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BLKÖ:Khevenhüller-Metsch, Joseph Fürst

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kheul
Band: 11 (1864), ab Seite: 211. (Quelle)
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Khevenhüller-Metsch, Joseph Fürst (geb. 3. Juli 1706, gest. zu Wien 18. April 1776). Er erscheint hie und da auch als Johann Joseph. Er ist ein Sohn des Sigismund Friedrich Grafen Kh. aus dessen zweiter Ehe mit Ernestine Leopoldine Gräfin Rosenberg. Der Fürst, damals noch Graf – denn er ist der erste Fürst dieses Geschlechtes – für den Staatsdienst bestimmt, bildete sich auf einer deutschen Universität, machte dann Reisen im Auslande und trat nach seiner Rückkehr in den Staatsdienst. Er wurde im Jahre 1725 niederösterreichischer-Regimentsrath, 1728 kais. wirklicher Reichshofrath, 1732 churböhmischer Gesandter am Reichstage zu Regensburg, dann zu München, 1734 bis 1737 kaiserlicher Gesandter in Holland und Dänemark, 1739 wirklicher geheimer Rath, 1740 außerordentlicher kais. Gesandter am polnischen und chursächsischen Hofe zu Dresden, Seine Missionen nach Bayern, Holland und Dänemark, um für die Anerkennung der Pragmatischen Sanction zu wirken, und an den polnisch-sächsischen Hof nach dem Regierungsantritte der Kaiserin Maria Theresia, hatten gerade keinen sonderlichen politischen Erfolg. Schon im Jahre 1742, damals 36 Jahre alt, wurde er Obersthofmeister, dann Oberstkämmerer und endlich Obersthofmarschall, auf welch’ letzterem Posten er sich in seiner eigentlichen Atmosphäre befand. Mit dieser letzten Hofwürde vereinigte er das Amt eines Staats- und Conferenzministers und erfreute sich nach und nach aller Auszeichnungen, die ihm sein Monarch ertheilen konnte. So wurde er Großkreuz des St. Stephans-Ordens, Ritter des goldenen Vließes und mit Diplom vom 30. December 1763 er und sein jeweiliger Mannsstamm nach dem Rechte der Erstgeburt in den Reichsfürstenstand erhoben. Zuletzt erlangte er noch am 3. December 1775 das nach Erlöschung des fürstlich Trautson’schen Mannsstammes erledigte Oberst-Erbland-Hofmeisteramt in Oesterreich unter der Enns für sich und seine Descendenz als Mannslehen. Seit 22. November 1728 war er mit Karolina Maria Augustina Gräfin Metsch (geb. 26. Jänner 1709, gest. 15. April 1784) vermält, von seinem Schwiegervater Adolph Grafen Metsch aber überdieß noch adoptirt und mit kais. Consens vom 24. April 1751 ihm und seinen Nachkommen gestattet worden, den Familiennamen des Grafenhauses Metsch mit dem seinigen zu verbinden. Ein erheblicheres Interesse als alle diese verschiedenen Würden und Aemter ihm verleihen, gewinnt er für uns als der getreue Chronist seiner Zeit, und besitzen seine Aufzeichnungen, wenigstens nach den im Drucke erschienenen Bruchstücken zu schließen, für uns einen nicht unerheblichen culturhistorischen Werth. Im ungarischen Nationalmuseum befinden sich nämlich fünf Bände von des Fürsten eigenhändigen Aufzeichnungen mit reichen oft naiven Aufschlüssen über das Hofleben seiner Zeit. Durch 33 Jahre hat der Fürst, der sich immer in der unmittelbaren Nähe des kaiserlichen Hofes befand, Tag für Tag niedergeschrieben, was sich in den Hofkreisen ereignete. Die im Nationalmuseum zu Pesth befindlichen fünf Bände umfassen die Jahre 1752–1755, 1758 bis 1759 und 1764–1767. Ob und wo die Tagebücher aus den übrigen Jahren existiren, ist nicht bekannt, aber bei der fast pedantischen Genauigkeit, mit welcher [212] die vorhandenen geführt sind, läßt sich mit gutem Rechte schließen, daß der Fürst ähnliche Aufzeichnungen über die übrigen Jahre zurückgelassen habe. In neuerer Zeit erst sind die in Pesth aufbewahrten Aufzeichnungen des Fürsten zu einem Werke benützt worden, welches Professor Adam Wolf unter dem Titel: „Aus dem Hofleben Maria Theresia’s“ (Wien 1858, Gerold Sohn, 8°.) herausgegeben hat, und welches ausschließlich aus den Papieren des Fürsten zusammengestellt ist.

Wolf (Adam), Aus dem Hofleben Marias Theresia’s (Wien 1838, Gerold Sohn, 8°.) [das erste von den sechs Capiteln dieses Werkes enthält eine Biographie des Fürsten Joseph Khevenhüller-Metsch]. – Vehse (Eduard Dr.). Geschichte des österreichischen Hofs und Adels und der österreichischen Diplomatie (Hamburg, Hoffmann und Campe, 8°.) Bd. VIII, S. 214. – Arneth (Alfred Ritter von), Maria Theresia’s erste Regierungsjahre (Wien 1863, gr. 8°.) Bd. I, S. 175, 197, 198, 206, 210, 311, 335, 337, 411–413. – Wißgrill (Franz Karl), Schauplatz des landsässigen Nieder-Oesterreichischen Adels vom Herren- und Ritter-Stande (Wien 1804, Wappler, 4°.) Bd. V, S. 96. – Carinthia (Klagenfurter Unterhaltungsblatt, 4°.) 1854, Nr. 10, S. 40. [In diesem, wie im Separatabdrucke der vom Capitular Heinrich Hermann verfaßten Monographie über die Khevenhüller heißt es, der Fürst habe sich mit „Karolina Gräfin von Wetsch vermält“. Die Gräfin aber heißt Metsch und hat diesen Namen die Hohen-Osterwitzische oder fürstliche Linie der Khevenhüller zu dem ihrigen hinzugefügt]. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris, 1850 et s., Firmin Didot frères, 8°.) Tome XXVII, p. 679. – Pester Lloyd 1858, Nr. 190. – Bohemia 1858, S. 1315. – Presse 1858, Nr. 144. – Wiener Wochenblatt 1858, Nr. 29, S. 469. – Porträt. Unterschrift: Johann Joseph, des Heil. Rom. Reichs Graf von Khevenhüller, Ritter des goldenen Vließes, Ihro zu Hungarn und Böheim Königl. Maj. würckl. Geheimer Rath und zur Kaiserl. Wahl u. Crönung bevollmächtigter zweyter Bottschafter. F. Lippoldt pinxit, J. W. Windter Nor. effig. sculps. (kl. Fol.),