David und Salomo/07. Vortrag
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Als der König David dem HErrn, seinem Gott, den Tempel bauen wollte, bekam er zur Antwort: nicht er, sondern sein Sohn solle dem HErrn ein Haus bauen, denn er, David, sei ein Mann des Kriegs und habe zu viel Blut vergossen. Trotzdem aber ist David der Mann nach dem Herzen Gottes. Er ist kein Eroberer gewesen, er hat nie ohne Veranlassung einen Krieg angefangen; obwohl ein Held ohne Gleichen hat er doch den Frieden gesucht allewege. So gewaltig war aber dennoch der Eindruck seiner Person, daß alle Könige von Libanon bis zum rothen Meer ihn fürchteten. Die Philister aber beunruhigte sein Emporkommen, darum machten sie sich auf wider ihn und lagerten sich dicht hinter Jerusalem im Grunde Rephaim. Als David das merkt, will er sich wehren; er wartet nicht, bis die Feinde vor die Mauern Jerusalems kommen, sondern zieht ihnen muthig entgegen. Aber er führt den Streich nicht, ehe er göttliche Weisung und Verheißung hat. Er fragt den HErrn, seinen Gott: Soll ich die Philister angreifen, wirst Du sie in meine Hand geben? Und der HErr antwortet: Ziehe hinauf; ich habe sie in deine Hände gegeben. Erst nach Empfang dieser göttlichen Antwort greift er die Feinde an und zertheilt sie wie Wasser. Daher nennt er die Gegend Baal Prazim: der HErr hat meine Feinde durch meine Hand zertrennt, wie sich das Wasser trennt.
Wie anders zieht David in den Krieg, als Saul in seine letzte Schlacht wider die Philister zog. Saul hatte keinen Propheten und keinen Gott, der ihm Auskunft gab,| er ging als ein Geschlagener und Verzweifelnder in den Kampf. David aber hat seinen Gott und fragt seinen Gott; er ergibt sich Ihm auch nicht blos zum Schein, er ist innerlich erbötig, wenn sein Gott es ihn heißen würde, auch ohne Schwertstreich wieder umzukehren. Zum Streit und zum Frieden ist er bereit. Es ist der Gehorsam, durch den er siegt. Wäre seiner Frage eine falsche Absicht zu Grunde gelegen, so hätte er eine andre Antwort bekommen. Aber sein Herz ist aufrichtig mit Gott, er dient Ihm sichtbar und dafür hilft ihm sein Gott unsichtbar.Ach, wenn wir in ähnlichem Falle auch Licht und Recht zu fragen hätten, daß wir den rechten Weg treffen könnten – das wäre einmal eine Freude. So viele Christen wünschen es sich, bei entscheidenden Wendungen ihres Schicksals ein solch göttliches Orakel zu haben. Aber bei uns schweigt Licht und Recht. Indeß wir haben dafür das Licht des göttlichen Worts, aus dem wir eben lernen müßen Schlüsse zu ziehen und die richtigen Anwendungen zu machen. Da gilt es eben sich zu üben im rechten Gebrauch der uns von Gott gelassenen Freiheit und bei allen unsrer Entscheidung überlassenen Dingen allein darnach zu fragen, was nach unserem besten Wissen und Gewissen recht ist. Dabei haben wir den Trost, daß über uns ein Gott und Vater waltet, der uns in Vergebung der Sünden regiert, und der Seine Kinder, wenn sie nur guten Gewissens und lauterer Absicht sind, nicht wegwirft, wenn sie einmal Seinen Willen nicht treffen. In großen Fragen ist das Licht des Wortes ja heller als im alten Testament und weist den Gläubigen den geraden Weg.
Wie viele Christen gibt es, die die Werke des Aberglaubens, Zaubermittel und dergl. nicht anzutasten wagen, weil davon irgend eine Kraft ausgehen könnte. Weil sie nicht in völligem Gehorsam dem HErrn dienen, schauert es sie vor dem Annahen der bösen Geisterwelt. Wer aber mit dem HErrn Seinem Gott ist, mit dem ist der HErr Sein Gott, daß er Freudigkeit hat anzutasten alles Werk des Götzendienstes und Macht zu üben wider alle Gewalt des Feindes. Der HErr schaffe in uns lebendigen Glauben, daß wir stark werden in der Macht Seiner Stärke zum Kampf nicht blos wider Fleisch und Blut, sondern auch wider die Macht der Finsterniß!
Wenn ein Mensch im Gehorsam gegen den Höchsten einhergeht und gar nichts für sich begehrt, sondern nur ein Werkzeug seines Gottes sein will, dann wird das Werkzeug zu Ehren gebracht und der HErr im Himmel legt Seine Herrlichkeit auf den, der nichts will als Ihm dienen.
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