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Der Mordkeller (Deecke)

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Textdaten
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Autor: Ernst Deecke
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Titel: Der Mordkeller
Untertitel:
aus: Lübische Geschichten und Sagen, S. 208–209
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Carl Boldemann
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Erscheinungsort: Lübeck
Übersetzer:
Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[208]
108. Der Mordkeller.

1443 wohnte ein Weib auf dem Klingberg im Keller, die bat auf Allerheiligen-Abend eine einzelne Frau zu Gast, mit der sie sonst gute Freundschaft gepflegt. Als diese nun des Guten gehörig genossen, wirft ihre Freundin sie mit dem Stuhl rücklings zu Boden, schneidet ihr die Gurgel ab und ermordet sie, zieht sie nacket aus und haut mit einem Beil den Leichnam in sechs Stücke. Inmittels kömmt ihr Mann mit ihrem Bruder in den Keller gegangen, und erschrecken über die Maßen, wie sie das Unglück sehn. Dennoch machen sie es nicht ruchtbar, sondern lassen sich von dem Teufelsweibe mit leidigen Worten und großen Verheißungen überreden, daß sie den zerhauenen Körper mit Steinen beschweren und in der Königstraße in den Sood werfen. Dann schleichen [209] sie nach dem Hause der Ermordeten und tragen deren Geld, Kleinodien und beste Kleider davon.

Diese böse That blieb an 2 Monate verborgen. Da ward der Körper im Sood gefunden, herausgezogen und auf die Gasse gelegt. Es entstand aber bald ein Gemurmel unter den Nachbarn der Kellerleute; und die Gerichtsherrn ließen das Weib zur Haft bringen, wo sie denn, ein wenig schärfer examiniert, ihren greulichen Mord gestand.

Alsbald wurden auch der Mann und der Bruder eingezogen, und nachdem sie nicht leugnen können, auf’s Rad gelegt.

Das Weib, welches ihre Niederkunft erwartete, blieb so lange sitzen, bis sie ihr Kind zur Welt gebracht; dann ward sie auf einen Holzhaufen gesetzt und lebendig verbrannt.

Der Keller aber, in welchem die That geschehn, hieß lange Jahre der Mordkeller.




 

Bemerkungen

[395] (Auch noch mündlich.)