Die Gartenlaube (1857)/Heft 44
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No. 44. | 1857. |
Kam jüngst vorbei ’nem Häuschen klein,
Das lockte mich so eigen,
Zum Fenster schaut’ ich drum hinein,
Versteckt von grünen Zweigen.
Ein junges Weib darinnen war,
Frisch wie ’ne Maienrose,
Ein feines Bübchen, kraus von Haar,
Hielt sie auf ihrem Schoose.
Sie blickt’ ihm selig in’s Gesicht,
Bog sich zu ihm hinunter
Und küßte so dem kleinen Wicht
Die müden Augen munter.
Sie strich die Lock’ ihm hinter’s Ohr –
Still ließ er sich’s gefallen –
Sagt’ ihm ein frommes Sprüchlein vor,
Das mußte nach er lallen.
Da wandt’ ich leise mich zum Geh’n,
Versenkt in tiefes Sinnen,
Das Auge konnte nichts mehr seh’n –
War eine Thräne d’rinnen.
Und feierlich war mir’s zu Muth,
Als sei nach langem Bangen
Ein Kind ich wieder, fromm und gut,
Zur Kirche hingegangen.
(Schluß.)
„Madame,“ sagte Alexander ironisch, „es scheint, Sie sind von dem nicht überzeugt, was Sie für mich thun wollen.“
„O, Verzeihung, mein Herr, ich bin fest davon überzeugt! Wünschen Sie, daß ich noch etwas hinzufüge?“
Der junge Mann verneigte sich mit kalter Artigkeit.
„Nein, Madame; aber fügen Sie alles das hinzu, was Ihnen Ihre gute Meinung von mir eingibt.“
Dieser Hohn brachte Louisen außer sich.
„Wohlan denn, mein Herr,“ rief sie aus, „so werde ich hinzufügen, daß Sie der leichtsinnigste, der unbeständigste, der ungerechteste Mann von der Welt sind; daß Sie sich nicht scheuen, ein treues Herz zu zerreißen und mit feierlichen Eiden ein freches Spiel zu treiben!“
„Diesen Vorwurf, Madame, hatte ich wahrlich nicht erwartet!“ rief Alexander. „Wer, wenn nicht Sie, hat seinen Eid gebrochen?“
„Ich, mein Herr?“
„Ein Irrthum, so glaube ich, kann nicht möglich sein. Die Sache liegt ja klar am Tage!“
„Sie liegt nicht klar am Tage!“ rief Louise, sich vergessend.
„O, Madame, diese Behauptung ist sehr kühn! Als ich von meiner Reise zurückkehre, finde ich Sie verheirathet – und nun wagen Sie mir zu sagen, daß Sie nicht untreu sind?“
Diese Worte hatte Alexander stammelnd und mit Thränen in den Augen gesprochen. Louise war ihrer Bewegung nicht mehr Herrin.
„Ja, ja,“ rief sie ungeduldig, „ich wage diese Behauptung!“
„Madame, Sie vergessen, daß Sie die Gattin des Herrn Dewald sind.“
„Und wenn ich es nun nicht wäre?“
Bei diesem Gedanken schwanden dem armen Alexander fast die Sinne.
„Wenn Sie es nicht wären?“ wiederholte er bestürzt. „Mein Gott, wenn Sie es nicht wären! Doch nein, Sie wollen mich mystificiren, wollen noch einmal die Gewalt prüfen, die Sie über mein schwaches Herz ausüben!“ – Er trocknete den Schweiß von der Stirn, der in großen Tropfen herabrieselte.
Louise hatte Mitleiden mit dem Manne, den sie nie aufgehört [598] zu lieben. Außerdem wollte sie auch Alexander mit in den Bund gegen den Consul ziehen.
„Nun, mein Herr,“ flüsterte sie, „wenn ich Ihnen jetzt sage, daß Albertine die Gattin Dewald’s ist, daß ich nicht verheirathet bin, daß ich nur, um meinen Freunden das Vermögen zu erhalten, mich dazu verstanden habe, für einige Zeit die Nichte des Consuls zu spielen?“
„Großer Gott!“
„Ich sollte eigentlich ausgelassen, fröhlich erscheinen; aber Ihre Anwesenheit, Alexander, hat meinen Plan zerstört!“ fügte sie weinend hinzu.
Der junge Mann war seiner nicht mehr mächtig; überwältigt sank er vor ihr nieder, ergriff ihre Hand und bedeckte sie mit Küssen.
„Ach, Louise,“ rief er, „Sie sind ein Engel, den ich lieben, den ich anbeten muß! Was ich that, geschah aus Verzweiflung über Ihren Verlust! Mein Herz war zerrissen – ich haßte die Welt – und hier, in dieser Einsamkeit, wollte ich mein Leben vertrauern, wollte nie wieder eine Frau sehen!“
Louise athmete hoch auf.
„Alexander,“ rief sie, „Sie nehmen eine schwere Last von meinem Herzen!“
Dann neigte sie sich und drückte ihre Lippen in einem langen Kusse auf seine Stirn. Da ward rasch die Thür geöffnet und der Consul, der seine Nichte suchte, trat in den Saal.
„Element, was ist das?“ rief er mit seiner kräftigen Baßstimme.
Die Liebenden erschraken. Alexander sprang auf.
„Nicht übel, nicht übel!“ rief Leberecht. „Der Mann frevelt im Garten und die Frau hier im Saale! Großer Himmel, was sind das für Menschen? Was ist aus der Welt geworden? Und Sie, mein Herr Philosoph, der Sie angefüllt sind mit herrlichen Tendenzen, halten wohl eine moralische Vorlesung? Sie lieben wohl aus lauter Menschenhaß?“
„Onkel,“ rief Louise lachend, „die Sache ist so unbedeutend, daß sie kaum einer Erwähnung verdient.“
„Wie, Madame, ein Ehebruch wäre eine unbedeutende Sache!“ rief außer sich der Consul.
„Lieber Onkel,“ fuhr Louise muthwillig fort, „haben Sie denn noch nicht gesehen, daß ein Mann zu den Füßen einer schönen Frau liegt? Wundern Sie sich darüber?“
„Guter Gott, ist das eine Sprache! Madame, vergessen Sie denn, daß Sie verheirathet sind? Wenn ich nun meinem Neffen erzähle – –“
„So werden Sie ihm nichts Neues sagen!“ rief Louise lachend. „Freiheit, völlige Freiheit ist unsere Devise! Wilhelm genirt mich nicht, ich genire ihn nicht – auf diese Weise leben wir stets in Einigkeit.“
Der Consul schlug die Hände über dem Kopfe zusammen.
„Welche Grundsätze,“ rief er, „welche Schamlosigkeit! Mir scheint, ich lerne hier eine moderne Ehe vom reinsten Wasser kennen! Mein Haus brennt in allen vier Ecken! Mein Gott, ist das eine Wirthschaft!“
Louise ließ sich nicht aus der Fassung bringen.
„Bester Onkel,“ rief sie, „wollen Sie sich ärgern, um krank zu werden? Bedenken Sie Ihre schwache Gesundheit!“
„O, mein Kopf, mein armer Kopf! Diese freche Person, mit der ich es so gut meinte, lacht über mich!“
Alexander begriff die Absicht des jungen Mädchens; er glaubte sie unterstützen zu müssen.
„Herr Consul,“ rief er, „das ist wahrlich abscheulich!“
Louise warf ihm einen verachtenden Blick zu.
„Herr von Windheim, Sie wissen nicht, was Sie sagen! Und Sie, mein lieber Onkel, der Sie die Gebräuche der guten und feinen Gesellschaft nicht kennen, mögen sich beruhigen, denn es ist in Ihrer keuschen Solitüde durchaus Nichts vorgefallen, das Sie beunruhigen könnte. Bei meiner Ehre! Warten Sie nur, in kurzer Zeit sind wir die besten Freunde von der Welt. Adieu, Herr von Windheim! Wir sehen uns wieder! Lassen Sie nicht so lange auf sich warten!“
Louise schlupfte in das Nebenzimmer und schloß die Thür hinter sich.
„Ich ersticke! Ich ersticke!“ rief der Consul. „Wie habe ich mich in dieser Frau getäuscht! Wenn sie jetzt, nachdem sie kaum acht Tage verheirathet ist, solche Dinge treibt, was wird sie in einem Jahre beginnen?“
„Herr Consul, das ist in der That ein seltsames Betragen!“ sagte Alexander.
„Ah, da sind Sie ja mit Ihrem Menschenhasse, mein Herr! Ihre Manier zu hassen, gefällt mir!“
„Ich habe mich von dieser Sirene verführen lassen. Die größten Männer haben Augenblicke, in denen sie schwach sind – ich erröthe, daß ich nicht besser auf meiner Hut gewesen – aber ich schwöre Ihnen, mein Herr, daß ich für Ihre Nichte stets nur das Gefühl hegen werde, das die Ehre vorschreibt.“
„Herr, meine Nichte ist verheirathet!“ brüllte der Consul, roth vor Zorn.
„Um Ihnen zu beweisen, daß ich an Madame Dewald nicht mehr denke, werde ich ihre Freundin heirathen.“
„Wie, ihre Freundin? Albertine?“
„Die Freundin, die Ihre Nichte begleitet.“
„Herr, plagt Sie der Teufel? Kennen Sie auch die Person, die Sie ohne Weiteres heirathen wollen?“
„Ich glaube.“
„Sie glauben es und ich sage Ihnen, daß Ihnen die Haare zu Berge stehen, wenn Sie wissen, was ich weiß.“
„Mein Entschluß steht fest.“
„Ich dulde nicht, daß Sie von diesem Weibe betrogen werden. Aber wenn ich Ihnen nun sage, daß ich mit meinen eigenen Augen vorhin gesehen habe, wie –“
„Irrthum, Herr Consul!“
„Herr, meine Augen sind gut!“
„Sie sind von Vorurtheilen beseelt.“
„Sie müssen durchaus wissen –“
„Ich weiß Alles!“
„Himmel, wie starrköpfig! Glauben Sie mir, Sie werden der unglücklichste Ehemann.“
„Gleichviel, ich riskire es.“
„Gut, so heirathen Sie, aber entfernen Sie sich aus meinem Hause! Heirathen Sie die liebenswürdige Freundin meiner Nichte, aber treten Sie mir nicht wieder unter die Augen. Die Sitte, der Anstand schreibt mir diese Maßregel vor. Der Wagen ist angespannt, besteigen Sie ihn mit Ihrer Braut und lassen Sie sich trauen, wo Sie wollen. Mit meinem Herrn Neffen werde ich ein ernstes Wort reden.“
„Herr Consul,“ rief Alexander, „Sie sind ein so liebenswürdiger Mann, daß Sie sich mit der Welt wieder aussöhnen. O, wir sehen uns wieder, wir müssen uns wiedersehen!“
Er verließ hastig den Saal.
Der Consul trocknete den Schweiß von seiner Stirn.
„Ich fühle mich unwohl!“ murmelte er vor sich hin. „Diese übergroße Aufregung wird meiner schwachen Gesundheit den Rest geben. Alle diese Menschen sind entweder Narren oder grundschlecht. Und dieser leichtsinnige Edelmann! Fast möchte ich über ihn lachen, denn er liefert den Beweis, daß die Männer, die am lautesten über die Frauen schreien, sich am leichtesten von ihnen fangen lassen. So viel steht übrigens fest: die Menschen sind alle schlecht, alle, alle! Aber kann diese Wahrheit mich beruhigen? Kann sie mir den Schlaf, die Freudigkeit des Gemüths zurückgeben? Ah, daß ich Louise Bronner so leichtsinnig, so verderbt finden mußte!“
Der arme Mann sank erschöpft in einen Sessel; er faltete die Hände und schloß die Augen wie ein Mensch, der an heftigen Kopfschmerzen leidet. Nach einigen Minuten ward die Thür des Seitengemachs geöffnet. Louise trat leise in den Saal. Sie trug Hut und Shawl.
„Er schläft!“ flüsterte sie.
Dann schlich sie ihm leise näher und hing ihm eine schwarze Schnur um den Hals, an der ein kleines Portrait befestigt war.
Der Consul schlug die Augen auf. Louise wollte entfliehen.
„Wohin?“ fragte er, ihre Hand erfassend.
„Abreisen!“ sagte keck und kurz das junge Mädchen.
„Allein?“
„Ich hoffe, Begleitung zu finden.“
In diesem Augenblicke bemerkte der Consul das Portrait.
„Was ist das?“ fragte er.
„Es ist das theuerste Andenken an meine selige Mutter – ich lasse es Ihnen zurück, da ich weiß, daß die Verstorbene Ihnen [599] theuer ist. Betrachten Sie das Portrait – man möchte glauben, es sei das meinige.“
Unwillkürlich warf der Consul einen Blick auf das kleine Bild. Ein reizendes Mädchengesicht lächelte ihm entgegen. Sein Blick ward düster, seine Züge wurden ernst, dann wehmüthig.
„Madame,“ sagte er bewegt, „ich würde mich glücklich gepriesen haben, wenn Ihr Charakter dieser Dame gliche, wie Ihre Züge ihr gleichen! Ihre Mutter war eine brave Frau!“
„Ich weiß es, mein Herr; aber was habe ich gethan, daß Sie mich ihrer für unwürdig erklären?“
„Was Sie gethan haben? Madame, diese Frage beweist, daß Sie nicht um ein Haar besser sind, als mein sauberer Neffe. Gehen Sie – ich kann mich Ihrer nicht freuen, kann den Lieblingsplan nicht verwirklichen, den ich zur Ruhe meines Alters entworfen habe.“
„Ich verstehe Sie!“ flüsterte Louise bewegt, trotzdem sie sich Mühe gab, ihre Fassung zu bewahren.
„Weinen Sie nicht, Ihre Thränen können meine Meinung nicht ändern!“ rief der Consul. „Man kennt das – Thränen stehen den Frauen jederzeit zu Gebote!“
„Mein Herr, ehe ich mich entferne, muß ich Ihnen sagen, daß die Gattin Ihres Neffen stets würdig gewesen ist, Ihre Nichte und die Tochter meiner guten Mutter zu sein.“
„Lästern Sie nicht, Madame, lästern Sie nicht! Können Sie geschehene Dinge ungeschehen machen?“
„Ja, Herr Consul!“
„Wenn das wäre!“ murmelte Leberecht, schmerzlich lächelnd.
„Was würden Sie sagen, wenn Ihre Nichte stets eine gute, brave Frau gewesen?“
„Dann müßten Sie meine Nichte nicht sein!“ rief entrüstet der Consul.
„Und wenn ich es nicht wäre?“ fragte Louise unter Thränen, neu lächelnd.
„Wie! Sind Sie nicht Louise Bronner!“
„Aber auch nur Louise Bronner, nicht mehr! Wenn ich mich Ihnen als Ihre Nichte vorstellte, so geschah es, um meiner Freundin Albertine ein Vermögen zu retten, das ihr die Launen eines alten Griesgrams zu entreißen droheten. Da ich jetzt eingesehen, Herr Consul, daß ich Ihnen mißfalle, und daß Sie zur Ruhe Ihres Alters einer andern Nichte bedürfen, so trete ich mit der Versicherung zurück, daß ich zur Strafe für den Frevel, den ich ausgeübt, Herrn Alexander von Windheim heirathen werde. Und, mein Herr, wollen Sie das Andenken an meine Mutter ehren, die Sie einst liebten, so übertragen Sie Ihre väterliche Zärtlichkeit auf Albertine, die sich großmüthig meiner annahm, als ich durch den Tod meines Vaters eine Waise ward. Verdammen Sie mich, wenn ich mich der Freundin auf diese Weise dankbar zeigte? Hätte Alexander, dem ich schon vor drei Jahren meine Hand versprochen, unsern Plan nicht zerstört, Sie würden mich als eine abscheuliche Person kennen gelernt, enterbt und aus dem Hause gejagt haben. Aber ich muß früher meine Rolle beenden, um die Ehre meiner Freundin zu retten, die Sie in den Armen ihres Mannes überrascht haben.“
Der Consul war keines Wortes mächtig, ihm rannen die Thränen über die braunrothen Wangen. Jetzt ward ihm Alles klar. Schweigend küßte er die Stirn des jungen Mädchens, das wie er weinte.
„So darf man doch an die Freundschaft der Menschen glauben?“ rief er endlich aus.
„Bei dem Andenken an meine Mutter, die auf uns herabsieht, ich habe Sie aus Freundschaft getäuscht! Und nun eilen Sie, und nehmen Sie die Beleidigungen zurück, die Sie Ihrer wahren Nichte zugefügt haben.“
Louise zog ihn in das Zimmer, in dem sich Albertine befand. Die junge Frau, die an der Thür gelauscht hatte, eilte ihm entgegen – er schloß sie in seine Arme. Wilhelm überraschte den Oheim in dieser Versöhnungsscene. Man ließ den Alten nicht zu Worte kommen, und überhäufte ihn von allen Seiten mit Zärtlichkeiten. Auch Alexander erschien, um die Gruppe vollständig zu machen.
Am nächsten Morgen war Leberecht Dewald ungewöhnlich angegriffen; er kam zeitig aus seinem Zimmer und fragte nach Louisen, die bereits ihre Toilette beendet hatte.
„Sie begleiten mich, Louise!“
„Wohin?“
„Zu dem Pfarrer in R.“
„Allein?“
„Ich bitte Sie darum.“
Eine halbe Stunde später hielt der Wagen vor dem Pfarrhause. Als der Consul mit seiner Begleiterin die Hausflur betrat, stand der greise Pastor neben dem mit Blumen geschmückten Sarge seiner alten Haushälterin. Louise wich betroffen zurück. Der Consul führte sie näher und flüsterte: „Betrachten Sie die Züge dieser alten Frau, mein Kind, und prägen Sie sie Ihrem Gedächtnisse tief ein; sie steht Ihnen näher, als Sie glauben.“
Dann zog er den Pfarrer bei Seite, und fragte leise: „Hieß die Verstorbene nicht Helene Selmar?“
„Ja, Herr Consul; aber wie können Sie wissen –?“
„Still, mein alter Freund, ich werde Ihnen bald noch mehr Aufschlüsse geben. Sehen Sie die junge Dame dort? Sie ist die Enkelin der Verstorbenen. Glauben Sie es nur,“ fügte der Consul wehmüthig ernst hinzu, „ich theile Ihnen die Wahrheit mit.“
Zitternd trat er zu dem Sarge zurück, entblößte sein Haupt, und betete leise vor sich hin. Der Pfarrer und Louise betrachteten erstaunt den seltsamen Alten, dem die hellen Thränen über die vollen Backen rannen.
„Louise,“ flüsterte er dann, „beten Sie mit mir für Ihre Großmutter!“
„Herr Consul, meine Mutter hat ihre Mutter nie gekannt!“
„Aber ich kenne sie! Und darum soll sie das Bild ihrer Tochter mit sich in das Grab nehmen!“
Er legte das Portrait in die Hand der todten Frau. Acht Landleute traten schweigend ein. Man schloß den Sarg. Der Pfarrer erschien in feinem Ornate. Bei dem Läuten der Dorfglocke trug man den Sarg hinaus auf den Friedhof.
„Suchen Sie Ihre Pensionirung nach,“ sagte der Consul beim Abschiede zu dem Pfarrer; „es ist Zeit, daß Sie zur Ruhe kommen. Sie werden mit mir mein Landhaus bewohnen!“
Die letzte Amtsverrichtung des alten Pastors war die Trauung Louisen’s mit Alexander von Windheim in der kleinen Dorfkirche. Gleich nach der Ceremonie fuhr man nach der Solitüde zurück. Hier kündigte der Consul den beiden Frauen an, daß sie zu gleichen Theilen sein Vermögen erben würden, und händigte ihnen die Documente darüber aus. Alexander von Windheim protestirte dagegen, indem er sich für reich genug erklärte, um seiner Frau ein glückliches Loos bereiten zu können – aber Leberecht blieb unerschütterlich, man mußte sich seinem Willen fügen. Zwei Tage später reisten die beiden glücklichen Ehepaare, von dem Segen und den Capitalien des reichen Onkels begleitet, nach Bremen zurück.
„Herr Pastor,“ sagte der Consul, als er mit dem neuen Hausgenossen in seinem Zimmer allein war, „ich habe gethan, was mir in diesem Leben zu thun möglich war. Das Vermögen, das mir der Schiffsmakler hinterlassen, hat sich zwar in meinem Besitze verdoppelt, aber es brannte in den letzten Jahren wie Feuer auf meiner Seele, denn ich wußte, daß er es dem Auswanderer genommen hatte, der, während er auf seine Frau wartete, in Bremen starb. Ich wollte die Tochter des Auswanderers heirathen, um sie des ihr gebührenden Vermögens theilhaftig zu machen; aber sie liebte meinen Freund Bronner, und wies mich zurück. Voll Groll wandte ich mich ab, und behielt mein Vermögen. Bronner und seine Frau starben; da erfaßte mich Reue über meine Hartherzigkeit – und so habe ich an der Tochter gut gemacht, was ich an der Mutter verschuldet. Mir ist jetzt leichter um’s Herz, und ich hoffe zu Gott, daß er mir ein ruhiges Alter schenken wird. Ja, ja,“ murmelte er, „es ist doch ein eigenes Ding mit dem Gewissen. Wehe dem, der sein Erwachen zu fürchten hat!“
Außer dem Pastor hat Niemand das Geheimniß des Consuls erfahren, der seit dieser Zeit ruhig in seiner Solitüde lebt. Wenn er wüßte, daß Louise ihr Erbschaftsdocument Albertinen’s Knaben geschenkt, dem sie Pathe war, er würde gewiß nicht so heiter ausgerufen haben: „Gott sei Dank, daß ich Großonkel bin!“
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Man erzählt sich in Berlin folgende charakteristische Anekdote, welche die Meinung des Volkes über das neue Institut der Berliner Feuerwehr am besten auszudrücken scheint. Ein Berliner Weißbier-Philister erwacht vor einiger Zeit um Mitternacht in seinem Bette von einem lauten Geräusche, das ihn im Schlafe stört. Erschrocken, weil er Diebe vermuthet, springt er von seinem Lager auf und blickt sich verstört um; da steht ein Feuermann vor ihm, der ihm höflich sagt:
„Entschuldigen Sie; es hat soeben bei Ihnen gebrannt und wir haben, während Sie schliefen, das Feuer gelöscht.“
Trotz aller Uebertreibung liegt doch eine gewisse Wahrheit dieser Geschichte zu Grunde. Ohne viel Geräusch wirkt die Berliner Feuerwehr Großes; sie ist überall mit Blitzesschnelligkeit zur Hand, wo Gefahr droht. Mit Nichtachtung des eigenen Lebens bändigt sie das entfesselte Element und wird der verzehrenden Flamme Herr und Meister. Wie manches Eigenthum, wie viele Menschenleben verdanken ihr allein die Rettung! Das ist nicht immer so in Berlin gewesen. Es gab eine Zeit, und das noch gar nicht lange her, wo das Löschwesen der Residenz sich in einem ziemlich argen Zustande befand. Jetzt braucht Berlin weder Hamburg, noch Paris nachzustehen, die es sogar in manchen wesentlichen Punkten übertrifft.
Früher war ein Feuer in der Hauptstadt der Gegenstand des allgemeinen Schreckens, verbunden mit einem wüsten Lärm, mit großer Unordnung aller Art, mit Diebstählen und Verlusten an Gut und Blut. Die Löschmannschaft bestand aus alten, abgelebten Bürgern; das Feuersignal wurde von schläfrigen Nachtwächtern mit ohrzerreißenden Hörnern gegeben; die Bespannung der Spritzen war meist mangelhaft; viele Unberufene drängten sich hinzu und benutzten den vorhandenen Wirrwarr, um zu stehlen und allerlei Unfug zu treiben. Allen diesen Uebelständen hat die neuorganisirte Feuerwehr mit einem Male abgeholfen.
Diese segensreiche Schöpfung, deren Nothwendigkeit sich immer mehr herausstellte, verdankt dem verstorbenen General-Polizei-Director von Hinkeldey im Jahre 1851 ihr Leben. Gut Ding will Weile haben, und so schwebten auch die betreffenden Verhandlungen wegen des Kostenpunkts zwischen den Deputirten des Polizei-Präsidii und des Magistrats acht Jahre, bevor sie durch die Entscheidung des Ministeriums des Innern ihr Ende erreichten. Es wurde, außer der Bestreitung der ersten Einrichtungskosten, ein jährlicher Etat von 105,255 Thalern und 5 Silbergroschen genehmigt; allerdings eine bedeutende Summe, welche aber hinlänglich durch den erzielten Nutzen aufgewogen wird.
Nach der neuen Organisation besteht das Personal der Feuerwehr
[601]aus dem Branddirector, einem Brandinspector, vier Brandmeistern, vierzig Oberfeuermännern, 180 Feuermännern und 360 Spritzenleuten. Von den Feuermännern müssen ein Drittel Maurer, ein Drittel Zimmerleute und das letzte Drittel sonstige Bauhandwerker sein. Die Mannschaften haben 48 Stunden Dienst und 24 Stunden Ruhe, indeß muß ein Theil der jedes Mal Ruhe habenden die öffentlichen Theater und Vergnügungslocale beziehen, um die nöthigen Vorsichtsmaßregeln zur Verhütung eines Feuers zu treffen und die Gebäude zu überwachen.
Endlich sind nun die Bedienungsmannschaften für die Prahmspritzen und fünf königliche Spritzen, und zwar 44 Rohrmeister und 220 Druckmeister noch zu erwähnen. Dieses ansehnliche Corps, welches ein kleines Heer bildet und so groß ist, wie die gesammte Militairmacht von manchem deutschen Fürstenthum, ist [602] vollkommen militairisch disciplinirt und uniformirt. Die Kleidung des gewöhnlichen Feuermannes ist eine blaue Tuchjacke mit Schooß, blauen Revers am Kragen und rother Passepoilirung, rotheingefaßte Achselklappe mit glatten Knöpfen; außer der grauen Tuchhose mit rother Binse noch eine graue Zwillichhose zum Ueberziehen und graue Drillichjacke. Um den Leib hat der Feuermann einen vier Zoll breiten Rettungsgurt aus Rindsleder, woran sich ein stählerner Rettungshaken, eine Fangleine im Ring, ein Handbeil in lederner Tasche, ein Nagelzieher und stählerner Schuh befinden. Das Haupt wird im Dienst durch eine Feuerkappe von schwarz lackirtem Leder mit rothem Streif und silberner Krone bedeckt und reicht bis tief in den Nacken hinab, denselben vor der Gluth und kleineren herabfallenden Gegenständen schützend. Die Spritzenleute haben dagegen einen zwillichenen Ueberrock mit einem Blechschilde auf der Brust, worauf die Abtheilungsnummer, und eine Kappe wie die Feuermänner, jedoch ohne besondere Abzeichen. Diese Kleidung ist eben so zweckmäßig als angenehm in die Augen fallend. Die höheren Grade tragen den blauen Waffenrock mit verschiedenen Abzeichen je nach ihrem Range. Jeder Feuermann darf nicht über vierzig Jahre alt sein und muß in der Armee gedient, eine einwöchentliche Probezeit bestanden und bei seiner Anstellung einen Eid durch Handschlag abgelegt haben.
Diese gesammte Mannschaft ist auf achtzehn Feuerwachen vertheilt, welche sich in den verschiedenen Stadttheilen befinden. Auf jeder dieser Wachen ist eine große fahrbare Spritze nebst Hakenleitern, Rettungssack und einer Rädertiene vorhanden, zu deren Bedienung ein Oberfeuermann mit vier Feuermännern und dem nöthigen Gespann gehören. Außerdem gibt es fünf Brandinspectionen; jede derselben enthält eine Maschinenleiter, einen Utensilien- und Wasserwagen, fünf Rädertienen und einen Personen-Transportwagen. Dazu gehören die nöthigen Feuermänner und 25 Spritzenleute, welche sich von zwei Uhr Mittags bis vier Uhr Morgens bereit halten.
Im Mittelpunkte der Stadt, Breitestraße Nr. 15, liegt endlich die Hauptstation mit 3 Personenwagen, einem Wasserwagen, zu deren Bedienung 2 Oberfeuermänner, 37 Spritzenleute und 20 Feuermänner permanent gehören.
Bricht nun in irgend einer Straße der Stadt Feuer aus, so geschieht die erste Meldung von dem betreffenden Constabler oder Nachtwächter, welche daselbst Wache halten, an den nächsten Wachtposten der Feuerwehr. Derselbe rückt dann sofort aus; die Fahrzeuge werden mit Blitzesschnelligkeit bespannt; die Rädertienen angehängt. In anderthalb, spätestens drei Minuten ist Alles zur Abfahrt fertig. Unterdeß gibt der elektrische unterirdische Telegraph, aus der Fabrik von Siemens und Halska hervorgegangen, die nöthige Meldung an die Centralstelle, welche sich im Mühlenhofe befindet. Zu diesem Behufe ist die ganze Stadt in sechs verschiedene Telegraphenkreise getheilt, welche je wieder in 6–9 Stationen zerfallen, die eben so untereinander wie mit der Centralstelle verbunden sind.
Derselbe Telegraph umspinnt zugleich mit seinen Drähten das königliche Schloß, die Polizei-Bureaux, die verschiedenen Ministerien, Casernen und die Post. Von jedem dieser Punkte aus fliegt eine Nachricht mit der Schnelle des Gedankens unbemerkt und ungehört dahin. So werden fast gleichzeitig sämmtliche Feuerwachen Berlins von dem Orte des Brandes und von dem Umfange desselben in Kenntniß gesetzt, ehe noch die nächsten Nachbarn eine Ahnung haben.
Man unterscheidet kleines, mittleres und großes Feuer; wird das Letztere signalisirt, so rücken sämmtliche Wachen mit ihren Spritzen aus. In der stillen Nacht oder am lärmenden Tage ertönt plötzlich der bekannte Klang der Signalglocke; die Vorübergehenden weichen zur Seite und flüchten auf das sichere Straßentrottoir, Droschken, Omnibusse und andere Wagen bleiben stehen und lassen die in leichten Federn hängende Wachtspritze vorübersausen. Im nächsten Augenblick erschallt von Neuem das Signal und im raschen Fluge folgen die fünfzig Fuß lange Maschinenleiter, der große Utensilienwagen, der einem Kasten gleicht, der Wasserwagen mit der großen hölzernen Tonne, welche über 50 Kubikfuß Wasser faßt und so eben erst frisch gefüllt worden ist. Den Beschluß bildet der Personenwagen, ein offener Omnibus mit drei langen Bänken, auf denen 30 Feuermänner und Spritzenleute unter Anführung ihrer Vorgesetzten Platz genommen haben.
Es ist ein wunderbarer Anblick, diese kräftigen, todesmuthigen Gestalten so frohen Sinnes der Gefahr entgegenstürzen zu sehen, besonders des Nachts, wenn die rothe Fackelgluth die ausdrucksvollen Gesichter wie ein Rembrandt’sches Bild beleuchtet. Wie ein Phantom, wie eine Geistererscheinung flieht das wilde Heer an uns vorüber und ist im nächsten Augenblick verschwunden und in dichte Finsterniß gehüllt. Wir eilen so schnell als möglich nach und gelangen natürlich weit später an die Stelle, wo das Feuer ausgebrochen ist. Die helle Flamme schlägt zum Himmel empor, dunkle Dampfwolken vor sich hertreibend. Es ist ein Speicher, worin das Feuer bereits wüthet, die benachbarten Häuser sind augenscheinlich in Gefahr mit ergriffen zu werden, da fortwährend ein Funkenregen und brennende Stücke auf sie niederstürzen.
Unterdeß hat ein Theil der Mannschaft und die betreffenden Constabler die Straße und besonders die Brandstätte mit ihrer nächsten Umgebung abgesperrt, so daß jedem Unberufenen der Zutritt versagt wird.
Sobald das Feuer erkannt, das heißt: der Sitz desselben und die Localität, so wie die Beschaffenheit genügend festgestellt ist, wird dasselbe in Angriff genommen. Das Commando ertönt, welches gewöhnlich mit einer Pfeife gegeben wird, die einen höheren scharfen und einen niederen tiefen Ton besitzt. Die Spritze hält; es wird abgesträngt und die Deichsel herausgenommen. Vier Mann sind an dem Schlauche angestellt und zehn Spritzenleute sorgen fortwährend für Zufuhr des Wassers.
Jetzt beginnt die Thätigkeit der Feuerwehr. Mit bewunderungswürdiger Präcision wird der mächtige Wasserstrahl in die glühende Lohe hineingeleitet, welche zischend das ihr feindliche Element empfängt. Aber die Flamme findet fortwährend neue Nahrung und spottet jeder Anstrengung, sie bricht sich neue Bahnen und ergreift das darüber liegende Stockwerk. Wie eine Schlange, begierig auf Beute, eilt der Spritzenschlauch ihr nach, er dehnt [603] und streckt sich in der Luft und wächst, bis er eine Höhe von 150 Fuß erreicht hat. Man muß die im Innern befindlichen Feuer fangenden Gegenstände entfernen, um der Verbreitung des Brandes Einhalt zu thun und zu retten, was noch zu retten möglich ist. Die Treppen brennen schon, der schwarze Rauch wälzt sich den Eindringenden entgegen und droht sie zu ersticken. Aber die kühnen Männer lassen sich nicht abschrecken, für sie gibt es kein Hinderniß.
Die Signalpfeife ertönt von Neuem: An die Leitern – marsch! Im Nu werden die 15 Fuß hohen Leitern senkrecht an die Mauer gelehnt und von Stockwerk zu Stockwerk emporgestiegen, bis zu der Stelle, wo Hülfe am meisten Noth thut. Das müssen geschickte Turner sein, die da oben in den Lüften schweben, sich an Haken und Leinen festhaltend. Mit den mitgebrachten Werkzeugen aus dem Utensilienwagen, mit Beilen, Aexten, Brechstangen, Sägen und Stemmeisen wird dem Feinde zu Leibe gegangen; hier eine Wand durchbrochen, dort ein Verschlag niedergeschmettert, eine Thür gesprengt. Es sind wackere und unermüdliche Arbeiter, die ihr Handwerk verstehen. Der Schweiß steht ihnen auf der Stirn, die Hitze vertrocknet ihre Kehlen, denn sie athmen Gluth und Rauch; die Lohe droht sie zu versengen, wenn sie nicht durch nasse Tücher und mit Essig befeuchtete Schwämme sich schützten; aber alle diese Hindernisse halten die tapferen Seelen nicht ab, ihre Pflicht im ausgedehnten Maße zu thun.
Die Flamme steigt indeß immer höher, sie schlägt wie ein feuriger Adler zum Giebel hinaus, und verbreitet neues Entsetzen. Die Feuerwehr klimmt ihr jedoch bis zum höchsten Punkte nach. Die Maschinenleiter wird herbeigeschleppt und mittelst zweier Kurbeln schnell in die Höhe gewunden. Bald erhebt sich dieser babylonische Thurm, auf dessen Spitze der kühne Feuermann den daran befestigten und mit der Spritze verbundenen Schlauch nach allen Seiten hin wirken läßt. Durch die ebenfalls seit kurzer Zeit bestehende Wasserleitung der englischen Compagnie wird die Zufuhr des Wassers wesentlich erleichtert, indem ein System von Canälen die ganze Stadt durchzieht, und in jeder Straße die directe Verbindung der Spritzen mit dem stets zufließenden Wasser der Spree sich leicht bewerkstelligen läßt.
Eine eben so große Sorgfalt, wie auf die Bewältigung des Brandes, wird auf den Schutz der benachbarten Gebäude verwendet. Durch die Umstellung der Brandstätte werden dieselben beschirmt, und jede drohende Gefahr sofort beseitigt. Indeß scheint das Feuer nachzulassen, die Spritzen haben ihre Wirkung gethan und den Verheerungen einen vorläufigen Stillstand geboten; die Mannschaft athmet auf; da ertönt ein furchtbarer Schreckensschrei aus dem Hinterhause des Speichers, welches von dem Aufseher und seiner Familie bewohnt wird. Der Aufseher selbst hat sich mit den ältesten Kindern aus der brennenden Wohnung gerettet, und seine Habseligkeiten glücklich geborgen. Jetzt erst, wo er wieder einigermaßen zur Besinnung gekommen, fragt er nach der Frau, die er gerettet glaubt, und seinem jüngsten Kinde. Mit dem Muthe der Verzweiflung stürzt er nach der Thür, aus der ihm die Flamme, mit dunklem Rauch vermischt, entgegenschlägt. Alles erstarrt vor Schrecken. Da plötzlich erscheint, beleuchtet von der Gluth, die weiße Gestalt der Mutter, das Kind auf dem Arm, mit flatternden Haaren, mit markerschütternder Stimme um Hülfe für sich und ihr Kind rufend.
Es ist ein herzzerreißender Anblick. Aber wo die Noth am größten, ist auch die Hülfe am nächsten. Ein Feuermann klettert an der Leiter empor; jetzt steht er an dem Fensterbrett; er schlägt die Scheiben ein, und drängt sich an die Hülferufende, nachdem er das Rettungstau mit dem Rettungssack befestigt hat. Mit zarter Schonung ergreift er das Kind, und läßt es sanft in den Sack hinuntergleiten, der sofort herabgelassen wird. Das ist das Werk eines Augenblicks, im nächsten Moment ergreift er auch die Mutter, bindet sie mit den Seilen, die er stets bei sich trägt, an seinem Leibe fest, und steigt nun die Leiter hinab, wo man den Muthigen jubelnd empfängt.
Noch ist das Tagewerk der Feuerwehr nicht beendet, obgleich der Brand bereits dem Erlöschen naht. Ein Theil der Mannschaft bleibt zurück, um die glimmenden Funken vollends zu ersticken, den Wiederausbruch des Feuers zu verhindern, und die Brandstätte zu reinigen. Die übrige Mannschaft kehrt zurück. Am nächsten Tage findet eine Musterung statt; der Branddirector belobt die muthigen Männer, und händigt dem Lebensretter eine angemessene Belohnung ein.
So ist in verhältnißmäßig kurzer Zeit ein mächtiges Feuer unterdrückt, werthvolle in dem Speicher aufbewahrte Gegenstände geborgen, zwei Menschenleben gerettet, und Weiterverbreitung der Flamme auf die berachbarten Gebäude verhindert worden. Das Alles geschah mit der größten Ordnung, ohne Tumult, ohne Lärm und Verwirrung. Jeder Feuermann hat seine Schuldigkeit gethan und zum Gelingen des Ganzen das Seinige beigetragen. Diese bewunderungswürdige Sicherheit und Schnelligkeit ist das Resultat der strengsten Disciplin und fortwährender Uebungen. Oefters wird die Feuerwehr blind alarmirt, ohne daß ein Brand stattfindet, um ihre Wachsamkeit zu prüfen. Außerdem wird dieselbe unausgesetzt in planmäßiger Handhabung jedes einzelnen Löschgeräths, im Klettern mit Hakenleitern, an Tauen, Laufbrettern u. s. w., und zwar sowohl mit als ohne Last, für den Fall der Rettung von Personen, unterrichtet. Zu diesem Zwecke befindet sich in dem Hofe des Hauptdepôts in der Breitenstraße ein großer Platz, wo täglich die schwierigsten Turnübungen und andere Exercitien vorgenommen werden. Ein hölzernes Gebäude steht eben daselbst, woran die Mannschaft alle Handgriffe beim Löschen und die Behandlung der Spritzen praktisch kennen lernt. Diese Manöver gewähren einen bewunderungswürdigen Anblick, und man kann nicht genug die Geschicklichkeit und Kühnheit der Mannschaft anstaunen, welche unter Anleitung eines tüchtigen Turnlehrers die verwegensten Stellungen ausführt. Durch diese schwierigen Uebungen erhält die Feuerwehr aber jenes große Selbstvertrauen, womit sie der Gefahr trotzt, und für alle Fälle gerüstet steht. Die militairische Disciplin lehrt ihr Gehorsam, und gibt ihr einen hier besonders vortheilhaften Esprit de Corps.
Durch die Schnelligkeit, womit der Telegraph den Ort des Feuers anzeigt, und sämmtliche Feuerwachen zu gleicher Zeit benachrichtigt, kann die Gefahr im Keime erstickt werden. Eine besondere Sorgfalt wird auf die Löschgeräthschaften und auf ihre Bespannung verwendet. Die Anordnungen sind so getroffen, daß Alles zum sofortigen Aufbruch gerüstet steht, und die Mannschaft so disciplinirt, daß sie sich in zwei bis drei Minuten nach dem Eingang der Feuermcldung bereits auf dem Wege nach der Brandstätte befindet. Die Löschutensilien sind nach den neuesten technischen Erfahrungen vervollkommnet; beim jedesmaligen Wechsel der Wache muß sich der Oberfeuermann davon überzeugen, daß sich dieselben in sauberem und durchaus fehlerfreiem Zustande befinden. Außerdem werden sämmtliche Löschgeräthe wöchentlich wenigstens einmal von den betreffenden Vorgesetzten sorgfältig revidirt.
Die in neuester Zeit zur Anwendung gekommenen Feuertienen zeichnen sich durch ihre Leichtigkeit bei der Handhabung aus, und kosten 62 Thaler pro Stück. Die Rettungsleiter, nach den Angaben des Tischlers Köhler in Magdeburg angefertigt, ist seitdem wesentlich verbessert worden; sie ist jetzt mit einem Vorderwagen nebst Gabeldeichsel zum Transport durch ein Pferd versehen, während sie früher durch Menschen gezogen werden mußte, wodurch sich ihr Erscheinen auf der Brandstätte sehr verzögerte. Der Preis der so vervollkommneten Maschine beträgt 112 Thlr. 10 Sgr. Statt der nicht bewährten Schläuche von Hanf und vulcanisirtem Gummi sind allgemein die Schläuche von genietetem, aber nicht genähtem Leder eingeführt worden, die selbst bei einem zwölfjährigen Gebrauche keiner Reparatur bedurften. Die Kosten eines solchen Schlauches von 150 Fuß Länge, incl. der messingenen Schraube, belaufen sich auf 170 Thlr. 5 Sgr. Der Rettungssack besteht aus einem hanfenen Sack, an welchem aber an der Oeffnung ein eiserner Bügel eingenäht ist. Das Rettungstau ist 200 Fuß lang und hat 1/2 Zoll im Durchmesser.
Natürlich sind die Ausgaben für die neu organisirte Feuerwehr nicht unbedeutend, und es sind darüber vielfach Klagen laut geworden. Die Besoldung der Beamten, Feuermänner und Spritzenleute fordert allein jährlich die Summe von 46,260 Thalern, wozu die Transportmittel im Betrage von 6400 Thalern kommen. Wenn man aber daran denkt, daß in Berlin ein Häuserwerth von ungefähr 130–140 Millionen Thalern, abgesehen von dem größtentheils nicht versicherten Mobiliarreichthum, im Werthe von 90–100 Millionen, zu schützen ist, so wird man schwerlich die verausgabten Kosten zu hoch finden.
In Folge der größeren Sicherheit haben auch bereits mehrere Gesellschaften von Feuerassecuranzen eine Ermäßigung der sonst [604] von ihnen geforderten Prämien eintreten lassen. Weit mehr aber als diese Vortheile fallen die Menschenleben in’s Gewicht, die persönliche Sicherheit und die Beseitigung der Schrecken, von denen sonst fast jeder Brand begleitet war. Dies sind jedenfalls wahre Vortheile, welche nicht zu theuer erkauft werden können.
Besitzt auch nur selten eine Stadt die erforderlichen Mittel, dem Löschwesen einen so hohen Grad von Vollkommenheit zu geben, wie die Feuerwehr in Berlin aufweisen kann, so dürfte doch das Beispiel der Residenz beherzigenswerth selbst für die kleineren Orte sein, wo häufig dieser Theil der Polizeiverwaltung noch sehr im Argen liegt, wie die in letzter Zeit so vielen und unglücklichen Brände erst wieder gezeigt haben. Selbst unter beschränkten Verhältnissen läßt sich mit redlichem Willen viel Gutes stiften. Vor allen Dingen aber muß der nöthige Gemeingeist da sein, der leider noch immer schmerzlich vermißt wird. Wir schauen nicht nur figürlich, sondern auch oft wörtlich mit Ruhe zu, während es beim Nachbar brennt, unbekümmert, wie bald auch unser eigenes Haus von den Flammen ergriffen werden kann.
Wenn wir einzelne Familien, kleinere oder größere Völkerschaften aus dem nomadisirenden und patriarchalischen Zustand heraustreten und dieselben eine Gemeinschaft, die wir als „Staat“ bezeichnen, bilden sehen, so finden wir, daß eine solche nur dann bestehen kann, wenn der Begriff des Eigenthums festgehalten und das letztere gegen Eingriffe geschützt werden kann.
Die Anerkennung des Eigenthums ist so vorzugsweise die Grundlage alles Fortschrittes der Menschheit, daß mit Recht behauptet werden darf, je intensiver in einem Staat das Eigenthum geschützt, und je weiter sich der Begriff, was als solches anzusehen ist, ausdehnt, um so höher steht die Bildung in demselben.
Während in weniger cultivirten Ländern geringere Eigenthumsverletzungen kaum geahndet werden und die Staatsgewalt nur bei ganz wesentlichen einschreitet, geht man in gebildeten Ländern viel weiter und bestraft auch die unbedeutendsten Veruntreuungen, nicht des materiellen Schadens wegen, welcher den Betheiligten dadurch erwächst, sondern weil man in dem geringsten Vergehen gegen das Eigenthum einen Angriff auf das sittliche Grundprincip der ganzen Gesellschaft selbst sieht und sehen muß.
Eine gar lange Zeit hindurch verstand man unter Eigenthum nur Sichtbares, Greifbares, und es bedurfte eines wesentlichen Fortschrittes der Volksbildung, bis man zu der eigentlich naheliegenden Anschauung gekommen ist, daß es außer materiellem Eigenthum auch ein geistiges geben könne und gibt, und daß beide das Product ein und desselben Factors, körperlicher Thätigkeit (der Arbeit) sind. Nachdem sich diese Anschauung durchgearbeitet hatte, fing man also an zu erkennen, daß nicht allein der Handarbeiter Etwas dem Begriffe Eigenthum Entsprechendes schafft, sondern daß der Erfinder einer Maschine, der Componist, der Künstler, mit gleichem Recht Schutz ihrer Arbeit zu fordern berechtigt sind, wie jener.
Zuerst sehen wir in Folge dessen die sogenannte Patentgesetzgebung für Erfindungen auf dem Gebiete der Technik. Man verleiht nämlich Seiten der Regierungen für neue Constructionen von Maschinen, so wie Verbesserungen an den älteren, für neue chemische Proceduren, nachdem die Neuheit oder Verbesserung durch Zeichnung und Beschreibung nachgewiesen und als solche durch eine sachverständige Commission erkannt ist, dem Erfinder ein Patent, in welchem dessen Berechtigung für eine bestimmte Reihe von Jahren, seine Erfindung ausschließlich anzuwenden, ausgesprochen und ihm hinsichtlich der Eingriffe unberechtigter Nachahmer der im Patentgesetze zugesicherte Schutz, (Berechtigung zur gerichtlichen Verfolgung des Nachahmers, Confiscation der unberechtigt nachgeahmten Gegenstände, Waaren als Anspruch auf Schadenersatz) zugesagt ist.
In dieser Gesetzgebung sind uns England und Frankreich vorausgegangen, der österreichische Staat folgte, und seit langer Zeit schon ist die Patentgesetzgebung auch in den deutschen Ländern heimisch; leider aber in sehr unvollkommener Weise, indem nämlich das Patent in jedem deutschen Staat besonders gegeben wird und es mithin für den Patentsuchenden bedeutende Kosten und Mühen macht, ein solches für ganz Deutschland gültig zu erlangen, während, wenn die Staaten des Zollvereins sich über ein gemeinsames Patentgesetz geeinigt und eine gemeinsame Behörde zur Vollziehung desselben bestellt hätten, die Füglichkeit, ein Patent zu erhalten, erst wirklichen Werth erhielte und manche Erfindung im Vaterlande verbleiben würde, deren Besitzer lieber nach England oder Amerika damit geht, wo ein und dasselbe Patent für die weiten Gebiete dieser Staaten gleiche Kraft hat und gleichen Schutz gewährt.
Ein weiterer Fortschritt in der Gesetzgebung der besprochenen Richtung war der Erlaß des preußischen Gesetzes zum Schutze des Eigenthums an den Werken der Wissenschaft und Kunst vom 11. Juni 1837, welches in der Hauptsache die nachstehenden Bestimmungen, unter Androhung der entsprechenden Strafen für die etwaigen Uebertretungen enthält:
- „Das Recht der Vervielfältigung einer Schrift, Predigt, Vorlesung oder Composition steht nur dem Autor oder dessen Erben für die Dauer von 30 Jahren zu.“ [2]
- „Dasselbe Recht findet auch Anwendung auf geographische, topographische, architektonische und ähnliche Zeichnungen.“
- „Die Vervielfältigung von Zeichnungen oder Gemälden durch Kupferstich, Stahlstich, Holzschnitt, Lithographie, Farbendruck, Uebertragung u. s. w., ohne Genehmigung des Urhebers, ist verboten.“
- „Die Vervielfältigung von Sculpturen aller Art, durch Abgüsse, Abformung u. s. w. ist ebenfalls nicht gestattet, und bleibt das Verbot auch dann aufrecht erhalten, wenn die Abformung in anderer Größe stattfindet, als das Original-Kunstwerk.“
- „Die Aufführung eines dramatischen oder musikalischen Kunstwerkes, im Ganzen oder mit unwesentlichen Abkürzungen, darf nur mit Erlaubniß des Autors, seiner Erben und Rechtsnachfolger stattfinden, so lange das Werk nicht durch den Druck veröffentlicht ist, und bleibt dies Recht zehn Jahre nach dem Tode des Autors geschützt.“
Dieses Gesetz ist, die letzteren Bestimmungen (die Aufführungen dramatischer oder musikalischer Werke) betreffend, auf den Antrag Preußens vom deutschen Bunde mit wenig Abänderungen angenommen, und am 22. April 1841 zum Bundesgesetz erhoben worden, so zwar, daß die Bühnenschriftsteller und Componisten allenthalben mit ihren Erzeugnissen im deutschen Vaterlande gegen unberechtigte Verwendung ihres Eigenthums gesichert sind.
Preußen hat dem Gesetze vom 11. Juni 1837 dadurch eine vermehrte Bedeutung verliehen, daß es mit den übrigen europäischen Staaten Reciprocitäts-Verträge vereinbart hat und abzuschließen sucht, was übrigens, vorzugsweise zur Verhinderng des Nachdrucks, auch von den meisten andern deutschen Staaten geschehen ist.
Es wird in Deutschland wenig Gebildete geben, welche die besprochenen Maßregeln nicht mit Freude begrüßt haben, weil es Jedem bekannt ist, wie in früheren Zeiten unsere erhabensten Geister, die Koyphäen der Kunst, mit ihren sie lange überlebenden Werken kaum ihren Lebensunterhalt erschwingen konnten, indem sie, was die ersteren betrifft, durch den schmählichen Nachdruck, die letzteren durch die frivolste Benutzung ihrer Bestrebungen zu andern Zwecken, von jedem Buben bestohlen werden konnten.
Um so mehr wird es manche unserer Leser überraschen, wenn sie erfahren, daß noch eine Menge Erzeugnisse geistigen Ursprungs, wenn wir so sagen dürfen, jedes Schutzes entbehren, und so rechtlos [605] dastehen, wie ehedem der Erfinder, der Schriftsteller[WS 1] und der Künstler.
Wir sprechen hier von dem weiten Gebiete der Muster und Formen, für welche man von Seiten der Betheiligten seit vielen Jahren schon in den meisten, namentlich industriellen Ländern nach Schutz verlangt, ohne daß es bis jetzt gelungen ist, die Regierungen zu einem entsprechenden Gesetze zu veranlassen und die öffentliche Meinung in solcher Weise zu gewinnen, wie es wünschenswerth ist. In letzter Zeit noch hat man dafür in Preußen petitionirt und ein in dieser Angelegenheit von einem Fabrikanten in Brandenburg a. d. Havel, Herrn Noll, vorzugsweise an die Mitglieder beider Häuser des preußischen Landtages gerichtetes Sendschreiben gibt uns die Veranlassung, das größere Publicum für dieselbe zu interessiren.
Indem wir dem Gedankengange des mit dem Motto unserer Abhandlung versehenen Noll’schen Sendschreibens folgen, wollen wir uns einer deutlichen Darstellung befleißigen, um auch den Laien verständlich zu machen, was die Betheiligten unter Muster und Formenschutz verstehen und welche Ansprüche sie dieserhalb machen.
Viele der Leser und freundlichen Leserinnen dieser Zeilen gehen täglich an den Auslagekasten in großen und kleinen Städten vorüber und schauen sich je nach Geschmack und Bedarf die zum Verkauf ausgestellten Gegenstände an. Da liegt ein reizendes Jaconetkleid, dort ein prächtiges Band mit so schönen Blumen geziert, als hätte sie der Künstler mit dem Pinsel geschaffen; weiter sehen wir ein Glas in alter und edler Form, endlich ein reizend ausgedachtes Etui, in welchem sich eine ganze Schneiderei und Literateneinrichtung, durch geistreiche Zusammenstellung von Nähnadeln, Scheere, Zwirn, mit Papier, Tinte, Federn und Siegellack, unter einem Verschluß vereinigt findet.
Mit dem angenehmsten Eindruck über die schönen Muster und Formen, allenfalls mit dem Gedanken, „was aber die Leute jetzt Alles erfinden!“, und im günstigsten Falle mit dem Vorsatze, wenn die Casse es erlaubt, Das oder Jenes zu kaufen, verläßt man die Auslage und nur Wenige denken darüber nach, welche großen Schwierigkeiten, welches Nachdenken, welche Geldopfer, wie viel Zeit und Mühe das Schaffen mancher dieser Gebilde, man mag sie Muster, Form oder Zusammenstellung nennen, gekostet haben, ehe sie dem Publicum zum Gebrauch vorgelegt werden konnten!
Und doch ist es wahr, daß die Schwierigkeit der Herstellung vieler industrieller Erzeugnisse, sowohl was ihre Zusammensetzung, ihre Form oder sonstige äußere Erscheinung betrifft, sich nicht allein messen kann mit vielen Erzeugnissen der Literatur, der Musik und Kunst, deren Schutz wir oben besprachen, sondern thatsächlich einen größeren Aufwand an geistiger Kraft, an Zeit und Geld in Anspruch nimmt, wie jene. Um nur ein Beispiel aufzuführen, wählen wir die Anfertigung eines sogenannten Wiener Shawl’s (Umschlagtuchs). Zu einem solchen gehört vor allem eine Zeichnung, die nicht von einem gewöhnlichen Musterzeichner, sondern von einem tüchtigen, künstlerisch durchgebildeten Maler angefertigt wird, welcher aber nicht, wie der Hersteller eines Gemäldes, lediglich seiner Phantasie folgen darf, sondern fast bei jedem Pinselstrich darüber nachdenken muß, ob die Form, die er gibt, auch technisch ausführbar sei. Eine solche höchst schwierige Zeichnung kostet 100 bis 200 Thaler und darüber. Mit dieser Zeichnung ist aber Nichts weiter als das Bild geschaffen, welches dem Fabrikanten zeigt, wie der anzufertigende Shawl nach seiner Vollendung auf dem Webstuhle aussehen soll, und es bedarf noch der Anfertigung mehrerer tausend sogenannter Karten (Pappestreifen, in welche Löcher nach gewissen, durch die Zeichnung bestimmten Entfernungen geschlagen werden), um das Muster auf dem äußerst complicirten Jacquardstuhle (ein Webestuhl, im Anfange dieses Jahrhunderts von einem Franzosen, Jacquard in Lyon, erfunden, welcher heute noch unübertroffen dasteht) weben zu können.
Diese Karten nebst der sehr schwierigen Vorbereitung zum Beginn des Webens, dem sogenannten „Einziehen“, können leicht auch einige hundert Thaler kosten.
Wir sehen also, daß zur Erzeugung eines Shawl-Musters eine baare Auslage von mehren hundert Thalern nöthig ist, wir wissen aus dem Gesagten, daß es eines Künstlers Hand zur Anfertigung der Zeichnung bedarf, wir erfahren ferner, daß es großen Nachdenkens und mühsamer Vorrichtungen bedarf, um den Shawl zu weben, und daß die combinirteste praktische Anwendung der Chemie nothwendig ist, um dem seidenen und wollenen Garne, welches verwendet werden soll, die reizende, der Natur abgelauschte Farbe, welche wir auf solchen Fabrikaten sehen, zu geben, und werden sonach zugestehen müssen, daß sich eine solche Leistung rechtmäßig einer Abhandlung über einen wissenschaftlichen Gegenstand, oder dem Componiren eines Musikstückes, oder dem Schaffen eines Bildes durch einfache Malerei an die Seite stellen läßt. Und dennoch finden die Schöpfungen auf industriellem Gebiet, mit Ausnahme der Maschinen und mancher chemischer Proceduren, bis jetzt wenigstens, keinen Schutz! Nachdem ein derartiger Gedanke durch das Manufact seinen sichtbaren Ausdruck gefunden, steht derselbe rechtlos da, der nächste Freibeuter macht das Geschaffene nach und kann die Form, welche dem ersten Erzeuger bedeutende Summen kostete, für die paar Thaler erlangen, welche er zum Ankauf des fertigen, nach der schmählichen Benutzung zur Nachahmung auch noch brauchbaren Gegenstandes bezahlt hat. Schande solchem Verfahren!
Die gegebenen kurzen Andeutungen, die Kosten eines Shawlmusters betreffend, sind ein in’s Auge fallendes Beispiel, wie bedeutend dieselben häufig sind, allein abgesehen von der Weberei, gibt es noch viele Zweige der Industrie, in welchen Muster und Formen eine Hauptrolle spielen und die Auslagen dafür unglaublich groß sind.
Es versteht sich von selbst, daß nicht alle Gegenstände, die uns unter neuen Formen begegnen, Hunderte von Thalern Vorbereitungskosten erforden, aber so viel steht fest, daß die Erzeugung derselben in allen Fällen das Product längeren Nachdenkens, d. h. geistigen Schaffens ist, welches letztere, ganz abgesehen von dem Kostenpunkt, reellen Anspruch auf Schutz, wie jedes andere sogenannte geistige Eigenthum, welches sich davon in keiner Weise unterscheidet, in Anspruch zu nehmen berechtigt ist. Worin liegt denn der so große Unterschied, ob Jemand denkt, schreibt und drucken läßt (schriftstellert, componirt), oder ob er denkt, malt (ein Muster erfindet) und dieses dann häufig mit noch mehr Schwierigkeit, als der Buchdruck mit sich bringt, statt auf Papier, auf baumwollenem oder seidenem Zeuge vervielfältigt?
Wir werden hier auf keinen großen Widerstand stoßen, wenn wir annehmen, daß der Unterschied in diesem Leisten nicht gar groß ist, wollen uns aber dagegen verwahren, als ob wir jede geringe industrielle Leistung auch nur entfernt vergleichen wollten mit den erhabenen Schöpfungen einzelner großer Geister auf wissenschaftlichem, musikalischem oder künstlerischem Gebiete; allein eben so gut wie Goethe’s Werke geschützt werden gegen Nachdruck, durch dasselbe Gesetz wie eine Abhandlung über die Fleckseife, so verlangen wir, daß dieser Schutz nach Verhältniß des Werthes der Sache Jedem für seinen Theil werde und nur ein Unterschied darin eintrete, daß eine bedeutende Leistung längere Zeit und eine geringere kurze Zeit, vielleicht nur Monate, gegen Nachahmung geschützt werde.
Dieser Wunsch ist von den Industriellen, wie wir bereits erwähnt haben, vielfach ausgesprochen und durch Petitionen an die betreffenden Regierungen unterstützt worden, doch, obgleich man sich auf die in Frankreich und England längst bestehende Einrichtung des Musterschutzes beziehen konnte und hierdurch die Möglichkeit eines diesem gewidmeten Gesetzes erwiesen ist, hat die gewichtige Frage noch keine Erledigung gefunden. Auch in Preußen, welches mit lobenswerthem Eifer die Sache des Schutzes des geistigen Eigenthums in der bereits erwähnten Richtung zuerst in die Hand genommen hat, ist es bis jetzt noch nicht gelungen, die Nothwendigkeit und Nützlichkeit eines Gesetzes für Musterschutz so darzulegen, daß die Regierung die Vorlage eines solchen an den Landtag beschlossen hätte, obgleich es sich auch hierbei, wie wir sehen werden, durchaus nicht allein um die dadurch vermittelte materielle Verbesserung des ersten Erzeugers oder Erfinders handelt, sondern um die Lösung von Fragen, welche eine bedeutende Wirkung auf die sittliche Anschauung des Volkes ausüben müssen und für die pecuniäre Stellung einer großen Menge von Arbeitern in den verschiedenen Zweigen der Industrie von ungemeiner Wichtigkeit sind. Dadurch nämlich, daß wir Muster- und Formenschutz entbehren, sind wir, namentlich was solche Industrien betrifft, welche aus dem Auslande erst nach Deutschland übergegangen sind, wie die Druckerei, die Kunstweberei, größtentheils zu Nachahmern des ausländischen Musterwesens geworden, was allerdings billiger ist, wie die eigene Erfindung, aber jedenfalls den großen Nachtheil hat, daß man unser Fabrikat auf ausländischen Märkten nicht für originales Product ansieht, sondern als Conterfei und mithin nicht so bezahlt, [606] wie das Original. Das ist eine Schattenseite des Nachahmens, eine andere ist es, daß wir bei weitem weniger künstlerisches Talent der Industrie dienstbar machen können, wie das beispielsweise in Frankreich geschieht, wo nicht selten Zeichner (wirkliche Künstler), welche mit dem Erfinden von Mustern für die theuern Lyoner Seidenstoffe, für Meublezeuge und andere Luxusartikel beschäftigt werden, drei- bis viertausend Thlr. und mehr Jahresgehalt beziehen, welchen der Fabrikant lediglich dadurch zu bezahlen im Stande ist, daß er durch die Neuheit und Originalität seines Geschmackes oft unglaubliche Preise für sein Fabrikat erzielt. Endlich, und das ist unserer Ansicht nach die wichtigste Seite, kann in vielen Gewerbszweigen nur durch Musterschutz dem in der That Niemandem, weder dem Fabrikanten noch dem Käufer, eigentlichen Vortheil bringenden Sinken der Preise und als nothwendige Folge der Löhne entgegen gearbeitet werden, indem dieses zwecklose, aber für die Arbeitsbevölkerung mit pecuniärem und sittlichem Nachtheil verbundene Herabdrücken häufig nur deshalb stattfindet, weil der Fabrikant alsdann wohlfeiler verkaufen muß, um noch rasch die Kosten einer Form oder eines Musters zu decken, wenn es, eben nachgeahmt, von dem Concurrenten zu einem bei weitem billigerem Preise, wie der im Anfange von dem ersten Erzeuger mit Leichtigkeit erzielte, ausgeboten wird.
Hier ist es augenscheinlich, wie wesentlich das Wohl der Arbeiter solcher Industrieen, wo Form und Muster eine große Rolle spielen, mit dem Schutz des besprochenen geistigen Eigenthums zusammenhängt! Jetzt ist eine Tabula rasa in dieser Seite des Verkehrs. Wie bereits erwähnt: ein Theil der Fabrikanten copirt französische, englische und andere Muster, ein anderer Theil, welcher eine gewisse Ehre darin setzt, originell zu sein, producirt Neues mit großen Opfern, und ein anderer Theil liegt, wie die früheren Raubritter, im Hinterhalt, fällt über die neue Production her, und macht sie sich, wenn er auch nicht bis in’s kleinste Detail copirt, für ein Billiges zurecht. Und das thun Leute, bei welchen man schlecht ankommen würde, wenn man von Diebstahl spräche, was eine solche Handlungsweise in der That ist!
Es gibt zwar in manchen Ländern einzelne Gesetze und Verordnungen, welche die gerichtliche Verfolgung solcher Nachahmungen möglich machen, doch ist das Verfahren vor gewöhnlichen Gerichten, wie bekannt, ein so zeitraubendes, daß diesen Weg selten ein Verletzter einschlägt, um so mehr, als der Beweis im Sinne der juristischen Anschauung so schwierig zu führen ist, daß man so lange von der Verfolgung jener Räuber abstehen muß, als nicht ein besonderes Gesetz dafür gegeben, und dasselbe von sachverständigen Richtern, welchen zur Ueberwachung der vorgeschriebenen formellen Behandlung ein juristisch befähigtes Mitglied beigegeben sein dürfte, in Anwendung gebracht wird.
In Folge dessen werden die Klagen von Seiten der Betroffenen immer lauter, und erst vor Kurzem haben „die Aeltesten der Kaufmannschaft“ in Berlin durch eine Commission einberufener Sachverständiger den Entwurf zu einem Gesetz für den Musterschutz aufstellen lassen, und diesen der preußischen Regierung unterbreitet.
Die Forderung nach Muster- und Formenschutz ist eine gerechte, und wir stimmen in den mehrfach ausgesprochenen Wunsch ein, daß es sich gerade die zur unserer großen Genugthuung nunmehr geschützten Schriftsteller, namentlich jene der Zeitungspresse angehörigen, zur Aufgabe machen sollten, die Angelegenheit recht durchzusprechen, damit man in dem Erlaß eines Gesetzes der besprochenen Art die Erfüllung, nicht eines Zugeständnisses für die Industriellen, sondern einer Forderung der öffentlichen Moral finden möge.
Schließlich müssen wir noch bemerken, daß die Gewährung desselben für einzelne kleine Länder, keinen praktischen Nutzen haben könnte, indem lediglich nur ein Gesetz für ganz Deutschland (noch besser in Gemeinschaft mit Oesterreich) von durchgreifender Wirksamkeit sein kann. Einem solchen könnte man zu gleicher Zeit strafrechtliche Bestimmungen gegen die bisher vielfach ungestraft ausgeübte Nachahmung von sogenannten Fabrikzeichen (ganz gleichbedeutend mit dem Nachahmen des Petschaftes eines Privatmannes) beifügen, wie dies neuerdings in Frankreich geschehen, wo jede durch ein unberechtigtes Zeichen gestempelte und jede eingehende Waare ohne Unterschied confiscirt wird, welche ausländischen Ursprungs ist und ein auf französischen Ursprung deutendes Fabrikzeichen (auch wenn es nicht nachgemacht ist) an sich trägt, so wie in England, wo jede Waare confiscirt wird, die durch ein englisches Zollamt auch nur transito geht, wenn sich auf dem vorfindlichen Fabrikzeichen der englischen Sprache bedient ist.
Wir wollen dergleichen dem Auslande gegenüber drückende Maßregeln, namentlich die zuletzt angeführte englische Einrichtung, welche zur groben Ungerechtigkeit wird, und gar nicht geduldet werden sollte, nicht rechtfertigen, rathen aber, die gedachten Länder, was das Gute und Zweckmäßige in ihren Gewerbsgesetzen anbelangt, immer wieder zum Vorbild anzunehmen, daß das „Suum cuique“ in Deutschland auch für die Gewerbtreibenden zur Wahrheit werde.
Es geht nichts über einen recht kernhaften klaren Wintertag, wenn die reifbehängten Baumzweige im Sonnenlichte glitzern, der frischgefallene Schnee unter des Wanderers Füßen knistert und die ganze Natur Gesundheit und Kraft auszuströmen scheint. Aber freilich, was Warmes um den Leib und in den Leib, das thut nicht allein wohl, sondern das thut gar Noth an so kernhaften Wintertagen. Zumal dort oben in dem nordöstlichen Winkel der Monarchie, wo der Nord- und Ostwind um die Wette vom „kurischen Haff“ hersausen und über die Haiden und Moräste der litthauischen Ebene hinfegen, daß es bis in’s Mark dringt. Am schlimmsten scheint es um Lichtmeß herum zu sein, und das wissen die Pferdebauern ganz gut, die um diese Zeit zu Markte oder nach der Kreisstadt in Geschäften fahren. In dicke Pelze eingehüllt, die Mütze tief in die Stirn gedrückt, fahren sie, innerlich durch manchen reichlichen Schluck wohlerwärmt, mit ihren kleinen Schlitten über die schneebedeckte Ebene, und müssen doch von Zeit zu Zeit aussteigen und neben dem Schlitten hertraben, um die fröstelnden Glieder durch rasche Bewegung zu erwärmen.
So gut ward es dem einsamen Wanderer nicht, der jetzt, aus der Haide tretend, den Weg quer durch ein weites Schneefeld verfolgte, auf welchem die wenigen Schlittenspuren bereits wieder vom scharfen Nordostwinde verweht waren. Aber einen anderen Weg gab es nicht, und er mußte mitten hindurch, wie tief er auch bei jedem Schritte in den Schnee einsank. Die spärliche Communication in den dünnbevölkerten Landstrecken überläßt es dem Verkehr, sich die Mehrzahl seiner Wege selbst zu schaffen. Im Sommer geht es wohl an, aber im Winter und bei reichlichem Schneefall gelingt es oft nur durch große Opfer, die Hauptstraße für den Postverkehr fahrbar zu erhalten. Und an reichlichem Schnee pflegt es diesen Gegenden am allerwenigsten zu fehlen.
Unser Wanderer war eine hochaufgeschossene Figur, welche noch größer erschienen wäre, wenn der Mann sich gerader gehalten hätte. Sei es Schwäche oder Bequemlichkeit, – er neigte den Oberkörper im Gehen stark nach vorn und ließ den Kopf herunterhängen. Sein Anzug war der Jahreszeit nicht sonderlich angemessen. Um eine Art Militairmütze, die er auf dem Kopfe trug, war ein buntgefärbtes Taschentuch in der Art geschlungen, daß es die Ohren bedeckte. Die blaue Blouse war durch einen breiten Gurt zusammengehalten, unter derselben sah ein langschößiger, vielfach geflickter Hausrock hervor, der von der sonstigen Kleidung nichts sehen ließ, als ein paar grober Schmierstiefel, deren Schäfte sorglich mit Stroh gefüllt waren. Um den Hals trug der Mann eine lederne Brieftasche und in der rechten Hand einen tüchtigen Weißdornstock. – Das Gehen mußte ihm Beschwerde machen, denn von Zeit zu Zeit blieb er stehen, holte tief Athem und rückte die Brieftasche auf eine andere Stelle. Mitunter langte er wohl auch in die Tasche, brach von dem in einem Leinwandlappen aufbewahrten groben Brode einen Bissen ab, träufelte aus einer kleinen Flasche ein paar Tropfen Branntwein darauf und stärkte sich durch diese mäßige Erquickung zum [607] weiteren Marsche. Es schien aber nicht, daß das Stärkungsmittel den gewünschten Erfolg gehabt habe, denn unser Wanderer mußte bald darauf wieder stehen bleiben, zog den Leibgurt fester an und hauchte in die erstarrten Hände, welche nur zur Noth durch grobe Fausthandschuhe von wollenem Zeuge geschützt waren.
Die tiefe Stille ringsumher – (selbst die paar Sperlinge, die hin und wieder in den kahlen Bäumen saßen, verhielten sich schweigend) ließ ein näher kommendes Schlittengeläut deutlich vernehmen; unser Wanderer spitzte gespannt die Ohren, – er hatte sich nicht getäuscht, ein leichter Schlitten jagte, von zwei kräftigen litthauischen Pferden gezogen, über das Feld und war bald in seiner Nähe. In diesen Gegenden kennt Alles einander innerhalb eines gewissen Umkreises, sofern es nur überhaupt ein Mal in Berührung mit einander kommt. Es muß seltsam zugehen, wenn du ein dir entgegenkommendes Fuhrwerk nicht schon von Weitem erkennst; ist dir nicht der Wagen oder Schlitten bekannt, so ist es der Kutscher, ist es dieser nicht, so sind es die Pferde, denn diese sind der Mittelpunkt des gesammten Interesses für eine Bevölkerung, deren Wohlstand hauptsächlich auf der Pferdezucht beruht. Der Blousenmann hatte den Schlitten nebst Inhalt und Zubehör sofort erkannt, ein zufriedenes Lächeln glitt wie ein erwärmender Sonnenstrahl über sein blaugefärbtes Gesicht und er blieb zuversichtlich mit einer schnellen Wendung rechtsum stehen. Der Insasse des Schlittens streckte den Kopf hinaus (in Wirklichkeit war aber nichts weiter von ihm zu sehen, als die Nasenspitze und ein Stück Brille – der Rest war sorglich in Pelzwerk eingemummt) und hatte den Fußgänger gleichfalls erkannt.
„Guten Tag, Adamski,“ rief er ihm zu, „schön’ Wetter heut’ zum Spazierengehen –?“
„I nu, es macht sich wohl, Herr Fiscal!“ erwiderte der Angeredete, „man kriegt zum Wenigsten nicht den Sonnenstich, – mit Respect zu vermelden.“ Er versuchte, dazu zu lächeln; aber die Wahrheit zu gestehen, brachte er es zu keinem ganz glücklichen Ende damit, und es kam nichts zum Vorschein, als ein ziemlich weinerlicher Gesichtsausdruck, den man nach dem Sprachgebrauche des Landes einen „Flunsch“ nennt.
„Ja, ja,“ fuhr der Fiscal fort, der gut scherzen hatte in seinem warmen Pelz nebst Fußsack und Pelzhandschuhen, „so ein Landbriefträger hat ein Leben, wie Gott in Frankreich. Kann den ganzen Tag spazieren gehen, während Unsereins in den räucherigen Stuben hocken muß –! Na, wie ist’s denn, Vater Adamski, verdien’ ich heut’ ein Wegegeld an Euch –? Wollt Ihr mit nach Kralingken?“
„I nu, Herr Fiscal, wenn der Herr Fiscal die große Gütigkeit hätten, für ein Vergelt’s Gott, denn mehr wird’s doch wohl nicht bei einem armen Landbriefträger absetzen, als einen Gotteslohn – ja, ja, es sind harte Zeiten, hochgeehrtstes Herrchen –!“
Damit hatte er neben dem Fiscal Platz genommen, der bereitwillig in die Ecke rückte, um dem neuen Ankömmling Raum zu gönnen. Der Schlitten war mit Pelzwerk überreichlich versehen und Vater Adamski konnte sich behaglich zudecken, ohne seinen Gönner zu geniren.
„Das ist für auswendig ganz gut, Adamski,“ begann der joviale alte Herr von Neuem, „wie sieht’s aber inwendig aus – ?“
Der Fiscal hatte ein wohlverkorktes Fläschchen aus der Schlittentasche hervorgeholt und schenkte dem fröstelnden Postboten ein Gläschen jenes goldfunkelnden, feurigen Ungarweins ein, den die Lebemänner des Nordens ganz besonders zu schätzen wissen.
„Ohne Umstände, Alter, – besinnt Euch nicht lange – er friert am Ende ein.“ Der Fiscal lachte und sein Schützling lachte von Herzen mit, aus schuldiger Höflichkeit und dann, weil der Gedanke nicht so gar fern lag, daß auch ein guter Ungarwein, dieser Luft ausgesetzt, zu Eis erstarren könne. Wie flüssiges Feuer strömte das Blut der ungarischen Rebe dem Frierenden in die Adern und erfüllte sie mit neuer Lebenswärme.
„Gott bezahl’s viel tausend Mal, Herr Fiscal! Es geht doch nichts über die Gottesgabe von einem Glase Wein. Ich kann’s den vornehmen Herrn gar nicht verargen, wenn sie über das Schnapstrinken losziehen; – freilich, wer’s so haben kann!“
„Ich gehöre nicht zu den Mäßigkeitsaposteln, Adamski, das wißt Ihr ja. Am allerwenigsten, wenn der Nordostwind über die Haide pfeift und der Bart voll Eiszapfen hängt. Freilich, wer bei solchem Wetter das Maß zu reichlich nimmt, der spart sich hernach das Einschenken für immer …“
„Freilich, freilich! I du meine himmlische Güte! soll Einen ja unser Heiland bewahren vor so einer Unvernunft, mit Respect zu vermelden. Hat erst wieder vorige Woche der Gensd’arm Einen erfroren gefunden, der bei dem großen Schneegestöber inwendig einheizen wollte, eingeschlafen ist und nicht wieder aufgewacht. Da will ich denn doch lieber traben, daß mir die Seele pfeift, meinethalben mit dem Sturmwind um die Wette, ehe ich das meiner Alten anthu’ und ihr wie ein Eisblock nach Hause gebracht werde … Und dann, der Dienst, – Herr des Himmels – was sollte aus der Brieftasche werden!“ Er schüttelte sich bei dem Gedanken an das mögliche Schicksal der fiscalischen Ledertasche und drückte sie fester an sich, als wollte er sich vergewissern, daß der Gegenstand seiner amtlichen Obhut noch unversehrt sei.
Der Fiscal ließ seine Augen gleichfalls auf der Brieftasche ruhen.
„Sie scheint ziemlich schwer zu sein, Alter?“ – „Nicht mehr, als das normale Gewicht, Herr Fiscal.“ – „Und das ist?“ – „Zwanzig Pfund.“ – „Ihr habt doch aber noch außerdem zu tragen.“ – „Ein bischen Proviant für mich, auf zwei bis drei Tage, bis ich die Tour herum bin. Viel ist es nicht; Rehkeulen und Fasanen werden nicht mitgenommen.“
Er öffnete sein Fourage-Paquet, welches Nichts enthielt, als ein großes Stück groben Schwarzbrodes, bei welchem in der Vertiefung des einen Endes ein Stück Butter eingedrückt war.
„Und davon lebt Ihr, bei so anstrengender Leibesbewegung, bei fortwährenden Märschen in Wind und Wetter, in Sturm und Regen?“ fragte der Fiscal mit einem leisen Schaudern.
„Ja, wovon denn sonst, mein trautstes Herrchen! Rechnen Sie doch selbst nach, mein hochgeehrtester Herr Fiscal [WS 2], wieviel für mich übrig bleibt, wenn wir, Mann, Frau, fünf Kinder und die alte blinde Großmutter mit acht Thaler den Monat auskommen sollen bei dieser Theuerung jetzt!“
„Acht Thaler!“ sprach ihm der Fiscal mit stillem Entsetzen nach, „acht Thaler bei dieser Lebensweise! Und Ihr bekommt weiter gar keine Meilengelder, Diäten, Reiseentschädigung –?“
Adamski sah ihn verwundert an. „Im Gegentheil, dafür muß ich mir noch die Dienstkleidung und Dienst-Abzeichen anschaffen.“
„So, so! Ei ja!“ murmelte der Herr Fiscal für sich, der ein gar feines Männchen war und mit der Geschwindigkeit eines fertigen Rechenmeisters auscalculirt hatte, daß von diesen monatlichen acht Thalern acht Menschen sich kleiden, nähren, erhalten und Abgaben zahlen müßten. Augenscheinlich hatte es mit der Verpflichtung Adamski’s, für die Dienstkleidung und die Dienstabzeichen aus eigenen Mitteln zu sorgen, nicht sonderlich viel auf sich. Denn es war den Landbriefträgern gestattet, eine blaue Blouse von Leinen mit einem Ledergurte statt der Uniform zu tragen. Die sonstigen Uniformstücke bestanden aus einer Postdienst-Mütze und einem Armschilde. Daß aber einem Beamten bei einem, im Verhältniß zu seiner Dienstleistung so namenlos kärglichen Solde noch irgend eine Verpflichtung überhaupt auferlegt werden könne, das brachte ihn ganz außer Fassung.
„Aber Menschenkind,“ platzte er los, „wie in aller Welt werdet Ihr denn da fertig? Acht Thaler – das ist ja kaum genug zum Verhungern! Warum seid Ihr denn nicht um Zulage eingekommen?“
„I nu, trautster Herr Fiscal, daran hat’s wohl nicht gefehlt. Ich habe auch zwei Mal eine Gehaltserhöhung bekommen, mit Respect zu vermelden, vom Herrn Postdirector, als es dazumal durchgesetzt wurde, daß die Unterbeamten besser gestellt werden sollten. Ich hatte zuerst blos sechs und einen halben Thaler, von da wurde ich vor zwei Jahren auf sieben und einen halben Thaler erhöht und seit vorige Ostern bin ich in die Acht-Thalerclasse vorgerückt. Aber die Herren haben mir auch gesagt, ich möchte mich jetzt fein stille halten, das viele Queruliren mache keinen guten Namen, ich hätte Ursache dankbar zu sein und sollte nun in Geduld warten. Du lieber Gott! Mir ist’s auch nicht an meiner Wiege gesungen worden, bei den Leuten zu bitten und zu betteln und es kommt mir sauer genug an. Aber sieben hungrige Mäuler können Einem zu manchem schweren Schritt die Beine heben. Indessen, so lange Einem noch die Hoffnung bleibt, muß man nicht verzagen; bin ich doch schon sachte vorgerückt und kann noch weiter vorrücken …“ – „Wie das?“ fragte der Fiscal neugierig, „wie hoch könnt Ihr überhaupt steigen im Gehalt – ?“
„I nu,“ schmunzelte der Briefträger, „es gibt ihrer, die neun Thaler monatlich haben, – ja, es gibt ihrer, die es bis auf Hundert und zwanzig des Jahres bringen!“
[608] „Hundertundzwanzig Thaler jährlich!“ rief der Fiscal und verdrehte die Augen – „das ist wohl aber das Höchste?“
„I freilich,“ antwortete Adamski, „und das erreichen die Wenigsten, aber es bleibt doch immer eine Aussicht!“
„Jawohl, jawohl!“ bemerkte der Fiscal, und drückte die Mütze noch tiefer in die Augen, so daß nur noch die Nasenspitze aus dem Mantelkragen hervorsah, „wie weit erstreckt sich denn Euer Bezirk, Adamski?“ – „Vier Meilen!“ – „Da müßt Ihr ja unterwegs übernachten?“ – „Freilich wohl, und das kostet auch noch manches Düttchen[3] das Jahr über …“
„Wie – Ihr müßt im Kruge bezahlen? Ich hätt’ nicht geglaubt, daß Jemand hier zu Lande so hartherzig sein könnte.“
„I nu, ich könnt’s wohl umsonst haben, das bischen Nachtlager auf Stroh in der Schenkstube, aber im Vertrauen gesagt, Herr Fiscal, besser ist besser; die Leute haben nicht gedient, wissen nicht, was es heißt, auf die Fahne geschworen zu haben, oder in Eid und Pflicht stehen, und da muthen sie Einem allerlei an, was doch nu einmal nicht sein soll und darf. Wenn ich nu Nachtlager und sonsten was meinetwegen für umsonst bei jedem Krüger annehmen thät’ und müßt’ ihm hinterher was abschlagen, was er Unrechts von mir verlangte, so hätt’ ich ja am letzten Ende wohl gar zu riskiren, daß mir so ein Pomuchelskopf, mit Respect zu vermelden, die Wohlthat in’s Gesicht vorhielte, und das schickt sich doch weiß Gott nicht für einen königlichen Beamten –!“
Der Herr Fiscal hatte während dieser ganzen Rede langsam mit dem Kopfe genickt, wobei seine kleinen, hellen, grauen Augen auf den treuherzigen, aber etwas beschränkten Gesichtszügen seines erzählenden Gefährten hafteten. Den Schlußsatz der Adamski’schen Rede schien er mit einem erhöhten Interesse anzuhören, was er dadurch kund gab, daß er die Brille auf die Stirn rückte und den königlichen Beamten neben sich mit umbewaffneten Augen eine Weile anstarrte.
„Jawohl, Alter,“ versetzte er dann nach einer Weile, „das schickt sich nicht für einen königlichen Beamten.“ Der Fiscal sah schweigend zur Seite und pfiff leise vor sich hin.
„Wie seid Ihr in diese Lage gekommen, Adamski?“
„Ja, sehen Sie, trautester Herr Fiscal, das hat sich so gemacht, ich weiß nicht wie; ich denke wohl, es wird Sündenschuld sein und Strafe dafür, daß ich höher hinaus wollte, als es Recht war. Ich war, mit Respect zu vermelden, ein recht ansehnlicher Kerl in meinen jungen Jahren, und sollte als Aeltester von drei Geschwistern den Hof vom Vater übernehmen. Viel Segen wäre zwar auch nicht dabei gewesen, denn ich sollte den Geschwistern ein ansehnlich Stück Geld herauszahlen, was erst hätte aufgenommen werden müssen, und sonst noch allerlei Scheererei. Da ließ ich mir denn leicht zureden, den Hof fahren zu lassen, selber ein Stück Geld zu nehmen, und meiner Wege zu gehen. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, Husar zu werden, dachte es weit zu bringen, – aber sie wollten mich mit meinen vierzehn Zoll durchaus bei der Garde haben, und so wurde es denn nicht anders. Als ich ausgedient hatte, capitulirte ich und wurde Unterofficier. Das war Alles recht schön, so lange die paar Mutterpfennige vorhielten, und man jung und lebenslustig war. Aber weiter brachte man’s eben auch nicht, und das ewige Casernenleben, Rekruteneinexerciren, Wachtdienst, Parademarsch und all die Schwerenötherei wurde Einem zuletzt so zuwider, daß man aus lauter Langeweile zuletzt hätte mögen in’s Wasser springen. Ich laß es mir wohl gefallen, alle Tage, einmal wie das andere, sein ganzes Leben lang das Nämliche zu thun, nur muß man dafür auch sicher sein, daß man auf seine alten Tage versorgt ist.
Ich hatte nun nachgerade so lange gedient, daß ich lange Anspruch auf eine Civilversorgung hatte. Leider muß ich zu meiner Schande gestehen, daß ich selber nicht wußte, wozu ich brauchbar wäre, was nicht gerade den Dienst anging, Exerciren und dergleichen. Mit dem Lesen ging’s wohl, mit dem Schreiben auch zur Noth, aber sonst hatt’ ich keine große Weisheit zugelernt beim Militair seit der Schule. Aber dienen mochte und konnte ich nicht länger. Ich fühlte, daß ich dem strengen Dienst nicht mehr gewachsen war. Hoch aufgeschossen bin ich wohl, aber meine Brust war nie die stärkste. Das merkten sie beim Bataillon, und gaben mir zu verstehen, daß ich Anspruch auf einen Ruheposten hätte. Ich ließ es mir gesagt sein, und nahm meinen Abschied. Ich bekam die besten Atteste und eine alte Montirung. Als ich alter Esel den Casernenhof verließ, wo ich beinahe neunzehn Jahre gewohnt hatte, und über die morsche Zugbrücke ging, wo ein paar Grenadiere herumlungerten, und nach Gründlingen angelten, da liefen mir die hellen Thränen über die Backen und ich machte, daß ich davon kam. Das Zehrgeld reichte bis in die Heimath. Ich suchte meine Brüder auf; der jüngere war gestorben, der zweite, der statt meiner den Hof übernommen, war ein wohlhabender Pferdebauer geworden. Er wäre wohl freundlicher gegen mich gewesen, aber er hatte zum zweiten Male geheirathet, und die Frau sah nicht eben freundlich drein, als sich ein Schwager meldete, der ziemlich verhungert aussah. Da macht’ ich denn, daß ich beim Zweiten fort kam. Wohin, das wußt’ ich freilich selber kaum. Es reuete mich, daß ich nach Hause gekommen war, und auch wieder nicht; denn ich hatte eine solche Sehnsucht gehabt, wieder einmal die Heimath zu sehen, daß ich krank davon war. Nun war ich wieder zu Hause, das heißt, wie man zu Hause ist, wo Einem nichts zu eigen gehört, als Licht und Luft. Ich meldete mich wohl hier und da – aber Alles war überfüllt, und mit meiner Geschicklichkeit konnte ich eben keinen großen Staat machen. Pünktlichkeit, Accuratesse in allen Dingen, – ja, die konnt’ ich wohl aufweisen, aber mit der sonstigen Gelehrsamkeit stand’s schlimm. Da war ich zuletzt noch froh, hier unterzukriechen, als der Landbriefträgerposten vacant wurde, nachdem mein Vorgänger sich erhängt hatte, als es an den Tag kam, daß er einen Geldbrief mit fünfundzwanzig Thalern nicht verloren, sondern unterschlagen hatte. Es war sonst ein ordentlicher Mensch gewesen, – die Noth hat ihn schlecht gemacht. Hatte eine kranke Frau, die nichts arbeiten konnte, die Wirthschaft verfiel, ein Haufen Kinder lief herum, verwilderte –, jetzt sind sie im Landarmenhause; die Mutter ist auch vor Kurzem gestorben.“
„Und wie lange habt Ihr Euren Posten schon inne?“ – „Zu Michaelis werden es zwölf Jahre.“ – „Ich weiß es aber immer noch nicht, wie Ihr es möglich macht, mit dieser Besoldung auszukommen?“
„Es muß eben gehen, so gut es mag. Wir haben ein bischen Ackerland gepachtet, es ist freilich nicht viel, aber wenn’s Jahr gut ist, muß es doch den Wintervorrath an Kartoffeln geben. Dann spinnen die Frauen wohl ein wenig, aber viel trägt’s auch nicht ab, bezahlen muß man Alles theuer, lösen thut man wenig. Es ist kein Handel und Wandel hier. Dafür verlieren wir aber auch keine Zeit, uns das Fleisch aus den Zähnen zu stochern …“
„Glaub’s wohl, Alter. Können Euch denn nicht die Kinder bisweilen bei den Botengängen helfen?“ – „Bei Leibe nicht, das ist bei harter Strafe verboten. Ich hüte mich wohl, etwas gegen die Instruction zu thun, denn es wäre mein Tod, wenn ich in Strafe käme, und meine Caution angegriffen würde. Mein Bruder hat sie heimlich, ohne Vorwissen seiner Frau für mich bestellt, und ich würde es nicht überleben, wenn er durch mich zu Schaden käme.“
Der Schlitten war während des Gespräches bis zum Dorfe gelangt, vor welchem die Wege der Reisegefährten sich trennten.
„Alter,“ sagte der Fiscal, als er dem Briefträger zum Abschiede die Hand bot, „wenn ich Euch jemals rathen oder helfen kann, so kommt zu mir – ohne Umstände. Und hier (er ließ einen harten Thaler in seine Hand gleiten), Ihr könnt’s von mir annehmen, als von einem Cameraden, wenn ich auch nicht bei der Garde gedient habe. Zum nächsten Winter meldet Euch ja bei mir, es soll sich ein besserer und wärmerer Winterrock für Euch finden.“
Der alte Adamski (wie er genannt wurde, obgleich er eigentlich noch gar nicht so alt war) hat sich aber zur Empfangnahme des Winterrocks bei dem munteren Herrn Fiscal nicht gemeldet; er hat überhaupt bald darauf gar keinen Rock mehr gebraucht, weder Winter- noch Sommerrock. Denn obgleich er beim Gehen immer größere Beschwerden empfand und zuletzt gar nicht mehr fort wollte, so konnte er sich doch keine Ruhe gönnen. Und als es zu thauen begann und er Tage lang im Schnee und Schmutz seine Gänge machen mußte, nach wie vor mit nassen Füßen, da gab es ihm den Rest, und er hatte eben nur noch Zeit, seinen Umgang zu beenden und seine Rechnung abzuschließen, worauf er nach Hause wankte und ein hitziges Fieber bekam, von dem er nicht mehr aufstand, sondern von dem sie ihn hinaustrugen zum wirklichen und wahrhaftigen Ruheposten, als man eben das heilige Osterfest einläutete. Dem freundlichen Herrn Fiscal hat es leid genug gethan, er schickte auch den versprochenen Winterrock und eine reifliche Beisteuer zu den Kosten der Beerdigung, aber mehr vermochte er auch nicht. – Die Frau arbeitet jetzt im Tagelohn, wenn es Arbeit gibt; mitunter schlägt sie Steine an der Straße, an der Stelle, wo einmal die Chaussee gebaut werden soll. Die Kinder sind im Landarmenhause. Die blinde Großmutter sitzt vor der Thür und bettelt; in der Hand hält sie des Verstorbenen Postdienstmütze – nur selten wirft ein Vorübergehender eine kleine Kupfermünze hinein. Aber der freundliche Fiscal fährt niemals vorbei, ohne der Alten zuzurufen: „Gelobt sei Jesus Christus!“ worauf sie gegenruft: „In Ewigkeit, Amen!“ und dann hört sie eine Münze in die Mütze Adamski’s, des Landbriefträgers, gleiten, und führt das Silberstück mit einem Segensspruch für den liebreichen Geber dankbar an ihre Lippen.
- ↑ Jedem das Seine.
- ↑ Wenn man das Anrecht der Autoren an ihren Werken nicht für alle Zeiten anerkennt, sondern dasselbe auf eine bestimmte Reihe von Jahren beschränkt, so scheint uns dies genügend dadurch gerechtfertigt, daß keiner derselben das, was er ist, sein könnte, wenn nicht die Schöpfungnn seiner Vorgänger ebenfalls zum Gemeingut geworden wären.
- ↑ Provinziell für: 1 Silbergroschen.