Dichters Jubeltag
Wer lauschte einst am trauten Herde
In Thüringens sangfrohem Bann?
Ein Dichter von der rothen Erde,
In dem der Jüngling ward zum Mann.
Das Lied, das dort das Volk gedichtet,
Daß heilig jede Liebe werde,
Das Lied: „O wie ist’s möglich dann?“
Wer Liebe suchte ohne Ende,
Und sie in Thüringen nicht fände,
Den Armen flieht sie ewiglich.
Dem Dichter Heil! Er hat sie funden,
Die Liebste hält sein Arm umwunden:
Auf die erhitzte Stirne sich.“
„So bin ich fromm, so bin ich stille,
So bin ich sanft, so bin ich gut!
Ich habe Dich, das ist die Fülle!
Dein Arm ist meiner Unrast Wiege
Und jeder Deiner Athemzüge –“
Haucht in der Herzen Zauberhülle
Der Liebe Mohn in süße Gluth.
Wie früh zerschmolz des Friedens Traum!
Du „Springer“, weil Du wardst ein Sprenger
Der Ketten an „der Menschheit Baum.“
Von Land bist Du zu Land gefahren
Und ach! die Fremde nur beut länger
Noch Deiner „Weihnachtstanne“ Raum.
Die erste sahn der Limmat Wogen,
Als Du der Freiheit Fahne fandst;
Hast Du sie leuchtend aufgepflanzt;
Dann wieder an des Rheines Borden –
Dann schlossen sich der Heimath Pforten –
Und fort bist singend Du gezogen:
So sang Dein Lied „der Liebe Dauer“,
Als Dich der Haß von dannen trieb, –
Doch sieh, des Volkes treue Trauer,
Sie sah Dir nach; Du gingst, sie blieb.
Geschmückt von Eurem Liebeslenze,
Ruft’s, trotz der starren Trennungsmauer,
Dir zu, daß Du ihm ewig lieb!
Sei denn von Euren Heimaththalen
Ein Eichenzweig Dir von Westphalen,
Und Ihr aus dem Thüringerland
Ein Tannenreis, daß sie die Aue
Der Jugendlieb’ im Geiste schaue –
Die preist Dein „brauner Foliant“.
„Der Liebe Dauer“ helf’ die Bürde,
Die der Verbannung Nord umweht,
Dir tragen, bis die Heimathhürde
Bis wir mit Gruß und Kuß Dir sagen:
Du hast als Held und Mann getragen
Die selbsterwählte „Doppelwürde
Als Tagelöhner und Poet.“
Für die Dein Kampfschwert Du geweiht,
Des Sieges heil’gen Kranz erwarben
In des Jahrhunderts schwerstem Streit,
Der Genius Deutschlands durch die Schwaden
Dann pflück’ er „zwischen Deinen Garben“
Den Strauß sich für die Ewigkeit.
- ↑ Zu seiner silbernen Hochzeit am 20. Mai.