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[9] Das lüsterne Wildschwein.
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Zu seinem Sohn im Walde spricht
Der Holzknecht: „Hansel, fürcht’ dich nicht!
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Ich muß zur Arbeit, du bleibst hier,
Und siedest die Kartoffeln mir.“
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Der Hans läßt sich’s nicht zweimal sagen,
Beginnet Holz herbeizutragen,
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Und denkt: „Wie ich schon oft getan,
Ich schüre jetzt ein Feuer an!“
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Doch plötzlich – horch nur! Was ist das?
Im nahen Busche raschelt was.
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Ein Wildschwein ist’s, hier ist es schon –
Der Hansel lauft voll Schreck’ davon.
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Indessen Hans zum Vater lauft,
Das Wildschwein ganz behaglich sauft,
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Bis es dem Ding kommt auf die Spur,
Daß es gemeines Wasser nur.
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Und als der Hans gekommen kaum
Auf seinem Weg zum nächsten Baum,
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Hat, was dem Wildschwein besser schmeckt,
Es die Kartoffeln schon entdeckt.
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Wie nun der Hans verschwunden ist,
Das Wildschwein immer tiefer frißt
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Sich in den hohen Topf hinein,
Gefräßig ist ja jedes Schwein.
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Doch allzulüstern tut nicht gut!
Das Wildschwein hat bald einen Hut,
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Denn fest steckt im Kartoffeltopf
Auf einmal jetzt sein dicker Kopf.
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Und wie der Holzknecht mit Geschrei
Vom Hans geholt nun kommt herbei,
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Enteilt das Wildschwein mit Gebrumm,
Und wirft dabei den Kessel um.
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Doch weil’s nicht seh’n kann auf der Flucht,
Rennt es sich an mit solcher Wucht,
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Daß es geprellt nach rückwärts fliegt
Und bald des Holzknechts Schlag erliegt.
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Heim trägt der Holzknecht froh das Schwein,
Der Hans den Kessel hinterdrein.
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Und von dem Ganzen die Moral:
„Zu lüstern schadet jedesmal!“
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