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Der Pöppendorfer Ring

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Textdaten
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Autor: Ernst Deecke
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Titel: Der Pöppendorfer Ring
Untertitel:
aus: Lübische Geschichten und Sagen, S. 7–8
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Carl Boldemann
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Erscheinungsort: Lübeck
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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5. Der Pöppendorfer Ring.

Im Jahre 1138, als Pribislav Fürst des Wagerlandes war, und einen Raubzug in Holstein machte, kam der Fürst der Rügianer, Ratze, mit einer großen Schaar nach Lübeck, und berannte es so heftig, daß es in seine Hände fiel. Mit Mühe retteten sich die Priester samt den großen Kirchenschätzen an heiligem Gold- und Silbergeräth. Von den Feinden verfolgt, bargen sie die kostbaren Gefäße in den großen und festen Ring bei Pöppendorf, wo vordem Seeräuber ihr Wesen getrieben und Beute getheilt. Dort verschwand Alles unter die Erde, nachdem die Priester diejenigen verwünscht, die sich des Fundes bemächtigen würden. Viele Jahrhunderte nachher kam ein seltsamer Mann mit einer Wünschelruthe, ließ sie schlagen, und verhieß dem Besitzer, den ganzen Schatz für ihn zu heben, wenn derselbe eine Schrift, die er mitgebracht, mit seinem Blute unterzeichnen wollte. Schon war der Bauer bereit; er that aber die Schuhe ab und machte, da er nicht schreiben konnte, ein Kreuz; worauf die Schrift in die Luft verflog, und der Fremde zornig und mit Drohen davon ging. In der nächsten Nacht fingen nun die Leute, ohne den Fremden, an der Stelle, wo die Ruthe geschlagen, in Gottes Namen an zu graben. [8] Da erhub sich ein furchtbares Stürmen und Heulen und Jagen um den Ring; aber die Leute gruben in Gottes Namen weiter, während sie im Stillen beteten. Und als sie zum drittenmal in Gottes Namen ansetzten, da ward es hell, und sie sahen eine goldne Wiege, darin lag ganz natürlich ein silbernes Kind. Indem aber brach die Frau des Bauern, die nicht sehr fromm war, mit den Worten hervor: „Wat, Dübel, is dat?“ und in dem Augenblick war nicht allein Alles verschwunden, sondern so viel man auch ferner grub, fand man doch nichts als steinerne Scherben.

In den achtziger Jahren grub ein Bauerknecht nach, der hatte was glänzen sehn. Er war muthig, und als er das Jagen und Toben hörte, rief er laut: Stah Hans! stah Hans! da fiel plötzlich ein Pferdekopf in den Wall, und es rief: Hestu mit rêten, so müstu ok mit frêten. Der Pferdekopf liegt da noch.

Bemerkungen

[387] Mündlich. Das Wort rêten am Schluß ist undeutlich. Denn von reißen kann hier eigentlich nicht die Rede sein. Ob hier an greten – begehren, grêtan – anschreien, herausfordern, zu denken sei, wag’ ich nicht zu entscheiden.