BLKÖ:Starhemberg, Ludwig
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Starhemberg, Ludwig Joseph Max Fürst (Verweis) | ||
Band: 37 (1878), ab Seite: 187. (Quelle) | |||
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Rüdigers (IX.), des Stifters dieser Linie, aus dessen erster Ehe mit Helena von Jäckl Freiin von Friedau. Ludwig war Kämmerer des Kaisers Mathias, Verordneter des Herrenstandes in Oesterreich unter der Enns und von 1595 bis 1620 Burggraf der Herrschaft Steyr, eine der ansehnlichsten Würden jener Tage. Als Ludwig im Jahre 1596 wegen der bevorstehenden Türkengefahr auf den 7. October die Unterthanen der Herrschaft Steyr zu einem Aufgebot in das Schloß berief, um daselbst Musterung zu halten, entstand im Schlosse unter den noch von den Bauernunruhen her erregten Bauern und weil Wühler die Nachricht verbreitet, es handle sich um eine neue Steuer, eine sich immer mehr steigernde Aufregung, und als Ludwig die Leute zu beschwichtigen suchte, hieben zwei aus dem Haufen mit den Aexten nach ihm und die Gefahr wurde eine so drohende, daß der Rath und die Bürger der Stadt Steyr ins Schloß zu Hilfe eilen mußten. Ludwig ließ die Beiden, die sich an seiner Person mit den Aexten vergriffen hatten, sofort hinrichten, wodurch die Angelegenheit noch bedrohlicher sich gestaltete. Kaum war dieß zur Kenntniß der Bauern gelangt, als sie, die Unschuld der beiden Gerichteten, aus deren Grab das Blut heraussprudle. behauptend, den Vorgang als Landesfriedensbruch erklärten und sich zu Tausenden zusammenrotteten. An ihrer Spitze den Wirth zu Pöttenbach, Namens Tasch, rückten sie am 1. December 1596 vor Steyr. Indessen wurde im ganzen Lande gewühlt und von jenseits der Enns rückten mehrere tausend Bauern vor Steyr und belagerten die Stadt, welcher sie die Zufuhr absperrten. Doch nur fünf Tage dauerte dieser Zustand, die mittlerweile eingetretene rauhe Jahreszeit trieb die Aufrührer auseinander. Als aber am 31. Jänner 1597 Ludwig von S. sich auf der Rückreise von Wien nach Steyr befand, fiel er den bei Ulmenfeld versammelten aufrührerischen Bauern in die Hände, die ihn nun schwer mißhandelten, so daß er kaum mit dem Leben davon kam. Ludwig S. war ein eifriger Anhänger der lutherischen Lehre und mit seinen Brüdern Gotthard [S. 177, Nr. 26] und Martin [S. 168, Nr. 54] schloß er sich der religiösen Bewegung jener Tage entschieden an. Nach Bocskai’s Tode kam es, nachdem zu Beginn des Jahres 1606 mit den Ungarn zu Wien Friede geschlossen worden, auf den in den Jahren 1607 und 1608 zu Preßburg gehaltenen Landtagen zu der zwischen Erzherzog Mathias, der im Namen seines Bruders des Kaisers Rudolph II., erschien, dem Königreiche Ungarn und den beiden Erzherzogthümern geschlossenen denkwürdigen Vereinigung vom 1. Februar 1608, welcher zufolge man sich wechselseitig wider alle diejenigen verband, die den Wiener Frieden verletzen oder diese verbundenen Länder angreifen würden. Bei dieser Vereinigung befanden sich Ludwig von Starhemberg als Burggraf von Steyr und Reichard von S., Sohn Heinrichs von S. [S. 180, Nr. 33]. Kaiser Rudolph II. war mit dieser Vereinbarung nichts weniger denn einverstanden und erklärte, den Wiener Frieden halten, aber diese Preßburger Vereinbarung nicht anerkennen zu wollen. In Folge dessen kam es zum Bruche zwischen den beiden fürstlichen Brüdern. Erzherzog Mathias rückte in eigener Person mit den Ungarn und Oesterreichern in Mähren ein und kam nach Znaim, wo auch die mährischen Stände sich ihm anschlossen. Kaiser Rudolph II. aber traf in Prag Anstalten zur Gegenwehr. Mathias rückte bis vor Prag und nun erst kam es Ende Juni 1608 zwischen beiden Brüdern zum Ausgleiche, welchem zufolge Kaiser Rudolph seinem Bruder Mathias das Königreich Ungarn, die beiden Erzherzogthümer und die Markgrafschaft Mähren abtrat, dem Erzherzoge die ungarische Krone und Szepter im Lager übergab und ihn zugleich zum künftigen Nachfolger im Königreiche Böhmen erklärte. Die evangelischen Stände Oesterreichs hofften nun von ihrem neuen Regenten nach der Preßburger Vereinigung Alles für ihre Religion, sahen aber bald, daß sich ihre Hoffnungen nicht erfüllten. Nun traten die drei weltlichen Stände Oberösterreichs. die Herren, die Ritter und Städte, in Linz zusammen, wo sie am 30. August 1608 übereinkamen, ihre Kirchen und Pfarren nun selbst wieder mit evangelischen Predigern zu besetzen und im Landhause zu Linz, wie in den sieben [188] Städten, wurde der öffentliche Gottesdienst nach Augsburgischer Confession eingeführt. In dieser Versammlung der Stände wirkte vornehmlich Ludwig von S. mit. Der neue König Mathias ward über dieses Verhalten der Stände erbittert und verlangte, daß Alles in den vorigen Stand gesetzt werde. Dessen weigerten sich aber die Stände mit Entschiedenheit, indem sie an der Preßburger Vereinbarung und der dort gewährten freien Religionsübung festhielten. In Folge dessen wurde die Spaltung noch größer, auf dem Landtage zu Wien trennten sich die evangelischen Stände förmlich von den katholischen und versammelten sich jene in dem kleinen Städtchen Horn, wo auch die evangelischen Stände Oberösterreichs erschienen. Hier verweigerten die vereinigten evangelischen Stände beider Erzherzogthümer dem Kaiser Mathias, insolange nicht die Religionsfreiheit gewahrt würde, die Erbhuldigung und es fehlte wenig zum Ausbruche der Feindseligkeiten, nur das vermittelnde Eingreifen des Erzherzogs Maximilian, des Hoch- und Deutschmeisters und jüngeren Bruders Rudolphs und Mathias’, und des Palatins von Ungarn, Georg Grafen Thurzo führte den friedlichen Ausgleich vom 19. März 1609 herbei. Auch später, im Jahre 1620, trat Ludwig dem Kaiser Ferdinand II. entschieden entgegen, indem er ihm die Erbhuldigung verweigerte und sich zu Friedrich von der Pfalz hielt, den die Böhmen zu ihrem Könige gewählt. Ferdinand II. erklärte in Folge dessen ihn und seinen Bruder Martin mit Patent vom 12. April 1620 in die Acht. Ludwig sollte dieselbe nicht lange tragen, denn noch im nämlichen Jahre starb er, 56 Jahre alt, zu Znaim, wohin er sich begeben hatte. Ludwig war dreimal vermält, zuerst 1594 mit Elisabeth Gräfin Hardegg, welche ihm drei Söhne und eine Tochter, die alle in erster Kindheit starben, gebar und selbst im Jahre 1599 starb; in zweiter Ehe, 1600, mit Elisabeth von Scherffenberg, welche noch im nämlichen Jahre, ohne Mutter zu werden, starb, und in dritter Ehe, 1601, mit Barbara Freiin von Herberstein, welche ihm zehn Kinder schenkte, von denen eine Tochter als dreijähriges Kind starb und der Jüngste, Johann Ludwig, den Stamm fortpflanzte. Von den Töchtern starben Regina, Maria Elisabeth unvermält; Eva Susanna (geb. 1612) vermälte sich im Jahre 1637 mit Ferdinand Ernst Grafen Breuner, zuletzt Hofkriegsrath und Feldmarschall-Lieutenant; Maria Justina aber mit Johann Adolph Fürsten Schwarzenberg. –
51. Ludwig (geb. 1564, gest. 1620), von der Rüdiger’schen Hauptlinie, ein Sohn