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Der Springbrunnen zu St. Ulrich (Badisches Sagen-Buch)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Heinrich Schreiber
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Titel: Der Springbrunnen zu St. Ulrich
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 397–398
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Originaltitel:
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Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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[397]
Der Springbrunnen zu St. Ulrich.

Als der heilige Ulrich mit seinen frommen Mitbrüdern im Thälchen oberhalb Bollschweil sein Kloster baute, schlich einmal um Mitternacht der Teufel mit einem gewaltigen Felsblock herbei, um es zu zerschmettern. Ulrich und die Seinigen beteten [398] aber so inbrünstig, daß er, unfähig, sein Vorhaben auszuführen, den Felsen ganz sanft in den Klostergarten niederlegte und sich eiligst davon machte. Am folgenden Morgen war Alles erstaunt, an dieser Stelle einen solchen Steinblock zu finden, welchen Menschen allein mit aller Anstrengung und Geschicklichkeit durch die enge Thalschlucht nicht herauszubringen vermocht hätten. Es war ein derber rother Sandstein, der schon durch seine Lage mitten im Garten von selbst einlud, ihn zum Becken eines Springbrunnens umzuwandeln. Die Mönche legten auch sogleich Hand an das Werk und verfertigten ein kunstreiches Wasserbecken, welches noch jetzt Bewunderung erregt. An seinem Rande, in der einen Hälfte, zeigt es Christus mit dem Kreuze, zwischen Moses und Elias sitzend, mitten unter zwölf Propheten, welche stehend, größtentheils mit aus ihrem Munde hervorgehenden Spruchbändern, abgebildet sind; in der andern Hälfte sitzt Christus zwischen den Sinnbildern der vier Evangelisten und hat ein aufgeschlagenes Buch vor sich; neben ihm, zu beiden Seiten, sitzen die zwölf Apostel. Jede Figur von der andern durch Säulchen getrennt, befindet sich in einer eigenen Rundbogennische. Darüber und darunter läuft eine einfache Verzierung des Gesimses hin, welche nur von der Mittelfigur beider Hälften (Christus) unterbrochen wird, und zu jeder Seite in einen Mönch übergeht, der auf dem Bauche im Staube liegt und die Hände flehend empor hebt.

An diesem Springbrunnen saß der heilige Ulrich öfters wenn er sich von den Anstrengungen des Gebetes erholte und sein von Kopfschmerz geplagtes Haupt mit Wermuthessenz einrieb. Dann aber störten ihn die leidigen Elstern wieder durch ihr Geschrei, denn er liebte die Einsamkeit und hatte sich in die abgeschiedene Vilmarszelle begeben, weil ihm das frühere Klösterchen unweit Rimsingen, (an der Landstraße zwischen Freiburg und Breisach) zu geräuschvoll gewesen war. Er ruhte also mit seinem Gebete nicht, bis auch diese lästigen Gesellschafter, diese neckenden Abgesandten des Teufels, die Elstern, für immer das Klostergebiet verlassen mußten.

(Siehe Dr. Heinrich Schreiber’s: „Taschenbuch für Geschichte und Alterthum.“ Jahrgang 1839. S. 345 u. ff.)