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Der Ranenberg

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Textdaten
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Autor: Ernst Deecke
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Titel: Der Ranenberg
Untertitel:
aus: Lübische Geschichten und Sagen, S. 5–6
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Carl Boldemann
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Erscheinungsort: Lübeck
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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4. Der Ranenberg.

Als nun König Heinrich ruhig in seiner Lieblingsstadt saß und keines Ueberfalls vermuthen war, kam plötzlich im Juli 1111 ein zahlloses Heer von Rügianern die Trave aufwärts und lagerte sich rings umher; ihre Schiffe jedoch ließen sie in der Slutupper Wiek. Heinrich aber sagte zu seinem Obersten: „Es ist nothwendig, daß ich ausziehe und Hülfe schaffe; sei also getrost und tapfer, und ermuthige die Krieger, die in der Stadt und Burg sind, und halte Dich bis an den vierten Tag. Dann werde ich auf dem Pariner Berge erscheinen und Euch ein Zeichen geben.“ In der Nacht aber entwich er heimlich mit zween anderen, und kam nach Holstein, wo er die große Gefahr, in der die Lande schwebten, so eindringlich vorstellte, daß ihm eine große Schaar in den Kampf folgte. Mit dieser schlich er auf Umwegen der Stadt zu und hieß sie stille sein, damit die Feinde kein [6] Getöse, nicht einmal das Wiehern der Pferde hörten. Dann bestieg er mit einem Knappen den Pariner Berg und zeigte sich denen in der Burg am vierten Morgen mit den verabredeten Signalen. Die aber freuten sich nicht wenig, denn sie hatten schon gehört, daß der Fürst gefangen sei. Nachdem er nun die Stellung der Feinde genugsam erforscht, führte er seine Schaaren nach Travemünde, und zog den Weg hinauf, wo die Rügianischen Reiter, die täglich erwartet wurden, ankommen sollten. Es war aber am Morgen des 1. August. Als die Belagerer das Heer kommen sahen, rückten sie ihm jubelnd entgegen; aber sie wurden bei Siems völlig geschlagen, während die Leute aus der Stadt ihnen in den Rücken fielen und Feuer in die Schiffe warfen. Da wurden an 6000 erschlagen, und fast eben so viele ertranken im Wasser. Die Todten aber wurden in einen großen Hügel zusammengebracht und beschüttet, der heißt noch der Ranen- oder Rugenberg, und darf noch kein Pflug darüber hingehn. Alle Jahr aber am 1. August wurde dort ein großes Fest auf Anordnung König Heinrichs gefeiert.

Bemerkungen

[387] Auf diesen Namen machen mehrere Hügel Anspruch. Eine Anzahl derselben zeigte man ehedem zwischen Ivendorf und Travemünde. Ein Rugenberg liegt hinter Seretz rechts vom Wege. Ein Rangenberg, bis vor kurzem mit einer grünen Hecke gekrönt, liegt hinter der Herrenfähre, rechts von der Landstraße, nach der Trave zu.