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Die Offenbarung Johannis/Kap. 6. Die ersten sechs Siegel

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« Kap. 5. Das versiegelte Buch und das Lamm Wilhelm Bousset
Die Offenbarung Johannis
Exkurs zu Kap. 4-6 »
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C. Kap. 6. Die ersten sechs Siegel.

6,1-2. Erstes Siegel. 6,1. καὶ εἶδον, ὅτε[1] ἤνοιξεν τὸ ἀρνίον μίαν ἐκ (s. o. S. 166) τῶν ἑπτὰ[2] σφραγίδων. In dem μίαν ἐκ τ. σφρ. liegt ein Hebraismus vor. Es ist zu übersetzen „das erste“ der sieben Siegel. Vgl. V. 3 das zweite Siegel etc. Wenn nun im folgenden die eschatologischen Ereignisse in jeweilig sieben Akten sich entwickeln und diese wieder jedesmals als in 4 + 3 geteilt erscheinen (vgl. auch die Posaunen- und Schalen-Plagen), so liegt letztlich dem die weitverbreitete Vorstellung zu Grunde, daß der gesamte Weltverlauf sich in vier resp. sieben Zeitaltern abspielt. Über die Verbreitung dieser Annahme s. das zu 17,10 Bemerkte, ferner Bousset, Rel. d. Judentums 476,3; Gunkel, Komm. z. Genesis² 233ff., z. religionsgesch. Verst. d. A. T. 53; Zimmern KAT³ 541f. καὶ ἤκουσα ἑνὸς ἐκ τῶν τεσσάρων ζῴων (das erste von den vier Tieren) λέγοντος[264] ὡς φωνὴ (φωνῇ)[3] βροντῆς (eine außerordentlich harte Wendung, die man nur etwa unter der Einnahme eines verkürzten Satzes erklären kann). ἔρχου. Da die Aufforderung, zu kommen, sich bei jeder der nächsten drei Siegel wiederholt, so gilt sie nicht dem Seher (wie ich in der früheren Auflage des Buches annahm), sondern dem jedesmal erscheinenden Reiter. Freilich ist es das Lamm, das durch Lösung des Siegels die Erscheinungen hervorruft. Das schließt aber nicht aus, daß sich die vier Tiere an der Entwickelung der Dinge sekundär beteiligen. 6,2. καὶ εἶδον, καὶ ἰδοὺ[4] ἵππος λευκός. Das nun folgende Bild von den vier Rossen lehnt sich an Sacharja 1,8; 6,1ff, an. Die Rosse bei Sacharja sind aber mythologische Gestalten, sie bedeuteten einst die Götterboten, die vier Winde[5], eine Bedeutung, welche dem Sacharja selbst noch gegenwärtig war. Auch die Farben, welche die Rosse erhalten, sollen die Himmelsgegenden symbolisieren[6]. Die Aufzählung der Farben wird an drei Stellen 1,8; 6,1f.; 6,6f. wiederholt, doch nicht gleichmäßig, es scheint der Text verderbt zu sein (Gunkel, Schöpfung u. Chaos 122ff.). Am zuverlässigsten erscheint mir die Aufzählung 6,2, welche die LXX so wiedergibt: πυρροί ‑ μέλανες ‑ λευκοί ‑ ποικίλοι ψαροί (1,8 fehlt μέλανες, 6,6 πυρροί, dafür erscheinen ποικίλοι und ψαροί getrennt). Nun verband der Apokalyptiker mit dieser Weissagung offenbar eine andre stereotyp gewordene Aufzählung der Plagen der messianischen Wehezeiten. Schon Jer 14,12; 15,2; 21,7; 24,10; 29,17f.; 42,17; 44,13 etc. kehrt die Aufzählung: μάχαιρα ‑ λιμός ‑ θάνατος beständig wieder. Das sind nun die Plagen, welche die drei [265] letzten Rosse bei dem Apokalyptiker bringen. Der μάχαιρα entspricht die rote Farbe, dem λίμος die schwarze, für das Roß des Todes wurde die Leichenfarbe (χλωρός) an Stelle der bunten Farbe (ποικίλος – ψαρός) gewählt[7]. Bei dieser Deutung und Kombination blieb das weiße Roß übrig. In der Apk steht dieses als erstes am Anfang, was bei der Aufzählung des Sacharja sonst nirgends der Fall ist. Beide Tatsachen, die Voranstellung des weißen Rosses, und die andre, daß sich die Deutung dieses Rosses zunächst nicht aus stereotyp gewordenen, sonst nachweisbaren eschatologischen Vorstellungen erklären läßt, deuten nun darauf hin, daß gerade an diesem Punkt der Apokalyptiker eine eigne Idee, eine originelle Wendung seiner Weissagung bringt. Wir werden also gerade hier nach Anknüpfungspunkten in der Zeitgeschichte des Apokalyptikers suchen. So sehr man bei den folgenden Siegeln Gunkel (Schöpfung und Chaos 226) darin Recht geben wird, daß es bei dem vorliegenden Tatbestand das denkbar Verkehrteste sei, im ganzen ersten Jahrhundert nach Kriegen, Hungersnöten, Pestilenzen zu suchen, so unterliegt das erste Siegel einer andern Beurteilung, d. h. hier scheint der Versuch einer zeitgeschichtlichen Deutung der zunächst gewiesene Weg zu sein. Abzuweisen ist daher auch die rein symbolisierende Deutung des ersten Rosses, nach welcher hier einfach die Personifikation des Krieges oder Sieges gefunden wird. Man darf eben das erste Siegel nicht analog den andern erklären.

Die nähere Charakteristik des ersten Rosses lautet nun: καὶ ὁ καθήμενος ἐπ’ αὐτὸν (s. o. S. 165) ἔχων τόξον, καὶ ἐδόθη αὐτῷ στέφανος, καὶ ἐξῆλθεν νικῶν „καὶ ἵνα νικήσῃ“[8]. Verfehlt ist jedenfalls die Identifikation dieses Reiters auf weißem Rosse mit dem Reiter 19,11ff. und die Deutung desselben auf den wiederkehrenden Christus (Dstd.; neuerdings noch von B. Weiß Einl. 394 vertreten; Hilgf., Z.w.Th. 1890 425 deutet auf den Triumph der messianischen Sache). Denn bei dieser Auffassung zerstört man die Harmonie des apokalyptischen Bildes. Christus kann wohl nach einander als Menschensohn und als Lamm in derselben Apk auftreten, aber er kann nicht zugleich das Lamm sein, das die Siegel des Buches öffnet, und der Reiter, der aus dem Buch hervorgeht. Auch ist es merkwürdig, daß dann die Erscheinung Christi vor der der drei andern Reiter stattfindet, d. h. daß der Messias vor den messianischen Wehen kommt. Die wesentliche Einheit der Apk vorausgesetzt ist es endlich merkwürdig, daß Christus, der erst 19,11ff. vom Himmel herabkommt, bereits hier erscheint. Jedenfalls hat der Apokalyptiker letzter Hand, wenn wir von der Quellenfrage einmal ganz absehen, [266] hier nicht den Messias gesehen. — Da eine zeitgeschichtliche Deutung nach der vorhergegangenen Überlegung geboten erscheint, so bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten der Deutung dieses als Sieger und Triumphator geschilderten Reiters, nämlich entweder die Deutung auf das Römerreich (Vlt., Sp. 290 unter Beziehung auf Vergil. Aen. III 537ff.; dagegen Sp. Schmidt 11; Hirscht 52) oder die auf das Partherreich (Vitringa, Vlt. IV (1904), 16f. Schmidt 11, Hltzm., Erbes 38f.). Wenn man, was zunächst geboten ist, den Zukunftscharakter der Weissagung zu wahren sucht, so liegt die Beziehung auf das Partherreich näher. Auf das Römerreich bezogen, wäre die Weissagung völlig ein vaticinium ex eventu. Der Apokalyptiker aber weissagt wirklich von einer zukünftigen sieghaften Ausdehnung des Partherreiches und sah in dieser noch zu erwartenden Tatsache das erste Vorzeichen vom Ende. Nicht richtig wäre es nun freilich, wieder auf irgend einen bestimmten geschichtlichen Vorgang (z. B. den Sieg des Königs Vologäses über die Römer in den Tigrispässen a. 62, Erbes 38f., Hltzm.) zu raten, der in diesem Bilde symbolisiert wäre. Vielmehr werden wir urteilen, daß die historische Situation, aus der heraus die Erwartung eines mächtigen Anschwellens der Parthermacht — namentlich für einen Orientalen — psychologisch verständlich wird, fast im ganzen Verlauf der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts und weit darüber hinaus gegeben ist. Die Beziehung auf die Reiterheere der Parther legen übrigens auch die beiden Symbole: das Roß und den Bogen nahe, während man nicht sagen kann, weshalb gerade der Bogen bei einer Symbolisierung des römischen Reiches verwandt wäre. „Und er zog aus siegend und um zu siegen“ heißt es am Schluß von dem Reiter. Mit besondrer Energie ist durch den doppelten Ausdruck das Sieghafte und Unwiderstehliche in der ganzen Erscheinung geschildert. Man beachte wie hier, wo der Apokalyptiker, wie es scheint, aus freier Hand schildert, sofort sein Lieblingsausdruck, das johanneische νικᾶν, sich findet[9].

6,3-4. Zweites Siegel. 6,3. καὶ ὅτε ἤνοιξεν τὴν σφραγῖδα τὴν δευτέραν[10], ἤκουσα τοῦ δευτέρου ζῴου λέγοντος· ἔρχου[11]. 6,4. καὶ ἐξῆλθεν ἄλλος ἵππος πυρρὸς (πυρὸς)[12], καὶ τῷ καθημένῳ ἐπ’ αὐτὸν[13] ἐδόθη αὐτῷ[14] (2,7.17 s. o. S. 160) λαβεῖν τὴν εἰρήνην ἐκ[15] τῆς γῆς[16] καὶ ἵνα ἀλλήλους σφάξουσιν[17]). καὶ ἐδόθη αὐτῷ μάχαιρα[267] μεγάλη. Richtig wird von den meisten Auslegern der zweite Reiter als Symbol des Krieges und des Blutvergießens aufgefaßt. Falsch ist die Beziehung auf Christenverfolgung. Wir haben hier dann aber eine ganz und gar stereotyp gewordene Weissagung, vgl. Mk 13,8; Mt 24,7;. Sib. III 156; IV Esr 6,24; 13,31; Apk. Bar 70,1ff. (Sp.), die zeitgeschichtlich nicht gedeutet werden darf. Es ist daher auch kaum nötig, hier die verschiedenartigen Ratversuche auch moderner Exegeten zu registrieren. Kriege hat es ja in der Tat in damaliger Zeit recht viele gegeben. — Erwähnt mag die Auslegung Hltzm.s werden, der hier das den Frieden von der Erde nehmende römische Weltreich symbolisiert findet, so daß die beiden ersten Reiter die damaligen beiden Weltreiche repräsentierten. Aber nach dem oben bemerkten gehören offenbar die drei letzten Reiter zusammen (Krieg, Hungersnot, Pest). Nach der richtigen Deutung des Symbols ist dann auch zu übersetzen: und es wurde ihm gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen. Denn an das „Land“ Palästina ist hier nicht gedacht (vgl. den häufig wiederkehrenden Ausdruck κατοικοῦντες ἐπὶ τῆς γῆς). Das ἵνα ἀλλήλους σφάξουσιν hängt endlich von dem ἐδόθη ab; über ἵνα mit dem Indic. Fut. s. o. S. 171.

6,5-6. Drittes Siegel. 6,5. καὶ ὅτε ἤνοιξεν τὴν σφραγῖδα τὴν τρίτην, ἤκουσα τοῦ τρίτου ζῴου λέγοντος (ἀκούειν c. Gen. der Person s. S. 163), ἔρχου. καὶ εἶδον· καὶ ἰδοὺ (vgl. V.2) ἵππος μέλας. Offenbar will der Apokalyptiker im Folgenden die Plage der Hungersnot symbolisieren. Er wählte als Symbol der verderben- und todbringenden Plage das schwarze Roß. καὶ ὁ καθήμενος ἐπ’ αὐτὸν ἔχων ζυγὸν ἐν τῇ χειρὶ αὐτοῦ. ζυγός ist der Wagebalken, welcher die beiden Wagschalen verbindet (Prv 16,11), dann die Wage überhaupt. Vgl. Ez 4,16; Lev 26,26. Weshalb dem dritten Reiter eine Wage gegeben wird, erhellt aus dem Folgenden. 6,6. καὶ ἤκουσα ὡς[18] φωνὴν ἐν μέσῳ τῶν τεσσάρων ζῴων λέγουσαν. Nach Dstd. soll das ὡς andeuten, daß dem Seher unbekannt blieb, von wem die Stimme ausgegangen sei. Jedenfalls gehört dies ὡς zum Stil des Apokalyptikers; vgl. das zu 4,8 Bemerkte, zu ὡς φωνήν vgl. 5,11; 19,1.6. Die Meinung von Dstd. und B. Weiß, daß die Erklärung dieser über die Kreatur verhängten Plage aus der Mitte der Cheruben hervorgehe, weil diese die Vertreter und Repräsentanten des Naturlebens seien, scheitert erstens daran, daß diese Bedeutung der Cheruben gar nicht feststeht, zweitens daran, daß die Stimme nicht von den Cheruben ausgeht, sondern aus deren Mitte herkommt. Es könnte für ἐν μέσῳ τῶν ζῴων etwa auch ἐν μέσῳ τοῦ θρόνου hier stehen. Wenn man überhaupt die Frage erheben will, wer hier spricht, so könnte man am ersten an das Lamm denken. χοῖνιξ σίτου δηναρίου καὶ τρεῖς χοίνικες κριθῶν[19] δηναρίου[20]. Diese Worte geben die Höhe der Teuerung an, sie sind gedacht als ein zum Kauf lockender Ruf. χοῖνιξ ist das tägliche Speisemaß für eine Person, [268] Athenaeus III 20. (Hltzm. vgl. Wtst.), κριθή ist die schlechtere Getreideart. Es ist also der tägliche Lohn (der Denar Mt 20,2) eines Arbeiters, gerade gleichwertig mit seiner Brotration (in besserem Brod); die Steigerung des Getreidepreises ist zwar immerhin eine enorme, da bei gewöhnlichem Preis 12 Maß Weizen einen Denar, 12 Maß Gerste einen halben Denar kosten, Cicero, Verr. III 81 (Hltzm.); aber die Teuerung soll nicht den höchsten Grad der Hungersnot erreichen. καὶ τὸ ἔλαιον καὶ τὸν οἶνον[21] μὴ ἀδικήσῃς. Die konkrete Angabe über die geweissagte Hungersnot legt den Gedanken nahe, daß, wenn irgendwo, so hier eine zeitgeschichtliche Ausdeutung der Weissagung berechtigt ist (vgl. Sp. Hltzm. Erbes). Doch war man bisher diesen Anspielungen gegenüber ratlos, bis neuerdings Th. Reinach den rechten Weg gewiesen zu haben scheint (s. o. Einleitung S. 135).

6,7-8. Viertes Siegel. 6,7. καὶ ὅτε ἤνοιξεν τὴν σφραγῖδα τὴν τετάρτην, ἤκουσα [φωνὴν][22] τοῦ τετάρτου ζῴου λέγοντος· ἔρχου. 6,8 καὶ εἶδον, καὶ ἰδοὺ (s. V. 2) ἵππος χλωρός. Es ist hier die grünlich-bläuliche Farbe des Leichnams gemeint. καὶ ὁ καθήμενος ἐπάνω αὐτοῦ[23] ὄνομα αὐτοῦ ὁ[24] θάνατος. „Eine lose aber kraftvolle Wortfügung“ (Dstd.); die Unregelmäßigkeit ist also vielleicht beabsichtigt. Der Tod ist hier übrigens nicht selbst als Pest zu fassen, sondern als der Herr über alle die Todesgefahren, die im folgenden aufgezählt werden. καὶ ὁ ᾅδης ἠκολούθει[25] μετ’ αὐτοῦ[26] (14,13; Lk 9,49). Der Hades ist hier personifiziert und als Diener des Todes gedacht. Vgl. zu der Zusammenstellung von Tod und Hades 1,18; 20,13.14; Prv 5,5; Jes 28,15. — καὶ ἐδόθη αὐτῷ (αὐτοῖς)[27] ἐξουσία ἐπὶ τὸ τέταρτον τῆς γῆς (d. h. über einen beträchtlichen Teil der Erde), ἀποκτεῖναι ἐν ῥομφαίᾳ καὶ ἐν λιμῷ καὶ ἐν θανάτῳ καὶ ὑπὸ τῶν θηρίων τῆς γῆς. Das αὐτῷ bezieht sich nach der wahrscheinlich richtigen Lesart auf die Hauptperson, den Tod, zurück. Der Satz „und der Hades folgte ihm“ ist also gleichsam in Parenthese zu denken. Auch den Hades hat man sich, wenn er dem Tode zu folgen imstande ist, reitend zu denken. Sp. vermutet demgemäß einen Zusammenhang zwischen unserm Bilde und den fünf Reitern II Makk 10,29, kaum mit Recht. Bemerkenswert ist es allerdings, daß bei dem vierten Zeichen zwei Gestalten auftreten, das stört in etwas die schöne Einheitlichkeit des Bildes. Zu so gewaltsamen Hypothesen, wie J. Weiß sie S. 61f. vorschlägt, ist aber kein Grund vorhanden. Eher könnte man auf Grund der eben mitgeteilten Beobachtungen „ὁ ᾅδης ἠκολούθει αὐτῷ“ für eine Glosse halten. In der Aufzählung der Werkzeuge des Todes ist der Wechsel der Präpositionen absichtlich: [269] ἐν zur Bezeichnung des leblosen Werkzeuges, ὑπό dagegen bei den selbsttätigen Tieren. ὑπό beim Aktiv ist recht ungewöhnlich. Die viergliedrige Aufzählung der Plagen stammt aus Lev 26,22f.; Ez 5,17; 14,21; (33,27), während bei Jeremias (s. die Stellen zu 6,2) ständig eine dreigliedrige befolgt ist (es fehlen hier die wilden Tiere). Vgl. noch: Ps Salom 13,2f.: ἔσωσεν ἡμᾶς ἀπὸ ῥομφαίας διαπορευομένης, ἀπὸ λιμοῦ καὶ θανάτου ἁμαρτωλῶν. θηρία ἐπεδράμοσαν αὐτοῖς πονηρά (vgl. Mt 24,7). θάνατος ist in diesem Zusammenhang gleich dem hebräischen דֶּבֶר‎, das die LXX ständig mit θάνατος übersetzt. Diese Weissagung verheerender epidemischer Krankheiten, in deren Gefolge wohl die in den verödeten Gegenden auftretenden Tiere zu denken sind, ist nun das eigentlich Neue in diesem Abschnitt. Ursprünglich war denn wohl auch der vierte Reiter als Pestengel von dem Apokalyptiker gedacht. Das hat sich aber durch die Aufzählung der verschiedenen Todesarten in 8b verwischt. Eine zeitgeschichtliche Deutung verbietet hier wieder von vornherein die ganz allgemein gehaltene Schilderung. So wollen wir auch hier auf einen Überblick über die Epidemien des ersten christlichen Jahrhunderts, welche uns die Exegeten liefern, verzichten.

Wir verweilen einen Augenblick noch bei der wundervollen Vision der vier apokalyptischen Reiter. Bis ins einzelne konnten wir dem Apok. seine Mittel nachrechnen, mit denen er gearbeitet. Aber mit diesen Mitteln hat nun ein Künstler ein Bild geschaffen, das zu verschiedenen Zeiten die Phantasie der allergrößten Maler gefangen genommen hat. Aus den Rosseherden des Sacharja hat er — vielleicht auch bereits einer Tradition folgend — einzelne Rosse gemacht. Sie werden ihm zu Symbolen der ihm sonst überlieferten apokalyptischen Plagen. Er schaut sie nicht mit einem Male, sondern läßt sie eines nach dem andern an den Blicken der Leser vorüberziehen. Die stereotype Handlung der Siegelöffnung spannt jedes Mal die Aufmerksamkeit von neuem. Den Rossen hat er Reiter gegeben, und Roß und Reiter sind zu einem Bild von einem Guß verschmolzen. Jedes Bild ist mit einfachen Strichen gezeichnet, man kann es mit einem Blick überschauen. So ziehen in prachtvollem Ansturm, in einem Schwall und Prall die visionären Reiter an der Seele des Lesers vorüber und füllen sie mit Staunen und Grausen.

6,9-11. Fünftes Siegel. 6,9. καὶ ὅτε ἤνοιξεν τὴν πέμπτην σφραγῖδα[28], εἶδον ὑποκάτω τοῦ θυσιαστηρίου τὰς ψυχὰς[29] τῶν ἐσφαγμένων διὰ τὸν λόγον τοῦ θεοῦ καὶ „διὰ τὴν“[30] μαρτυρίαν[31], ἣν εἶχον. Einig ist man in der Erklärung dieses Verses darüber, daß mit den Geschlachteten die Märtyrer gemeint sind, die um der Sache Gottes willen den Tod erlitten haben. Da die Märtyrer als Gott geweihte Opfer betrachtet werden, das Blut der Opfertiere aber an den Fuß (Lev 4,7 אֶל־יְסוֹד‎; LXX παρὰ τ. βάσιν) des Brandopferaltars θυσιαστηρίου ausgegossen wurde und in dem Blute die Seele sich befindet (vgl. die zum Opferkultus gehörigen [270] Ausdrücke ἐσφαγμένοι und αἷμα), so ist erklärlich, wie das vorliegende Bild: die Seelen der Märtyrer unter dem Altar, entstehen konnte. Ursprünglich mag man bei dieser Vorstellung wohl an den wirklichen Altar in Jerusalem gedacht haben. Sehr leicht aber konnte sich von hier aus dann weiter die Anschauung entwickeln, daß der Aufenthalt der Seelen der Märtyrer unter dem im Himmel ebenso wie auf Erden befindlichen Brandopferaltar sei. Ähnliche Behauptungen liegen bei den Rabbinen tatsächlich vor. Schabbath 152b: „Die Seelen der Gerechten sind aufbewahrt unter dem Thron der Herrlichkeit“. Debarim Rabba Kap. XI: Er (Gott) sprach zu ihr (der Seele des Moses) ... ich will dich hinaufführen in den obersten Himmel und dich wohnen lassen unter dem Thron meiner Herrlichkeit bei den Cherubim und Seraphim und himmlischen Heerscharen (Weber, jüdische Theol.² 337f.). Schon diese Parallelen legen nahe, daß der Apok. hier an den irdischen Altar in Jerusalem nicht gedacht haben wird (gegen Sp.). Wie sollte auch der im Himmel befindliche Seher mitten unter all den Vorgängen, die im Himmel geschehen (Aussendung der vier Reiter), den irdischen Tempel überhaupt haben sehen können. Und dazu müßten wir dann noch voraussetzen, daß dieser zur Zeit des Sehers noch existiert hätte. Merkwürdig ist hier allerdings das eine, daß hier als etwas ganz Selbstverständliches ein Brandopferaltar[32] im Himmel erwähnt wird, von dem vorher gar nicht die Rede war, und der in die im voraufgehenden geschilderte Scenerie gar nicht so ohne weiteres hineinpaßt. Doch werden uns ähnliche Rätsel noch des öftern begegnen (s. Einleitung S. 124). Es scheint, daß es für den Apokalyptiker selbstverständlich war, daß sich im Himmel ein Tempel mit sämtlichem Zubehör befinde (daher auch die Einführung des θυσιαστήριον mit dem bestimmten Artikel), daß er aber diese Vorstellung mit der in Kap. 4 konzipierten in keiner Weise ausgeglichen hat. Die Märtyrer werden nun charakterisiert als hingeschlachtet „des Wortes Gottes wegen und des Zeugnisses, welches sie hatten“, d. h. besaßen. Es kann sich hier nämlich nicht um ein Zeugnis handeln, das sie abgelegt haben, da hierzu der Ausdruck εἶχον nicht paßt, sondern nur um ein solches, das ihnen gegeben ist; vgl. Joh 14,21. Das „Zeugnis“ ist also, wie das Wort Gottes, der objektive Besitz der Gläubigen. Wenn hier auch nicht ausdrücklich dies Zeugnis μαρτυρία Ἰησοῦ genannt wird, so ist doch Jesu Zeugnis, das er in seiner ganzen Predigt abgelegt hat, damit gemeint. Der Ausdruck λόγος θεοῦ καὶ μαρτυρία bedeutet also auch hier genau dasselbe, was er sonst (in der volleren Form) in der Apk bedeutet[33]. 6,10. καὶ ἔκραξαν[34] φωνῇ μεγάλῃ[35] λέγοντες· ἕως πότε (Joh 10,24), ὁ δεσπότης ὁ ἅγιος καὶ ἀληθινός (zu dem Vok. mit Artikel s. o. S. 164), οὐ κρίνεις καὶ ἐκδικεῖς τὸ αἷμα ἡμῶν ἐκ[36] (Lk 18,3 ἀπό; Apk 18,20; 19,2 ἐκ; vgl. Ps LXX 42,1: κρῖνόν με ... ἐξ ἔθνους οὐχ ὁσίου. I Sam 24,13: ἐκδικήσει με ὁ κύριος ἐκ σοῦ. Das ἐκ entspricht dem hebr. מִן‎) τῶν κατοικούντων ἐπὶ τῆς γῆς.[271] Ps LXX 78,5: ἕως πότε, κύριε, ὀργισθήσῃ, 10 ἡ ἐκδίκησις τοῦ αἵματος τῶν δούλων σου τοῦ ἐκκεχυμένου; vgl. Ps 80,5; Dtn 32,43; I Sam 16,1; II Kön 9,7; Hab 1,2; Sach 1,12; Ps 13,2. Das Attribut δεσπότης für Gott (im NT. nur noch Lk 2,29; Akt 4,24; II Pt 2,1; Jud 4) ist im Sprachgebrauch des jüdischen Hellenismus (wie κύριος ὁ θεὸς ὁ παντοκράτωρ und ὁ ζῶν [εἰς τοὺς αἰῶνας]) verhältnismäßig oft nachweisbar (Rel. d. Judentums 314,2). Der Herr wird als der Heilige, der die Sünde richtet und als der wirkliche (vgl. 3,7.14), der diesen Namen verdient, angerufen. Zu dem Wort ἐκδικεῖν und der hier zu grunde liegenden urwüchsig leidenschaftlichen Stimmung vgl. 18,20; 19,2; Lk 18,1ff. „Die Erdbewohner“ (vgl. Hos 4,1) ist ein in der Apk häufig wiederkehrender Ausdruck, der gewöhnlich die übrigen Menschen im Gegensatz zu den Knechten Gottes bezeichnet. Die starke Rachestimmung, welche dies Gebet atmet (vgl. dazu noch Hen 9,1.3.9f.; 22,5.7; 47,2; 97,5), abzuschwächen, müht man sich vergebens. Wir müssen uns daran gewöhnen, daß der Apokalyptiker im Hinblick auf eine gemordete Märtyrerschar in kräftigeren Stimmungen des Hasses und der Hoffnung lebt, als wir sie gutheißen mögen, auch ohne sofort mit Vischer zu behaupten, hier läge jüdische Stimmung vor.

6,11. καὶ ἐδόθη[37] αὐτοῖς ἑκάστῳ[38] στολὴ λευκή. Mit den Kleidern, welche die Frommen bekommen, hat es, wie es scheint, eine besondre Bewandtnis. Es sind keine gewöhnlichen Kleider, sondern die neuere äußere Erscheinungsform der Gläubigen, ihr himmlischer Leib. Wenn diese Vorstellung Hen 62,15 noch nicht vorliegt, so doch sicher im slav. Henoch 22,8 (verglichen mit 56,2). In der Himmelf.Jes. kann der Seher nicht eher zum höchsten Himmel aufsteigen, als bis er sein himmlisches Kleid bekommen hat (9,2 vgl. 9,8.11.24ff.). In der „Perle“ des Bardesanes (?) wird dem aus der niederen Welt zurückkehrenden Gesandten Gottes an der Grenze der oberen Welt sein Strahlenkleid entgegengesandt (Preuschen, zwei gnostische Hymnen 24f.; vgl. II Kor 5,3ff.; E. Böklen, d. Verwandtschaft d. jüd.-christl. mit der persischen Eschatol. 61ff.; Bousset, Rel. d. Judent. 265f.). Auch hier ist das Kleid weiß, lichtstrahlend. Denn die Seligen tragen (s. zu 3,5) den Engeln (Gestirngeistern) gleich lichtstrahlende Gewänder (Leiber). Darf man also annehmen, daß die Märtyrer hier ihren neuen Leib bereits vorweg bekommen, so erklärt sich auch, wie dies für sie als eine besondere Veranlassung zur Geduld angesehen werden kann. καὶ ἐρρέθη αὐτοῖς, ἵνα ἀναπαύσονται[39] ἔτι χρόνον (χρόνον ἔτι)[40] μικρόν[41] (d. h. einfach: die Märtyrer sollen sich gedulden, aufhören zu schreien um die ἐκδίκησις; dagegen ist der Ausdruck nicht im Sinn der seligen himmlischen Ruhe zu nehmen), ἕως[42][272] πληρωθῶσιν[43] [καὶ][44] (wenn so zu lesen ist, so ist mit „auch“ zu übersetzen) οἱ σύνδουλοι αὐτῶν καὶ οἱ ἀδελφοὶ αὐτῶν. Es ist bei der richtigen Lesart πληρωθῶσιν dieses weder mit vita defungi zu übersetzen (de W.), noch an sittliche Vollendung zu denken, sondern nach der unten anzuführenden Parallele aus IV Esra ist einfach an die Vollendung der Zahl der Märtyrer zu denken. Der Gedanke, der hier ausgesprochen ist, ist nun ein höchst charakteristischer. Er stammt aus der Gedankenwelt des Spätjudentums, in der man sich Gottes Weltregierung so darzustellen suchte, daß er alles nach Maß, Zahl und Zeit vorher genau bestimmt habe. IV Esr 4,36f.: quoniam in statera ponderavit saeculum et mensura mensuravit tempora et numero numeravit tempora et non commovebit nec excitabit, usque dum impleatur praedicta mensura. Apk. Bar 30,2: „Und es wird zu jener Zeit geschehen, auftun werden sich die Vorratskammern, in denen die Zahl der Seelen der Gerechten aufbewahrt worden ist, und sie werden herausgehen“. Mit σύνδουλοι und ἀδελφοί sind dieselben Personen gemeint; durch die Wiederholung des αὐτῶν bekommt der Ausdruck das charakteristisch Schleppende. οἱ μέλλοντες ἀποκτέννεσθαι ὡς καὶ αὐτοὶ. Der Märtyrertod der Mitknechte und Brüder der schon vorausgegangenen Märtyrer steht nahe bevor (μέλλοντες). Der Apokalyptiker erwartet ein großes und allgemeines Martyrium in nächster Zeit. In diesem sollen die Märtyrer einer vergangenen Zeit Genossen erhalten; aber nur eine kleine Weile sollen sie sich noch gedulden, die Zahl wird bald vollendet sein.

Exkurs zu 6,9-11. Bei der Beurteilung dieses für die Gesamtanschauung so ungemein wichtigen Abschnittes tun wir gut, mit den in der jüdischen Apokalyptik sich findenden Parallelen zu unsrer Stelle einzusetzen. Es heißt IV Esr 4,35: „Haben nicht darüber die Seelen der Gerechten in ihren Behältern gefragt, indem sie sprachen: wie lange (ἕως πότε) sollen wir noch hier bleiben, und wann wird die Frucht unsres Lohnes kommen? Und es antwortete ihnen der Erzengel Jeremiel und sprach: wann die Zahl derer, die euch ähnlich sind, erfüllt sein wird“. — Die Parallele ist überraschend genau, eine literarische Beziehung muß, vorhanden sein. Eine Abhängigkeit des IV Esra von der Apk ist nun aber jedenfalls nicht anzunehmen. Im Gegenteil, IV Esra zeigt aller Wahrscheinlichkeit nach die relativ ursprünglichere Form der Überlieferung, und das zu beachten, ist höchst interessant. Im IV Esra findet sich nämlich der Gedanke, der hier vorgetragen wird, in einer allgemeineren Form als in der Apk. Es ist hier von einer von Gott bestimmten Anzahl von gerechten Seelen die Rede; die Welt wird zu Grunde gehen, wenn sie diese Anzahl hervorgebracht haben wird. Dieser allgemeinere Gedanke, der übrigens auch Apk. Bar. 30,2 vorliegt, ist in der [273] Apk spezialisiert und auf die zu erfüllende Zahl Märtyrer bezogen. Und wenn wir nun wissen (s. Einleitung S. 130f.), daß die ganze Apk in Hinblick auf ein nahendes großes Martyrium geschrieben ist, so ist der Schluß zwingend, daß der Apokalyptiker in der Überlieferung einer älteren Tradition hier sekundär ist. Er änderte dieselbe ein wenig für seine Zwecke um und machte aus den Gerechten Märtyrer. Dabei soll nicht behauptet werden, daß der Apokalyptiker von IV Esra abhängig wäre, es wird beiden eine gemeinsame ältere Quelle zugrunde liegen. Und die bisher aufgestellten Vermutungen bestätigen sich uns, wenn wir nun eine noch ältere Parallele aus dem Henochbuch heranziehen. Es heißt dort 47,(2).4: „die Herzen der Heiligen wurden voll Freude, daß die Zahl der Gerechtigkeit erfüllt und das Gebet der Gerechten erhört war und das Blut der Gerechten gesühnt wurde vor dem Herrn der Geister“. Auch durch diese etwas weniger genaue Parallele wird die Überlieferung des IV Esra-Buches (vgl. die „Zahl der Gerechten“) bestätigt und zugleich von neuem wahrscheinlich, daß hinter Apk, IV Esra und auch hinter den die hier vorliegende Anschauung nur andeutenden Henochschen Bilderreden eine gemeinsame ältere Quelle liegt (vgl. noch Hen 9,1-3.10f.; 22,5—7; 97,5).

Wir schauen an diesem Punkt tief in die Komposition der Apk und die schriftstellerische Eigentümlichkeit des Apokalyptikers hinein[45]. Nachdem er bei der Schilderung der Vorzeichen, der messianischen Wehen, der stereotyp gewordenen Aufzählung gefolgt ist und diese durch eine Kombination mit der Rosse-Vision des Sacharja verlebendigt hat, folgt er beim fünften Siegel einer andern Tradition, nach welcher das Ende kommen sollte, wenn „die Zahl der Gerechten vollendet“ ist. Er macht aber seinem Hauptgedanken folgend aus den Gerechten Märtyrer, und so schlägt er hier die ersten Töne seines Leitmotivs an, das sich dann reicher und reicher entwickelt: Es naht eine Zeit des allgemeinen Martyriums, aber nur auf eine kurze Weile, denn das Ende ist nahe.

Auch des fünften Siegels Genesis können wir also bis ins einzelne verfolgen. Und doch hat alles Einzelne eine Metamorphose in der Seele des Apok. durchgemacht. Was im Henochbuch eine vorübergehende Bemerkung war, was im IV Esra eine lehrhafte Ausführung, das ist hier ein Bild geworden. Man sieht dies Bild in voller Lebendigkeit; man hört die Seelen unter Gottes Thron schreien. Und welch ein lebendiger Zug ist die Bekleidung derselben mit weißen Kleidern! In dem Gemälde pulsiert die verhaltene Leidenschaft des Kampfes und der Märtyrerfreudigkeit.

Wie wertvoll dieser Abschnitt für die Zeitbestimmung der Apk ist, ist schon oben (Einleitung S. 130f.) angedeutet. Jedenfalls ist hier — man [274] beachte den in der Apk stereotypen Ausdruck τὸν λόγον τοῦ θεοῦ καὶ τὴν μαρτυρίαν, bei dem nur zufällig das Ἰησοῦ fehlt — nur an christliche Märtyrer zu denken. Es ist verkehrt, mit Sp. auf die lange Reihe von alttestamentlichen Zeugen zu rekurrieren. Dann gibt es für den Verfasser schon eine ganze Reihe von Blutzeugen (eine Klasse derselben), die bereits der Vergangenheit angehören und jetzt unter dem Thron Gottes sind. Es wird auch kaum genügen, mit Sp. (Erbes) nur an die frühpalästinensischen Märtyrer[46] zu denken; diese frühpalästinensischen Märtyrer hätten auch nicht um Rache gegen die κατοικοῦντες ἐπὶ τῆς γῆς (hier wie überall Erdbewohner) geschrieen. Am besten verständlich wird der Ausdruck, wenn wir annehmen, daß die neronische Verfolgung hinter dem Verfasser liegt. Dann aber muß weiter, wenn man die Zeit der Apk näher bestimmen will, die Frage erhoben werden: Wann waren nach der neronischen Verfolgung die Zeitumstände so beschaffen, daß die Erwartung eines nahenden allgemeinen Martyriums psychologisch verständlich wird? Diese Fragestellung aber führt uns mit dem Zeitansatz für die Apk mindestens in die spätere Zeit Domitians hinab (s. Einleitung S. 132f.).

6,12-17. Sechstes Siegel. 6,12. καὶ εἶδον, ὅτε[47] ἤνοιξεν τὴν σφραγῖδα τὴν ἕκτην, καὶ[48] σεισμὸς μέγας ἐγένετο (ἐγένετο μέγας)[49] (Mt 24,7 σεισμοὶ κατὰ τόπους), καὶ ὁ ἥλιος ἐγένετο μέλας (μέλας ἐγένετο)[50] ὡς σάκκος τρίχινος. Vgl. Amos 8,9; Jes 13,10; Ez 32,7f.; Joel 2,3.10; 3,4; Mt 24,29: ὁ ἥλιος σκοτισθήσεται; Himmelf. Mos. 10,4f.: et tremebit terra, usque ad fines suas concutietur ... sol non dabit lumen et in tenebris covertent se cornua lunae. Zum Erdbeben noch IV Esra 6,14ff.; Apk Baruch 70,8; Apk 8,5; 11,13; 16,18. — Vor allem vergleiche Jes 50,3 ἐνδύσω τὸν οὐρανὸν σκότος καὶ ὡς σάκκον θήσω τὸ περιβόλαιον αὐτοῦ. — καὶ ἡ σελήνη ὅλη[51] ἐγένετο ὡς αἷμα. Jes 13,10: Ez 32,7. Joel 3,4. (2,31): ἡ σελήνη εἰς αἷμα; Himmelf. Mos. 10,5: (cornua lunae) confringentur et tota convertit se in sanguine.6,13. καὶ οἱ ἀστέρες [τοῦ οὐρανοῦ][52] ἔπεσαν εἰς τὴν γῆν, ὡς συκῆ βάλλει[53] τοὺς ὀλύνθους αὐτῆς ὑπὸ ἀνέμου μεγάλου[54] σειομένη. Jes 34,4: καὶ τακήσονται πᾶσαι αἱ δυνάμεις τοῦ οὐρανοῦ, καὶ ἑλιγήσεται ὡς βιβλίον ὁ οὐρανὸς, καὶ πάντα τὰ ἄστρα πεσεῖται ὡς φύλλα ἐξ ἀμπέλου. Jes. 13,10; Ez 32,7; Joel 2,10; 3,4; Mt 24,29; Himmelf. Mosis 10,5. — Hesych gibt zu ὄλυνθος die Erklärung: τὸ μὴ πεπαμμένον σῦκον. 6,14. καὶ ὁ οὐρανὸς ἀπεχωρίσθη ὡς βιβλίον ἑλισσόμενον[55]. „Der Himmel verschwand wie ein Buch, das man [275] aufrollt“. Vgl. Jes 34,4; (24,18.23); II Pt 3,10: οἱ οὐρανοὶ ῥοιζηδὸν παρελεύσονται. Sib. III 81f.: ὁπόταν θεὸς ... οὐρανὸν εἱλίξῃ, καθάπερ βιβλίον εἰλεῖται – καὶ πᾶν ὄρος καὶ νῆσος[56] ἐκ τῶν τόπων αὐτῶν ἐκινήθησαν. An diesem Punkt allein findet sich keine völlige Parallele, am nächsten kommt Jer 4,24: εἶδον τὰ ὄρη, καὶ ἦν τρέμοντα, καὶ πάντας τοὺς βουνοὺς ταρασσομένους (beachte, daß ℵ an unsrer Stelle βουνός liest). Vgl. Ez 38,20. Gar zu wörtlich will diese etwas übertriebene Schilderung nicht genommen werden. Eine Parallele aus dem Babylonischen zu diesen Naturrevolutionen, namentlich der Verfinsterung von Sonne und Mond bei Zimmern KAT³ 393.

6,15. καὶ οἱ βασιλεῖς τῆς γῆς καὶ οἱ μεγιστᾶνες καὶ οἱ χιλίαρχοι καὶ οἱ πλούσιοι καὶ οἱ ἰσχυροὶ καὶ πᾶς δοῦλος καὶ[57] ἐλεύθερος ἔκρυψαν ἑαυτοὺς εἰς τὰ σπήλαια καὶ εἰς τὰς πέτρας τῶν ὀρέων· Zu dieser Aufzählung (beachte die Siebenzahl! Sp.) vergleiche man 19,18; (13,16). Das Vorbild ist die Schilderung der Vernichtung von Gog und Magog Ez 39,17-20 (vgl. Jes 24,21f.; 34,12). Die Megistanen (hier und 18,23) im Unterschied von den (römischen) Chiliarchen sind parthische Staatsbeamte und Hofleute (Mommsen V 343f.). Mit den Starken sind physisch Starke gemeint. Vgl. Jes 2,10: καὶ νῦν εἰσέλθετε εἰς τὰς πέτρας καὶ κρύπτεσθε εἰς τὴν γῆν ἀπὸ προσώπου τοῦ φόβου κυρίου; 2,19: (καὶ τὰ χειροποίητα) εἰσενέγκαντες εἰς τὰ σπήλαια καὶ εἰς τὰς σχισμὰς τῶν πετρῶν ... ἀπὸ προσώπου τοῦ φόβου κυρίου (vgl. 2,21; Jer 4,29). 6,16. καὶ λέγουσιν τοῖς ὄρεσιν καὶ ταῖς πέτραις· πέσετε ἐφ’ ἡμᾶς καὶ κρύψατε ἡμᾶς (Hos 10,8: καὶ ἐροῦσιν τοῖς ὄρεσιν· καλύψατε ἡμᾶς καὶ τοῖς βουνοῖς πέσετε ἐφ’ ἡμᾶς. Lk 23,30) ἀπὸ προσώπου τοῦ καθημένου ἐπὶ τοῦ θρόνου[58] καὶ ἀπὸ τῆς ὀργῆς τοῦ ἀρνίου. Das ἀπὸ τῆς ὀργῆς τοῦ ἀρνίου klappt allerdings merkwürdig nach, und man könnte versucht sein, namentlich auch da im folgenden Vers αὐτοῦ und nicht αὐτῶν zu lesen ist, den Ausdruck mit Vischer, Sp., Weyland, Vlt. u. a. zu streichen. Aber wenn man sich an die oben beigebrachte Parallele aus Jes 2,10.19.21 erinnert, so sieht man den Grund der nachträglichen Erwähnung des Lammes. Der Gerichtstag im folgenden Vers aber würde dann, weil der Apokalyptiker wesentlich an den Messias als den Weltrichter denkt, ungenau[59] nur als der Tag des Zornes des Lammes (nicht Gottes) bezeichnet. 6,17. ὅτι ἦλθεν ἡ ἡμέρα ἡ μεγάλη τῆς ὀργῆς αὐτοῦ[60] (nämlich des Lammes), καὶ τίς δύναται σταθῆναι; „Der große Tag“ ist eine in der spätjüdischen Literatur außerordentlich häufige Wendung. Bousset, Religion d. Judentums 246. — Zum Ausdruck ἡμέρα ὀργῆς vgl. Seph 2,3; (Jo 1,15; 2,1f.; 3,4; Jes 63,4 u. ö.). [276] Ferner Na 1,6: ἀπὸ προσώπου ὀργῆς αὐτοῦ τίς ὑποστήσεται καὶ τίς ἀντιστήσεται ἐν ὀργῇ θυμοῦ αὐτοῦ; Mal 3,2. Die Könige und Gewaltigen auf Erden empfinden das Erdbeben als ein Zeichen des nahenden Gerichtes.

Bei der Beurteilung des sechsten Siegels wird man davon ausgehen müssen, daß der Apokalyptiker in der ganzen Schilderung kaum einen originalen Zug bringt, daß er vielmehr alles entlehnt und übernimmt. Man wird ihn daher von vornherein bei der Deutung der einzelnen Züge nicht zu genau beim Wort nehmen dürfen, er gab eben stereotyp gewordene Schilderungen wieder. — Zweitens aber wird man daran festhalten müssen, daß der Apok. ein mächtiges und in seiner Furchtbarkeit ungewöhnliches Erdbeben schildern will, aber doch nicht mehr als dieses. Er hat sich freilich in der Auswahl der Züge, mit denen er schildert, etwas vergriffen und verwendet eine Reihe von Zügen, die sonst bei der Schilderung des letzten großen Gerichtstages verwandt zu werden pflegen. Aber er wollte doch nur ein ungeheures Erdbeben zeichnen; man darf daher das Fallen der Sterne vom Himmel und das Entweichen aller Berge und Inseln nicht so wörtlich nehmen. Man setzt sonst den Apok. mit sich selbst in Widerspruch. Wenn die Sterne vom Himmel gefallen, und die Berge alle gewichen sind, wenn der Himmel aufgerollt ist, dann können sich auch die Könige nicht mehr in die Höhlen und Felslöcher verkriechen. Auch ist der Eindruck, den die Könige und Gewaltigen durch das Schreckwunder des Erdbebens erhalten, doch kein andrer, als daß der Gerichtstag nahe herbeigekommen sei. Denn der Ausruf: „Gekommen ist der große Tag“, ist doch im Sinne der erschreckten Gewaltigen zu verstehen und nicht im Sinne des Apok. Wenn man diesen übertriebenen Charakter der Schilderung des sechsten Siegels verkennt[61], dann erscheint allerdings der unten zu besprechende Vorschlag Sp.s in Kap. 6,12ff. das Ende einer kleinen Apk zu sehen (gegen Sp. vgl. vor allem Erbes) annehmbar. Jedenfalls ist aber das, was in Kap. 6,12ff. geschildert wird, ein apokalyptisches Erdbeben, das noch in der Zukunft liegt. Man darf also auch hier nicht auf die Suche nach Erdbeben im ersten christlichen Jahrhundert gehen. Auch deutet kein originaler Zug in der Schilderung darauf hin, daß hier Anspielungen auf zeitgeschichtliche Vorgänge vorlägen.


  1. ACP An.¹²⁵ g dem. c s¹² a ae. Vict. Pr.; Q Rel. vg. οτι. Das ὅτι ist nicht nur die schlechter bezeugte, sondern auch die leichtere Lesart, da bei der Lesart ὅτε das εἶδον objektlos steht und zu dem Folgenden ebenso schlecht paßt, wie schon 5,11 καὶ εἶδον καὶ ἤκουσα.
  2. > P (falsche Angabe bei Tisch.) An. c a sa. s. z. 5,6.
  3. φωνης verbessern P An.¹ al.; φωνην ℵ 26. 91 g vg. a (Pr. > ως – βροντης). Westcott-Hort und B. Weiß schlagen φωνῇ (7. 87. 93 al.) vor, nach B. Weiß wäre ὡς φωνή eine unerhörte Härte. Das „ὡς“ φωνῇ wäre dann ein neues Beispiel für den manirierten Gebrauch von ὡς in der Apk.
  4. Die ganz gleichmäßig auch in V. 5 und 8 wiederkehrenden Varianten verteilen sich auf die Handschriften folgendermaßen:
         1) και (ε)ιδον και ιδου
    V. 2. ACP An.¹²³ am. a. ae. s¹²
    V. 5. ACP An.¹²³⁵ am. fu. a (?).
    V. 8. ACP An.¹²³⁵ am. fu. a.
         2) και ιδε και ιδου
    V. 2. Q Rel. fu. dem. harl. tol. lips.⁶ Vict. Pr.
    V. 5. Q Rel. cle. dem. harl. tol. lipss. c.
    V. 8. Q Rel. clem. dem. tol. ae.
         3) και ιδε και (ε)ιδον και ιδου
    V. 2. ℵ An.⁵ al. g cle. lips.⁴⁵ c.
    V. 5. ℵ s² a (?) Vict.
    V. 8. ℵ c s.
         4) και ιδου.
    V. 2. 38. al?
    V. 5. 38. 80 g s¹ ae.
    V. 8. 38 al.
         (Pr. V. 5 u. 8 και ιδε και ειδον; V. 8 κ. ειδον). Die dritte Variante ist jedenfalls Mischtext. Die äußere Bezeugung spricht für Variante 1: και ειδον και ιδου. Hart wäre auch in Var. 3 das ἰδέ neben dem folgenden ἰδού, wenn freilich ein Wechsel in der Bedeutung des Imperativs vorliegt. Die schlecht bezeugte Var. 4 ist wohl durch ein Schreibversehen entstanden.
  5. Die Idee, daß am Ende der Dinge die vier Rosse losgelassen werden, entspricht in der bildlichen Rede dem Loslassen der vier Winde 7,1ff.
  6. Jeremias, das alte Testament im Licht des Orients 367; Vlt. IV 15; schwarz soll die Farbe des Nordens, rot des Südens, weiß des Ostens, falb des Westens sein.
  7. Bei dieser Ableitung der Vorstellungen der Apk ist allerdings nicht alles erklärt. Bei Sacharja erscheinen Rosseherden von vierfach verschiedener Farbe, hier einzelne Rosse. Ebenso sind die Reiter auf den Rossen hier etwas Neues. Infolgedessen sind die einzelnen Figuren hier ungleich konkreter. Gunkel, zum religionsgesch. Verst. d. N. T. 53f., denkt bei den vier Reitern an die vier Weltheroen, Weltgötter, die über je eine der vier (bekannten) Weltperioden gebieten und sie heraufführen. Es wäre möglich, daß der Apok. in 6,1-8 eine ältere Weissagung von den vier Weltaltern herübergenommen hätte. Doch wäre dann bei ihm der ursprüngliche Sinn der Weissagung gänzlich verwischt.
  8. sa. και ενικησεν; 32. 36 Pr. ινα νικηση και ενικησεν.
  9. Bei dieser Deutung bleibt es unbenommen, mit Gunkel (zum religionsgesch. Verst. d. N. T. 53,6) anzunehmen, daß in dem Reiter auf weißem Roß ursprünglich die Gestalt eines Sonnengottes gezeichnet sei. Weißes Roß, Bogen, Kranz (Strahlenkranz) sind allerdings nachweisbar in orientalischer Vorstellung Symbole des Sonnengottes (s. die Nachweise bei Gunkel). Aber der Apok. ahnt sicher nichts mehr von diesen Zusammenhängen.
  10. ACP An.¹⁴ g vg. c Vict. Pr.; Q Rel. ae την δευτεραν σφραγιδα (im folgenden την σφραγιδα την τριτην etc. sicher bezeugt).
  11. + και ιδε g cle. dem tol. harl. lips. c a(?) ae. Vict. Tic. Pr.; + και ιδε και ειδον και ιδου ℵ An.³ (vgl. V. 2).
  12. C Min. g vg. (rufus) a s¹² ae. Vict. Tic. Pr.; die übr. πυρος.
  13. αυτω An.¹.
  14. > ℵcA Tic.
  15. > A An.⁵; απο An.¹.
  16. ACP An.¹⁵ g vg. s² Tic. Pr.; die übr. > και.
  17. AC 36; alle übr. ωσιν.
  18. ACP An.(¹) g vg.; die übr. > (s. das zu 5,11 Bemerkte).
  19. κριθων ℵACP An.¹(²) s²; Q Rel. vg. κριθης.
  20. του δηναριου A; B. Weiß setzt diese Variante in den Text.
  21. τον οινον και το ελαιον 36 vg. s¹ Tic. Pr.
  22. φωνην lesen ℵA An.¹²³ vg. s¹ a ae; > CPQ Rel. g c s² Pr. Es ist möglich, daß nach den vorhergehenden Parallelen φωνην gestrichen ist.
  23. > CP An.¹ dem. harl. lips.⁵ tol.
  24. > ℵC An.³(⁵) 95. Der Prädikatsartikel entspricht dem Sprachgebrauch der Apk s. o. S. 175.
  25. An. verbessern ακολουθει.
  26. ACP An.¹²³⁵; ℵQ Rel. αυτω.
  27. αυτοις ℵACP An.¹²³; αυτω Q Rel. g vg. c s¹² a ae. Pr. αυτω ist gut bezeugt und αυτοις naheliegende Korrektur.
  28. την σφραγιδα την πεμπην ℵ 14. 92 cle. dem. lips.⁵⁶ tol., Konformation nach dem vorhergehenden.
  29. + των ανθρωπων ℵP An.
  30. > A tol. c Cypr. Pr., die Wiederholung der Präposition entspricht dem Sprachgebrauch der Apk s. o. S. 168.
  31. + του αρνοιυ Q Rel.
  32. Vielleicht ist mit de W. an den Rauchopferaltar 8,3 zu denken.
  33. Auf das Fehlen des Ἰησοῦ ist kein Gewicht zu legen (gegen Vischer).
  34. P An. εκραζον.
  35. ACP An.¹²³⁵; φωνην μεγαλην Q Rel.
  36. P An. Hipp. απο.
  37. εδοθησαν στολαι λευκαι vg. a ae. Cypr. Pr. Hipp.
  38. > εκαστω Q Rel. Hipp.; > αυτοις 2. 4. 11. 12. 19. Clem.
  39. αναπαυσονται A (falsche Angabe bei Tisch.) An¹²(⁵); d. übr. ωνται, s. o. S. 172.
  40. χρονον ετι A am. fu. tol. Hipp. ( εως καιρου χρονον μικρον).
  41. > Q Rel.
  42. εως ου An.
  43. AC 29. 51 g vg. s¹ Cypr. Fulg. (Pr. fehlt); die übr. πληρωσωσιν, es liegt hier ein Hörfehler vor. πληρώσωσιν würde bedeuten bis sie ihren Lauf (Akt 20,24; II Tim 4,7) vollendet haben. Die angeführte Esra-Parallele bezeugt die Richtigkeit der Lesart πληρωθῶσιν. Sp. liest πληρώσωσιν, ergänzt aber τὸν ἀριθμόν.
  44. > Q vg. c a Cypr. Fulg. Hipp.s; es ist sehr wohl möglich, daß das καί erst später eingedrungen ist. Mit dieser Variante hängt es zusammen, daß Q Rel. (Cypr.?) nachher οι + καί" μελλοντες lesen.
  45. Dafür daß Apk. 6,9-11 vom Apok. letzter Hand selbst entworfen ist, sprechen neben der Betonung des Martyriums die Ausdrücke λόγος θεοῦ καὶ μαρτυρία, ἐκδικεῖν ἐκ, οἱ κατοικοῦντες ἐπὶ τῆς γῆς, ὁ ἅγιος καὶ ὁ ἀληθινός, der bemerkenswerte Vokativ ὁ δεσπότης ὁ ἅγιος und noch andre Kleinigkeiten. Das hat auch J. Weiß gesehen, und er spricht deshalb, während er sonst die Siegelvision auf den um 60 schreibenden Urapokalyptiker zurückführt, das fünfte Siegel in der gegenwärtigen Form dem Redaktor letzter Hand zu.
  46. Weyl. denkt von seiner Auffassung des Kap. als einer jüdischen Quelle aus an die Opfer der Zerstörung Jerusalems, die unter dem zerbrochenen Altar liegen.
  47. P (Tisch. falsch) An. Pr.: και οτε.
  48. + ιδου A cle. harl. lips.
  49. εγενετο μεγας A g am. fu. dem. lipss. tol. Vict. Tic.
  50. εγενετο μελας ACP An.¹² g vg. s² Tic. Pr.; das Zeugnis AC vg. Pr. wiegt stärker als das gegenüberstehende.
  51. P An. sa. >.
  52. του θεου A; > fu. Vict. Pr. (nicht Tic. gegen Tischendorf).
  53. ACPQ (g) vg. Tic. Pr.; Rel. βαλλουσα oder βαλουσα, eine höchst unglückliche und den Sinn gänzlich verfehlende Konjektur.
  54. μεγ. αν. P An. Tic.
  55. ειλισσομενος P An.
  56. νησοι vg. Pr. Vict. (nicht g).
  57. + πας ℵ P An. c a.
  58. ACP An.; ℵQ Rel. τω θρονω, s. o. S. 165f.
  59. Vgl. dieselbe ungenaue Redeweise in I Th 3,11; II Th 2,16.17; Warfield bei Hirscht 59. Bedenken, wie daß das Lamm nicht zürne (Vischer), oder daß diese Rolle des Richters nicht zu der sonstigen Stellung des Lammes in diesen Kapiteln passe, können wir beiseite lassen.
  60. αυτων ℵC 38 vg. s¹² Fulg. ist offenbar Korrektur, da man sich die Lesart αυτων vorausgesetzt, die Variante αυτου nicht erklären könnte.
  61. Vgl. Holtzmann: Zweifelsohne ist man mit ἦλθεν ἡ ἡμέρα 6,17 am letzten Ende bereits angekommen (?).
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Die Offenbarung Johannis
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