BLKÖ:Zauper, Joseph Stanislaus
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Zauper, Joseph | ||
Band: 59 (1890), ab Seite: 210. (Quelle) | |||
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[211] Sachsen, fördernd an die Hand. Dieser übte auch auf den jungen empfänglichen und strebsamen Neffen nachhaltigen Einfluß, der durch Zauper’s öfteren Besuch in Dresden, wo sich ihm reichlich Gelegenheit darbot, mit in Kunst und Wissenschaft ausgezeichneten Männern zu verkehren, immer neue Nahrung und Steigerung erhielt. Die eigentliche Weihe aber empfing Zauper’s Leben durch den Umstand, daß ihn Goethe, der durch mehrere Jahre die böhmischen Bäder besuchte, kennen lernte und sich ihm und seinem Streben theilnahmsvoll zuwandte. Eine Schrift Zauper’s, „Studien über Goethe“, zog den Weimarer Genius noch enger an den österreichischen Professor, in dem er einen Mann fand, der ihn zu verstehen suchte, und es entspann sich zwischen Beiden ein Briefwechsel, der aber, wie es bei Goethe in den späteren Jahren oft vorkommt, nicht vorhielt und schon auch in allem Anbeginn von Seite des Weimarer Titanen in jener nüchternen staatsmännisch kühlen Weise gehalten war, die ein völliges Sichgehenlassen doch nicht ermöglichte. Daß aber dieser wenngleich lockere Verkehr Goethe’s mit dem österreichischen Mönch und Professor diesen Letzteren in den Augen seiner Landsleute und Collegen hob, ist ebenso begreiflich als ganz in der Ordnung. Wir schließen nun mit einer Uebersicht der durch den Druck veröffentlichten Arbeiten Zauper’s. „Reise von Dux nach Pillnitz im Herbstmonde 1801; eine poetische Erzählung“ (Dresden 1801, 8°.); – „Die Poesie in ihren Formen. Ein didaktischer Versuch“ (ebd. 1804); – „Grundzüge zu einer deutschen theoretisch-praktischen Poetik, aus Goethe’s Werken entwickelt“ (Wien 1820, 8°.); – „Studien über Goethe. Als Nachtrag zur deutschen Poetik“ (ebd. 1822); – „Homer’s Ilias, prosaisch übersetzt“ (ebd. 1827); – „Homer’s Odyssee, prosaisch übersetzt“ (ebd. 1827); – „Homer’s Odyssee, erläutert“, 4 Theile (ebd. 1827 bis 1828); – „Praktische Anleitungen zur Dichtkunst, mit einem Vorwort von Böttiger“ (Dresden 1829; 2. verm. Aufl. Stuttgart 1851), erschien anonym; – Praktische Anleitung zur Redekunst, mit Vorwort von Böttiger“ (ebd. 1829, 2. verm. Aufl., Stuttgart 1850); – „Christkatholisches Gesangbuch“ (Landshut 1833); – „Pilsens alte Chronik“ (Pilsen 1835) [vergl. dazu das Blatt „Pilsener Reform“ 1870, Nr. 10 im Feuilleton: „Randbemerkungen zu J. St. Zauper’s „Alter Chronik von Pilsen“‘‘. Von Archivar M. Hruschka“]. – „Christkatholisches Gebet- und Erbauungsbuch für Gebildete“ (ebd. 1836); – „Studien über Goethe. Neue durchges. und verm. Aufl. Aphorismen moralischen und ästhetischen Inhaltes, meist in Bezug auf Goethe. Aus meinem Tagebuche. Nebst Briefen Goethe’s an den Verfasser“, 2 Bände (Wien 1840, Gerold, 8°.); auch gab er 1837 in Prag bei Haase’s Söhnen Joh. Alois Schneider’s[WS 1] „Kurze Betrachtungen über die Leidensgeschichte Jesu“ in berichtigter und vermehrter Auflage heraus. Recensionen und Anderes schrieb er für Zeitschriften, wovon wir in Adolf Schmidl’s „Oesterreichischen Blättern für Literatur und Kunst“ seine „Chronik des Pilsener Gymnasiums“ [1845, S. 417 und 429] nennen. Zauper war einer jener ausgezeichneten Schulmänner Oesterreichs, welche das vormärzliche jedem Aufschwung mißtrauisch gegenüberstehende System nur in ganz seltenen Exemplaren zeitigte, so Petruzzi in Laibach, Hermann in Klagenfurt, Bolzano in Prag, Maus in Lemberg, Exner in Wien und noch wenige Andere.
Zauper, Joseph Stanislaus (gelehrter Prämonstratenser, geb. zu Dux in Böhmen am 18. März 1784, gest. in Pilsen 30. December 1850). Nachdem er zu Brüx die Humanitätsclassen, zu Prag den philosophischen Curs beendet, trat er 1804 in das Prämonstratenserstift Tepl, vollendete die theologischen Studien, machte auch die strengen Prüfungen aus der Mathematik und Physik und wurde 1809 von seinen Oberen nach Pilsen gesendet, wo sein Orden die Besetzung der Lehrstellen für die dortigen Schulen übernommen hatte. Zuerst trug er am Gymnasium die Syntax und das Griechische, später als Supplent an der philosophischen Lehranstalt die griechische Philologie vor. Als er dann daselbst Mathematik und Physik lehren sollte, erbat er sich den Vortrag der Humanitätswissenschaften beibehalten zu dürfen, was ihm auch 1811 gewährt wurde. 23 Jahre war er im Lehramte thätig geblieben, als 1832 seine Ernennung zum Präfecten des Pilsener Gymnasiums erfolgte. Im Herbst 1835 erhielt er aber in Würdigung seiner lehramtlichen Thätigkeit die große goldene Civilehrenmedaille mit dem Bande. In diesem Umriß ist sein öffentliches Wirken erschöpft. Dabei war er auch als Schriftsteller thätig. Schon frühzeitig machte sich bei ihm das Streben nach wissenschaftlicher Bethätigung bemerkbar, wozu in nicht geringem Maße die Benützung der Bibliothek eines Verwandten, die dem Knaben und Jünglinge gern gewährt wurde, beigetragen hatte. Später ging ihm der Bruder seiner Mutter, der Canonicus Preißler, der ehemalige Erzieher der Prinzessin Auguste von- [212] Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien, 8°.) Band VI, Seite 322. – Slovník naučný. Redaktoři Dr. Frant. Lad. Rieger a J. Malý, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger und J. Malý (Prag 1872, I. L. Kober, Lex.-8°.) Bd. X, S. 281. – Oesterreichischer Zuschauer. Herausgegeben durch Ebersberg (Wien, 8°.) 1838, Bd. I, S. 336 im „Rückblick in die Vergangenheit“. – (Hormayr-Mühlfeld’s) Archiv für Geschichte u. s. w., 1829. Nr. 6. – Kehrein (Joseph). Biographisch-literarisches Lexikon der katholischen deutschen Dichter, Volks- und Jugendschriftsteller im 19. Jahrhundert (Zürich, Stuttgart und Würzburg 1871, Leo Wörl, gr. 8°.) Bd. II, S. 277.
- Porträt. Lithographie von Ed. Kaiser (Prag. Heß, gr. Fol.).
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Jos. Alois Schneider’s