Des Pascha’s Schloss zu Orsova
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So wie sich die Donau den türkischen Grenzmarken nähert, verändert sie ihren Charakter. Durch die ungarische Ebene zog sie wie ein strömendes Meer, 5 bis 10,000 Fuß breit; ruhige Größe war ihr Ausdruck; in Banate aber, wo die Gebirge an die Ufer treten, zieht sich ihr Bett allmählig bis auf 1000 Fuß zusammen und mit reißendem Ungestüm wälzt sie ihre ungeheuere Wassermasse hochwogig zwischen den Felsborden fort. Malerische, alte Vesten, größtentheils Trümmer, schauen von ihren Felskuppen auf die schäumenden Wellen nieder, und wie auf einer Rheinfahrt, sieht man eine Reihe der pittoreskesten Landschaftsbilder vorübereilen, denen so wenig als dort der Reiz geschichtlicher Erinnerungen und der Legende mangelt. Römer, Griechen, Gothen, Hunnen, Kreuzfahrer und Türken ließen Denkmäler ihrer Herrschaft und ihrer Kämpfe hier zurück. Unterhalb Columbaz, über welches die neunthürmige Burg ragt, wo einst die schöne Griechenkaiserin Helena schmachtete, muß sich die Donau durch einen Felsspalt zwängen, den die Römer bis auf 450 Fuß erweiterten, um einen großen Landsee abzuleiten, welcher, von dem gestaueten Strome gebildet, die Niederung des Banats bedeckte und aus welchem die Höhen, als Inseln, hervorragten. Noch sieht man an den Mauern mancher alten Römerkastelle dieser Gegend die Ringe, an welchen die Schiffer des Sees ihre Fahrzeuge zu befestigen gewohnt waren. Etwas weiter hinab, bei Drenkova, hört dieFahrbarkeit des Stroms für die Donau-Dampfschiffe auf. Man steigt in Drenkova gewöhnlich an’s Land, um drei Stunden weiter, stromabwärts, auf wallachischem Gebiet, unterhalb des gefürchteten eisernen Thors, an Bord desjenigen Dampfschiffs zu gehen, welches von Galzatz heraufkömmt. Nachdem inzwischen die letzten Jahre über durch Sprengen der Felsen mit vielem Erfolg an der Herstellung eines gefahrloseren Fahrwassers für diese berüchtigte Stromstrecke gearbeitet worden ist, so wagen jetzt viele Reisende in wallachischen Barken die Fahrt, und die Reize derselben entschädigen für die ausgestandenen Beschwerden reichlich. Neben dem, was die Natur hier Schönes schuf, hat man auch die großen Menschenwerke der Vorzeit zu bewundern. Namentlich ist es Trajan, der hier ein nützliches Wirken zurückließ. Inschriften an den Uferfelsen (die trajanischen Tafeln) verkünden fernen Geschlechtern und
[42] künftigen Völkern die Thätigkeit des Imperators in diesem entlegenen Gebiete seines Weltreichs. Die Hand der Zeit, Wetter und Stürme wischen zwar seit sechzehn Jahrhunderten an den Buchstaben; aber wenn sie auch ganz verschwunden wären, so wird doch, so lange ein Segel auf der Donau zu sehen ist, der Schiffer den Willen segnen, welchem es gelang, den Strom zu zügeln und gebrechlichen Fahrzeugen durch die Katarakten und Strudel des eisernen Thores den ersten Weg zu bahnen. Ihn zu vervollkommnen, ihn anzupassen den Bedürfnissen der heutigen Schifffahrt, das ist ein Werk, würdig unserer Zeit, die schon viel Größeres ausgeführt hat.
Orsova, die türkische Festung, (eigentlich Neu-Orsova, denn das gegenüberliegende Alt-Orsova ist ein österreichischer Grenzort), liegt auf einer schmalen Insel der Donau, die sich ober- und unterhalb in furchtbaren Strudeln zwischen den Felsen bricht. Auffallend ist der Contrast zwischen österreichischer und türkischer Herrschaft. Noch in Alt-Orsova macht das bunte Gemisch vieler Völker: Wallachen, Griechen, Illyrier, Serben, Italiener, Deutschen, Juden, Armenier, Zigeuner, Kroaten etc., eine Scene voller Leben und Rührigkeit: in Neu-Orsova hingegen ist der türkische Typus vollständig entwickelt, – Alles trägt das Gepräge der Ruhe, des schweigsamen, eintönigen Despotismus. Der Ort selbst ist schlecht gebaut und die Festungswerke sind verfallen. Doch ist Neu-Orsova der Sitz eines Pascha’s, von dessen Palast, – einem in ächt-türkischem Styl, – der Stahlstich ein treues Bild gibt. –