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Die Offenbarung Johannis/Moderne Vertreter veralteter Auslegungsmethoden

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« Die Anbahnung der richtigen Auffassung der Apk Wilhelm Bousset
Die Offenbarung Johannis
Die literarkritische Methode »
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19. Moderne Vertreter veralteter Auslegungsmethoden.

Es möge noch eine kurze Übersicht folgen über diejenigen Werke, die sich noch immer auf andern veralteten Bahnen der Auslegung bewegen. Ich nenne hier freilich nur noch solche, die wegen der Persönlichkeit ihres Verfassers[107] Interesse verdienen oder die durch ihr gelehrtes Material besonders ausgezeichnet sind. Die Zahl der Auslegungen alten Stils, namentlich in England und Amerika, ist Legion und vermehrt sich noch alljährlich.

Von einer Reihe von Kommentatoren wurde bis in die Neuzeit die weltgeschichtliche oder kirchengeschichtliche Deutung der Apk festgehalten. Hier ist vor allem Hengstenberg, die Offenbarung Johannis 1849-51, 2. Aufl. 1861, zu nennen. Hengstenberg rechnete das tausendjährige Reich von der Bekehrung der Deutschen (19,11ff.) bis zur Aufhebung des deutschen Reiches und sah 1848 die Zeiten Gogs und Magogs (Demagog!) anbrechen. Ebrard (1853 in Olshausens Kommentarwerk) hielt noch immer an der antipapistischen Deutung fest. In England hat gegenüber der um sich greifenden von Deutschland herübergekommenen zeitgeschichtlichen Betrachtung der Apk und gegenüber der — namentlich durch Maitland aufkommenden — endgeschichtlichen Auslegung, die wegen ihrer Abweisung der antipapistischen Deutungen bei den katholisierenden Bestrebungen in der Mitte des vorigen Jahrhunderts kirchenpolitische Bedeutung gewann, E. B. Elliott in seinem vierbändigen Riesenwerk, Horae apocalypticae 1851, die altprotestantische, antipapale Deutung der Apk erneuert. Holtzmann² 286 nennt als seine Nachfolger: Garratt, commentary on the revelation 1866, 1878²; Huntingford, the apocalypse 1881. Diese Art Auslegung scheint unter den englischen Kommentatoren noch immer die herrschende zu sein (vgl. Madsen, Johannes’ Aabenbaring 233).

Es ist aber doch mit Freuden zu begrüßen, daß wenigstens unter den deutschen Vertretern der „gläubigen“ Bibelauslegung die unbefangen weltgeschichtliche Deutung mehr und mehr an Boden verliert, ja gänzlich verschwindet. So vertrat bereits Auberlen gegenüber aller weltgeschichtlichen Ausdeutung (der Prophet Daniel und die Offenbarung Johannes 1854, 1874³) die „reichsgeschichtliche“ Deutung, d. h. er will in der Apk nur die Hauptwendepunkte der Kirchengeschichte, nicht geschichtliche Einzelheiten geweissagt finden. Ihm folgten Christiani, übersichtliche Darstellung des Inhalts der Offenbarung Johannis 1861; Luthardt, die Offenbarung Johannes 1861; Bruch, die Zeichen der letzten Zeit; Grau, Bibelwerk 1880; Otto de la Croix, die große Babylon der Offenbarung Johannis 1882; Ittameier, Beiträge zum Verständnis der Offenbarung Johannes, 1880; Madsen, Johannes’ Aabenbaring, Kopenhagen 1887 (wertvoll ist hier die Geschichte der Auslegung S. 173ff.). Auf dem Übergang etwa von einer verschämt kirchengeschichtlichen Auffassung zur reichsgeschichtlichen steht J. Chr. K. v. Hofmann (Weissagung und Erfüllung II 1844, 300-378; Schriftbeweis II² 664ff. Vgl. E. v. Lorentz, die Offenb. St. Joh. nach den Vorlesungen Hofmanns f. d. Verst. d. gläub. Gem. bearb. 1896.), der (wie auch schon Ebrard, Luthardt) sich zugleich der endgeschichtlichen Auslegung zuneigte und eine künstliche Rekapitulationstheorie entwickelte. An Hofmann schließt sich Füller an (die Offenbarung Johannis 1874). Charakteristisch für diese Reihe von Auslegern ist auch dies, daß die meisten von ihnen (gegen die Augustana) an der chiliastischen Deutung der Apk festhalten, also das 1000jährige Reich in der Zukunft erwarten. — Zu den Vertretern dieser Methode kann man von den englischen Kommentatoren noch Alford rechnen, the New Greek Testament IV. 2. ed. 2. Cambridge 1884 (mit vortrefflichem Einleitungs- und reichem textkritischen Material). Er vertritt eine gewisse Rekapitulationstheorie, ist sehr sparsam mit weltgeschichtlichen Ausdeutungen und bekennt manches nicht zu wissen. Doch deutet er noch immer das erste Tier in Kap. 13 auf das gesamte römische Reich, das zweite auf das Papsttum.

Der endgeschichtlichen Auslegung hat dann namentlich Kliefoth[1], die Offenbarung Johannis 1874, Bahn gebrochen. Hierher gehören die Kommentare [108] von Burger, Langes Bibelwerk, 2. Aufl. 1878; Beck, Erklärung der Offenbarung 1-12. 1883[2]. Bemerkenswert ist es, daß Kliefoth auch wieder jede chiliastische Deutung der Apk ablehnt. Hier ist endlich auch Th. Zahn, Z. W. L. 1885. 1886 und Einleitung in d. N. Test. II² 1900 zu nennen. Auch unter den katholischen Gelehrten wurde diese Methode wieder aufgenommen, so von Stern (unter Berufung auf Viegas): commentaire de la révélation de l’apôtre Jean, Schaffhouse 1854; Bisping 1876; Krementz 1883; Waller 1884 (nach Holtzmann) und Abbé Drach (nach Chauffard)[3]. In England hat Maitland (1826. 1829f., vgl. Elliott, Horae ap. IV 523) der endgeschichtlichen Auslegung Bahn gebrochen. Elliott betrachtete das als eine Tat von kirchenpolitischer Bedeutung und machte sich auf, den gefährlichen Gegner zu widerlegen. Nach Maitland sind etwa Burgh (Elliott IV 523) und Todd, Williams (Alford 248) zu erwähnen. — Eine merkwürdige zwischen zeitgeschichtlicher und endgeschichtlicher Deutung vermittelnde Stellung nimmt Kübel ein: Z. W. L. 1881 285ff., 1883 337ff. 406ff. 468ff. 561ff. und Handkommentar von Strack-Zöckler, Neues Test. B. IV. 1888.


  1. Gegen ihn Christiani, Bemerkungen zur Auslegung der Apk 1868; zur Auslegung der Apk 1875. Vgl. Volck, der Chiliasmus seiner neuesten Bekämpfung gegenüber 1869.
  2. Als Kuriosa verdienen Erwähnung der endgeschichtlich und tendenziös welfisch gehaltene Kommentar von L. Harms, die Offenb. St. Johannes 1873 und der Schlüssel zur Offenbarung von W. Stärkel, in dem das bekehrte Israel als der Träger der Zukunft der Kirche geweissagt ist (3. Aufl. 1890).
  3. Sonst scheint in der katholischen Kirche, soweit aus dem Überblick bei Chauffard zu ersehen ist, eine wilde phantastische Exegese zu herrschen. Hier wirkt vor allem der Einfluß von Joachim von Floris Kommentar noch immer nach. Wir finden hier das charakteristische Periodensystem, die kirchengeschichtliche Deutung der Gemeindeschreiben, die Deutung des Vierten Zeichens auf Muhamed, die Deutung des sechsten Zeichens auf den künftigen Ruhestand der Kirche, das Festhalten an der Idee des tausendjährigen Reiches; vgl. La Font Sentenac, le peau de l’Apocalypse et la signification de prophéties, qu’elle contient. Chauffard selbst in Anlehnung an einen älteren Kommentar von Holzhauer (übersetzt in l’interprétation de l’Apoc. 2. Vol. Paris 1856) verbindet mit der Periodendeutung die endgeschichtliche. Ein künstliches synchronistisches System entwickeln Bickel und Rohling, le passé présent et l’avenir de l’église d’après la révélation de St. Jean 1873. Kirchengeschichtlich deutet Rougemont, la révélation de St. Jean 1866.
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