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Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Zehnter Band |
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So wie sich die Donau den türkischen Grenzmarken nähert, verändert sie ihren Charakter. Durch die ungarische Ebene zog sie wie ein strömendes Meer, 5 bis 10,000 Fuß breit; ruhige Größe war ihr Ausdruck; in Banate aber, wo die Gebirge an die Ufer treten, zieht sich ihr Bett allmählig bis auf 1000 Fuß zusammen und mit reißendem Ungestüm wälzt sie ihre ungeheuere Wassermasse hochwogig zwischen den Felsborden fort. Malerische, alte Vesten, größtentheils Trümmer, schauen von ihren Felskuppen auf die schäumenden Wellen nieder, und wie auf einer Rheinfahrt, sieht man eine Reihe der pittoreskesten Landschaftsbilder vorübereilen, denen so wenig als dort der Reiz geschichtlicher Erinnerungen und der Legende mangelt. Römer, Griechen, Gothen, Hunnen, Kreuzfahrer und Türken ließen Denkmäler ihrer Herrschaft und ihrer Kämpfe hier zurück. Unterhalb Columbaz, über welches die neunthürmige Burg ragt, wo einst die schöne Griechenkaiserin Helena schmachtete, muß sich die Donau durch einen Felsspalt zwängen, den die Römer bis auf 450 Fuß erweiterten, um einen großen Landsee abzuleiten, welcher, von dem gestaueten Strome gebildet, die Niederung des Banats bedeckte und aus welchem die Höhen, als Inseln, hervorragten. Noch sieht man an den Mauern mancher alten Römerkastelle dieser Gegend die Ringe, an welchen die Schiffer des Sees ihre Fahrzeuge zu befestigen gewohnt waren. Etwas weiter hinab, bei Drenkova, hört dieFahrbarkeit des Stroms für die Donau-Dampfschiffe auf. Man steigt in Drenkova gewöhnlich an’s Land, um drei Stunden weiter, stromabwärts, auf wallachischem Gebiet, unterhalb des gefürchteten eisernen Thors, an Bord desjenigen Dampfschiffs zu gehen, welches von Galzatz heraufkömmt. Nachdem inzwischen die letzten Jahre über durch Sprengen der Felsen mit vielem Erfolg an der Herstellung eines gefahrloseren Fahrwassers für diese berüchtigte Stromstrecke gearbeitet worden ist, so wagen jetzt viele Reisende in wallachischen Barken die Fahrt, und die Reize derselben entschädigen für die ausgestandenen Beschwerden reichlich. Neben dem, was die Natur hier Schönes schuf, hat man auch die großen Menschenwerke der Vorzeit zu bewundern. Namentlich ist es Trajan, der hier ein nützliches Wirken zurückließ. Inschriften an den Uferfelsen (die trajanischen Tafeln) verkünden fernen Geschlechtern und
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Zehnter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Philadelphia 1843, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_10._Band_1843.djvu/75&oldid=- (Version vom 7.2.2025)