Das nasse Grabhemd
auf einem wüsten Kirchhof.
bis er kam zu seins Vorwirths Grab.
wer hütet mir all meine Gräslein ab?
wer schwächt ihr denn den stolzen Leib?
mit Ruthn und auch mit Geißeln scharf?“
mit Ruthn und nicht mit Geißeln scharf.
ich schwäch ihr nicht den stolzen Leib.‘‘‘
sag ihr, sie soll mir bringen
ein abgetrocknet Hemde;
was weint sie immer? was thut sie das?“
er sah seine Frau gar sauer an:
ein abgetrocknet Hemde;
was weinst du immer? was thust du das?‘‘‘
ich ließ ihm gleich abschneiden
ein Kittel von weißer Seiden.““
sie gieng ans Grab anklopfen:
und laß mich nunter auf seinen Schooß!““
hier unten hast du ja kein Ruh!
hier unten darfst du nicht waschen;
hier unten hörst du kein Vogelgesang;
hier unten siehst kein Regen nicht sprehn.“
die Gräblein thäten sich alle auf:
die Schöne stieg zu ihm nunter.
die Grablein thäten sich alle zu;
die Schöne mußt unten verbleiben.
Beruht auf dem Volksglauben, daß von den Thränen, die unmäßiger Schmerz der Zurückgebliebenen vergießt, das Sterbekleid des Todten noch im Grabe naß werde. Vgl. S. 8 u. 159.
2. Vorwirth, vgl. S. 160. – 19. sprehn, sanft und gewebt regnen. – 21. Höllenhuhn, nach der Mundart des Kuhländchens: Hellehuhn, wahrscheinlich wie Himmelstaube ein Vogel der alten Fabellehre, unter dem man später das Käuzlein (stryx ulula) verstand, das in vielen Gegenden ja auch den schauerlichen Namen Leichenhuhn führt. Huhn (d.h. Vogel) kommt noch in dem Worte Herrgottshühnle vor, worunter alle Gesangvögel verstanden werden, deren Nester zu berauben für Sünde geachtet wird.