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Der Beruf der evangelisch-lutherischen Kirche zum Amt der Diakonie/7. Stunde

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« 6. Stunde Hermann von Bezzel
Der Beruf der evangelisch-lutherischen Kirche zum Amt der Diakonie
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7. Stunde.
Donnerstag Früh.

Gebet: Schenke, o Herr, allen denen, die, Dir zu dienen, herzliches Verlangen tragen, daß Du sie gewiß machst Deiner sie stärkenden Gnade, daß Du über ihrem armen Wollen gnädig sein und über ihrem schwachen Tun immer wieder erbarmend Dich erweisen mögest, und verleihe, daß sie dermaleinst bei Dir zu ewigem Danke sich finden mögen. Amen.


 Nicht so ist es, daß die einzelne Persönlichkeit Dienerin Jesu Christi wird, weil sie Diakonisse geworden; sondern weil sie Dienerin Jesu Christi war, wurde sie Diakonisse. In diesem ungemein einfachen Satz liegt der Unterschied von den Bewegungen der beiden andern Kirchen. Weil die einzelne Persönlichkeit Christo dienen mochte und diente, wurde sie Diakonisse und wählte auf Seinen Ruf diese nicht höhere sondern speziellere Art des Dienens. Nicht erst als sie Diakonisse wurde, diente sie dem Herrn. Jene Möglichkeit des Lohnes des sonderlichen Dankeserwerbs seitens des Herrn, wie sie die römische Kirche aufzeigt in der Befolgung von „evangelischen Räten,“ kennt unsre Kirche nicht. Und jenen lohneifrigen Zug, der sich in die ernste und treue Arbeit der reformierten Kirche mischt, kennt unsere Kirche auch nicht. Ihr ist es darum zu tun, zu danken. Und im Dank hat noch niemand etwas Verdienstliches, sondern nur Freude gesehen. Es ist also keineswegs an dem, daß die einzelne Persönlichkeit durch die Genossenschaft erst| zum Dank angeregt werden darf, sondern aus Dankenden und Dienenden bildet sich die Genossenschaft. Löhe sagt einmal: „Ich schämte mich so, als ich sah, daß unsere Kirche das Palladium der reinen Lehre wahre, aber in Liebeswerken so scheinbar zurück sei, und deshalb mußte ich an die Gründung gehen.“ „Es kann niemand etwas von ihm selbst nehmen, es werde ihm denn gegeben von Meinem Vater im Himmel,“ und nicht bloß für den irdischen Erwerb und Besitz gilt die paulinische Mahnung: „Die da reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Stricke,“ das gilt von aller Nachfolge des Herrn, allen sonderlich, welche in der Nachfolge stehen. Da muß der Herr berufen, und weil die Einzelne Christo dienen mochte und wollte, wählte sie auf sein Geheiß diese spezielle Art des Dienens, welche unsere Kirche am wenigsten mit Gelübden umgibt, weil sie in der festgegründeten Gewißheit steht: Wer einmal Jesum Christum recht geliebet hat, der muß Ihn immer lieben, und die einzelne Betätigung dieser Liebe schenkt und gewährt der Herr. Es ist nichts sonderlich Großes an Ihnen, sondern nur in soweit ist Ihr Diakonissentum keine innere Lüge, als es „die geformte Art“ des Dankens ist, die man beliebig mit einer andern vertauschen kann, ja muß, wenn der Herr spricht. Nicht an der Form, sondern an dem Wesen hängt es. So lehrt unsere Kirche. Würde der Herr von einer oder der andern mit deutlichem Winke die andere Betätigung des Dankes fordern, so müßte sie Ihm gehorchen, und ob sie es nicht täte, so wäre der Diakonissenberuf für sie unheilig. „Aus Dank und Liebe, nicht um Dank und Liebe.“ Und unsere Kirche freut sich herzlich, daß man für so viele Jungfrauen, welche sonst müßig am Markte stehen müßten, diese Art des Dienens gefunden hat. Unsere Kirche hat den Herrn je und je gebeten, Er möge sie doch die rechten Wege führen. Nun hat Er es getan und hat einen Teil der weiblichen Gliedschaft hineingeordnet zum Amt der Barmherzigkeit, zur sonderlichen Form des Dienstes. Es ist das nicht genug zu betonen, daß das Charisma unserer| Kirche auf der reinen Lehre beruhend, von selbst Liebestaten schafft, immer wieder die Ursprünglichkeit der Liebe wahrt, jene Zartheit, die sich am liebsten nicht in Gesetz und Instruktion fassen läßt. Die katholische Kirche verfaßt alles, fühlt gewissermaßen vor, lebt, schreibt, zeichnet den Dank vor, der dem Herrn erstattet werden muß, und zeichnet auch den Lohn vor. Die reformierte Kirche in ihrer großartigen Subjektivität läßt immer wieder das „Gefallen dem Herrn“ durchsehen, immer wieder die feine Werkerei hindurchblicken. Unsere Kirche lehrt aber gerade in diesen Liebeswerken die rechte Mengung zwischen Objektivität und Subjektivität. Auf objektivem Grunde in der Liebe Christi ruhend, sucht die einzelne Seele subjektive Betätigung des Dankes. Diese Subjektivität würde sobald in Willkür ausarten, als sie vergäße, aus welchem objektiven, von Ihm gegebenen Grunde sie ruht. Die Wohltat Christi wird ja nie ausgepriesen noch ausgedankt. Und unsere Kirche freut sich für viele ihrer Glieder, die sonst keine rechte Art des Dankes gefunden hätten, die rechte Art von ihrem Herrn bescheert erhalten zu haben; aber eben weil sie die Diakonisse und ihr Amt nur als eine besondere Form des Dankes und der Gegenliebe betrachtet, kann sie nun und nimmer in der Diakonisse etwas anderes erblicken, als einen dankbaren Christenmenschen, einen Christenmenschen, der sich freut, einmal die Form gefunden zu haben, in der er so von Herzen danken kann. Darum ist alles so natürlich in unserer Kirche. Diese geheiligte Natürlichkeit, die sich doch so wohl mit der hl. Zucht verträgt, nenne ich Subjektivität, vermengt mit Objektivität. Man hat gerade unserem Diakonissenhause nachgerühmt, daß es im Stande war, Originale zu bewahren, andere Diakonissenhäuser nivellierten mehr. Wenn sich auf die geheiligte Natürlichkeit der Zwang legt, den diese als Zwang empfindet und trägt, so wird damit das Veste ertötet oder wenigstens verwundet und verletzt. Es liegt eben die Gefahr nahe, Uniformität mit Unität zu verwechseln, Einförmigkeit mit Einigkeit. Wir halten es| auch nicht mit jenem geistreichen Franzosen, daß wir alle als Originale geboren werden, um als Kopieen zu sterben. Allerdings werden wir als Originale geboren, aber als verzerrte, doch die Gnade muß schenken, daß aus den Zerrbildern Sein Gnadenbildnis wieder erstehe. Diesen Zug, der sich im einzelnen Menschen, aber wieder in anderer Form, ausprägt, irgend zu verwischen, ist Frevel gegen den Herrn der Individualität. Nicht alle können alles. Der Herr der Geister teilt Gaben und Kräfte verschieden aus. Diese geheiligte Natürlichkeit als ein Gnadengeschenk zu wahren, ist Pflicht der Diakonie, weil sie auf lutherischer Lehre ruht, welche möglichste Weitschaft innerhalb des Gnadenreiches gelten läßt. Wenn eine Persönlichkeit von der Gnade erfaßt ist, dann mag sie ruhig ihre Wege gehen, auch wenn es einsame Wege sind. Wenn die einzelne Persönlichkeit von dem Herrn ergriffen ist, und man spürt, daß sie dem Herrn danken will, dann soll man an dies Geheimnis nicht rühren, man möchte es sonst entweihen. Jene geheiligte Natürlichkeit aber untergibt sich naturgemäß immer wieder heiligender Zucht. Die Zucht ist auch dem Christen notwendig und muß in der Kirche gehandhabt werden. Wir sind eine Versammlung von sich Heiligenden. Wir sind noch nicht heilig, aber wohl uns heiligend: Denn Sich Heiligende mögen nie ohne Zucht sein.
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 Meine Augen sehen stets zu dem Herrn. Man weiß sich beobachtet und innerlich geregelt von dem königlichen Gesetz des Herrn. Dies königliche Gesetz prägt sich aber in den äußerlichen Ordnungen aus: Man merke: Es kann jemand mit guten Werken um und um behangen und doch im Kern faul sein, und es kann einer voll verkehrter Werke sein, innerlich aber regt sich bereits die siegende Lebensmacht der Gnade. Es kann jemand mit Werken gekrönt sein; aber die guten Werke sind nicht organisch mit ihm verbunden. Es kann jemand geringe gute Werke tun; aber sie können erflossen sein aus der Liebe Christi. Wenn eine Seele gute Werke tun will, ohne sich um die geheiligte Zucht zu kümmern,| so ist das kein gutes Werk. Das erste gute Werk ist Gehorsam, der besser ist als Opfer. Unsere Kirche verlangt Gehorsam, zuerst dem Herrn gegenüber und dann den von Ihm geordneten Organen. Die geheiligte Persönlichkeit des Herrn hat Sich immer wieder im Gehorsam geübt und in Seinem Herrschen hat Er gehorcht. „Ich bin unter euch, wie ein Diener.“ Die geheiligte Subjektivität soll ja nie eigene Wege gehen, sie wird alsbald unheilig, schrankenlos, wenn sie die Formen, in denen sie dem Herrn ihren Dank ausströmen soll, selbstwillig verläßt. Es gilt sich in die gegebene Form voll zu fügen, und nicht das und jenes zu mäkeln, sofern die Form göttlichen Geistes ist. „Wahre die Ordnung, und die Ordnung wird dich retten.“ (Augustin?). So wahr der einzelne Christ sehen muß, daß diese Form ihm vom Herrn zugewiesen ist, um Ihm zu danken und dienen zu können, so gewiß muß er die Form um des Formers willen wahren, und die Form wird ihn selbst bewahren. Ordnung hat der Herr geboten, der ein Gott ist auch der Ordnung. Schrankenlose Willkür ist das eine Extrem. Die Form festhalten um der Form willen das andere. Hinausgehen über die Form ist die Art der Reformierten, Wahrung der Form in ihrer Erstarrung ist die Gefahr der römischen Kirche. Unsere Kirche ist die Kirche der rechten Mitte, sie lehrt uns die Form wahren um des Herrn willen. Ich ehre, achte und liebe die Form, und gebe meine geheiligte und erlöste Persönlichkeit an die Form hin. Wenn ich überzeugt bin, daß mein Herr mich in dieser Art arbeiten heißt, so werde ich mir die Freiheit des Christenmenschen zur Kritik wahren; aber es ist ehrfürchtige Kritik, die immer von der Form hinsieht auf Den, der sie gemacht hat und alle Formen anpaßt dem ewigen Ordner Christo Jesu. Was aber ewige Ordnung ist, das bleibt und wird von uns gewahrt. In diesem Geheimnis der Verbindung von Objektivität und Subjektivität hat unsre Kirche die Zucht der Diakonie. Die Gnade der Diakonie steht auf der reinen Lehre und auf dem| spontanen Dank für alle Seine Treue, die nichts verdienstliches kennt, sondern nur die Freude dienen zu dürfen, dem es um nichts anderes zu tun ist, als täglich Jesum Christum zu preisen mit dem Leben; aber das Korrektiv für die Diakonie ist die heiligende Zucht. Weil wir so fest an der Lehre halten, stehen wir fest zum Amt der Lehre, und halten es nicht für hierarchische Uebertretung, sondern für Gottes Geheiß: „Wer euch höret, der höret Mich.“ Wir kennen kein unfehlbares Lehramt, aber Einen unfehlbaren Herrn desselbigen Amtes. Da mag denn manches hinfallen, was die einzelne Persönlichkeit geprägt hat, was aber das Lehramt auf Christi Geheiß geordnet hat, das bleibt. Unsere Kirche vertritt auch hier wieder die rechte Mitte. Wenn die katholische Kirche in dem einzelnen Priester den personifizierten Gott sieht, die reformierte in dem Prediger ein bloßes Organ der Gemeinde, so erkennt unsere Kirche in dem einzelnen Amtsträger die geheiligte Verbindung von Objektivität des Herrnbefehls und Subjektivität individueller Aneignung. Welche Automaten wären wir, wenn wir nicht das Recht der Persönlichkeit auch im Amt geltend machten! Die Ordnungen des Apostolats sind geblieben. – Was aber die einzelnen Apostel für einzelne Zeiten aus einzelnen Bewegungen heraus geordnet haben, mag gefallen sein. In dem Lehramt hat unsere Kirche das Korrektiv für alle Auswüchse des Diakonissendienstes. Es drohen der Diakonissensache ernste Gefahren, und der Diakonissensache in unsrer Kirche die meisten, weil sie die größte Gnade hat, und wo die größte Gnade ist, da sind auch die größten Gegensätze, wo die leuchtendsten Gaben sind, da auch die ernstesten Schatten. Darum hat unsere Kirche zu wachen, daß die Diakonissensache sich nicht emanzipiere vom Amt der Lehre. Es steht die Gefahr sehr nahe, daß der heimische Herd, auf welchem die Flamme des Dankes zu Jesu Christo lodert, verlassen wird, und man sich auf fremde Gebiete transferieren läßt. Daß unsere Diakonissensache nur immer den Mut hat zu sein! „Entweder sie ist, wie sie ist, oder sie sei gar nicht.“| Entweder sie hält fest an dem Amt der Lehre als dankbare Dienerin, oder sie wird freizügig und fällt dahin, weil ihr der Kern ihres Wesens und die Krone ihres Hauptes genommen ist, und wird feil und käuflich allen Bewegungen des Tages, ja die gefreite Dienerin Jesu Christi wird Kaufobjekt auf dem Markte des Lebens, wenn sie sich loslöst von dem Amt der Lehre. Diese Gefahr zu erkennen, müssen wir uns immer und immer wieder mühen. Man denke jetzt nicht an den manchfachen törichten Weihrauch, den die Welt verschwenderisch bietet. Allmählich werden die Wolken des Weihrauchs so dicht und so stark, daß auch blöde Augen merken, was man bezwecken will. Es ist hier wie mit dem Kains-Opfer, dessen Rauch nicht zur Höhe wollte, sondern auf den Niederungen der Erde sich bewegte. Jener Dank, den die Welt gibt, ist kein Dank, der emporsteigt. Andere Gefahren drohen von christlichen Kreisen, die mit den beiden Schlagwörtern „innere Mission“ und „inneres Leben,“ (der Sekten- und Gemeinschaftsleute) bezeichnet werden können. Die innere Mission hat durch ihren Gründer, den unvergeßlichen Wichern, den Fehler begangen, die Kirche ersetzen zu wollen. Weil der Kirchenbegriff abhanden gekommen, darum wird die innere Mission als der Rettungsport für die auf dem Meere der Welt umhergeworfene Christenheit angesehen. Aber wir haben nur einen Rettungsport: Das ist der Fels der Kirche, Jesus Christus. Die innere Mission sei hochgepriesen, sofern sie auf dem gleichen Grunde ruht, wie die Diakonie. Wenn sie aber auf anderem Grunde stehen will, wenn sie dann die Substruktion, den Unterbau für die Diakonie bilden will, dann hört die rechte Diakonie auf. Es steht ganz gewiß fest, alles Herrliche und Hohe und Heilige, das die Geschichte der Kirche darbietet, ist auf dem Boden eines entschiedenen freudigen Glaubens an die wahre Gottheit Jesu Christi erwachsen. Das hat vor 40 Jahren schon der treue Hengstenberg gesagt: „Alles Große und Herrliche, was die Kirche, insonderheit meine Kirche aufzuweisen hat, ist auf dem entschiedenen Bekenntnis| zur wahren Gottessohnschaft Jesu Christi gewachsen.“ Es gibt uns nun viel zu denken, das jene Bewegung, die man Ritschlianismus nennt, jetzt mit ihrer ganzen Kraft auf das Gebiet der inneren Mission sich wirft. Und das sind diese Männer, welche aus dem Schild des Glaubens, den wir den dämonischen Versuchungen gegenüber hinzuhalten haben, den Edelstein herausbrechen: „Jesus Christus, mein Herr und mein Gott“; die auch in treuem Meinen und bei persönlicher Frömmigkeit doch der Kirche den Glauben zu ihrem einigen Herrn nehmen, „Die christliche Welt,“ das Hauptorgan dieser Bewegung, spricht in längeren Reihen von Artikeln über die Diakonissensache: Kennt sie auch Den, dem man dienen soll? Es gibt keine christliche Welt, so wenig es einen christlichen Staat gibt. Von dieser Bewegung droht die größte Gefahr. Die Diakonie unserer Kirche ist paralell – zeitlich und innerlich genommen – mit der inneren Mission entstanden, infolgedessen kann von äußerer und innerer Abhängigkeit keine Rede sein. Die innere Mission dient der Diakonie und diese ihr, nicht in Abhängigkeit, sondern in freier Wechselwirkung, auf einem Grunde! Wir brauchen nicht erst an solche geradezu zu verurteilende Ausschreitungen zu denken, wie sie jetzt zur „Ehre Gottes“ getrieben werden, da sie ja nicht der inneren Mission direkt vorgerückt werden können. Wenn Juden und Judengenossen am Bau einer christlichen Kirche mitwirken werden, dann haben wir kein Recht, für die Austreibung der Jesuiten zu reden, dann sind wir selbst Jesuiten, bei denen der Zweck auch das verwerflichste und verwirrendste Mittel heiligt. Wahrlich! Lieber in einem Stalle die reine Lehre verkündigen, als in einer mit Sündengeld gebauten Kirche; es kommt doch nicht auf den Ort an. Die Apostel haben auch keine Dome gehabt. In der ärmlichen Dorfkirche von Neuendettelsau aber hat ein Mann gepredigt, von dem † Kahnis sagt: „Er konnte reden, wie es nur wenige vermocht haben.“ (Der innere Gang des deutschen Protestantismus S. 231.)| Wohl uns, wenn wir Münster haben, aber wir müssen sie nicht haben, wenn nur Christus rein und lauter gepredigt wird. Darum muß die evangelisch-lutherische Kirche wachen, denn an sie wagen sich die Bewegungen vornehmlich. Wir reden nicht von Mauern, Häusern, Grundsätzen, sondern von Personen, welche hinter diesen Grundsätzen stehen. Dieses Hauses Zukunft ist, mit aller Bescheidenheit sei es gesagt, die Zukunft der evangelisch-lutherischen Diakonie. Und mit der Zukunft dieses Hauses, das am allerfestesten auf der reinen Lehre aufgebaut und fortgebaut ist, hängt die Zukunft sämtlicher lutherischen Diakonissenhäuser wenigstens zusammen. „Darum stellet euch nicht dieser Welt gleich, verneuert euch aber im Geist eures Gemüts“. Darauf kommt’s an, daß wir die tägliche Reformation in uns vornehmen, im Denken, Dichten und Tun, daß wir den Grund der Lehre nicht vergessen und uns ängstlich halten an das geordnete Amt. Er, Der Seiner Kirche die Verheißung gegeben, daß die Pforten der Hölle sie nicht sollen überwältigen, Der Seinem Worte die gnadenreiche Zusage gegeben, daß es nicht leer zurückkomme, sondern tun soll, was Ihm gefällt, und daß ihm gelinge, wozu Er es sendet, Er hat auch dem Amte des Wortes verheißen, daß Er bei den Seinen bleiben wolle bis ans Ende der Tage. Das ist das Amt, das unter Ihnen steht. Dies Amt wird die Stürme überdauern um Dessenwillen, der es gestiftet hat. Dies Amt soll des Wortes warten, und des Priesters Lippen sollen die Lehre bewahren, daß man bei ihm das Gesetz suche. Ihrer ist das Suchen, unser das Wahren. Heilige Subjektivität schenke Ihnen der Herr, welche in der heiligen Zucht sich weiß, in der Zucht vom Amt. Diese treu töchterliche Verbindung des Dienstes der Barmherzigkeit mit dem Amte der Lehre ist das Große, von dem Herrn Gewollte. „So ihr solches wisset, selig seid ihr, so ihr es tut.“ Wissen muß zuvor sein, nicht allein zwar, aber zuvor. Weil zuvor der Weg gebahnt sein muß, ehe man zum Ziele gelangt.| Nicht genügt es, im allgemeinen die Schrift zu glauben, sondern den Schriftsinn, den die lutherische Kirche in ihren Bekenntnissen durch des Hl. Geistes Eingabe als den richtigen dargelegt hat, gilt es festzuhalten. Sonst kommen wir ja auf jene sehr gut gemeinte und auch fromme lutherische Christen sehr bestechende Anschauung, daß der Bibelglaube allein rette. Es gibt zu denken, daß in dem Ansbacher Kreise viele zu der „Gesellschaft für innere Missions i. S. d. l. K.“ gehörigen Glieder in das „Gemeinschaftslager“ übergegangen sind. Diese Gemeinschaftsleute betonen ausschließlich die Bibel; aber die subjektivistische Frömmigkeit allein tuts nicht, sie muß am Bekenntnis erstarken, in den Ordnungen leben. Es ist dies die zweite Gefahr, die in unsern Tagen der Diakonie droht, daß man Bekenntnis und Bibelwort einfach konfundiert. Jene Gemeinschaftsleute machen gar kein Hehl daraus, daß sie mit Reformierten und Unierten zum heiligen Abendmahl gehen können. Es ist das eine liebenswürdige, rührende Naivität, aber Mannheit in Christo nimmer. Da muß wohl geachtet werden, daß nicht auf diesem Wege die Sekten Kindesrecht in der Kirche erschleichen wollen, die – ihrer Wahrheit Freude – nie Sekten hervorgebracht hat. Bibelwort und Bekenntnis ist nach dieser Hinsicht sehr scharf auseinander zu halten. Wozu haben wir den Katechismus für unsere Jugend? Wozu stellen wir sie erst auf den Grund des apostolischen Bekenntnisses, ehe wir sie einführen in die hl. Schrift? Nun aber sieht man das Bekenntnis nicht als das primäre an, wenn nur einer „in der Bibel“ lebt. Welche Geister aber in der Bibel leben können, das lehrt uns die Kirchengeschichte in nur zu deutlicher Weise.
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 Unser Herr schenke Ihnen jetzt und allezeit offene Augen des Verständnisses für die Bewegungen der Zeit und die innige Vertrautheit mit den Bekenntnissen der Kirche, besonders mit dem Katechismus und der Augsburgischen Konfession, in denen man heimisch werden| muß; sodann die feste Treue zu der hl. Schrift und die innigste Vertrautheit mit ihr. Irrtümer werden nur bekämpft wenn man sie auf den Grund verfolgt.

 Herr, Dein Wort, die edle Gabe,
Diesen Schatz erhalte mir;
Denn ich zieh es aller Habe
Und dem größten Reichtum für,
Wenn Dein Wort nicht mehr soll gelten,
Worauf soll der Glaube ruhn?
Mir ist’s nicht um tausend Welten,
Aber um Dein Wort zu tun.

 Halleluja, Ja und Amen!
Herr, Du wollest auf mich sehn,
Daß ich mög in Deinem Namen
Fest bei Deinem Worte stehn!
Laß mich eifrig sein beflissen
Dir zu dienen früh und spat,
Und zugleich zu Deinen Füßen
Sitzen, wie Maria tat.


Gebet: O Herr, erhalte alle die Deinen bei dem Einen, daß sie Deinem Namen, der über alle Namen ist, hochgelobet, ehren und preisen, daß sie ihren ewigen Erlöser immer treuer ins Herz fassen, Seine Gnade mit dankbarem Sinne preisen und nur dahin gehen mögen, wohin sie ihr Herr gehen heißt: Wege gehorsamen Dankes. Amen.



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