünglichen Zustande sich ausnahmen, und wie dichte Waldungen und wüste Einöden das Thal und seine Abhänge bedekten, wo nun die fleissige Hand des Menschen lachende Wiesen, fruchtbares Akerland und schöne Meyerhöfe geschaffen hat. Wie könnte die im Laufe der Zeit ununterbrochen fortgehende Umbildung der Erdoberfläche in irgend einem gegebenen grössern oder kleinern Kreise lebendiger zur Anschauung gebracht werden, als durch ein solches Werk der darstellenden Kunst?


*) S. J. A. Rinks Gesch. der Reichsstadt Schw. Gmünd etc. (S. 1802.[1]) S. 7–24.[2]

Anmerkungen (Wikisource)