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Die Landwirtschaft mit ihren Nebengewerben

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Autor: Ludwig Stephinger
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Titel: Die Landwirtschaft mit ihren Nebengewerben
Untertitel:
aus: Handbuch der Politik Zweiter Band: Die Aufgaben der Politik, Zwölftes Hauptstück: Urproduktion und Gewerbebetriebe, 58. Abschnitt, S. 362−384
Herausgeber: Paul Laban, Adolf Wach, Adolf Wagner, Georg Jellinek, Karl Lamprecht, Franz von Liszt, Georg von Schanz, Fritz Berolzheimer
Auflage:
Entstehungsdatum: {{{ENTSTEHUNGSJAHR}}}
Erscheinungsdatum: 1914
Verlag: Dr. Walther Rothschild
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Erscheinungsort: Berlin und Leipzig
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58. Abschnitt.


a) Die Landwirtschaft mit ihren Nebengewerben.
Von
Dr. phil. et rer. pol. Ludwig Stephinger,
Professor an der Universität Tübingen.


Literatur:

[Bearbeiten]
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Die Veröffentlichungen des Kaiserl. Stat. Amtes.
Die einschlägigen Artikel im Wörterbuch der Volkswirtschaft und im Handwörterbuch der Staatswissenschaften.


Bei der Vielfältigkeit der natürlichen Vorbedingungen und der historischen Entwicklung ist die deutsche Landwirtschaft ein Sammelname für eine Menge Arten von Erwerbstätigkeit. Der Getreidebauer, Tierzüchter und Handelsgewächsbauer, der Grossgrundbesitzer und Parzellenbesitzer sind ganz verschiedene Arten von Unternehmern. Gleichwohl sind gewisse zusammenschliessende Momente nicht zu übersehen, so z. B. eine Menge von gegenseitigen Interessen, die Tatsache, dass die Betriebsarten hauptsächlich in Mischformen vorkommen, sowie der Umstand, dass reine Betriebe hier nur durch besonders eigenartige Verhältnisse der Vorbedingungen oder des Absatzes gerechtfertigt, d. h. rentabel werden; meist muss die eine Betriebsform die andere stützen und ergänzen. Daraus resultiert eine sehr weitgehende Interessengemeinschaft; gemeinsam ist allen Berufsarten, die wir mit Landwirtschaft im weitesten Sinne zusammenfassen, dass sie die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln bezwecken und hierzu den organischen Lebensprozess des Tieres und der Pflanze hegen und ausnutzen.

Auf dem hier gegebenen Raum ist eine erschöpfende Behandlung des Themas nicht möglich; es sollen daher nur einige statistische Feststellungen gegeben werden, die für die Beurteilung des Standes und der Bedeutung der deutschen Landwirtschaft Anhaltspunkte bieten.

I. Die landwirtschaftliche Bevölkerung des Reiches.

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Der Vergleich der drei deutschen Berufszählungen von 1882, 1895 und 1907 zeigt, soweit diese drei Zählungen vergleichbar sind, ein starkes Zurückgehen der landwirtschaftlich erwerbstätigen und der in der Landwirtschaft lebenden Bevölkerung. 1907 ist der Prozentanteil der letzteren auf 28,65 gesunken, während die in Industrie, Bergbau und Baugewerbe Lebenden im gleichen Jahre auf 42,75 gestiegen sind, 0,25% mehr, als der landwirtschaftliche Volksteil noch 1882 betragen hatte. Alle anderen Schichten des deutschen Volkes machen steigende Prozentsätze der Gesamtzahl aus; die industriell Tätigen steigen von 35,51 auf 39,12 und 42,75; Handel und Verkehr, Gast- und Schankwirtschaft von 10,02 auf 11,53 und 13,41; Militär-, Hof-, bürgerlicher und kirchlicher Dienst von 4,92 auf 5,48 und 5,52; der Anteil der Berufslosen und derer, die keinen Beruf angaben, stieg von 4,97 auf 6,44 und 8,39. Ein Zurückgehen weisen ausser der Landwirtschaft nur noch die häuslichen Dienste und Lohnarbeit wechselnder Art auf, von 7,92 auf 5,98 und 5,52. Die Zunahme aller anderen Berufsschichten ist erfolgt auf Kosten der Landwirtschaft, die von 42,5 % im Jahre 1882 auf 35,74% im Jahre 1895 zurückging und jetzt nur mehr 28,65% der Gesamtbevölkerung ausmacht.

Wie die Zahl der in der Landwirtschaft Lebenden, so ging auch die der landwirtschaftlich Erwerbstätigen zurück. Von allen Erwerbstätigen übten 1882: 43,4% landwirtschaftliche Tätigkeit aus, dagegen 1895: 36,2% und 1907 nur mehr 32,7%. Dem gegenüber stieg der Anteil von Industrie [365] und Bergbau an der Erwerbstätigkeit im Reiche von 33,7 auf 36,1 und 37,2, von Handel und Gewerbe von 8,3 auf 10,2 und 11,5%.

In steigendem Masse ist die Landwirtschaft als Nebenberuf ausgeübt worden, und zwar 1882 von 1 928 035, im Jahre 1895 von 3 577 793 und 1907 von 5 403 384 Reichsangehörigen. Von den landwirtschaftlich Erwerbstätigen sind 389 733 selbständige Landwirte mit Nebenerwerb ausserhalb der Landwirtschaft, 866 493 sind Erwerbstätige, die nebenher im Taglohn arbeiten; von 1 928 035 Erwerbstätigen anderer Berufe wird nebenher Landwirtschaft betrieben, und 9394 Personen sind neben anderem Erwerb selbständige Landwirte oder Tagelöhner; also verbinden 3 193 655 Personen die Landwirtschaft mit anderem Erwerb.

Überblick über die Zugehörigkeit der Bevölkerung zu den Hauptberufen nach den drei Berufszählungen:
1907 1895 1882
A) Landwirtschaft, Gärtnerei u. Tierzucht, Forstwirtschaft u. Fischerei 17 681 176 18 501 307 19 225 455
B) Industrie, Bergbau u. Baugewerbe 26 386 537 20 253 241 16 058 080
C) Handel u. Verkehr, Gast- u. Schankwirtschaft 8 278 239 5 966 846 453 080
D) Häusliche Dienste, Lohnarbeit wechselnder Art 762 748 886 807 938 294
E) Militär-, Hof-, bürgerl. u. kirchlicher Dienst 3 407 126 2 835 014 2 222 982
F) Ohne Beruf u. Berufsangabe 5 174 703 3 327 069 2 246 222
61 720 529 51 770 284 45 222 113

Rechnet man Gärtnerei, Tierzucht, Forstwirtschaft und Fischerei ab, so ergibt sich ein Sinken der landwirtschaftlichen Bevölkerung von 18 701 038 im Jahre 1882 auf 17 815 187 Personen im Jahre 1895 und auf 16 920 671 im Jahre 1907; mit anderen Worten: die im engsten Sinne des Wortes landwirtschaftliche Bevölkerung hat von 1882 bis 1907 um 1 780 367 abgenommen.

Die landwirtschaftliche Bevölkerung gliedert sich nach der Stellung im Betrieb in folgender Weise:

Erwerbs
-tätige
Dienende
für häusliche
Arbeit
Angehörige,
nicht er-
werbstätig
Summa
1882:
a) Selbständige 2 252 531 385 032 6 212 515 8 850 078
b) Verwaltungspersonal 47 645 6 524 78 515 123 504
c) α) Angehörige, erwerbstätige 1 827 834 101 93 471 1 966 408
00β) Gesinde 1 569 957 250 64 289 1 634 496
Knechte 962 621
Mägde 607 336
00γ) Tagelöhner mit Land 947 405 9 154 2 382 097 3 338 656
00δ) Tagelöhner ohne Land 1 373 774 5 393 1 399 731 2 781 898
8 063 966 406 454 10 230 618 18 701 038
1895:
a) Selbständige 2 522 539 338 807 6 430 936 9 292 282
b) Verwaltungspersonal 76 978 6 253 95 993 199 026
c) α) Angehörige, erwerbstätige 1 898 967 202 108 757 2 007 826
00β) Gesinde 1 718 885 1 851 275 340 1 996 076
Knechte 1 068 096
Mägde 650 789
00γ) Tagelöhner mit Land 382 872 1 866 910 073 1 294 811
00δ) Tagelöhner ohne Land 1 445 300 5 982 1 593 684 3 044 966
8 045 441 354 963 9 414 783 17 815 187
1907:
a) Selbständige 2 450 336 139 937 5 027 680 7 617 953
b) Verwaltungspersonal 76 566 4 090 90 442 171 098
c) α) Angehörige, erwerbstätige 3 883 034 123 94 889 3 978 046
00β) Gesinde 1 332 717 82 24 428 1 357 227
Knechte 707 538
Mägde 625 179
00γ) Tagelöhner mit Land 495 924 2 024 1 262 934 1 760 882
00δ) Tagelöhner ohne Land 1 343 225 1 231 691 009 2 035 465
9 681 802 147 487 7 191 382 16 920 671

[366] Bekanntlich ist der Prozentsatz der weiblichen Erwerbstätigen im ganzen Reiche bis 1907 bedeutend gestiegen. Von allen Berufen sind die meisten weiblichen Personen in der Landwirtschaft erwerbstätig, fast die Hälfte der 9,5 Millionen betragenden Gesamtsumme aller erwerbstätigen Frauen, nämlich 4,6 Millionen.

Frauen in der Landwirtschaft 1882: 2 534 909.
1895: 2 753 154.
1907: 4 598 986. (Hauptsteigerung fand statt bei den mithelfenden Familienangehörigen.)

Diese Zunahme der weiblichen Arbeiter scheint bis zu einem gewissen Grade die starke Abnahme der männlichen, die von 1882 bis 1907 von 60% aller landwirtschaftlichen Arbeiter auf 40% zurückgingen, ausgeglichen zu haben. Allein die höhere Zahl der weiblichen Arbeiter geht wohl auch darauf zurück, dass die Zählung von 1907 eine Bemerkung über die Eintragung regelmässig erwerbstätiger Frauen enthielt, die 1882 und 1895 fehlte, nun aber veranlasst haben mag, dass viele Frauen sich als erwerbstätig eintrugen oder eintragen liessen, welche vorher unter den Familienangehörigen enthalten waren. (vgl. Gerloff a. a. O. S. 18.)

Die Besitzverhältnisse der landwirtschaftlichen Bevölkerung werden durch die folgende Tabelle für 1907 dargelegt:

Grössen-
klasse
Zahl aller Betriebe Von den Betrieben haben Von der Gesamtfläche ist
eigenes Land Pachtland sonstiges Land
aus-
schliess-
lich
mehr
als die
Hälfte
bis zur
Hälfte
aus-
schliess-
lich
mehr
als die
Hälfte
bis zur
Hälfte
aus-
schliess-
lich
teil-
weise
eigenes
Land
gepach-
tetes
Land
son-
stiges
Land
bis 0,5 ha 2 084 060 669 115 109 220 190 280 744 287 174 865 129 223 334 946 75 376 369 752 157 132 92 182
0,5–2 1 294 449 510 436 299 905 227 611 154 208 207 474 296 130 82 222 108 491 1 333 022 426 380 113 534
2–5 1 006 277 443 199 282 334 117 454 47 008 105 175 364 114 10 472 89 649 3 501 620 713 415 91 386
5–20 1 065 539 624 547 345 028 63 701 24 406 60 535 324 985 5 400 51 286 1 2401 022 1 239 747 127 752
20–100 262 191 197 436 46 184 6 933 10 834 6 953 43 404 724 4 833 1 1622 873 946 723 53 415
100
und mehr,
23 566 14 376 3 074 887 5 156 1 005 2 899 24 388 7 873 850 2 028 962 13 719
darunter:
200 und
mehr
12 887 7 939 1 458 347 3 103 412 1 409 6 159 6 063 052 1 607 373 4 448
Summe 5 736 082 2 459 109 1 185 708 606 866 985 899 556 027 1 160 755 433 788 330 023 37 102 139 5 512 359 491 988

An Domänen besass Preussen 1907: 1429 Domänenvorwerke mit 430 069 ha Nutzfläche, wovon 6 Güter mit 1390 ha vom Staate, 1423 in Pacht mit einem Pachtertrag von 15 371 967 M., oder 3550 M. pro ha bewirtschaftet wurden. Von diesen Vorwerken liegen allein in den östlichen Provinzen 1113 Vorwerke mit 377 988 ha. Der durchschnittliche Pachtertrag pro ha betrug 1889: 13,90, 1869: 31,19, 1879: 35,63, 1890–91: 34,95, 1899: 36,48, 1907: 32,26. Bayern hat nur 1179,9 ha fiskalischen Besitzes, Württemberg 10 264 ha, Sachsen 3 466 ha, Baden 16 645 ha, Hessen 16 820 ha (16 403 ha Grossherzogl. Familieneigentum).

1895 gab es in Deutschland 429 468 Betriebe in 12 492 Gemeinden, die an 441 635 ha ungeteilter Weide nutzungsberechtigt waren; 510 846 Betriebe in 12 386 Gemeinden hatten Nutzungsrechte an 1 340 160 ha ungeteiltem Wald und 382 833 Betriebe mit Gemeindelosen in 8560 Gemeinden hatten Nutzungen an 264 309 ha aufgeteiltem Gemeindelandes (Gemeindelosen); an Gemeindeland bestanden für 168 097 ha Nutzungsrechte.

Vergleicht man in Deutschland die Zahl der Betriebsinhaber mit der der Unselbständigen, so findet man, dass dieses Verhältnis in den Berufszweigen sehr verschieden ist. Die Landwirtschaft weist 7,79 Millionen Betriebsinhaber auf und nur 5,65 Millionen Unselbständige, der Handel dagegen 3,13 Millionen Betriebsinhaber und 3,79 Millionen Unselbständige, die Industrie 5,11 Millionen Betriebsinhaber und 18,54 Millionen Unselbständige.

Dieses Verhältnis zwischen Betriebsinhabern und Unselbständigen ist der Hauptsache nach in der inneren Natur der einzelnen Erwerbsarten, besonders in ihrer Entwicklungsfähigkeit zum [367] Grossbetrieb begründet. Die derzeitigen Verhältnisse bei der Landwirtschaft sind allerdings zur Zeit auch durch die Landflucht beeinflusst; während 1871 noch 63,9% des ganzen deutschen Volkes in Gemeinden unter 2000 Einwohnern und nur 12,5% in grösseren Städten über 20 000 E. lebten, wohnten 1905 in den grösseren Städten 31,85 % in Gemeinden unter 2000 E. 42,58 %. Von den 17 681 176 landwirtschaftlichen Berufsangehörigen befanden sich auf dem platten Lande d. h. in Gemeinden bis zu 2000 Einwohnern 15 088 883, in solchen bis 100 000 Einwohnern: 2 452 219, in Gemeinden über 100 000 Einwohnern: 140 074.

Den Bedarf an menschlichen Arbeitskräften hat die Wanderausstellung der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft 1910 in einer Statistik veranschaulicht, welche die drei Wirtschaftsjahre 1906/7, 1907/8 und 1908/9 sowie je 5 typische Betriebe jeder Betriebsart zugrunde legt und den Bedarf der Betriebsarten nach Männersommertagen zur Darstellung bringt; der Frauensommertag wurde dabei zu ⅔, der Kindersommertag zu ⅓, der Männer- und Knechte-Wintertag zu ⅔ und der Frauen-Wintertag zu 4/9, der Kinderwintertag zu 2/9 des Männersommertags angesetzt. Bei den Rübenwirtschaften mit durchschnittlich 30,5% Hackfruchtbau ergeben sich danach 41,85 Männersommertage als nötig, bei den Brennereiwirtschaften mit durchschnittlich 29,6% Hackfruchtbau (Kartoffelbau) 32,29, bei Körnerwirtschaften mit durchschnittlich 60% Halmfruchtbau 34,78 und bei Viehwirtschaften mit durchschnittlich 27,5% feldmässigem Futterbau 22,90.

Dieser Bedarf ist auch verschieden nach der Betriebsgrösse. Nach der Betriebsstatistik in Preussen erfordert je ein Hektar an menschlicher Arbeitskraft:

in Betrieben von 2–5 ha 0,877
in Betrieben von 5–20 ha 0,434
in Betrieben von 20–100 ha 0,209
in Betrieben von 100 und mehr ha 0,175

Bei dem durch die Landflucht bedingten Abnehmen der landwirtschaftlichen Berufszugehörigen, das aus obigen Zahlen erhellt, musste nun dieser Bedarf an menschlichen Arbeitskräften in steigendem Masse, so weit irgend möglich, in anderer Weise gedeckt werden. Denn nicht nur die auf dem Lande ansässigen Arbeitskräfte wandern ab, sondern auch das Gesinde nimmt ab; nach Erhebungen in Ostpreussen im Jahre 1900/01 begann der Mangel an Arbeitskräften in Betrieben über 7 ha fühlbar zu werden. Bei Betrieben von 7–9 ha wurde der Mangel bereits auf 12,5% des Bedarfs angegeben, bei Betrieben von 10–13 ha: 16%, 14–20 ha: 23%, 21–28 ha: 29%. Von dieser Betriebsgrösse an nimmt der Arbeitermangel ab, beträgt bei den Betrieben von 100–150 ha nur mehr 16, bei solchen über 1000 ha nur noch 10% des Bedarfes. Das Gesinde ist von 1 718 885 im Jahre 1895 auf 1 332 717 im Jahre 1907 zurückgegangen, wobei am stärksten die Zahl der Knechte zurückging, im Jahre 1910 um 361 558, während die Zahl der Mägde nur um 25 610 gesunken ist. Dafür hat die Zahl der erwerbstätigen Angehörigen etwas zugenommen; selbstverständlich nimmt mit der Grösse des Betriebes die Zahl der erwerbstätigen Familienangehörigen ab.

Daneben mussten in steigendem Masse ausländische Wanderarbeiter zugezogen werden. Aus einer Statistik der D. L. G. lassen sich folgende Zahlen zusammenstellen:

Die Einwanderung von Arbeitern betrug aus: Russland Galizien Italien Niederlande Dänemark Übr. Österr.-Ungarn
u. andere Staaten
Summa
in die Landwirtschaft Zahl 215 491 107 456 46 7593 2947 13 059 346 592
% 90,4 67,6 0,1 16,3 39,9 11,9 57,6
in die Industrie Zahl 23 015 51 518 40 747 38 944 4445 96 628 255 197
% 9,6 32,4 99,9 83,7 60,1 88,1 42,4
Summe 238 506 158 974 40 793 46 537 7392 109 587 601 789
Davon entfallen auf die Landwirtschaft:
in Preussen 169 733 95 886 45 7419 2946 12 231 288 260
in Süddeutschland 2 184 1 045 30 3 259
im übrigen Deutschland 43 574 10 525 1 174 1 798 55 073
Summa 215 491 107 456 46 7593 2947 13 059 346 592
Industrie:
in Preussen 17 649 44 657 39 546 38 217 4373 94 269 238 711
in Süddeutschland 118 180 512 9 68 887
im übr. Deutschland 5 248 6 681 689 718 72 2 191 15 599
Summa 23 015 51 518 4 747 38 944 5444 96 528 255 197

[368] 1907 wurden in Deutschland an Arbeitern, die in einem ausserdeutschen Staate geboren waren, gezählt: 45 205 in Handel und Verkehr, 440 800 in der Industrie und 279 940 in der Landwirtschaft tätige.

Binnenwanderungen zur Saisonarbeit finden namentlich statt von Personen aus gebirgigen Distrikten des mittleren und westlichen Deutschland, ferner aus Hannover, dem Eichsfeld, dem Schwarzwald und dem Warthe- und Netzebruch, die auf Gütern des Westens und Ostens Arbeit suchen; aus dem Kreis Osterode und dem Amt Neustadt in Mecklenburg finden Binnenwanderungen statt; aus den Geestgegenden Hannovers und Oldenburgs wandern Arbeiter in die Marschen, aus Ostpreussen viele Mägde in die holsteinischen Meiereien, aus dem Eichsfeld weibliche Dienstboten nach Westfalen, nach den Hopfengegenden Wanderarbeiter aus allen Teilen des Reiches und aus Böhmen.

Über die landwirtschaftliche Arbeitsvermittlung im Jahre 1910 berichtet das Stat. Jahrbuch f. d. D. R.; darnach wurden 53 219 männliche und 52 233 weibliche Arbeiter vermittelt. Durch die Feldarbeiterzentrale wurden an landwirtschaftliche Vertretungen 23 178 männliche und 20 887 weibliche, direkt an Auftraggeber 11 435 m. und 9585 w. Arbeiter vermittelt, direkt durch landwirtschaftliche Vertretung ohne Vermittlung der Feldarbeiterzentrale 18 606 m. und 26 761 w. Ausser diesen Wanderarbeitern wurden durch die landwirtschaftlichen Vertretungen ferner insgesamt 8 696 m. und 1 539 w. ständige Arbeiter vermittelt und zwar 652 m. und 197 w. Beamte, 897 m. und 20 w. höhere Arbeiter, 909 m. und 4 w. als Schweizer und 3 672 m. 706 w. als Gesinde, endlich 2 566 m. und 612 w. als freie ständige Arbeiter. An ausländischen Wanderarbeitern wurden vermittelt: Deutsche aus Russland: 486 männliche, 393 weibliche, russische Polen: 25 117 m., 24 414 w., galizische Polen: 8798 m., 10 318 w., Ungarn: 2794 m., 2587 w., Tschechen: 25 m., 65 w., Ruthenen: 14 000 m., 12 752 w., sonstige: 1002 m., 156 w.; zusammen aus dem Ausland: 52 222 m. und 50 685 w. Arbeiter.

II. Anbau, Betriebsgrösse und Viehstand.

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Die Verwendung des Areals hat sich bis auf 1907 in folgender Weise entwickelt:

Die Anbauerhebung vom Jahre 1893 ging von der Gemeinde oder Gemarkung als Ganzes aus und stellte fest, in welcher Weise die Fläche derselben benutzt wurde; sie berücksichtigte hierbei auch öffentliche Wege und Gewässer, sowie Haus- und Hofraum, welcher zu anderen als landwirtschaftlichen Haushaltungen gehört, ebenso alles öd- und Unland (Heideflächen, Dünen), auch soweit sich dieses nicht an landwirtschaftliche Betriebe anschliesst. Sie ergab folgende Zahlen: 32 435 071 ha landwirtschaftlich, 472 621 gärtnerisch und 132 578 als Weingärten und Weinberge benutzte Fläche; ferner 4 184 885 ha Öd- und Unland (einschliesslich unkultivierte Weide und Hutung) und 2 866 644 sonstige Fläche (Haus- und Hofraum, Wege, Gewässer).

Die landwirtschaftliche Betriebszählung von 1895 beruhte auf Individualangaben jedes einzelnen Inhabers landwirtschaftlicher Betriebe; ihre Nachweise beziehen sich folglich auch nur auf solche Flächen, die tatsächlich mit landwirtschaftlichen Betrieben in Zusammenhang stehen. Auch wurden von Betriebsinhabern irrtümlich Angaben über Seen, Ödländer u. s. w., die zu ihren Betrieben gehören, unterlassen. Nach dieser Zählung von 1895 waren 32 062 491 ha landwirtschaftlich, 329 341 gärtnerisch und 126 109 ha als Weingärten und Weinberge benutzte Flächen. Öd- und Unland (einschl. unkultivierte Weide und Hutung) betrug 2 256 786 ha, wozu noch eine sonstige Fläche (Haus- und Hofraum, Wege und Gewässer) von 927 739 ha zu rechnen ist.

Die Betriebszählung von 1907 bringt folgende Daten: [369]

Zahl der
Betriebe mit
Ackerland
Gesamt-
fläche überhaupt
Von der Gesamtfläche ist Ackerland Acker-
weide
Brache
(schwarze
Brache)
Davon bestellt mit
überhaupt Sommer-
weizen
Winter-
weizen
Spelz Roggen Gerste Hafer Meng-
getreide
Zucker
rüben
Kar-
toffeln
Futter-
pflanzen
Gemüse
in feld-
mässigem
Anbau
sonstigen
Acker-
früchten
ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha ha
unter 0,5 ha 1 352 746 368 098 246 961 1 299 1 912 1 615 32 386 8 511 10 667 1 444 1 257 166 327 8 139 7 787 3 733 745 1 139
0,5–2 1 232 970 1 588 736 976 345 8 115 21 819 14 235 260 602 56 479 105 499 15 809 8 473 333 605 80 516 20 877 29 127 11 836 9 353
2–5 985 613 3 948 861 2 350 006 17 468 99 763 53 576 648 844 157 406 371 046 51 873 18 858 447 484 262 426 42 916 94 397 42 207 41 742
5–20 1 050 696 13 124 460 7 728 039 72 891 430 479 116 920 2 106 517 542 951 1 473 212 204 784 77 582 948 993 841 726 100 569 308 102 221 618 281 695
20–100 259 475 11 942 678 7 220 699 106 714 426 074 43 730 1 795 482 476 069 1 384 181 273 528 125 961 609 723 720 375 62 546 310 916 492 910 392 490
100 u. mehr 23 262 9 368 409 5 910 304 151 878 343 725 1 460 1 262 945 379 896 865 713 354 560 281 691 667 698 671 500 30 841 316 388 315 073 266 936
200 u. mehr 12 769 7 379 305 4 683 308 114 751 262 029 282 1 018 704 298 069 651 013 288 599 221 857 562 501 528 225 22 351 254 403 246 139 214 385
Summe 4 904 762 40 341 242 24 432 354 385 365 1 323 772 231 536 6 106 776 1 621 312 4 210 318 901 998 513 822 3 173 830 2 584 682 265 536 1 062 663 1 084 389 993 355

Die Betriebsstatistik zeigt vor allem eine Vermehrung der kleinbäuerlichen und mittelbäuerlichen Betriebe und einen Rückgang des Grossbetriebs. Besonders ist dies zu konstatieren in der Zeit zwischen 1895 und 1907. Schon von 1882 auf 1895 zeigte sich ein Steigen der Betriebe unter 2 ha von 3 061 831 auf 3 236 367 und der Betriebe von 2–5 ha von 981 407 auf 1 016 318. In diesem Zeitraum ist aber auch die Zahl aller anderen Betriebe gestiegen, nämlich der von 5 bis 20 ha von 926 605 auf 998 804, der von 20–100 von 281 510 auf 281 767 und der Betriebe über 100 ha von 24 991 auf 25 061. Von 1895 bis 1907 zeigt sich indessen ein entschiedenes Abnehmen des grösseren und grössten Betriebs.

Die grössten landwirtschaftlichen Betriebe befinden sich hauptsächlich im Norden und Osten des Reiches. In Preussen besitzt der Fürst von Pless 82 Güter mit 70 139 ha Fläche und 358 753 M. Grundsteuerreinertrag; der Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen 60 000 ha, der Herzog von Braunschweig 40 000 ha mit 390 000 M. Grundsteuerreinertrag; 43 Privatbesitzer in den östlichen Provinzen besitzen mehr als 10 000 ha.

Zahl der Betriebe Fläche in Hektar
1907 1895 1907 1895
Unter 20 a 1 262 230 1 037 870 232 451 174 976
20 a – 2 ha 2 116 279 2 198 497 2 259 550 2 240 938
2–5 ha 1 006 277 1 016 318 4 306 420 4 142 071
5–20 ha 1 066 539 998 804 13 768 520 12 537 660
20–100 ha 262 191 281 767 12 623 010 13 157 201
100–1000 ha 23 197 24 489 9 222 873 9 872 222
über 1000 369 572 693 657 1 159 674
5 736 082 558 317 43 106 481 43 284 742

[370] Die Bauerngüter sind also mit ¾ an der landwirtschaftlichen Betriebsfläche und an den Hauptkulturen beteiligt, die mittelbäuerlichen stellen allein ein volles Drittel.

Der Viehbestand verteilt sich in Prozenten auf die einzelnen Betriebsgrössen in folgender Weise:

Pferde Rinder Kühe Schafe Schweine Ziegen Geflügel
1907 1895 1882 1907 1895 1882 1907 1907 1895 1882 1907 1895 1882 1907 1895 1882 1907
unter 2 2,1 2,6 1,8 6,6 8,3 10,4 9,9 4,7 4,5 3,6 23,2 25,6 24,7 73,8 80,0 80,6 27,2
2–5 6,9 6,7 6,5 15,8 16,4 16,9 19,6 4,0 3,9 3,5 16,5 17,2 17,6 11,5 9,5 9,2 17,8
5–20 37,9 34,1 34,2 39,4 36,5 35,7 38,6 16,2 14,8 12,7 33,6 31,0 31,4 11,8 8,1 7,9 33,5
20–100 34,4 37,3 38,6 26,6 27,3 27,0 22,1 26,1 27,8 26,0 19,4 19,6 20,6 2,7 2,1 2,1 17,2
über 100 18,7 19,3 18,9 11,6 11,5 10,0 9,8 49,0 49,0 54,2 7,3 6,6 5,7 0,2 0,3 0,2 4,3

Eine andere Statistik gibt folgende Entwicklung der Rindvieh- und Ziegenhaltung:

1873 1883 1892 1897 1900 1904 1907
Rinder im ganzen in Millionen Stück 15,8 15,8 17,6 18,5 19,6 19,3 20,6
Auf 1 Quadratkilometer Gesamtfläche Stück 29,2 29,2 32,5 34,2 35,0 35,8 38,1
Auf 100 Einwohner Stück 38,4 34,5 35,5 35,4 33,6 32,3 33,0
Kühe im ganzen in Millionen Stück 9,0 9,1 9,9 10,4 10,5 10,5 11,0
Auf 1 Quadratkilometer Stück 16,6 16,8 18,4 19,2 19,3 19,4 20,3
Auf 100 Einwohner Stück 21,8 19,9 20,1 19,5 18,6 17,5 17,5
Ziegen im ganzen in Millionen Stück 2,3 2,6 3,1 3,3 3,5 3,5
Auf 100 Einwohner Stück 5,7 5,8 6,3 5,8 5,6 5,7

Die Schweinehaltung stieg in folgender Weise:

Anfang der 60er Jahre 6 462 572
1873 7 124 088
1883 9 206 195
1892 12 174 442
1897 14 274 557
1900 16 807 014
1904 18 920 666
1907 22 146 532

Am 2. Dezember 1907 wurden in Deutschland im ganzen gezählt: 4 345 047 Pferde, 11 291 Maulesel und Esel, 20 630 544 Rinder, 7 703 710 Schafe, 22 146 532 Schweine, 3 533 970 Ziegen, 77 103 045 Stück Federvieh und 2 594 690 Bienenstöcke. (Vgl. die Tabelle auf S. 371.)

III. Steigerung der Intensität.

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Die Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebsweise ist besonders durch Benutzung der Fortschritte der einschlägigen Naturwissenschaften ermöglicht worden.

Die Ackerwirtschaft verbesserte sich durch Erkenntnis und Anwendung der physikalischen und chemischen Boden-Nutzung-Erneuerung und -Verbesserung, durch bessere Pflege der Kulturgewächse während ihrer Entwicklungszeit und durch Veredelung der Saaten. Die natürliche Erholung des Bodens durch die Brache wird mehr und mehr ersetzt durch künstliche Erneuerung der von den Pflanzen dem Boden entnommenen Nährstoffe; 1883 lagen noch 7,05% des Ackers brach, 1900 noch 4,69%, 1907: 4,065%. Die jetzige Wirtschaftsweise ist hauptsächlich die Fruchtwechselwirtschaft, die Feldgraswirtschaft z. B. in Holstein und in den gebirgigen Gegenden Süddeutschlands (Egartenwirtschaft), die Weidewirtschaft besonders in den Marschdistrikten und den Alpen, da und dort die verbesserte Dreifelderwirtschaft, vereinzelt die verschiedenen Arten der Brandwirtschaft, sehr selten (Eifel) Arten der reinen Dreifelderwirtschaft und vielfach die freie Wirtschaftsweise. Der Ersatz der Nährstoffe geschieht durch den Fruchtwechsel, die Gründüngung, die Düngung mit natürlichem und Handelsdünger.

[371]

Der Viehstand der landwirtschaftlichen Betriebe nach den Zählungen von 1895 und 1907.
Grössenklassen (nach der landwirtschaftlien Nutzfläche) Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe überhaupt Landwirtschaftliche Betrieb Von den landwirtschaftlichen Betrieben mit Viehstand hielten Grösse des Viehstandes
ohne mit Gross-
vieh
darunter Schafe Schweine Ziegen Pferde ein-
schliess-
lich
Fohlen
Rindvieh
ein-
schliess-
lich
Kälber
Schafe
ein-
schliess-
lich
Lämmer
Schweine
ein-
schliess-
lich
Ferkel
Ziegen
ein-
schliess-
lich
Lämmer
Pferde, Rinder,
Schafe, Schweine
oder Ziegen
Pferde
aber
kein
Rind-
vieh
Rind-
vieh
aber
keine
Pferde
Pferde
und
Rind-
vieh
1895 unter 2 ha 3237030 831771 2405259 965517 40080 896483 28954 141466 1731919 1330953 88884 1415239 567687 3465989 2485350
1895 2–5 1016318 26658 989660 960110 20968 786702 152440 80057 799803 192272 225998 2802900 489275 2338588 295194
1895 5–20 998804 9090 989714 985911 10601 390749 584561 184648 887424 160808 1147454 6227233 1871295 4210934 252096
1895 20–100 281767 1837 279930 279274 1473 10611 267190 122498 266073 34306 1254223 4650993 3498936 2658560 64374
1895 100 u. dar. 25061 380 24681 24638 149 132 24357 15072 22222 2609 650739 1957277 6165677 888571 8237
Summe 5558980 869736 4689244 3215450 73271 2084677 1057502 543741 3707441 1720948 3367298 17053642 12592870 13562642 3105251
1907 unter 2 ha 3378509 1036935 2341574 835549 33339 775845 26275 97470 1832524 1332894 71369 1315572 415750 4383244 2697206
1907 2–5 1006277 25696 980581 954806 20685 760579 173542 55202 828156 219306 241636 3155323 359943 3107008 419228
1907 5–20 1065539 9154 1056385 1053403 9914 364860 678629 140365 972062 193464 1323290 7873092 1448535 6334238 429654
1907 20–100 262191 1776 260415 260037 1368 6762 251907 85909 246512 35093 1202176 5305871 2326268 3655156 99506
1907 100 u. dar. 23566 359 23207 23180 133 163 22884 11875 2066 2618 652536 2327291 4371103 1386272 8314
Summe 5736082 1073920 4662162 3126885 65439 1908209 1153237 390821 3899820 1783375 3491007 19977149 8921599 18865918 3653908

[372] Der Verbrauch von Handelsdünger im Jahre 1909 betrug nach Hoffmann:

Knochenmehl 899 214 dz 8 500 in 1000 M.
Guano natürlich 282 040 4 000
Guano künstlich 171 342 1 250
Superphosphat 13 115 242 92 000
Thomasmehl 13 183 305 59 500
Kalisalze 20 241 533 41 250
Chilisalpeter 4 780 741 95 500
Schwefelsaures Ammon. 2 994 097 072 000
374 000

Bornemann a. a. O. berichtet, dass mit der Pflanzenveredelung 183 Zuchtstätten beschäftigt sind, 13 wissenschaftlich-staatliche Institute und 170 private Gutswirtschaften Für die einzelnen Kulturpflanzen werden von ihm Züchter aufgeführt:

Winterroggen 43
Sommerroggen 3
Winterweizen 61
Sommerweizen 23
Wintergerste 5
Sommergerste 60
Hafer 53
Futterrüben 23
Zuckerrüben 31
Kartoffeln 17
Kohl, Mohrrüben u. dgl. 4
Klee u Grasarten 8
Hülsenfrüchte 28

Zur Bodenbearbeitung und zur weitern Behandlung des Ernte-Ertrages sowohl für den Acker wie für die Wiese und Weide kommen eine Menge von Maschinen in Verwendung. Fr. Zahn berechnet die Maschinenverwendung nach Zahl der Betriebe, die sie benutzten, in folgender Weise:

Zahl der Betriebe, in denen verwendet wurden:
Dampf-
pflüge
Dampf-
dresch-
maschinen
Andere
Dresch-
maschinen
Säe-
maschinen
Mäh-
maschinen
Hack-
maschinen
Milchzen-
trifugen
Schrot-
mühlen
unter 2 ha 1907 18 71 218 44 752 19 035 1 363 301 12 477 480
1895 4 35 066 15 951 14 949 245 2 369 5 968
1882 3 4 211 6 508 4 807 48
2–5 ha 1907 23 127 739 163 287 20 763 6 812 1 140 56 955 2 476
1895 25 52 830 66 653 13 639 600 9 224 13 838
1882 7 10 279 23 221 4 760 78
5–20 ha 1907 81 203 438 539 265 121 044 137 624 4 146 180 641 12 943
1895 65 109 348 318 521 52 003 6 746 30 722 40 297
1882 24 34 863 138 454 15 980 1 493
20–100 ha 1907 319 69 005 190 618 104 276 136 104 6 011 80 137 9 686
1895 277 46 778 180 575 61 943 19 535 22 311 23 548
1882 92 17 960 115 772 22 975 10 681
über 100 ha 1907 2 554 17 467 9 061 24 921 19 422 2 814 6 696 3 747
1895 1 325 15 342 15 169 26 931 7 958 7 911 4 336
1882 710 8 377 15 011 15 320 7 334
Zusammen 1907 2 995 488 867 947 003 290 039 301 325 14 412 336 906 29 332
1895 1 696 259 364 596 869 169 465 35 084 72 537 87 987
1882 836 75 690 298 367 63 842 19 634

Eine Steigerung des Ertrages der deutschen Landwirtschaft wird auch herbeigeführt durch Bearbeitung von Mooren, Sand und Heideböden, durch umfangreiche Entwässerungen, durch Verwandlung von Waldland in Ackerland, durch Deichbauten an Küsten und Flüssen, durch Wasserlaufregulierungen [373] und durch Zuführung unbebauten Landes in Kulturzustand durch innere Kolonisation im weiteren Sinne. Schulz-Lupitz ist die Erfindung und Durchführung eines Systems zu danken, das Sandflächen fruchtbar macht und Rimpau-Cunrau hat in der Kultivierung von Mooren vorbildlich gewirkt. Noch sind in Preussen ungefähr 1 000 000 ha Hoch- Niederungs- und Übergangs-Moore der Kultur zu gewinnen.

Mit grossem Eifer hat sich, wie bereits angedeutet, die Landwirtschaft der Lösung der ländlichen Arbeiterfrage gewidmet, wenn dieselbe auch durchaus nicht als gelöst bezeichnet werden kann. Die Aufgabe wird immer schwerer insofern, als einerseits die Steigerung der Intensität allein die Konkurrenz der deutschen Landwirtschaft dem Auslande gegenüber ermöglicht, andererseits aber diese Steigerung immer mehr Kapital und Arbeitskräfte erfordert. Zum Teil passt sich die Landwirtschaft dem an durch die erwähnte Verwendung von Maschinen, wobei dem Grossbetrieb die Aufgabe zufällt, voranzugehen, und der genossenschaftliche Zusammenschluss die Maschine auch kleineren Landwirten zugänglich macht. Indessen ist der Ersatz der menschlichen Arbeitskraft durch die Maschine in der Landwirtschaft nicht in dem Umfang möglich, wie in der Industrie. Einen Beitrag zur Hebung dieser Schwierigkeiten liefern auch bessere Arbeitsanordnung und -Verteilung. Diese zu finden und anzuwenden, ist Sache der Intelligenz und Ausbildung des Betriebsleiters; auch bauliche Einrichtungen können hier mithelfen, wie z. B. die Scheunenformen und Speicherkonstruktionen lehren, welche die D. L. G. 1910 und 11 ausgestellt hat. Die Dampfkraft ersetzt in der Landwirtschaft die menschliche Arbeitskraft vielfach, besonders beim Dreschen und Pflügen; auch die Elektrizität wird versuchsweise in den Dienst der Landwirtschaft gestellt und zwar als Beleuchtungs- und Kraftquelle, sowie zur Herstellung künstlichen Düngers und zur Verstärkung des Pflanzenwachstums. Letztere Verwendungsarten befinden sich im reinen Versuchsstadium, die Verwendung als Licht und Kraftquelle bringt in bezug auf Rentabilität wechselnde Erfolge.

Auch in der Viehzucht und Viehhaltung ist der deutschen Landwirtschaft eine Verbesserung des Betriebes in mancher Hinsicht gelungen. Die Zahl der Pferde hat zugenommen, aber mässig, denn dem Pferde als Fortbewegungsmittel entstehen immer neue Konkurrenten. Aber die deutsche Pferdezucht hat an Verbesserung der Qualität sehr gute Erfolge aufzuweisen. Dies ist der Fall sowohl bei Pferden warmblütiger Zucht, als auch bei den Pferden kalten Schlages. Auch bei der Rindviehhaltung sind durch gute Zucht, richtige Aufstellung uud Einhaltung des Zuchtzieles ausgezeichnete Erfolge erzielt worden. Quantitativ ist das Resultat nicht gleich günstig wie qualitativ, denn während 1873: 38,4% Rindvieh je 100 Einwohnern gegenüberstanden, sinkt dieses prozentische Verhältnis immer mehr, 1883 auf 34,5 1892: 35,2, 1900: 33,6, 1904: 32,2, 1907: 33. Allerdings wird dieses quantitative Zurückbleiben etwas ausgeglichen durch die qualitativen Resultate der Zucht. Hier werden die einzelnen Zwecke, für die der Mensch das Tier verwendet, als Ziel genommen, und die Ergiebigkeit des einzelnen Tieres an Fleisch, Milch oder Arbeitskraft hat sich durch konsequente und zielbewusste Zucht bedeutend vermehrt. Die Steigerung der Schweinezucht ist von der ganzen deutschen Tierzucht die stärkste. Die Schweinehaltung ist rascher gestiegen als die Einwohnerzahl. Auf 100 Einwohner entfielen 1873: 17,4; 1883: 20,1; 1892: 26,6; 1900: 29,8; 1904: 32,5; 1907: 35,4. Die Kreuzung des deutschen Landschweines mit dem Yorkshireschweine ergab das veredelte Landschwein, dessen Fruchtbarkeit und rasche Mastfähigkeit die günstigen Erfolge der deutschen Schweinehaltung ermöglicht haben. Die Schafzucht ist nur dort beibehalten, wo Klima und Bodenverhältnisse für die gute Haltung anderer Tiere nicht mehr ausreichen. Auch in der Schafzucht ist ein rationelles Durchführen von Zuchtzielen nach Fleisch- oder Wollertrag von gutem Erfolg begleitet gewesen.

IV. Der Produktionserfolg.

[Bearbeiten]

Das Resultat der landwirtschaftlichen Erwerbstätigkeit stellen bei der Ackerwirtschaft die folgenden Zahlen dar. Um zunächst die Steigerung der Intensität zu beurteilen, ist es interessant zu sehen, in welcher Weise der Ernteertrag von einem Hektar in einer Zeitspanne sich entwickelt hat, in der wir eine starke Entwicklung der Intensität in der Landwirtschaft haben.

[374] In Deutschland betrug der Ernte-Ertrag in Tonnen vom Hektar:

1893 1895 1900 1905 1906 1907 1908 1909 1910
Roggen 1,49 1,32 1,44 1,56 1,58 1,61 1,75 1,85 1,70
Weizen 1,67 1,64 1,87 1,92 2,03 1,99 2,00 2,05 1,99
Sommergerste 1,48 1,68 1,80 1,79 1,89 2,06 1,88 2,12 1,85
Kartoffeln 13,41 12,39 12,61 14,57 13,00 13,81 14,07 14,05 13,19
Hafer 1,07 1,55 1,72 1,57 2,00 2,00 1,88 2,12 1,84
Wiesenheu 2,23 3,70 3,91 4,41 4,83 4,10 4,54 3,71 4,74

Die Steigerung des Ertrags wird noch weiter veranschaulicht durch die Gegenüberstellung folgender Durchschnittszahlen. Es wurden in Deutschland vom Hektar geerntet in dz:

Roggen Weizen Winterspelz Sommergerste Kartoffeln Hafer Wiesenheu
1908 17,5 20,0 14,6 18,8 140,7 18,0 45,5
Im Durchschnitt 1899 15,5 19,3 14,7 18,7 131,9 17,8 41,7
1907
1895 11,2 14,5 11,0 14,3 104,2 13,0 35,5
Im Durchschnitt 1885 10,5 14,0 11,7 13,3 87,8 11,7 28,6
1894

Die Gesamterntemenge betrug in Deutschland

1910 1909 1908 1895
Roggen 10 511 160 11 348 415 10 736 874 6 595 758 Tonnen
Weizen 3 861 479 3 755 747 3 767 767 2 807 557 Tonnen
Winterspelz 387 931 498 364 444 198 374 575 Tonnen
Sommergerste 2 902 538 3 495 616 3 059 885 2 411 731 Tonnen
Kartoffeln 43 468 395 46 706 252 46 342 726 31 786 621 Tonnen
Hafer 7 900 376 9 125 816 7 694 833 5 252 590 Tonnen
Wiesenheu 28 250 115 22 140 927 27 076 097 21 001 621 Tonnen

Dabei wurden folgende Getreidepreise in Preussen erzielt:

Weizenpreise in
Weizen Roggen Gerste Hafer England Frankreich
1871–1875 235 179 170 163 246,4 248,8
1876–1880 211 166 162 152 206,8 229,4
1881–1885 189 160 154 185 180,4 205,6
1886–1890 175 143 138 135 142,8 193,2
1891–1895 165 149 143 144 128,2 178,5
1896–1900 161 135 138 135 134,3 178,6
1901–1905 161 138 141 141 140,3 178,1
1905–1906 170 155 150 155 142,5
1906–1907 182 169 161 172 143,5

Das statistische Jahrbuch f. d. D. R. bringt folgende Grosshandelspreiszusammenstellungen für Produkte der Landwirtschaft; die Preise verstehen sich in Mk. und in greifbarer Ware gegen bar.

1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910
1000 kg Roggen Berlin 140,7 144,2 132,3 135,1 151,9 160,6 193,2 186,5 176,5 152,3
München 157,5 151,9 145,4 132,5 145,4 174,1 193,7 188,6 172,4 157,1
1000 kg Weizen Berlin 163,0 163,1 161,1 174,4 174,8 179,6 206,3 211,2 233,9 211,5
München 186,0 183,0 171,0 186,8 191,1 192,4 220,5 223,7 245,3 221,9
1000 kg Hafer Berlin 139,7 150,3 136,6 133,7 142,7 160,3 181,4 163,7 160,0 153,1
München 159,3 164,6 136,7 133,5 158,2 173,3 189,8 177,8 176,0 157,3
1000 kg Gerste München bayer. beste 189,5 183,2 170,5 163,3 184,6 185,9 203,9 211,0 197,9 188,1
gut mittel 173,6 167,4 152,4 157,3 179,7 179,8 195,4 201,6 188,7 171,6
1000 kg Kartoffeln Berlin sort. Speise 39,2 36,2 44,9 55,6 53,4 34,6 53,1 54,0 49,9 40,7
Schlachtvieh 1 Dz.
Berlin Rindvieh Schlachtgew. 117,3 121,4 129,0 131,5 137,5 147,7 146,6 139,0 131,6 145,0
Schweine Lebendgew. m. T. 112,0 118,8 99,7 98,0 128,1 133,8 110,3 116,3 133,2 128,0
Kälber Schlachtgew. 127,1 134,8 144,1 144,3 153,9 168,5 168,2 162,5 163,3 187,9
Hammel Schlachtgew. 112,9 120,8 132,9 127,2 139,1 151,7 149,3 140,7 141,5 148,1
München Rindvieh Lebendgew. 71,8 72,3 74,6 77,3 81,0 88,2 89,0 87,2 95,6 106,8
Butter 1 Dz. Berlin 1. Sorte 224,2 215,2 223,6 227,4 235,2 239,9 234,6 246,1 241,6 244,6
München feinste Schweizer 203,4 199,8 204,7 205,0 218,7 230,3 229,3 239,0 244,2 251,8

[375] Allerdings haben diese Grosshandelspreise nur geringe Bedeutung für die Beurteilung der lokalen Preisbildung und zwar um so weniger, je geringer der Verkehr, der Anschluss an grössere Märkte und die Organisation in der Landwirtschaft sind.

Die Bedeutung des Ernteertrags der deutschen Landwirtschaft erhellt besonders aus Vergleichen mit den Erntemengen weit zurückliegender Jahre und mit denen anderer Länder; daher mögen hier noch folgende Zusammenstellungen Platz finden.

Der Gesamternteertrag der wichtigsten Nährfrüchte in Deutschland betrug in Tonnen:

Weizen Roggen Gerste Hafer Kartoffeln
1880 2 834 618 4 952 525 2 145 617 4 228 128 19 466 242
1882–1885 2 868 560 5 741 993 2 190 792 4 113 067 24 088 006
1886–1800 3 051 765 5 844 565 2 205 030 4 583 119 24 450 434
1891–1895 3 281 312 5 648 335 2 345 940 4 753 486 27 932 129
1896–1900 3 595 877 8 592 635 2 821 343 6 483 369 36 379 647
1901–1905 3 491 809 9 445 778 3 123 021 7 174 688 43 932 346
1906 3 939 563 9 625 738 3 111 309 8 431 379 42 936 702

Vom Ergebnis der Welternte seien zum Zwecke des Vergleichs folgende Zahlen angegeben in Millionen Buschels:

Weizen Roggen Gerste Hafer
1905 1906 1905 1906 1905 1906 1905 1906
Deutschland 135,95 144,75 378,20 378,94 134,20 142,90 451,02 580,96
Österreich-Ungarn 228,13 268,69 155,19 154,01 139,02 152,83 210,89 252,32
Frankreich 335,45 324,72 58,11 51,90 40,84 37,00 269,58 258,45
Eur. Russland 568,38 450,00 708,71 638,40 338,85 304,29 851,29 633,26
Kanada 113,44 132,51 2,75 2,27 45,39 50,83 234,09 251,85
Vereinigte Staaten 692,98 735,26 28,48 33,37 136,65 178,91 953,22 946,90
Britisches Reich 62,18 62,35 67,12 69,46 180,86 187,27
Europa 1802,77 1825,73 1437,42 1373,61 867,15 910,45 2201,01 2214,05
Welternte 3317,38 3423,13 1497,56 1439,98 1190,34 1282,02 3507,81 3547,23

Die Erntemengen genügten der deutschen Volkswirtschaft immer weniger. Es haben sich denn auch die Einfuhrüberschüsse in folgender Weise gesteigert:

Weizen Roggen Gerste Hafer, Hülsenfrüchte
u. and. Getreidearten
1871/9 + 0105 + 763 + 0153 + 0131
1880/9 + 0445 + 726 + 0348 + 0469
1890/9 + 1102 + 699 + 0911 + 1275
1900 + 0998 + 817 + 0751 + 1871
1901 + 2041 + 772 + 0862 + 1692
1902 + 1993 + 871 + 1093 + 1290
1903 + 1749 + 605 + 1544 + 1501
1904 + 1861 + 116 + 1401 + 1078
1905 + 1123 + 262 + 1606 + 1952
1906 + 2808 + 405 + 2095 + 1693
1907 + 2359 + 376 + 2113 + 1410
1908 + 1829 – 239 + 1984 + 0653
1909 + 2224 – 376 + 2568 + 1171
+ Einfuhrüberschuss, – Ausfuhrüberschuss in 1000 Tonnen.

Von besonderem Interesse ist indessen die Roggenausfuhr, die sich in den letzten Jahren, wie folgt entwickelte:

1901       105 260 Tonnen
1902       143 110 Tonnen
1903       222 384 Tonnen
1904       359 871 Tonnen
1905       331 919 Tonnen
1906       260 177 Tonnen
1907       248 428 Tonnen
1908       595 557 Tonnen
1909       654 701 Tonnen
1910       825 046 Tonnen

In Prozenten des Bedarfes wurden (besonders aus Russland und Amerika) in den folgend bezeichneten Jahren ein geführt:

1895 1899/1900 1906/07 1907/08 1908/09
Roggen 11,0 04,4 02,9 01,9 00,0
Weizen 34,0 23,3 33,4 39,8 29,9
Gerste 25,9 27,6 92,6 38,7 43,9
Hafer 03,5 03,8 00,4 00,0 01,9
Kartoffeln 00,1 00,5 00,4 00,7

[376] Der Verbrauch der wichtigsten Getreidearten und der Kartoffel wird im Stat. Jhrbch. wie folgt, dargestellt. Unter Abzug der Aussat und der Ausfuhr und unter Zusatz der Einfuhr und der Mühlenlagerverzollung, sowie unter Mitberücksichtigung der auf Getreide umgerechneten Mengen von Mehl und Malz waren in Deutschland zum Verbrauch für menschliche und tierische Ernährung und gewerbliche Zwecke von 1893–1910 durchschnittlich jährlich verfügbar: 8 523 097 Tonnen Roggen, 5 213 634 Tonnen Weizen und Spelz, 4 307 096 Tonnen Gerste, 6 668 419 Tonnen Hafer und 34 577 539 Tonnen Kartoffeln oder auf den Kopf; 148 kg Roggen, 90 kg Weizen und Spelz, 75 kg Gerste, 116 kg Hafer und 602 kg Kartoffeln.

Nach Gerlach hat sich der Fleischkonsum in Deutschland mit den Kriegsjahren am Anfang des vorigen Jahrhunderts bedeutend vermindert bis gegen die Mitte des Jahrhunderts. Dann steigt er mit geringen durch Krisen und Notstände verursachten Unterbrechungen auf die Höhe, die für Deutschland berechnet wird auf 52,05 kg pro Kopf im Jahre 1904, 1905: 51,39 1906: 50,29, 1907: 52,84. Dazu kommen 1,8 kg Wildfleisch, 2,25 kg Geflügel und 4 kg Fische.

Die Steigerung der deutschen Viehhaltung an Qualität und Quantität wurde bereits erwähnt; während die quantitative Steigerung mit den steigenden Ansprüchen im allgemeinen nicht Schritt hielt, weist die qualitative Verbesserung unserer Viehzucht und Viehhaltung vorzügliche Leistungen auf.

Die Steigerung der Fleischproduktion berechnet W. Wagner (Ill. Landw. Ztg. Nr. 78 1910, S. 737) für die Zeit von 1905 gegenüber 1870: bei Rind- und Kalbfleisch 62%, Schweinefleisch 28,1 Schaffleisch 31, Ziegenfleisch 44%. Danach trafen in den 70er Jahren 33,5 kg Fleisch auf den Kopf der Bevölkerung, heute 52 kg. Konsumiert wurde pro Kopf Anfang der 70er Jahre 30 kg, 1900: 48,1 kg.

Trüdinger berechnet (Württ. Amts- und Anzeigebl. 20. IV. 10), dass der heimische Bedarf an Fleisch zu 93% von der heimischen Produktion, zu 7% durch Einfuhr gedeckt werde. Der gesamte Fleischverbrauch stellt sich 1904–1908 nach Fr. Zahn in folgenden Zahlen dar:

a = Gesamtmenge, b = auf Kopf der Person.
1904 1905 1906 1907 1908
kg kg kg kg kg
1.
Fleisch von im Inland geschlachteten
Pferden, Wiederkäuern, Schweinen
(ohne die Eingeweide u. Eingeweidefett,
das als Fleisch verwendbar ist).
a
2 919 544 250
b
49,24
a
2 880 815 527
b
47,79
a
843 188 985
b
46,50
a
3 096 935 920
b
49,95
a
3 176 727 367
b
50,54
2.
Einfuhr-Überschuss über Ausfuhr.
a
166 635 400
b
2,81
a
216 842 200
b
3,60
a
231 572 800
b
3,79
a
184 522 200
b
2,98
a
172 088 700
b
2,74
3.
Gesamtverbrauch (1 + 2).
a
3 086 179 650
b
52,05
a
3 097 657 727
b
51,39
a
3 074 761 785
b
50,29
a
3 281 458 120
b
52,93
a
3 348 816 067
b
53,28

Für das Jahr 1906 werden als durchschnittliche Zahlen für Schlachtgewicht angegeben:

kg % des Lebend-
gewichts
Ochsen 330 54
Bullen 310 53,5
Kühe 240 49
Jungrinder über 3 Monat alt. 40 60,7
Kälber 40 64,5
Schweine 85 76
Schafe 22 48
Ziegen 16 53

[377] Trotz der Produktionssteigerung der deutschen Viehhaltung stieg die Mehreinfuhr in folgender Weise:

Einfuhr Ausfuhr Mehreinfuhr
Pferde Stück Wert in 1000 M. St. Wert in 1000 M. St. Wert in 1000 M.
1902/04 15 603 91 924 11 091 6550 104 512 85 374
1905/07 139 432 102 508 8 165 4 619 131 267 97 889
1908 119 000 84 847 6 115 6 615 112 885 82 232
1909 121 341 87 603 7 128 2 208 114 213 85 395
Mehreinfuhr
1902/04 1905/07 1908 1909
Kühe 113 001 97 791 67 731 73 999
Bullen 9 732 9 098 11 455 9 270
Ochsen 82 416 60 460 49 494 39 942
Jungvieh über 6 Wochen 95 285 88 329 79 148 69 863
Kälber unter 6 Wochen 24 818 11 069 7 601 6 011
Summa 325 852 266 747 215 429 199 085 Stück
106 890 99 611 76 970 69 956 Tausend M.
Schweine Stück 50 858 75 857 88 443 122 238
Tausend M. 5 827 12 051 15 554 20 704
Einfuhrüberschuss in 1000 M.
Federvieh 1905: 44 335.     1906: 47 672.     1907: 39 755.     1908: 41 440.     1909: 44 229.

Bei Schafen und Ziegen hatten wir in Deutschland einen Ausfuhrüberschuss von 1 605 000 M., bei Pferden einen Einfuhrüberschuss von 86 375 000 M.

Otto Gerlach berechnet die Zahl der Schlachtungen und ihr Verhältnis zum Viehbestand auf folgende Zahlen in Tausenden:

Kälber
bis 3 Monate
Kühe Andere
Rinder
Schafe
u. Lämmer
Schweine Ziegen
u. Lämmer
1907 1904 1907 1904 1907 1904 1907 1904 1907 1904 1907 1904
Schlachtungen 4466 4597 1650 1659 1991 1968 2775 2942 22487 20894 1245 1176
Viehbestand 1831 1343 10967 10456 7832 7532 7704 7904 22145 18921 3534 3330

W. Wagner schätzt die durchschnittliche Milchleistung einer Kuh in den 70er Jahren auf 1500, den Ertrag einer Kuh in den 90er Jahren auf 2100 l, den durchschnittlicheu Betrag für heutige Verhältnisse auf 2500 kg. Nach seinen Berechnungen ist die Zahl der Kühe um 20%, die Milchproduktion des einzelnen Tieres um 66,6%, und die gesamte Kuhmilchproduktion um rund 100% gegenüber der Produktion der 70er Jahre gestiegen. Die Bevölkerung Deutschlands ist in der gleichen Zeit um 47,7% gewachsen, die Milchproduktion also im Verhältnis hierzu um 35% gestiegen. Trotzdem haben wir eine steigende Einfuhr von Milch und Milchprodukten.

Von 1905–1908 wurden jährlich rund ca. 60 Millionen kg frische Milch, 2,5 Millionen kg Rahm (entspr. ca. 12 Mill. kg Milch) rein eingeführt, und 4 Millionen eingedickte Milch (entspr. etwa 12 Milk kg. frische Milch) ausgeführt. 1906–1909 ist die durchschnittliche Butter-Reineinfuhr 36 Millionen kg (= 960 Millionen kg Milch) und 20 Millionen kg Käse = 200 Mill. kg Milch. Die Einfuhr von Rahm gleicht sich im Durchschnitt ungefähr gegen die Ausfuhr eingedickter Milch aus. [378] Die reine Butter-Ein- und -Ausfuhr nach Abzug der Aus- bezw. Einfuhr in Millionen kg (geschmolzene Butter nicht mit eingerechnet) betrug:

1875       4,68 Ausfuhr
1880 7,47 Ausfuhr
1885 9,79 Ausfuhr
1890 0,51 Ausfuhr
1895 0,27 Ausfuhr
1896 0,73 Einfuhr
1897 5,46 Einfuhr
1898 6,75 Einfuhr
1899 9,14 Einfuhr
1900 13,20 Einfuhr
1905 35,24 Einfuhr

An Käse wurden eingeführt im 5jährigen Durchschnitt:

1806–1870       0,86 Mill. kg.
1871–1875 2,74 Mill. kg.
1876–1880 1,81 Mill. kg.
1881–1885 0,07 Mill. kg.
1886–1890 4,14 Mill. kg.
1891–1895 6,81 Mill. kg.
1896–1900 12,28 Mill. kg.
1901–1905 16,12 Mill. kg.

Sehr hoch gerechnet fehlen jährlich rund 1300 Millionen kg Milch, die nach W. Fleischmann’s Meinung durch Mehreinstellung von 680 000 Kühen bei einem durchschnittlichen Jahresertrag von 2000 kg gewonnen werden könnten. Die Schwierigkeit der Rindviehhaltung besteht indessen im Futtermangel und in den hohen Preisen der künstlichen Futtermittel; einer Vergrösserung der Weiden ist unsere Landwirtschaft aber nicht sehr geneigt.

Der Rückgang der Schafzucht ist bedingt durch die Steigerung der Intensität in der Landwirtschaft und die Preisbewegung der Wolle, während die Preisbewegung des Schaffleisches günstiger war.

Die Betriebszählung von 1895 machte folgende Angaben über landwirtschaftl. Nebengewerbe:

Grössenklassen Landwirtschaftliche Betriebe sind vorhanden mit
Zuckerfabriken Branntwein-
brennereien
Stärke-
fabriken
Getreide-
mühlen
Bierbrauereien
unter 2 ha 154 689 33 8 847 1 641
2–5 34 388 29 11 372 1 719
5–20 52 1 041 45 20 867 3 874
20–100 34 1 042 58 5 316 1 823
100 und darüber 76 2 762 274 696 9 255
Summe 350 5 922 439 47 098 9 255

An die landwirtschaftlichen Betriebe waren 1907 folgende Nebengewerbe angegliedert:

Zucker-
fabriken
Branntwein-
brennereien
Stärke-
fabriken
Getreide-
mühlen
Bier-
brauereien
Säge-
mühlen
Ziegeleien
unter 0,5 ha 8 582 9 12 625 191 360 248
0,5–2 12 4 199 7 3 893 494 889 616
2–5 23 11 459 10 8 383 1 009 1 908 1 285
5–20 67 13 859 29 16 747 2 812 4 895 3 178
20–100 118 2 750 60 4 193 1 343 1 504 1 952
100 u. darüber, davon: 231 3 910 319 943 185 498 1 449
200 und darüber 170 3 056 281 656 85 386 1 072
Zusammen 459 36 759 434 35 421 6 034 10 054 8 728

[379] Die landwirtschaftl. Nebengewerbe verteilen sich in folgender Weise auf die Bundesstaaten:

Zucker-
fabriken
Branntwein-
brennereien
Stärke-
fabriken
Getreide-
mühlen
Bier-
brauereien
Säge-
mühlen
Ziegeleien
Preussen 377 5 229 393 22 563 1 477 3 843 5 921
Bayern 3 3 478 7 4 845 2 721 3 087 973
Sachsen 519 5 899 190 353 264
Württemberg 18 2 733 1 297 876 983 340
Baden 1 17 349 1 759 261 683 203
Hessen 3 184 1 825 74 200 337
Elsass-Lothringen 1 7 041 1 197 18 73 69
Bremen, Hamburg, Lübeck 4 38 4 1 11
Im übrigen Deutschland 56 222 27 3 001 413 831 610

Mit Zuckerrüben waren 1907: 513 822 Hektar bestellt; 1908/9 verarbeiteten 358 Zuckerfabriken mit 5925 Dampfmaschinen zu 166 124 Pferdekräften 11 809 182 Tonnen Buben zu 1 980 387 Tonnen Zucker, wovon 838 415 Tonnen zur Ausfuhr gelangten.

Die Kartoffelkultur beansprucht 3 173 830 Hektar, sie liefert nicht nur menschliche und tierische Nahrung, sondern auch Rohstoff für Brennerei-, Stärke- und Stärkezuckerfabrikation.

Von den 66 745 Brennereien verarbeiteten 6583 landwirtschaftliche und 25 gewerbliche Brennereien Kartoffeln und 7431 landwirtschaftliche, und 734 gewerbliche Brennereien Getreide als Rohmaterial, während 51 972 andere Stoffe verwendeten. Von den insgesamt 4 018 311 hl Alkohol wurden allein von landwirtschaftlichen Kartoffelbrennereien 3 118 604 hl, von landwirtschaftlichen Getreidebrennereien 291 346 hl gewonnen.

Die Stärkegewinnung in Deutschland schätzt Schultze auf 70 Millionen halbjährlich. 1907 bis 1908 gab es 24 Stärkezuckerfabriken, die 8 184 Tonnen Stärkezucker in fester Form, 46 634 Stärkesirup und 4 846 Tonnen Zuckerfarben gewannen.

Zuckerrübenbau und Brennerei machen den Betrieb intensiver, sie haben Hackfruchtkultur, intensiveren Fruchtwechsel und bessere Ackerkultur zur Folge und liefern wertvolle Rückstände zu Futterzwecken. Die Rübenkultur hat auch zu rationeller Düngung und zur Züchtung schwerer Pferde kalten Schlages Anlass gegeben.

Die deutsche Forstwirtschaft wird von der Betriebsstatistik in folgenden Zahlen dargestellt:

Grössenklassen.
Die forstwirtschaft-
lich benutzten
Flächen d. einzelnen
Betriebe betragen
Zahl der
forstwirt-
schaftlichen
Betriebe
überhaupt
Forstwirtschaftliche
Betriebe
Grösse der bewirtschafteten Fläche
mit ohne Gesamt-
fläche
Von der Gesamtfläche ist
landwirtschaftlich
benutzte Fläche
(einschl. Nutzgarten
und Weinberg)
forstwirt-
schaftlich
benutztes
Land
landwirt-
schaftlich
be-
nutztes
Land (einschliessl.
Nutzgarten
u. Weinberg)
Öd- u. Unland
(einschliessl.
geringere
Weide und
Hutung)
sonstige Fläche (Haus-
und Hofraum,
Ziergarten,
Wege, Ge-
wässer)
unter 1 ha 448 117 444 365 3 752 3 061 089 171 222 2 644 344 187 166 58 357
1–2 175 720 173 359 2 361 2 312 124 235 820 1 859 719 172 840 43 745
2–10 299 916 294 526 5 390 7 096 566 1 351 226 5 071 750 543 422 130 168
10–20 51 852 49 526 2 326 2 526 016 695 355 1 568 776 211 283 50 602
20–100 33 293 27 485 5 808 3 741 223 1 346 486 2 008 402 286 841 99 494
100–200 5 571 3 049 2 522 1 599 970 788 724 681 360 78 584 51 302
200–500 4 624 2 531 2 093 2 290 460 1 446 510 696 407 84 715 62 828
500–1000 1 649 888 761 1 490 171 1 147 106 264 874 34 905 43 286
1000–2000 1096 502 594 1 723 009 1 550 595 109 550 38 918 23 946
2000–5000 1 093 417 676 3 704 328 3 473 087 66 928 94 328 69 985
5000 und darüber 247 103 144 1 769 697 1 669 513 24 211 46 255 29 718
Summe 1 023 178 996 751 26 427 31 314 653 13 875 644 14 996 321 1 779 257 663 431

[380]

Die Staats- und
Kronforstbetriebe.
Grössenklassen.
Die forstwirtschaft-
lich benutzten
Flächen d. einzelnen
Betriebe betragen
Zahl der
forstwirt-
schaftlichen
Betriebe
überhaupt
Forstwirtschaftliche
Betriebe
Grösse der bewirtschafteten Fläche
mit ohne Gesamt-
fläche
Von der Gesamtfläche ist
landwirtschaftlich
benutzte Fläche
(einschl. Nutzgarten
und Weinberg)
forstwirt-
schaftlich
benutztes
Land
landwirt-
schaftlich
be-
nutztes
Land (einschliessl.
Nutzgarten
u. Weinberg)
Öd- u. Unland
(einschliessl.
geringere
Weide und
Hutung)
sonstige
Fläche (Haus-
und Hofraum,
Ziergarten,
Wege, Ge-
wässer)
unter 1 ha 61 31 30 2 235 27 1 921 168 119
1–2 46 29 17 5 835 57 5 136 410 232
2–10 147 70 77 19 597 690 15 783 2 376 748
10–20 86 41 45 17 056 1 191 12 706 1 018 2 141
20–100 231 66 165 36 841 11 924 19 051 4 320 1 546
100–200 134 27 107 30 646 19 435 9 009 620 1 582
200–500 208 42 166 77 210 68 730 3 961 3 706 813
500–1000 245 71 174 190 032 182 407 2 412 2 667 2 546
1000–2000 540 186 354 836 911 803 316 7 024 19 574 6 997
2000–5000 838 266 572 2 865 050 2 712 236 24 077 78 202 50 535
5000 und darüber 178 62 116 1 208 911 1 138 139 13 558 35 999 21 215
Summe 2 714[1] 891 1 823[1] 5 290 324 4 938 152 114 638 149 060 84 874

Von der ganzen forstwirtschaftlich genutzten Fläche sind Staats- und Kronforsten 33,7%, Gemeindeforsten 16,1, Stiftungsforsten 1,5, Privatforsten 46,5, und Genossenschaftsforsten 2,2%. Die Statistik von 1900 gibt den Ertrag nach diesen Besitzformen an, wonach in Festmetern der durchschnittliche Anfall an Derbholzmasse auf dem Hektar betrug:

bei Kronforsten 3,32 fm.
Staats- und Staatsanteilforsten 3,44 fm.
Gemeindeforsten 2,67 fm.
Stiftungsforsten 3,33 fm.
Genossenschaftsforsten 2,06 fm.
bei Privatforsten 2,20 fm.
und zwar:
bei Fideikommissforsten 3,04 fm.
anderen Privatforsten 1,96 fm.

Der Wald liefert Holz, Rinde (für Gerber), Früchte, Futterlaub, Laub- und Nadelstreu, Aststreu, Harz, Teer, Moos, Pilze, Beeren, Gras, gewisse Erdarten, Torf usw., er ist meteorologisch von grösster Bedeutung und bietet Schutz und Wohnung den nützlichen Vögeln, sowie den jagdbaren Tieren. Der deutsche Wald ist aus einem natürlichen Mischwald mehr und mehr zum einheitlich gepflegten und aufgeforsteten Wald geworden, das Nadelholz verdrängt das Laubholz.

Nach der Berufszählung von 1907 waren in der Forstwirtschaft 126 000 Personen als Beamte und Arbeiter im Hauptberuf und 352 000 Personen im ganzen einschl. Familienangehörigen, sowie 651 000 Personen im Nebenberuf tätig.

Die Staaten hatten aus ihren Waldungen 1908 folgende Einnahmen:

Preussen 125 117 605 Mk.,
Bayern (1907) 45 586 366 Mk.,
Württemberg 19 766 284 Mk.,
Baden 8 099 667 Mk.,
Sachsen 16 525 647 Mk.,
Els.-Lothringen 7 754 874 Mk.,

Die jährliche Nutzholzproduktion der deutschen Waldungen betrug im Jahre 1909: 20 Millionen Festmeter. Der Überschuss der Einfuhr über die Ausfuhr (bes. aus Russland und Österreich-Ungarn) betrug 1909: 13,5 Mill. Festmeter, die durchschnittliche Mehreinfuhr 67% der heimischen Produktion.

Die Erträge der Binnenfischerei werden von Fischer auf 80–100 Millionen Mark veranschlagt.

[381] Die deutsche Seefischerei lieferte nach dem Stat. Jahrbuch f. d. D. R. folgende Erträge:

1910 1909 1908
a) Nordseegebiet 27 780 170 M. 26 775 125 M. 22 761 102 M.
b) Ostseegebiet einschliesslich der Haffe 7 860 990 M. 6 381 132 M. 6 433 903 M.
c) Haffe 4 191 134 M. 3 245 946 M. 3 140 309 M.
d) Deutsche Bodenseefischerei 346 016 M. 289 636 M.

Die Entwicklung der Produktion von Wein, Hopfen und Tabak veranschaulichen folgende Zahlen:

Grössenklassen.
Die als Weinberg, Wein-
garten benutzten Flächen
der einzelnen Betriebe
betragen
Zahl der
Weinbaubetriebe
überhaupt
Diese Betriebe haben Von den Weinbau-
betriebsinhabern
sind ihrem Haupt-
berufe nach nicht
Landwirte
Gesamtfläche als Weinberg,
Weingarten be-
nutzte Fläche
sonstige land-
wirtschaftliche
Fläche
unter 2 Ar 2 239 4 287 23 3 726 1 228
2–5 25 240 61 016 836 52 440 11 665
5–10 56 183 149 617 3 922 135 135 23 127
10–20 79 031 270 713 10 998 235 714 25 900
20–50 99 805 409 727 30 806 334 396 23 054
50–1 ha 44 373 227 764 29 328 171 583 7 156
1–2 16 167 124 645 20 973 85 140 2 578
2–3 2 747 35 262 6 315 19 777 541
3–4 868 25 104 2 927 10 620 189
4–5 437 10 433 1 860 5 218 114
5 und darüber 768 44 098 7 119 13 581 201
Wein-
Erntefläche
Ernteertrag
Weinmost hl
Wert des Mostes
in Mill. Mk.
1902 119 922 2 475 699 80,2
1903 119 649 3 785 697 104,4
1904 119 873 4 244 408 142,9
1905 120 096 3 855 978 109,2
1906 120 207 1 635 727 70,2
1907 118 581 2 491 894 114,6
1908 116 768 3 135 953 126,8
1909 114 737 2 020 620 73,2
1910 112 508 846 139 58,3
Hopfen Fläche ha Ernteertrag
1909 28 944 60 584 dz.
1908 35 865 263 396 dz.
1907 38 297 241 561 dz.
1906 38 861 210 393 dz.
1905 39 511 292 569 dz.
1904 37 888 222 878 dz.
1903 36 667 211 201 dz.
1902 36 731 227 636 dz.
1901 37 506 125 188 dz.
Tabak Zahl der Pflanzer Ernteertrag
1888 168 366 263 580 dz. getrocknete Blätter
1893 141 728 320 820 dz. getrocknete Blätter
1898 139 171 325 590 dz. getrocknete Blätter
1900 114 654 347 901 dz. getrocknete Blätter
1903 105 991 330 718 dz. getrocknete Blätter
1904 106 713 343 809 dz. getrocknete Blätter
1905 93 119 318 603 dz. getrocknete Blätter
1906 97 139 320 750 dz. getrocknete Blätter
1907 96 870 288 394 dz. getrocknete Blätter
1908 88 656 344 088 dz. getrocknete Blätter
1909 98 236 281 776 dz. getrocknete Blätter

Im Obstbau wurden im Jahre 1900 gezählt: 52 332 Apfel-, 25 116 Birn-, 69 436 Pflaumen-, 21 548 Kirsch-, zusammen 168 432 Obstbäume. Es entfielen auf 1 qkm der Gesamtfläche 97 Stück Apfel-, 46 Birn-, 128 Pflaumen-, 40 Kirsch- und 311 Obstbäume überhaupt.

[382] Ein Überblick über alles dargelegte legt folgende Erwägungen nahe:

Die deutsche Landwirtschaft stand in den letzten Jahrzehnten vor der schweren Aufgabe, einen steigenden Bedarf zu decken bei abnehmender Zahl der ihr verfügbaren Arbeitskräfte. Wenig erfreulich ist die Zunahme der Wanderarbeiter, die durchgehends einem niedrigeren Kulturniveau angeboren. Sie drücken die Lage der heimischen Arbeiter, denn die soziale Stellung, das Arbeitsverhältnis, die Lebenshaltung und Entlohnung sind beim Wanderarbeiter meistens niedriger.

Die Entwicklung der Betriebsgrösse lässt ein bedeutendes Zurückgehen des Grossgrundbesitzes und eine Ausbreitung des bäuerlichen, besonders des mittelbäuerlichen Betriebes erkennen. Die kleinsten Betriebe sind jedenfalls in dieser Zahl auch in anderen Ländern noch in grösserer Zahl zu finden. Die Ausdehnung dieser kleinsten Betriebe ist von dem Gesichtspunkte aus aufzufassen, dass die Besitzer derselben einerseits durch Nebenbeschäftigung sich durchaus wirtschaftlich existenzfähig machen können, andererseits als Arbeitskräfte zur Aushilfe in den anderen Betrieben sehr willkommen sind. Wo der Besitz von weniger als 2 ha Grund und Boden darstellt, der zur intensivsten Kultur, Wein und Gemüse dergl. verwendet werden kann und wird, ist auch bei diesen Betrieben eine gesunde wirtschaftliche Existenz durchaus möglich; je intensiver die Kultur, desto kleiner die Fläche, die dem Bebauer Selbständigkeit verleihen kann.

In steigendem Masse sind die Fortschritte der der Landwirtschaft als Hilfswissenschaften dienenden Naturwissenschaften von der deutschen Landwirtschaft verwendet worden; dies zeigt die wachsende Tendenz, an Stelle grosser Quantitäten gute Qualitäten zu produzieren, die starke Ausnutzung der natürlichen Vorbedingungen und die immer intensiver werdende Wirtschaftsweise mit steigender Angliederung von Nebengewerben. Die Steigerung des Ernteertrags, besonders die Entwicklung der Roggenausfuhr und die grossen Erfolge der Viehzucht und Viehwirtschaft liefern hierfür die Beweise.

Welchen Wert Grund und Boden für den einzelnen und für die Volkswirtschaft hat, ist nur schätzungsweise und nur für bestimmte Zeiten und Verhältnisse anzugeben; die Schwierigkeit in der Aufstellung der privatwirtschaftlichen Bewertung tritt besonders dem entgegen, der sich mit den grossen Schwierigkeiten landwirtschaftlicher Buchführung befasst; denn es handelt sich hier oft um Einstellung von Posten für Objekte, die keinen Markt haben, deren Bedeutung für die marktgängigen landwirtschaftlichen Produkte aber nicht zuverlässig angegeben werden kann. Die Bewertung ganzer Besitzungen, namentlich des Grund und Bodens hat ja eine bedeutende Stütze, wo Pachtsätze zum Vergleich herangezogen werden können. Allein die Ertragswertberechnung ist sehr schwankend nach dem Marktpreise der Waren, die der Landwirt verkauft und bedarf, nach der Art des verwendeten Betriebs-Systems, der Tüchtigkeit und Ausbildung des Landwirts, der Möglichkeit der Nebengewerbe usw. Der Verkaufswert aber wird dadurch verändert, dass beim Kauf von Grund und Boden viele nicht wirtschaftliche Momente eine Rolle spielen; Liebe zum Grundbesitz, besonders zu dem in einer speziellen Gegend, Streben nach Sesshaftmachung aus politischen Gründen, Verlangen nach den gesellschaftlichen Vorteilen, die mit Grundbesitz zusammenhängen, klimatische, landschaftliche Vorzüge einer Gegend usw. bringen schwer zu berechnende Elemente in die Preisbildung. Der Boden ist eben durchaus nicht schlechthin „Kapital“; er kann auch als Kapital behandelt werden, hat aber daneben und darüber hinaus, besonders dadurch, dass er Standort für den Staatsbetrieb, sowie Standort für irgendwelche kulturelle u. a. Milieukonstellationen ist, noch so viel Eigentümlichkeiten, dass er Eigenschaften besitzt, die nicht im Kapitalbegriff enthalten sind; verschiedene Vermehrbarkeit, Verwendbarkeit und Teilbarkeit, Verschiedenheit des Produktionsprozesses und der Produkte, Verschiedenheit der Rechtverhältnisse und sozialen Wirkungen, der Wert- und Preisbildung, Verschiedenheit der Stellung in der Rechtsordnung und auch in der Wirtschaftspolitik heben Grund und Boden aus der Reihe aller anderen Kapitalgüter in eine Sonderstellung, die lediglich aus der Eigenschaft, als Kapitalsumme ausgedrückt werden zu können, nicht zu begreifen ist. Oft denkt man sich auch das Wirtschaftindividuum ganz abstrakt dem „Kapital“ Grund und Boden gegenüber und vergisst dabei, wie sehr das Individuum selbst ein Produkt des Bodens und aller der Vorbedingungen ist, die aus Boden und Klima sich ergeben.

[383] Über die Verschuldung des ländlichen Grundbesitzes in Preussen hat das preussische statistische Landesamt für 1902 Erhebungen veranstaltet; danach waren 23,4% nicht verschuldet, 29,6 ganz massig, nämlich bis zu 25% des Gesamtvermögens, 23,4% hatten Schulden in der Höhe zwischen 25 und 50%, 17,6% der Landwirte waren mit mindestens der Hälfte des Gesamtvermögens, also in noch zulässiger Weise, über 5% mit ihres Gesamtvermögens und darüber, und 1% völlig verschuldet.

Die Hypothekenschulden haben sich in den ländlichen Bezirken Preussens in folgender Weise entwickelt:

Eintragungen
Mill. Mk.
Löschungen
Mill. M.
Überschuss der
Eintragungen
Mill. Mk.
1886 624 491 133
1890 622 465 157
1894 715 460 255
1896 783 506 277
1900 877 481 396
1901 959 558 401
1902 1020 626 394
1903 1090 465 445
1904 1038 631 407
1905 1143 672 471
1906 1209 696 513

Endlich seien noch einige staatliche Behörden und private Korporationen angeführt, die zur Förderung der Landwirtschaft zusammenwirken.

Das seit 1842 bestehende Landesökonomiekollegium hat nach seinem Statut von 1898 die Bestimmung, dem Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten als regelmässiger Beirat und den Landwirtschaftskammern als gemeinsame Geschäftsstelle zu dienen; für letzteren Zweck hat das Kollegium eine ständige Kommission, die „Zentralstelle für die Landwirtschaftskammern“ eingesetzt. Der Deutsche Landwirtschaftsrat, 1872 ins Leben gerufen, ist ein gemeinsamer Mittelpunkt der Zentralvereine, in die sich die landwirtschaftlichen Vereine zusammengeschlossen haben; sämtliche deutsche Staaten sind in ihm durch Abgeordnete vertreten. Die deutsche Landwirtschaftsgesellschaft ist 1886 entstanden, empfängt keine Staatssubvention und vermeidet grundsätzlich das Gebiet der Politik; sie befasst sich mit grossem Erfolg mit allen Gebieten landwirtschaftlicher Technik. Die Landwirtschaftskammern haben nach ihrem Entstehungsgesetz den Zweck, die korporative Organisation des landwirtschaftlichen Berufsstandes einzurichten und zu fördern; sie geben nicht nur Gutachten auf Befragen, sondern stellen Initiativanträge bei den Behörden. Sie wenden der Landwirtschaft zur Förderung des technischen Fortschrittes Mittel zu, die sie teilweise aus eigenen Steuerumlagen, teilweise aus Staatsbeihilfen schöpfen. Aus dem Bestreben, eine internationale Organisation der Landwirte zur Preisnotierung für landwirtschaftliche Produkte und zur gemeinsamen Interessenvertretung zu schaffen, entstand 1905 ein internationales Landwirtschaftsinstitut zu Rom; dieses hat vorerst nur als statistische Stelle zur Aufklärung gegenüber tendenziöser Berichterstattung gewirkt; 1909 wurde besonders beschlossen, statistischen Nachrichtendienst über Anbau, Saatenstand, Ernte, Ein- und Ausfuhr und Preise für Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Mais, Reis und Baumwolle einzurichten; dieser Nachrichtendienst soll noch auf weitere gemeinsame agrarische Fragen ausgedehnt werden. Über das private Vereins-Genossenschafts- und Versicherungswesen in der Landwirtschaft wird in diesem Buche an anderer Stelle berichtet.

Hat nun die deutsche Landwirtschaft auch sehen müssen, dass immer mehr Einfuhr vom Auslande notwendig geworden ist, so schmälert dies den Produktionserfolg in seiner Bedeutung für die Volkswirtschaft durchaus nicht. Dass bei dem Wachsen der Bevölkerung des Reiches, dem ein so grosses Abnehmen der landwirtschaftlichen Berufstätigkeit gegenübersteht, die Aufgabe der Landwirtschaft immer schwieriger wird, ist selbstverständlich. Und lässt sich auch die landwirtschaftlich zu benutzende Fläche etwas vergrössern durch Urbarmachung von Heiden, Mooren und Sümpfen, ist auch die Viehzucht durch Steigerung der Zahl und des Schlachtgewichtes sowie der Milchergiebigkeit [384] der Tiere immerfort zu heben, so kann dies doch mit dem Wachsen unserer Nation nicht Schritt halten. Unter den gegebenen Bedingungen aber hat die deutsche Landwirtschaft Produktionsleistungen aufzuweisen, die mit der Entwicklung anderer Länder verglichen, sehr hoch angeschlagen werden dürfen und auch hinter den Erfolgen anderer Erwerbszweige kaum zurückbleiben. Wichtig ist die Landwirtschaft für die Volksernährung und als ständige Arbeitsgelegenheit, für die anderen Berufe zur Aufnahme bezw. Lieferung von Arbeitskräften und als kaufkräftiger Binnenmarkt für ihre Produkte; inbezug auf Volksvermehrung, Volksgesundheit, Heeresersatz u. dgl. ist das Land der Jungbrunnen des Volkes, und der Landmann ist unentbehrlich für innere und äussere Kolonisation zur Festhaltung und Ausbreitung nationaler Eigenart.





  1. a b Hierunter 4 Betriebe mit 16 269 ha Gesamtfläche, die in ungeteiltem Besitz von Staat und Gemeinden stehen.