Benutzer:Shruggy/Baustelle/2
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Erster Auftritt.
[Bearbeiten]Menelaus. Der alte Sclave
(kommen in heftigem Wortwechsel.)
Sclave.
Das ist Gewalt! Gewalt ist das! du wagest,
was du nicht wagen sollst Atride!
Menelaus.
Geh!
das heißt zu treu an seinem Herrn gehandelt.
Sclave.
Ein Vorwurf, der mir Ehre bringt.
Menelaus.
Du sollst
nicht besser.
Sclave.
Du hast keine Briefe zu
erbrechen, die ich trage.
Menelaus.
Du hast keine
zu tragen, die ganz Griechenland verderben!
Sclave.
Das mache du mit andern aus. Mir gib
Menelaus.
Nimmermehr.
Sclave.
Ich lasse
nicht eher ab –
Menelaus.
Nicht weiter, wenn dein Kopf
nicht unter meinem Scepter bluten soll.
Sclave.
Mag’s! Es ist ehrenvoll für seinen Herrn
zu sterben.
Menelaus.
Her den Brief! Dem Sclaven ziemen
(er entreißt ihm den Brief.)
Sclave (rufend.)
O mein Gebieter!
Gewalt, Gewalt geschieht uns, Agamemnon.
Gewaltsam reißt er deinen Brief mir aus
den Händen. Menelaus will die Stimme
der Billigkeit nicht hören, und entreißt
Zweiter Auftritt.
[Bearbeiten]Agamemnon.
Gib es zurück, dann sprich.
Menelaus.
Nicht eher bis das ganze Heer erfahren,
Agamemnon.
Was? Du unterfiengst dich,
das Siegel zu erbrechen? zu erfahren,
was nicht bestimmt war dir bekannt zu werden?
Menelaus.
Und, dich noch schmerzlicher zu kränken, sieh’,
da deckt’ ich Ränke auf, die du im stillen
Agamemnon.
Eine Frechheit ohne Gleichen!
Wo – o ihr Götter! – wo kam dieser Brief
in deine Hände?
Menelaus.
Wo ich deine Tochter
von Argos endlich kommen sehen wollte.
Agamemnon.
Wer hat zu meinem Hüter dich bestellt?
Menelaus.
Ich übernahm es, weil’s
mir so gefiel, denn deiner Knechte bin
ich keiner[1].
Agamemnon.
Unerhörte Dreistigkeit!
Bin ich nicht Herr mehr meines Hauses?
Menelaus.
Höre
Sohn Atreus. Festen Sinnes bist du nicht;
und etwas anders ist es morgen.
Agamemnon.
Scharfklug
das bist du! Unter vielen schlimmen Dingen ist
das schlimmste eine scharfe Zunge.
Menelaus.
Ein schlimm’res ist ein wankelmüth’ger Sinn,
den Freunden. Den Beweis will ich gleich führen.
Laß nicht, weil jezt der Zorn dich übermeistert,
die Wahrheit dir zuwider seyn. Groß Lob
erwarte nicht. Ist jene Zeit dir noch
in den Trojanerkrieg zu heissen branntest?
Sehr ernstlich wünschtest du, was du in schlauer
Gleichgültigkeit zu bergen dich bemühtest.
Wie demuthsvoll, wie kleinlaut warst du da!
Da hatte, wer es nur verlangte, wer’s
auch nicht verlangte, freien Zugang, freies
und ofnes Ohr bei Atreus Sohn! Da standen
geöfnet allen Griechen deine Thore!
den hohen Rang, zu dem man dich erhoben.
Was war dein Dank? Des Wunsches kaum gewährt,
sieht man dich plötzlich dein Betragen ändern.
Der Freunde wird nicht mehr gedacht, schwer hält’s
erblickt man dich vor deines Hauses Thoren.
Die alte Denkart tauscht kein Ehrenmann
auf einem höhern Posten. Mehr als je,
hebt ihn das Glück, denkt seiner alten Freunde
vergangne Dienste kräftiglich vergelten.
Sieh’! Damit fiengst du’s an! das war’s, was mich
zuerst von dir verdroß! Du kommst nach Aulis,
das Heer der Danaer mit dir. Der Zorn
Gleich bist du weg. Der Streich schlägt dich zu Boden.
Es dringt in dich der Griechen Ungeduld,
der Schiffe müß’ge Last zurückgesandt,
in Aulis länger unnütz nicht zu rasten!
Was für ein Leiden, keine tausend Schiffe
mehr zu befehligen, auf Trojas Feldern
nicht mehr der Griechen Schaaren auszubreiten!
Da kam man zu dem Bruder „Was zu thun?
und die erworbne Herrlichkeit mir bleib’?“
Es kündigt eine günst’ge Fahrt den Schiffen
der Seher Kalchas aus dem Opfer an,
wenn du dein Kind Dianen schlachtetest.
gleich, gleich bist du’s zufrieden, sie zu geben.
Aus freiem Antrieb, ohne Zwang (daß man
dich zwang, kannst du nicht sagen) sendest du
der Königinn Befehl, dir ungesäumt
(so gabst du vor) die Tochter herzusenden.
Nun hast du plötzlich eines andern dich
besonnen, sendest heimlich widersprechenden
Befehl nach Argos; nun und nimmermehr
Doch ist die Luft, die jezo dich umgibt,
die nehmliche, die deinen ersten Schwur
vernommen. Doch so treiben es die Menschen!
Zu hohen Würden sieht man Tausende
Entwürfen schwindelnd sich versteigen, doch
bald legt den Wahn des Haufens Flattersinn,
und ihres Unvermögens stiller Wink
bringt schimpflich sie zum Widerruf. Nur um
vor Troja hohen Heldenruhm zu erndten,
jezt deinetwegen, deiner Tochter wegen,
das Hohngelächter niedriger Barbaren!
Nein! eines Heeres Führung, eines Staates
Kopf macht den Herrn. Es sei der Erste Beste
der Einsichtsvolle! Er soll König seyn!
Chor.
Zu was für schrecklichen Gezänken kommt’s,
wenn Streit und Zwist entbrennet zwischen Brüdern!
Agamemnon
Mit kürzern Worten will ich’s thun – ich will’s
mit sanftern Worten thun, als du dem Bruder
zu hören gabst. Vergessen darf sich nur
der schlechte Mensch, der kein Erröthen kennt.
entflammten Aug’? Was tobest du? Wer that
dir wehe? Wornach steht dein Sinn? Die Freuden
des Ehebettes wünschest du zurücke?
Bin ich’s, der dir sie geben kann? Ist’s recht,
daß ich Unschuldiger es büßen soll?
Mein Ehrgeiz bringt dich auf? – Wie aber nennst
du das, Vernunft und Billigkeit verhöhnen,
um eine schöne Frau im Arm zu haben?
sind Freuden die ihm ähnlich sehn! Weil ich
ein rasches Wort nach beßrer Ueberlegung
zurücknahm, bin ich darum gleich rasend?
Ist’s einer, wer ist’s mehr als du, der wieder
ein gnäd’ger Gott genommen, keine Mühe
zu groß und keinen Preis zu theuer achtet?
Um deinetwillen, meinst du, haben Tyndarn
durch tollen Schwur die Fürsten sich verpflichtet?
die Liebestrunkenen dahin. So führe
sie denn zum Krieg nach Troja diese Helfer!
Es kommt ein Tag, schon seh’ ich ihn, wo euch
des nichtigen, gewaltsam ausgepreßten
nicht Mörder seyn an meinen eignen Kindern.
Tret’ immerhin, wie deine Leidenschaft es heischt,
Gerechtigkeit und Billigkeit mit Füßen,
der Rächer einer Elenden zu seyn.
mein theures Kind, mein eigen Blut zu rasen –
Abscheulich! Nein! Das würde Nacht und Tag
in heissen Thränenfluten mich verzehren.
Hier meine Meinung, kurz und klar und faßlich.
ich meine Rechte wissen zu bewahren.
Chor.
Ganz von dem jezigen verschieden klang,
was Agamemnon ehedem verheissen.
Doch welcher Billige verargt es ihm,
Menelaus.
So bin ich denn – ich unglücksel’ger Mann!
um alle meine Freunde!
Agamemnon.
Fodre nicht
der Freunde Untergang – so werden sie
bereit seyn, dir zu dienen.
Menelaus.
Und woran
Agamemnon.
In allem, was du Weises mit mir theilest,
in deinen Rasereien nicht.
Menelaus.
Es macht
der Freund des Freundes Kummer zu dem seinen.
Agamemnon.
Dring’ in mich, wenn du Liebes mir erweisest,
Menelaus.
Du könntest
doch der Achiver wegen etwas leiden!
Agamemnon.
In den Achivern raset, wie in dir,
ein schwarzer Gott.
Menelaus.
Auf deinen König stolz,
verräthst du Untheilnehmender den Bruder.
und andre Freunde für mich wirken lassen.
[20]
Dritter Auftritt.
[Bearbeiten]Ein Bote zu den Vorigen.
Bote.
Ich bringe sie – o König aller Griechen!
ich bringe, Hochbeglückter, dir die Tochter,
die Tochter Iphigenia. Es folgt
den langentbehrten lieben Anblick haben.
Jezt haben sie, vom weiten Weg erschöpft,
am klaren Bach ausruhend sich gelagert,
auf naher Wiese gras’t das losgebundene
du zum Empfange dich bereiten möchtest,
denn schon im ganzen Lager ist’s bekannt,
sie sei’s! – Kann deine Tochter still erscheinen?
Zu ganzen Schaaren drängt man sich herbei,
mit Ehrfurcht auf die Glücklichen gerichtet.
Was für ein Hymen, fragt man dort und hier,
was für ein andres Fest wird hier bereitet?
Rief König Agamemnon, nach der lang’
die Tochter in das Lager? Ganz gewiß,
versetzt ein Anderer, geschieht’s, der Göttinn
von Aulis die Verlobte vorzustellen.
Wer mag der Bräutigam wohl seyn? – Doch eilt,
bekränzt mit Blumen euer Haupt!
(Zu Menelaus.)
Du ordne
des Festes Freuden an. Es halle von
der Saiten Klang und von der Füße Schlag
der ganze Pallast wieder. Siehe da
Agamemnon zum Boten.
Laß es genug seyn. Geh’. Das übrige
sei in des Glückes gute Hand gegeben.
Bote geht ab.
Vierter Auftritt.
[Bearbeiten]Agamemnon. Menelaus. Chor.
Agamemnon.
Unglücklichster was nun? – Wen – wen bejammr’ ich
zuerst? Ach bei mir selbst muß ich beginnen!
verstrickt – ein Dämon, listiger als ich,
vernichtet alle meine Künste. Auch
nicht einmal weinen darf ich. Seliges Loos
der Niedrigkeit, die sich des süßen Rechtes
Ach! das wird unser einem nie! Uns hat
das Volk zu seinen Sclaven groß gemacht.
Es ist unköniglich zu weinen – Ach
und hier nicht weinen, ist unväterlich!
Wie ihr in’s Auge sehen? – Mußte sie,
mein Elend zu vollenden, ungeladen
die Tochter hergeleiten? – Doch wer nimmt’s
der Mutter, das geliebte Kind der süßen
Treuloser! hat sie dir gedient, da sie,
was sie auf Erden theures hat, dir liefert!
Und sie – die unglücksel’ge Jungfrau – Jungfrau?
Ach nein, nein! Bald wird Hades sie umfangen.
zu Füßen – „Vater! Morden willst du mich?
Ist das die Hochzeit, die du mir bereitet?
So gebe Zevs, daß du und alles, was
du theures hast, nie eine beßre feire!“
unschuldig mit, unwissend was er weinet,
ach von dem Vater nur zu gut verstanden!
O Paris! Paris! Paris! Welchen Jammer
hat deine Hochzeit auf mein Haupt geladen!
Chor.
So sehr ich Fremdling bin, sein Leiden geht mir nahe.
Menelaus.
Mein Bruder. Laß mich deine Hand ergreifen.
Agamemnon.
Da hast du sie. Du bist der Hochbeglückte,
ich der Geschlagene.
Menelaus.
Bei Pelops, deinem
und meinem Vater Atreus sei’s geschworen!
Ich rede wahr und ohne Winkelzug
mit dir, gerad’ und offen, wie ich’s meine.
Wie dir die Augen so von Thränen flossen,
da ward mein inn’res Mark bewegt, da konnt’ ich
mich selbst der Thränen länger nicht erwehren.
Ich nehme, was ich vorhin sprach, zurück.
Ich will nicht grausam an dir handeln. Nein,
die Tochter nicht, ich selber rath’ es dir.
Mein Glück geh’ deinem Glück nicht vor. Wär’s billig,
daß mir’s nach Wunsche gienge, wenn du leidest?
Daß deine Kinder stärben, wenn die meinen
zu thun? Laß sehn! Um eine Ehgenossinn?
Und find’ ich die nicht aller Orten, wie’s
mein Herz gelüstet? Einen Bruder soll ich
verlieren, um Helenen heimzuhohlen?
Ein Thor, ein heisser Jünglingskopf war ich
vorhin, jezt, da ich’s reifer überdenke,
jezt fühl’ ich, was das heißt – sein Kind erwürgen!
Die Tochter meines Bruders am Altar
nein, das erbarmt mich, wenn ich nur dran denke!
Was hat dein Kind mit dieser Helena
zu schaffen? Die Armee der Griechen mag
nach Hause gehn! Drum, lieber Bruder, höre
auch mir die Thränen in das Aug’ zu treiben.
Will ein Orakel an dein Kind – das hat
mit mir nichts mehr zu schaffen. Meinen Antheil
erlaß’ ich dir. Es siegt die Bruderliebe.
was hab’ ich mehr als meine Pflicht gethan?
Ein guter Mann wird stets das Beßre wählen.
Chor.
Das nenn’ ich brav gedacht und schön – und wie
man denken soll in Tantalus Geschlechte!
Agamemnon.
Jezt redest du, wie einem Bruder ziemt.
Du überraschest mich. Ich muß dich loben.
Menelaus.
Lieb’ und Gewinnsucht mögen oft genug
die Eintracht stören zwischen Brüdern. Mich
das Leben wechselseitig sich verbittern.
Agamemnon.
Wahr!
Doch ach! Dieß wendet die entsetzliche
Nothwendigkeit nicht ab. Ich muß, ich muß
die Hände tauchen in ihr Blut.
Menelaus.
Du mußt?
zu morden?
Agamemnon.
Die versammelte Armee
der Griechen kann es.
Menelaus.
Nimmermehr, wenn du
nach Argos sie zurücke sendest.
Agamemnon.
Laß
auch seyn, daß mir’s von dieser Seite glückte,
Menelaus.
Von welcher andern? Allzusehr muß man
den großen Haufen auch nicht fürchten.
Agamemnon.
Bald
wird er von Kalchas das Orakel hören.
Menelaus.
Laß dein Geheimniß mit dem Priester sterben,
Agamemnon.
Eine ehrbegier’ge
und schlimme Menschenart sind diese Priester.
Menelaus.
Nichts sind sie und zu nichts sind sie vorhanden.
Agamemnon.
Und – eben fällt mir’s ein – was wir am meisten
zu fürchten haben – davon schweigst du ganz.
Menelaus.
Agamemnon.
Da ist ein
gewisser Sohn des Sisyphus – der weiß
schon um die Sache.
Menelaus.
Der kann uns nicht schaden!
Agamemnon.
Du kennst sein listig überredend Wesen,
und seinen Einfluß auf das Volk.
Menelaus.
Und was
Agamemnon.
Nun denke dir Ulyssen, wie er laut
vor allen Griechen das Orakel offenbart,
das Kalchas uns verkündigt, offenbart,
wie ich der Göttinn meine Tochter erst
Durch mächt’ge Rede reißt der Plauderer
das ganze Lager wüthend fort, erst mich,
dann dich und dann die Jungfrau zu erwürgen.
Laß auch nach Argos mich entkommen, mit
zerstören feindlich die Cyclopenstadt
und machen meinem Reiche dort ein Ende.
Du weißt mein Elend – Götter, wozu bringt
ihr mich in diesem fürchterlichen Drange!
erweise mir – gehst du durch’s Lager, suche
ja zu verhüten, daß der Mutter nicht
kund werde, was hier vorgehn soll, bevor
der Erebus sein Opfer hat – So bin ich
(zum Chor.)
Ihr aber, fremde Frau’n – Verschwiegenheit!
(Agamemnon und Menelaus gehen.)
Zweite Zwischenhandlung.
[Bearbeiten]Chor.
Strophe.
Selig selig sei mir gepriesen,
dem am Hymens schaamhafter Brust
in gemäßigter Lust
Wilde wüthende Triebe
weckt der reizende Gott.
Zweierlei Pfeile der Liebe
führt der goldlockigte Gott!
dieser mordet das Glück.
Reizende Göttinn, den zweiten
wehre vom Herzen zurück.
Sparsame Reize verleih’ mir, Dione,
deiner Freuden bescheidnen Genuß,
Göttinn! mit deinem Wahnsinn verschone!
Gegenstrophe.
Verschieden ist der Sterblichen Bestreben
und ihre Sitten mancherlei.
genug, daß sie vortreflich sei.
Zucht und Belehrung lenkt der Jugend
bildsame Herzen früh zur Tugend.
Wenn Schaam und Weisheit sich vereinen,
und Sittlichkeit, die fein entscheidet,
was ehrbar ist, und edel kleidet –
Das gibt den hohen Ruhm des Weisen,
der nimmer altert mit dem Greisen.
Das Weib dient ihr im stillen Leben
und in der Liebe sanftem Schooß.
Doch in des Mannes Thaten mahlen
sich prangend ihre tausend Stralen,
Epode.
O Paris! Paris! Wärest du geblieben,
wo du das Licht zuerst gesehen,
wo du die Heerde still getrieben,
auf Idas triftenreichen Höhn!
die silberweissen Rinder grasen,
und buhltest auf dem phryg’schen Kiele
mit dem Olymp im Flötenspiele,
und sangest dein barbarisch Lied.
dein richterlicher Spruch entschied.
Ach! der nach Hellas dich geführet
und in den glänzenden Pallast,
mit prächt’gem Elfenbein gezieret,
Helenens Auge kam dir da entgegen,
und liebewund zog sie’s zurück.
Helenen kam dein Blick entgegen
und liebetrunken zogst du ihn zurück.
und führte der Griechen versammeltes Heer,
bewaffnet mit dem tödtenden Speer,
in Schiffen heran gegen Priamus Lande.
Anmerkungen.
[Bearbeiten]- ↑ [61] Weil es mir so gefiel – denn deiner Knechte bin ich keiner.) Dieser Sinn schien mir den Worten des Textes angemessener und überhaupt griechischer zu seyn, als welchen Brumoy und andre Uebersetzer dieser Stelle geben. Ma volonté est mon droit. Est-ce à vous, à me donner la loi? Nicht doch! So konnte Menelaus nicht auf den Vorwurf antworten, den ihm Agamemnon macht, was er nötig habe, seine (Agamemnons) Angelegenheiten zu beobachten, zu bewachen? (Φυλασσειν). Ich hab’ es nicht nöthig, antwortet Menelaus, denn ich bin nicht dein Knecht. Ich hab’ es gethan, weil es mir so gefiel, quia voluntas me vellicabat. Auch mußte Brumoy in der Frage schon dem griechischen Texte Gewalt anthun, um seine Antwort heraus zu bringen. De quel droit, je vous prie, entrez-vous dans mes sécrets sans mon aveu? Im Text heißt es bloß: Was hast du meine Angelegenheiten zu beobachten? Im Französischen ist die Antwort trotzig, im Griechischen ist sie naiv.
- ↑ [61] Wie fiel dir plözlich da die Last vom Herzen.) Im Griechischen klingt es noch stärker: Du freutest dich in deinem Herzen. Erleichtert konnte sich Agamemnon allenfalls fühlen, [62] daß ihm durch Kalchas ein Weg gezeigt wurde, seine Feldherrnwürde zu erhalten, und seine ehrgeizigen Absichten durchzusetzen; freuen konnte er sich aber doch nicht, daß dieses durch die Hinrichtung seiner Tochter geschehen mußte.
- ↑ [62] Diese ganze Antistrophe, die zwei ersten Absätze besonders, sind mit einer gewissen Dunkelheit behaftet, die Moral, die sie enthalten, ist zu allgemein, man vermißt den Zusammenhang mit dem übrigen. Prêvot hält den Text für verdorben. Diese allgemeinen Reflexionen des Chors über seine Sitten und Anständigkeit, dünkt mir, könnten eben so gut durch das unartige Betragen beider Brüder gegen eine der vorhergehenden Scenen, davon der Chor Zeuge gewesen ist, veranlaßt worden seyn, als durch den Frauenraub des Paris. Die Schwürigkeit, den eigentlichen Sinn des Textes herzustellen, wird die Freiheit entschuldigen, die ich mir bei der Uebersetzung genommen habe.
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Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände. |