Der große Churfürst
– Hört, wie es ergangen:
Ich ging mit Scheu und halbem Bangen
In dieser kaum verschwund’nen Nacht
Vorüber an des Bildes Pracht.
Und mondbeglänzten Flusseswellen,
Und warfen klar den Schein zurücke
Des ehrnen Bildes auf der Brücke.
Es war mir, als ob all sich nahten
Und hielten wunderbaren Tanz
Rings um die Säul’ im Mondenglanz.
Da kam mir bei die alte Sage,
Daß sie sich dreh’ bei’m Zwölfeschlage.
Indem so schlägt es Mitternacht.
Da fängt der Boden an zu beben,
Ein träum’risch Wiehern anzuheben
Dreht sich der Fürst mit seinem Pferde
Das hoch sich aufbäumt von der Erde.
Und wie es wieder stehet fest,
Er also sich vernehmen läßt:
In meiner guten Stadt Berlin,
Ich halt’ um jede Mitternacht
Noch immer treue Fürstenwacht;
So schaut’ ich jetzo nach den Linden,
Er ist auch deiner, Kind! – Franz Horn,
Ein Mann von deutschem Schrot und Korn;
Ich mocht’ ihn immer gern erblicken
Als Jüngling wandeln diese Brücken,
Sein tücht’ger Scherz oft recht mit Lust,
Denn freudig hat er mein gedacht,
So oft er diesen Weg gemacht.
Und was er mir gethan als Mann,
Wer mich in seinem Buch gelesen,
Der kennt mein Handeln und mein Wesen,
Von meinem Leibe zeugt dies Erz,
In seinem Buche wohnt mein Herz.
Darum ich ihn wohl grüßen mag.
Geh’, treues Kind, und ihm bedeute,
Daß ich sein denk’ im Himmel heute:
Und will er mein noch ferner denken,
Und von dem König, meinem Sohne!“
Er schwieg, hin sank ich an der Säule,
Und schlummert’ eine gute Weile,
Da war vergangen schon die Nacht,
Und hieher kam ich, ihm’s zu künden. –
- ↑ Aus einem Festspiele entlehnt, das ich zu Berlin im Jahr 1815 meinem theuren Freunde Franz Horn für seinen Geburtstag, den 30. Julius gedichtet, und das durch Freunde des Hauses aufgeführt wurde. Die obige Rede war der Muse der Geschichte in den Mund gelegt.