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BLKÖ:Stöckl, Franz Xaver (Kunsthändler)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 39 (1879), ab Seite: 93. (Quelle)
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Stöckl, Franz Xaver (Kunsthändler, geb. in Wien 2. August 1756, Todesjahr unbekannt). Sein Vater, Hofbauverwalter, wollte, daß der Sohn dem Staatsdienste sich widme, weshalb dieser auch nach beendeten Vorbereitungsschulen das Gymnasium besuchte. Aber bald entwickelte sich im Knaben die Neigung und das Talent zur Kunst, und so wurde ihm denn der Besuch der k. k. Akademie der bildenden Künste gestattet, wo er unter der Leitung ihres damaligen Directors J. Schmutzer [Band XXX, S. 344] mit vielem Fleiß und Eifer sich ausbildete. Mehr noch, als die Ausübung der Kunst selbst, interessirte aber den jungen Mann das Studium ihrer Werke, deren Eigenthümlichkeit er mit besonderem Scharfsinn und seltenem Kennerblicke herausfand, und er entfaltete dabei in der Folge so viel Geist, so ungewöhnliche Kenntnisse und ein so sicheres Urtheil, daß im Jahre 1782 seine Ernennung zum Kunsthändler in Wien, zum Schätzungs-Commissär in Kunstsachen bei dem k. k. Mercantil- und Wechselgerichte, und bei dem k. k. Judicium delegatum militare mixtum in Wien stattfand. Seine Kenntnisse im Gebiete der Kunst mehrte und sein Urtheil über ihre Werke bildete er nun noch mehr durch Reisen, auf welchen er die verschiedenen Sammlungen fremder Städte einem sorgfältigen Studium unterzog und sich so zu einem Kenner ersten Ranges in seinem Fache emporschwang. Er legte nun selbst aus den verschiedenen Fächern der Kunst, besonders aber in jenen des Kupferstichs, Sammlungen an, die zu den gediegensten ihrer Art zählten und seinem Namen in der Kunstwelt einen ungewöhnlich guten Klang gaben. Es ist gewiß, daß er bei diesen Sammlungen seinen eigenen Vortheil im Auge hatte und denselben nichts weniger als in die letzte Linie stellte; aber ebenso gewiß ist es auch, daß nie die Sucht nach Gewinn seinen feinen, wählerischen Kunstsinn überwog, daß nimmer der echte feinfühlige Kenner und Freund der Kunst dem Kaufmann den Vortritt ließ. So sehen wir ihn denn auch als Gönner und Förderer der jungen begabten Künstler, in Folge dessen ihm die Kunstwelt noch heute gesuchte und mit Wohlgefallen betrachtete Schöpfungen verdankt, so z. B. das Werk von Mart. von Molitor [Bd. XVIII, S. 460], Friedrich August Brand [Band II, S. 111], Karl Schallhas [Band XXIX, S. 111], die heut noch werthvollen von Joh. Ziegler und Lorenz Janscha [Bd. X, S. 90] gestochenen [94] Prospecte von Nieder- und Oberösterreich, Steiermark und Kärnthen in 250 Blättern. Aber auch sonst noch schufen geschätzte Künstler, wie Karl Agricola [Bd. I, S. 8], Adam Bartsch [Bd. I, S. 171], Karl Pfeiffer [Bd. XXII, S. 184], Franz Rechberger [Band XXV, Seite 95] u. A. über seine Anregung, auf seine directe Bestellung viele, und darunter werthvolle Blätter, die vielleicht sonst nie zu Tage getreten wären. Nahezu ein halbes Jahrhundert ist Stöckl im Kunsthandel thätig gewesen und hat denselben in Wien nachhaltig gehoben, er selbst wurde dabei ein so wohlhabender Mann, daß er, als 74jähriger Greis, sein Geschäft in die Hände Johann Sigmund Bermann’s [Bd. I, S. 321], der schon ein Jahr zuvor sein Gesellschafter geworden, übergeben konnte, unter dem es noch einige Zeit die unter seinem Gründer erlangte Bedeutung behielt. Stöckl fuhr aber auch im Privatleben wie bisher fort, Kunst und junge Künstler zu unterstützen. Wie als Kunstkenner in großem Ansehen, stand er auch als Mensch und Kaufmann in hoher Achtung, und als im Jahre 1805 der feindlichen Invasion wegen die kaiserliche Privat-Kupferstich-Sammlung geborgen werden sollte, ward sie von Seite des ah. Hofes unserem Stöckl, der dessen ganzes Vertrauen genoß, übergeben, und er rechtfertigte auch dasselbe vollkommen, da er nach überstandener Invasion den ihm anvertrauten Kunstschatz im unversehrten Zustande wieder zurückstellte. Im Jahre 1837 war Stöckl noch am Leben, er stand damals schon im hohen Alter von 81 Jahren.

Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 209.