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Das Laufmädel

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Textdaten
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Autor: Ernst von Wolzogen
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Titel: Das Laufmädel
Untertitel:
aus: Die zehnte Muse. Dichtungen vom Brettl und fürs Brettl. S. 33–34
Herausgeber: Maximilian Bern
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Otto Eisner
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Commons = Google-USA*
Kurzbeschreibung:
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[33]

Das Laufmädel.

Platschepitsch – Spagatelregen –
Schokolad’ auf allen Wegen.
Mädel unter Paraplü
Stiefelt tapfer durch die Brüh’.

5
     Pflastertreterl,

     Armes Peterl!
Mädel, kleines Mädel, laufe –
Aus dem Regen in die Traufe!
     Kille, kille, Kleine,

10
     Brauche deine Beine –

     Trippeltrab treppauf und ab,
     Stöckelstiefel klippeklapp –
Morgen kommt ein Herr Baron,
Oder ein Kommerziensohn!

15
Hei! da schwänzelt’s um die Ecke –

Augerl, blanke, vogelkecke!
Wuschelhaare, blond und dick,
Wuchten auf ein weich Genick.
     Schnuffelnaserl,

20
     Schlankes Haserl!

Kindergoscherl, weich und schüchtern,
Ist noch gänzlich busselnüchtern.
     Kille, kille, Kleine,
     Brauche deine Beine –

25
     Trippeltrab treppauf und ab,

     Stöckelstiefel klippeklapp –
Mädel lauf’ und halt’ dich brav –
Uebermorgen kommt ein Graf!

Schleppe deinen Robes-Kasten –

30
Mädel lauf’, sonst heisst es fasten!

Mutterl schimpft dich zünftig z’samm’,
Und es grantelt die Madam’.
     Krampft im Kröpferl,
     Thränentröpferl?

35
Schluck’s hinunter – alles Plunder!

Wart’, der Himmel thut ein Wunder!
     Kille, kille, Kleine,
     Brauche deine Beine –
     Trippeltrab treppauf und ab,

40
     Stöckelstiefel klippeklapp –

Herr, erbarm’ dich deines Kind’s –
Nächste Woche kommt ein Prinz!


[34]

Mädel, wie sie dich bepacken!
Schau’, wie glüh’n dir blos die Backen!

45
Kindel, hast du’s auf der Brust,

Dass du gar so husten musst?
     Nebel schieben,
     Flocken stieben –
Fasching kam mit Geigenklingen …

50
Warum magst denn du nicht springen?

     Kille, kille, Kleine,
     Brauche deine Beine –
     Trippeltrab treppauf und ab,
     Stöckelstiefel klippeklapp –

55
Bald ein End’ hat alle Not –

Frühling wird’s – dann kommt der Tod!

Ernst von Wolzogen.