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Bremen (Ringelnatz)

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Textdaten
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Autor: Joachim Ringelnatz
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Titel: Bremen
Untertitel:
aus: Reisebriefe eines Artisten, S. 108, 109
Herausgeber:
Auflage: 5.–9. Tausend
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1928 (EA 1927)
Verlag: Ernst Rowohlt
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[108]
BREMEN


Hier gelt ich nix, und würde gern was gelten,
Denn diese Stadt ist echt, und echt ist selten.
Reich ist die Stadt. Und schön ist ihre Haut.
Sag einer mir:

5
Welch Geist hat hier

Die Sankt Ansgarikirche aufgebaut?
Groß schien mir alles, was ich hier entdeckte.
Eine Riesenhummer lag in einem Laden.
Wie der die Arme eisern von sich reckte,

10
Als wollte er durchs Glas in Frauenwaden,

In Bremer Brüste plötzlich fassen
Und – wie wir’s von den Skorpionen lesen –
Restweg im Koitus sein Leben lassen, –
Wär er nicht längst schon rot und tot gewesen.

15
Als ich herauskam aus dem Keller, wo

Schon Heine saß, da sagte ich: „Oho!“
Denn auf mich sah Paul Wegener aus Stein,
Und er war groß und ich natürlich klein.
Brustwarzen hatte er an beiden Knien,

20
Vielleicht war’s auch der Roland von Berlin.

Und als ich, wie um eine spanische Wand
Mich schlängelnd, eine seltsam leere
Doch wohlgepflegte Villengasse fand
Und darin viel verlorene Ehre,

[109]
25
Stand dort ein Dacharbeiter.

Den fragt ich so ganz nebenbei:
Ob er wohl ein Senator sei?
Da ging er lächelnd weiter.