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Der Beruf der evangelisch-lutherischen Kirche zum Amt der Diakonie/6. Stunde

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Der Beruf der evangelisch-lutherischen Kirche zum Amt der Diakonie
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6. Stunde.
Mittwoch Abend.

Gebet: O Herr, Der Du allen den Deinen das Verlangen nach Dir, und der bei Dir bereiteten Heimat geschenkt hast, wir bitten Dich, laß alle Deine Dienerinnen in dem festen Bewußtsein Deiner Hilfe zu der ewigen Heimat hin wandern, die sie in allem Erdenweh grüßt, und erfülle ihr Tun und Werk mit Ewigkeitsgedanken, auf daß sie durch die zeitlichen Güter und Gaben also gehen, daß sie die ewigen darüber nicht verlieren, um Deines Erbarmens willen. Amen.


 Das Warten war das Los unserer Kirche, das neidlose Warten, nicht immer leicht, wenn sie nun gewahren mußte, wie die römische und reformierte Kirche auf allen Gebieten des praktischen Lebens ihr den Vorrang abliefen, aber unser Herr hat damit unserer Kirche zeigen wollen, wie Er sie lieb hat, daß Er ihr immer wieder das Teil wahrte, welches Sein lieber Sohn der Maria als das beste bezeichnet hat. Als aber die Zeit des Wartens erfüllet war, die Gott der Herr für Seine Kirche ersprießlich erachtet hatte, da kam die Stunde, in der sie sich betätigen sollte. Wenn wir aber von geschichtlicher Betätigung der Barmherzigkeit sprechen, so muß ja betont werden, daß der selige Gründer dieses Hauses eben auch die Zeichen seines Herrn erst recht verstehen mußte, ehe er den Grund zu diesem Hause legen konnte. Es war nicht mehr der von jugendlichen Idealen erfüllte, in Jugendkraft stehende, in die Weite strebende Mann, der dieses Haus gegründet hat, – dem Gedanken an| „Weitergehen“ war er abgestorben – sondern der durch manche schwere und ernste Erfahrung, auch Enttäuschung hindurchgegangene, der Mann, welcher um die Lehre seines Herrn sich schier zu Tode geeifert hatte. Hinter ihm lagen die Stürme der vierziger Jahre. Er hatte in ihnen und durch sie manches gelernt: die Gegenwart mit vielfacher Armut hieß ihn zurückgehen in die Rüstkammer, welche eine große Vergangenheit mit herrlichen Waffen aus Gottes Wort geziert und gerüstet hat. Als Programm aber des gesamten Wirkens des teuern Gottesmannes dürfen wir die im Traktate „Von dem göttlichen Worte, als dem Lichte, das zum Frieden führt“ (1835) niedergelegten Grundsätze erachten. Welchen Ernst wendet er gegen den modernen Methodismus auf, der „glaubt, daß er seinen Heiland gefunden habe, aber ach! vorübergehend, – deshalb Gemeindlein in der Gemeine, mancherlei Regeln, allerlei Anstalten wohlgemeinter Art, aber kurze Augenblicksdauer. Die Gemeinschaft der Brüder ist nicht der Himmel auf Erden, – denen, die auf Flügeln zu Gottes Thron enteilen wollen, däucht in der Wüste Gottes Manna lose Speise.“ So geißelt er den Weg des Gefühls und der Werke, der zu einem nachteiligen Mystizismus führen muß. Wie warnt er vor den Sentimentalitäten mit Anstalten und Vereinen! Mit hohem Recht nennt er den Glauben im Gegenstreit zu dem Gefühle, den Glauben, der sich stützen müsse auf die unveränderlichen Verheißungen des Wortes Gottes, diese Sicherheits- und Freiheitsbriefe erlöster Seelen! Trauet dem Worte, werdet an ihm nicht irre, so gebt Ihr den Seelen einen Punkt der Ruhe außerhalb der Welt. Dieser Traktat, der, den Meister in der Seelenführung im 27jährigen Manne vordeutend, in so einfach großartiger Weise unsere Heilsgewißheit von den trügerisch wechselnden Gefühlen unabhängig gemacht und allein auf ewige Gottesworte fußen heißt, ist es nicht eine recht lutherische Tat? Wort und Treue gegen das Wort – Grundbedingungen alles Hoffens und Wirkens. Dazu die sehnliche Begier nach einer „apostolischen Brüderkirche“, wie| Luther sie wohl gewünscht hatte! In jenem Streit zwischen gewiß treuen Knechte unserer Kirche und Löhe lag für Letzteren ein unnennbar schweres Weh, aber es darf wohl gesagt werden, daß hier auch der Herr eine Sichtungs- und Wartezeit in dem Herzen und Leben Seines Knechtes anbahnte. Als ein Ideal um’s andere in ihm abgeklärt, ausgereift war, nicht der Jugendmut ihn fortriß, Ideale ins Leben umzusetzen, die kurzlebig, nur in ihrem schönen Sterben zeigen, was sie hätten werden mögen und können, sondern der in Stürmen mancher Art ausgeborene Gedanke ihn erfüllte, da hat der Herr über Bitten und Verstehen ihm das Werk gelingen lassen, dessen lebendigen Zeugen, Trägerinnen und verständnisvolle Vertreterinnen sie werden sollen. Wenn die Gründungen moderner Tage den Stempel der Hast und Ruhelosigkeit, ja oft ungeheiligter Ruhelosigkeit und Werkerei an sich tragen, wenn sie von dem geistlichen Mutterboden, dem sie ursprünglich entstammten, auf das weite und öde Blachfeld humanitärer Gedanken übergeführt werden, so sind die Gründungen Löhe’s alle aus dem Warten geboren, das erstarken läßt, indem es die Wurzeln tief treibt. Nicht Eintagsexistenzen kümmerlicher Art, sondern unverwelkliche Gedanken und in die Ewigkeit folgende Werke! Die christlichen Gründungen unserer Tage führen zu der großen Gefahr, daß man, weil das Leben nicht mehr den hohen Anforderungen des Christentums sich anpassen will, auf ein niederes Niveau diese Anforderungen herabdrückt, daß man die ewig feststehenden Sätze, nach der etwas brüchigen modernen Ethik, die mehr auf gegenseitigem Abkommen beruht, zu mildern und zu erleichtern sucht. Weil das Leben sich nicht mehr heben kann auf die Höhe der Lehre, soll die Lehre sich herablassen zur Flachheit des Lebens. Im Gegensatz zu diesen Gründungen ist aus dem Halten auf reine Lehre dieses Haus entstanden, ein beredtes Zeugnis dafür, daß reine Lehre zum gesunden Leben drängt. Der Grund dieses Diakonissenhauses ruht auf gesunder Lehre, auf erkämpfter und teuer erstrittener. Deshalb möge das Auszeichnende dieses| Hauses darin gefunden werden, daß es die Lehre so sehr betont. Es mag ja die Wirklichkeit zunächst gering und unscheinbar sich ausgenommen haben, der Wahrheit des Ideales gegenüber. Es wird wie es bei allen Idealen im Reich Gottes zu ergehen pflegt, auch zur Ausgestaltung der in ihnen gelegenen und durch sie gegebenen Potenzen nach längere Zeit bedürfen, aber um nur Eines zu nennen: die Gründung der sog. Blauen Schule, welche Löhe als so wichtig anerkannt hat, beweist nichts anders, als das vielleicht nicht einmal ganz bestimmte Bekenntnis, es müsse auf Lehre alles Diakonissentum sich aufbauen, wenn es nicht zu allgemein humanitärer Bewegung verflachen und ausarten solle. Und darum ist je und je die Schulung der künftigen Schwestern betont worden, und muß, je mehr die Aufgabe sich erweitert, mit allem Ernst betrieben werden, da nichts, gar nichts, die Festigung in der Lehre zu ersetzen vermag, da, wo Festigung und Gründung in der Lehre nicht vorhanden, routinierte Christen „Helden des Schlagworts, Größen methodistischer“ Technik, im schlimmsten Falle sogar „undogmatische Leute“ erstehen, Treibhauspflanzen, welche das Los mit allen ephemeren Existenzen teilen, die nach außen sich rasch ausdehnen und auswachsen, aber auf Kosten des größten, was es gibt, des wurzelhaften, kernigen, innerlichen Lebens. Die Grundgedanken liegen in ihrer Lehre, sind und bleiben lutherisch, die Formen kann man mit der Oekumenicität, die eben nur unsere Kirche üben kann, füglich aus frommen katholischen Kreisen herüber genommen sich denken. Denn es ist doch nicht ganz an dem, wie Disselhoff in seiner Denkschrift „Jubilate 1886“ sagt, wo er das Hohelied der Diakonie mit begeisterten Worten singt, daß die Diakonie unserer Tage, organisches Gewächse der evangelischen Kirche sei wieder aufblühend nach apostolischem Vorbilde. Aber der Grund, dem sie ihr Leben verdankt, ist und bleibt lutherisch, die Form ist katholisch. Und bei der Weitschaft, mit der Löhe alle Formen sich gefallen ließ, insofern nur der rechte Geist in ihnen lebte, wie er überhaupt der vorvatikanischen Kirche freundlich| gegenüber stand, kann man bereitwillig zugestehen, daß er katholiche Formen annahm weil es ja keine geistlose, unevangelische und sklavische Nachahmung ist, sondern Ablauschung des Großen, was dort in der Form gewahrt und bewahrt wird, während die Kirche der Lourdesgrotten, Herz Jesu- und Herz Maria-Andachten kein Gefallen bei ihm gefunden hätte.

 An Löhe’s Diakonissenhaus, das nicht umsonst am Tage Hiob (9. Mai 1854), des Helden in der Geduld und gekrönten Glaubensmannes, gegründet ward, kann man lernen, wie unsere Kirche ausreifen mußte. Zuerst Festigung der Lehre, um zu wissen, Klarstellung des Begriffes von der Kirche (in den drei Büchern von der Kirche 1845, jenem „wahren Hochgesange auf die Kirche des reinen Wortes und Sakraments“), dann Taten der äußeren Mission (Aussendung nach Nordamerika) und der innern.

 (Vergessen sollte doch nie werden, daß nicht ohne Gottes Fügung am hiesigen Orte der Katholizismus nur in seiner idealen Gestalt je und je bekannt war, in einer hoffnungsvollen, zur Nennung der Schwesterkirche einigermaßen berechtigenden: daß auch andere Auffassung am Platze und im Rechte ist, soll aber auch betont und nicht vergessen werden.)

 Kann man nun nach alle dem von einem speziellen Charisma unserer Kirche in bezug auf die Diakonie sprechen? Ja und nein. Von einem Charisma in dem Sinn, wie es anfangs dieser Stunden vorgeführt worden, kann nicht wohl die Rede sein; denn das einzig bleibende mütterliche Charisma unserer Kirche ist die Lehre, alle anderen Charismen, die unsere Kirche wohl besitzen mag, ordnen sich diesem Charisma ein. In abgeleiteter Bedeutung, in sekundärer Weise hat unsere Kirche um deswillen das Charisma zur Diakonie, weil sich die Barmherzigkeitserweisung gründet auf die Lehre von dem barmherzigen Herrn, und das Charisma unserer Kirche zur Barmherzigkeitsübung ruht auf dem bleibenden Dank für Seine Barmherzigkeit. Indem dogmatisch festgestellt| werden muß, daß alle guten Werke bei uns auf der Rechtfertigung allein aus dem Glauben ruhen, in so fern als alle guten Werke die spontanen Ergebnisse der in Jesu gegründeten Persönlichkeiten sind, kann von einem Charisma die Rede sein, weil von einer Gnadenfreudigkeit zu guten Werken überhaupt. Die guten Werke sind in der römischen Kirche mitwirkend, in der reformierten Kirche sind sie doch in gewisser Beziehung Mittel zum Zweck, in unserer Kirche sind sie freiwillig, in ihrer Freiheit aber notwendige Ergebnisse. Der katholische Christ will mit seinen Werken etwas verdienen, der reformierte Christ will mit seinen Werken etwas erreichen, der lutherische Christ freut sich, daß er leben darf in guten Werken. Bei den Reformierten gilt: „So suchen wir, ob wir daheim sind oder wallen, wie wir Ihm wohlgefallen.“ Das ist im letzten Grunde nicht lutherische Art sondern: „Was soll ich Dir, mein Seelenfreund, für solche Treue schenken? Ich will mich ganz und gar in Deine Gnad einsenken“, das Uebrige ergibt sich von selbst. „So gewiß“, sagt Luther in seiner Vorrede zum Römerbrief, „alles neu wird im Christenleben, so gewiß ist der Glaube ein mächtig und schäftig Ding. Er fragt nicht erst, ob Werke zu tun seien, ehe er fragt, hat er sie schon getan.“ Bei uns ergeben sich die Werke aus der von Jesu geheiligten Persönlichkeit, darum wird unsere Kirche nicht müde, Ihm zu danken für alle Seine Treue. Deshalb vergißt sie nie, was er ihr wohlgetan hat. Sie weiß nicht, sie kann es nicht wissen, wie sie ihrem Herrn wohlgefällt, sondern wie die Pflanze nicht weiß, wie sie prangt in ihrer Blüte, so wie der Baum blühen muß, so muß ein Christ in guten Werken stehen, wenn er wirklich vom Strahl der göttlichen Gnade ergriffen ist. In dieser Stellung zu den guten Werken liegt die Größe der Kirche. Die Gnade hat ihr der Herr verliehen, daß sie in der Lehre immer und immer wieder die Rechtfertigung aus dem Glauben betont. In dieser Glaubensgerechtigkeit hat sie ein gutes Werk um das andere getan. Welche Geschichte haben die guten Werke in unserer| Kirche und wie hat immer der gesunde Sinn der Kirche sich dagegen gesträubt, daß dieselben Werke irgend welchen verdienstlichen Charakter an sich tragen. Werke sind da, wo Glaube ist. Zum Dank für genossene Treue und Liebe tut der evangelisch-lutherische Christ Seinem Herrn alles zu lieb. Wenn man daran festhält, so wird man immer des inne werden, wie alles und jedes bei uns freiwillig kommen muß. Wie betont die Konkordienformel immer und immer wieder die freie Opferung, die freie Hingabe. „Dann ist der Christ am größten, wenn er nicht weiß, was er seinem Herrn tut.“ „O Herr“, sagt ein Mann unserer Kirche, „wenn Dir es gefällt, so solls mir auch gefallen, aber ehe es mir gefällt, solls doch immer Dir belieben. Ich kann nicht viel geben, wenns aber Dir gefällt, dann soll es mir auch recht sein. Es verlangt mich nicht, daß ich Freude an meinen guten Werken habe, aber daß Du Freude an mir hast.“ In dieser vollkommenen natürlichen Art liegt die eigentliche Wirksamkeit des lutherischen Christen. Es ist das so ernst, daß alle reformatorischen Schriften auf den guten Schatz des Herzens hinweisen, die Bekehrung des Christen, die Sinnesänderung, die vollkommen erfahrene persönliche Gnade voraussetzen und dann der Dank. In welche Formen dann der Dank sich gießt, das schreibt der Herr vor; daß nur Dank geopfert werde, darauf kommt unsere Kirche immer wieder zu sprechen. Darum stellt sie wenig Lehrsätze über die guten Werke auf. Unter den Artikeln der Augsburgischen Konfession sind nur drei, die sich über die guten Werke aussprechen. Im übrigen gehen unsere Dogmatiker mit großer Ruhe darüber hinweg, weil sie die guten Werke als etwas selbstverständliches ansehen. Das Beste entzieht sich auch hier im letzten Grund dogmatischer Behandlung: Es ist das Geheimnis des Dankes, welchen die einzelne Seele ihrem Herrn opfert. Je mehr nun diese guten Werke als einfache Dankesbetätigung erstattet und aufgefaßt werden, desto größer werden sie. Das Wort ist so tief: Dann ist Liebe am größten, wenn sie nicht weiß, wie groß Liebe ist.| Der Herr hat ja wohl deswegen an Seinem großen Tage so ernste Worte für solche, die Hervorragendes in Seiner Nachfolge getan haben, weil sie es wußten. „Ich, Der Ich nie wußte, nie wissen mochte, was Ich in Meiner Hingabe der Menschheit getan, kenne die nicht, welche es wissen.“ Wie ernst weist der Herr den aufdringlichen Dank zurück. Er, Der so groß vom Danke denkt, legt allen Dank weit von sich, der sich des Dankens bewußt ist. Alle, die dem Herrn dankten, haben es nicht gewußt, daß sie Ihm, ihrem Erlöser dankten. Sie haben nicht anders gekonnt, als Ihm ihr ganzes Leben weihen und wenns auch nur schwach gewesen. Daran nimmt der treue Herr den Anstoß, so daß wir nie ernst genug nehmen können, wenn Seelen Ihm ihren Dank irgendwie vorrücken und rühmend vortragen. Dann ist die Liebe am größten, wenn sie sich nimmer genug tut, wenn sie nur die eine Klage hat: Wie wenig kann ich Dir, mein treuer Herr, doch schenken! Dann ist die Liebe am größten, wenn sie ins Geringste sich selbst legt. Das arme Weib in Bethanien empfängt von dem Herrn das Zeugnis der Großtat und jene Heroen christlicher Liebestätigkeit, die in Seinem Namen Dämonen ausgetrieben und große Taten getan, empfangen von Ihm das Zeugnis der Untat. Weil es uns täglich aufs tiefste demütigt, weil wir den Gedanken kaum fassen können, mit Prätentionen in die Ewigkeit zu treten, dann alle diese Prätentionen fallen sehen zu müssen, darum wollen wir je länger je mehr, darin unsere höchste Freude finden, Ihm zu danken. So wenig man dem Menschen das Atmen irgend verwehren kann, er müßte denn sterben sollen, so wenig kann man dem Christenmenschen, der in Christo lebt, wehren, daß sein Dank sich in guten Werken zeigt. Wenn die neue Kreatur sich vollzogen haben wird, dann erblühen aus dieser Neuschöpfung alle die Pflanzen und Gewächse, die Seinem himmlischen Vater gelten. Als der Herr erstmalig das allmächtige Werde über dies Chaos hingerufen bei der Erstgeburt der Welt, da hat es nicht anders sein mögen, als daß es allenthalben| keimte und sproßte, und wenn er über einem Menschen in der Wiedergeburt das zweitmalige Werde gerufen, so kann die Menschenseele auch nicht anders, als Ihm zu Ehren Neues hervorbringen. Er gibt die Kraft, die Kraft regt sich, es geht aus freien Stücken von Leben zu Leben. Diese guten Werke, welche sich aus dem Ruhen in der Liebe Jesu Christi ergeben, sind der Schatz unserer Kirche geworden, ein Schatz, so arm, gering und unscheinbar vor der Welt und nie mit dem Glanze versehen, mit dem die Werke der beiden andern Kirchen ausgerüstet sind; aber wie schon angedeutet, es setzen sich bei uns die guten Werke eines größeren Ganzen nicht zusammen aus den guten Werken einzelner geheiligter Persönlichkeiten, sondern nach unserer Anschauung sollen sich zusammenreihen solche, die in persönlicher Wiedergeburt, jede Seele an ihrem Teil, Ihm zu Ehren danken und dienen.

 Und hier setzt für Sie die Frage ein: In wie weit sind Ihre Werke Dank, den Sie, ob auch in anderer Form, Ihm hätten erstatten müssen, auch wenn Sie nicht in diese Genossenschaft getreten wären? In wiefern ist Ihr ganzes Leben eine beständige Hingabe Dem, der Sein Leben für Sie geopfert? Hat diese Hingabe erst angehoben, als Sie in die Genossenschaft traten? Hat sie noch nicht angehoben? Soll sie überhaupt nicht anheben? Das sind alles Fragen, welche der ernstesten Ueberlegung wert sind. Der Herr schenke Ihnen, der Seele zum Leben, daß sie sagen könne: Auch wenn ich nicht wäre, was ich bin, würde ich Ihm danken in meinem Leben. Daß ich aber das bin, was ich bin, das danke ich Ihm vornehmlich und will es Ihm ferner danken. Als innerlich Erfaßte bin ich bereits hieher gekommen, und mein Dank soll ein wahrer sein und bleiben für alle die Treue, die Er an mir getan hat, als Er mir täglich meine Sünde vergab und meiner Gebrechen milde Sich erbarmte. Amen.


Gebet: O Herr Jesu Christe, der Du für uns alle in ewiger Treue Dich gemüht hast, und nun unser wartest,| um uns zu ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit zu führen, wir bitten Dich, erhalte uns im freien und freudigen Danke für alle Deine Gnade. Nimm all das Geringe an nach der Schätzung Deiner Gnade und alle die Armut eines sich Dir opfernden Lebens nach Deinem Erbarmen. Laß uns nie des Dankes für Deine Treue uns rühmen, sondern immer das eine Weh uns nur erfüllen, daß wir Dir so wenig danken können; aber nimm, o Herr, auch den Willen der Deinen gnädig hin, und sprich über all ihrem Opfer: Euer Glaube hat euch geholfen. Amen.





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