BLKÖ:Wolf, Adam (1822–1883)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 57 (1889), ab Seite: 257. (Quelle) | |||
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Albrecht zu übernehmen. Nachdem er diese Aufgabe gelöst, kehrte er, der sich seine Verwendung im Lehramte vorbehalten hatte, zu demselben zurück und erhielt 1865 die Stelle als außerordentlicher [258] Professor der allgemeinen Geschichte an der Universität in Gratz, wurde am 13. December 1867 ordentlicher Professor dieses Faches an derselben und verblieb es, mit Unterbrechung eines Jahres, bis an sein Lebensende. Die kaiserliche Akademie der Wissenschaft wählte ihn 1870 zum correspondirenden, 1873 zum wirklichen Mitgliede. Zu Ostern 1880 übernahm er unter gleichzeitiger Ernennung zum Regierungsrathe provisorisch die Leitung der k. k. theresianischen Ritterakademie in Wien. Da er während seiner akademischen Thätigkeit im Lehramte immer noch Zeit erübrigen konnte, um sich schriftstellerischen Arbeiten im Gebiete der Geschichte zu widmen – worauf er, an die Spitze einer der größten Unterrichts- und Erziehungsanstalten des Staates gestellt, wenn er den Pflichten des verantwortungs- und mühevollen Amtes genügen wollte, gänzlich verzichten mußte – so gab er nach Jahresfrist diese Stellung auf, um zu seinem Lehramte in Gratz zurückzukehren, welches er aber leider nur noch kurze Zeit versehen sollte, da er schon zwei Jahre später nach längerem Leiden starb. In den Rahmen dieser mehr als dreißigjährigen pädagogischen und lehramtlichen Thätigkeit fällt eine stattliche Reihe schriftstellerischer Arbeiten aus dem Gebiete der Geschichte, Culturgeschichte und höheren Biographik, die seinen Namen in wissenschaftlichen Kreisen weit und breit bekannt gemacht haben. Wir lassen dieselben der Zeit ihres Erscheinens nach folgen. Zuerst erschienen Adam Wolf’s Arbeiten in den Schriften (Sitzungsberichten, Archiv und Notizenblatt) der philosophisch-historischen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, und zwar: „Reformationsgeschichte von Eger“ [Bd. IV, S. 10; Bd. VII, S. 3]; – „Relationen des Grafen von Podewils, Gesandten König Friedrichs II. von Preußen, über den Wiener Hof in den Jahren 1746, 1747, 1748“ [Bd. V, S. 466]; – „Graf Rudolf Chotek, k. k. österreichischer Staats- und Conferenzminister“ [Bd. IX, S. 434]. – „Die Hofkammer unter Kaiser Leopold I.“ [Bd. XI, S. 448]; – „Ein Brief von Gentz [Bd. XXXII, S. 312]; – „Drei diplomatische Relationen aus der Zeit Kaiser Leopolds I. Mit einer Einleitung [im „Archiv“, Bd. XX, S. 279]; – „Borri in Wien“ [im „Notizenblatt“, Bd. IX, S. 337]. Dann die größeren selbständig herausgegebenen Werke: „Geschichte der pragmatischen Sanction bis1740“ (Wien 1850, Gerold, 8°.); – „Oesterreich unter Maria Theresia (ebd. 1855, 8°.); – „Aus dem Hofleben Maria Theresias. Nach den Memoiren des Fürsten Joseph Khevenhüller“ (ebd. 1858; 2. verm. Aufl. 1859, 8°.); – „Erzherzog Karl“ (ebd. 1860); – „Joseph II. und Friedrich II. in Neustadt“ (im „Jahrbuch für vaterländische Geschichte“ (1861); – „Marie Christine, Erzherzogin von Oesterreich“. 2 Bände (ebd. 1863, mit lithogr. Porträt und 1 Holzschnitttafel); – „Fürst Wenzel Lobkowitz, erster geheimer Rath Kaiser Leopolds I. (1607–1677). Sein Leben und Wirken“, mit Porträt (ebd. 1869, 8°.); – „Graf Karl Chotek geheimer Rath und Oberstburggraf von Böhmen (1783–1866). Ein Lebensbild“ (Prag 1869, gr. 8°.), früher in der polit. belletr. Zeitschrift „Bohemia“ abgedruckt; – „Kaiser Franz von der Stiftung der österreichischen Kaiserwürde bis zum Ausbruch des russisch-französischen Krieges 1804–1811“ (Wien 1866, 8°.), geschrieben für das von Baron Helfert angeregte und geleitete Sammelwerk „Oesterreichische Geschichte für [259] das Volk“, dessen 14. Band es bildet: „Leopold II. und Marie Christine. Ihr Briefwechsel (1781–1792)“ (ebd. 1867, gr. 8°.); – „Volkslieder aus dem Egerlande“ (Eger 1869, kl. 8°.); – „Die Aufhebung der Klöster in Innerösterreich (1782 bis 1790). Ein Beitrag zur Geschichte Kaiser Josephs II.“ (Wien 1870, gr. 8°.); – „Lukas Geizkofler und seine Selbstbiographie (1550–1620)“ (ebd. 1873, gr. 8°.); – „Fürstin Eleonore Liechtenstein (1745 bis 1812). Nach Briefen und Memoiren ihrer Zeit. Mit Porträt“ (ebd. 1875, gr. 8°.); – „Die Selbstbiographie Christophs von Tein (1453–1516)“ (ebd. 1875) auch im „Archiv für österr. Geschichte“; – „Kaiser Karl VI. und der Frater Benignus (1722–1740)“ (ebd. 1876), gleichfalls im „Archiv für österr. Geschichte“; – „Geschichtliche Bilder aus Oesterreich“, 2 Bände (ebd. 1878–1880, gr. 8°.), angeregt durch Freitag’s „Geschichtsbilder aus Deutschlands Vergangenheit“, eine Fülle des interessantesten zum ersten Male dargebotenen Materials in Auszügen aus Gedenk- und Tagebüchern, Selbstbiographien u. d. m. enthaltend; – „Selbstbiographie des Malers Karl Blaas“ (Wien 1876). Als Wolf 1880 von der Leitung des Theresianum zurücktretend, zu seinem Lehramte in Gratz zurückkehrte, begann er als Mitarbeiter an dem von Oncken herausgegebenen Sammelwerke „Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen“ das größere Werk: „Oesterreich unter Maria Theresia, Joseph II. und Leopold II. (1740–1792)“; er war aber nur bis zur 2. Lieferung seiner Arbeit gekommen, als ihn sein zunehmendes Leiden auf das Krankenlager streckte, das er nicht mehr verließ. Wenige Tage vor seinem Hingange hat er seinen ehemaligen Schüler Dr. von Zwiedinek mit der Fortsetzung und Vollendung seines Werkes betraut. Es ist, wie aus Vorstehendem erhellt, eine reiche Thätigkeit, welche Wolf als Historiograph entfaltet hat. Wie sein College in der kaiserlichen Akademie, Herr von Zeißberg, schreibt, nahm Adam Wolf in der österreichischen Historiographie eine hervorragende und eigenartige Stellung ein. Der Beginn seiner literarischen Thätigkeit fällt in die Zeit, als sich aus den Stürmen der Revolution unser Staat zu verjüngter Macht und frischpulsirendem Leben erhob. Indem die Frage nach den Aufgaben Oesterreichs, nach den Bedingungen und Zwecken seines Daseins in weiten Kreisen erörtert wurde, deutete Alles auf die Zeit der großen Kaiserin und ihres geistvollen Sohnes als auf die Epoche jener Reformen hin, als deren natürliche Fortsetzung das Jahr 1848 in seinen positiven Ergebnissen zu betrachten war, und an welche die Neugestaltung der Monarchie in ihrer organischen Entwickelung anzuknüpfen hatte. Auch von dieser Strömung mächtig ergriffen, wurde Adam Wolf zum Geschichtschreiber der Theresianischen und Josephinischen Zeit, welche er uns in eleganter Darstellung aus Memoiren in Biographien und Lebensbildern vorgeführt hat. Er war mit Ida, einer geborenen von Hillebrand, vermält, aus welcher Ehe eine Tochter Dora vorhanden ist.
Wolf, Adam (Geschichtsschreiber, geb. zu Eger in Böhmen 12. Juli 1822, gest. in Gratz 25. October 1883). Nachdem er in seiner Geburtsstadt Eger das Gymnasium besucht hatte, ging er nach Prag, wo er 1845 an der Hochschule die philosophischen und rechtswissenschaftlichen Studien beendete. 1846 erlangte er an der Wiener Universität die philosophische Doctorwürde; 1850 wurde er an derselben Docent für österreichische Geschichte, 1852 außerordentlicher Professor für allgemeine und österreichische Geschichte an der Pesther Hochschule. 1856 suchte er um Urlaub an, um die Erzieherstelle bei den Töchtern des Erzherzogs- Tagespost (Gratzer Localblatt, kl. Fol.) 1883, Nr. 290: „Adam Wolf“. – Die feierliche Sitzung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaft (in Wien) am 29. Mai 1884 (Wien, Staatsdruckerei, 8°.) S. 22 u. f. – Allgemeine Zeitung (Augsburg) 1878, Nr. 51, Beilage über Ad. Wolf’s „Geschichtliche Bilder aus Oesterreich“.