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Das Hexenthälchen (Badisches Sagen-Buch)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Heinrich Schreiber
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Titel: Das Hexenthälchen
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 397
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Originalherkunft:
Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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Das Hexenthälchen.

Um den Schinberg zieht sich, von Freiburg her, über Merzhausen und Au nach Wittnau ein Thälchen, das Hexenthälchen heißt, wegen des alten Annele, welches vor vielen Jahren dort verbrannt wurde. Einmal war ein schreckliches Gewitter mit Wolkenbruch, wie man es seit Menschengedenken nicht erlebt hatte; alles Feld längs des Baches war zerrissen und versandet. Da jammerten die Leute und schlugen die Köpfe zusammen; auch das Annele schaute, aber ohne große Theilnahme, in die Verwüstung. Da rief ihr die Nachbarin ärgerlich zu: „Du hast ja Alles verloren, dein Mättlein ist hin, und du jammerst nicht einmal!“ Das Annele aber erwiederte: darauf: „selber thun, selber haben.“ Da merkte die Nachbarin, daß das Annele das Wetter gemacht habe und eine Hexe sei und machte sogleich die Anzeige. Der Amtmann ließ daher das Annele einsperren, konnte aber doch nichts Rechtes aus ihr heraus oder auf sie bringen und erdachte sich deßhalb eine List. Als er sie wieder vorführen ließ, sah er sie ganz geringschätzig an (sonst hatte man vor den Hexen großen Respect) und sagte ihr: „er werde sie wieder fortschicken, sie könne nichts und sei keine rechte Hexe.“ Das war dem Annele an die Ehre gegriffen, daher faltete sie sogleich voll Verdruß ihren Schurz zusammen und machte ein Häslein mit langen Ohren, das alsbald wieder verschwunden war. Da bekreuzten sich Alle und der Amtmann war nun seiner Sache gewiß. Er ließ also das Annele verbrennen, das sich auch ganz geduldig an den Pfahl binden ließ. Jedes Kind aber kann Einem noch heut zu Tage das Hexenmättlein zeigen und den Ort, wo sie das Annele verbrannt haben.

Dr. Heinrich Schreiber.
(Originalmittheilung.)