Die Vergänglichkeit
Siehe auch: Die Vergänglichkeit (Werkausgabe 1834) |
Steinen und Brombach, in der Nacht.)
Fast allmol, Aetti, wenn mer ’s Röttler Schloß
so vor den Auge stoht, se denki dra,
öbs üsem Hus echt au e mol so goht.
im Basler Todtetanz? Es gruset mer,
wie länger aßi ’s bschau. Und üser Hus,
es sizt jo wie ne Chilchli uffem Berg,
und d’ Fenster glitzeren, es isch e Staat.
I mein emol, es chönn schier gar nit sy.
Du gute Burst, ’s cha frili sy, was meinsch?
’s chunnt alles jung und neu, und alles schlicht
und nüt stoht still. Hörsch nit, wie ’s Wasser ruuscht,
und siehsch am Himmel obe Stern an Stern?
Me meint, vo alle rühr si kein, und doch
ruckt alles witers, alles chunnt und goht.
De bisch no jung; uärsch, i bi au so gsi,
jezt würds mer anderst, ’s Alter, ’s Alter chunnt,
und woni gang, go Gresgen oder Wies,
in Feld und Wald, go Basel oder heim,
briegg, alder nit! – und biß de bisch wien ich,
e gstandene Ma, se bini nümme do,
und d’ Schof und Geiße weide uf mi’m Grab.
Jo wegerli, und ’s Hus wird alt und wüst;
und d’ Sunne bleicht der’s schwärzer alli Tag,
und im Vertäfer popperet der Wurm.
Es regnet no dur d’ Bühne ab, es pfift
der Wind dur d’ Chlimse. Drüber thuesch du au
und pletze dra. Z’lezt fuults im Fundement,
und’s hilft nüt me. Und wemme nootno gar
zweytusig zehlt, isch alles zsemme g’keit.
Und endli sinkt ’s ganz Dörfli in si Grab.
goht mit der Zit der Pflug –
Nei, was de seisch!
Isch Basel nit e schöni tolli Stadt?
’s sin Hüser drinn, ’s isch mengi Chilche nit
so groß, und Chilche, ’s sin in mengem Dorf
nit so viel Hüser. ’s isch e Volchspiel, ’s wohnt
und menge[WS 1], woni gchennt ha, lit scho lang
im Chrütz-Gang hinterm Münster-Platz und schloft.
’s isch eithue, Chind, es schlacht e mol e Stund,
goht Basel au ins Grab, und streckt no do
en alte Thurn, e Giebel-Wand; es wachst
do Holder druf, do Büechli, Tanne dört,
und Moos und Farn, und Reiger sitze druf –
’s isch schad derfür! – und sin bis dörthi d’ Lüt
der Sulger, wo die arme Bettel-Lüt
vergelstert het, der Lippi Läppeli,
und was weis ich[WS 2], wer meh. Was stoßisch mi?
do sin, und do an Berg und Wald verbey!
Dört obe jagt e wilde Jäger, weisch?
Und lueg, do niden in de Hürste seig
gwiß ’s Eyer-Meidli g’lege, halber ful,
Er het der Pfnüsel! Seig doch nit so närsch!
Hüst Laubi, Merz! – und loß die Todte go,
’s sin Nare-Posse! – Je, was hani gseit?
Und goht in langer Zit e Wanders-Ma
ne halbi Stund, e Stund wit dra verbey
se luegt er dure, lit ke Nebel druf,
und seit si’m Camerad, wo mittem goht:
isch d’ Peters-Chilche gsi, ’s isch schad derfür!“
Nei Aetti, ischs der Ernst, es cha nit sy?
und mit der Zit verbrennt di ganzi Welt.
Es goht e Wächter us um Mitternacht,
e fremde Ma, me weiß nit, wer er isch,
er funklet, wie ne Stern, und rüeft: „Wacht auf!
der Himmel, und es dundert überal,
z’erst heimli, alsgmach lut, wie sellemol
wo Anno Sechsenünzgi der Franzos
so uding gschoße het. Der Bode wankt,
und lüte selber Bet-Zit wit und breit,
und alles betet. Drüber chunnt der Tag;
o, bhütis Gott, me brucht ke Sunn derzu,
der Himmel stoht im Blitz, und d’ Welt im Glast.
und endli zündets a, und brennt und brennt,
wo Boden isch, und niemes löscht; es glumst
zlezt selber ab. Wie meinsch, siehts us derno?
de Lüte denn, wenn alles brennt und brennt?
Närsch, d’ Lüt sin nümme do, wenns brennt, sie sin –
wo sin sie? Seig du frumm, und halt di wohl,
Siehsch nit, wie d’ Luft mit schöne Sterne prangt!
’s isch jede Stern verglichlige ne Dorf,
und witer oben isch e schöni Stadt,
me sieht sie nit vo do, und haltsch di gut,
und findsch der Aetti dört, wenn’s Gottswill isch,
und ’s Chüngi selig, d’ Mutter. Oebbe fahrsch
au d’ Milchstroß uf in die verborgeni Stadt,
und wenn de sitwärts abe luegsch, was siehsch?
der Blauen au, as wie zwee alti Thürn,
und zwische drinn isch alles use brennt,
bis tief in Boden abe. D’ Wiese het
ke Wasser meh, ’s isch alles öd und schwarz
und seisch di’m Cammerad, wo mitder goht:
„Lueg, dört isch d’ Erde gsi, und selle Berg
het Belche gheiße! Nit gar wiit dervo
isch Wisleth gsi, dört hani au scho glebt,
und brochet, Matte g’raust, und Liecht-Spöh’ g’macht,
und gvätterlet, biß an mi selig End,
und möcht jez nümme hi.“ – Hüst Laubi, Merz!