BLKÖ:Bartsch, Adam Ritter von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Bartsch, Friedrich Ritter von | ||
Band: 1 (1856), ab Seite: 171. (Quelle) | |||
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Gräffer zu Hietzing 21. Aug. 1821 [nach der [172] Nouv. Biogr. générale irrig 1820]). Nachdem er ein besonderes Zeichnungstalent ausgebildet, führte ihn Kupferstecher Schmuzer in seine Kunst ein. Bald erwarb er sich darin einen Namen und zog die Aufmerksamkeit hoher Personen auf sich. 1777 wurde er Scriptor der Hofbibliothek. In dieser Stellung ordnete er die von dem Prinzen von Savoyen gestiftete Kupferstichsammlung, und verfaßte dazu – sie betrug 223 Bände in gr. Fol., 14 kleinere Cartons, 11 große Cartons und 30 Supplem.-Portefeuilles – kritisch-räsonnirende Verzeichnisse. Er machte 1783 u. 1784 Reisen nach Paris, Amsterdam, Leyden, um Erwerbungen aus Kupferstichsammlungen für die Hofbibliothek zu machen. 1797 ward er zum Mitglied der Akademie der bildenden Künste zu Wien, 1806 zum zweiten Custos der Hofbibliothek ernannt, 1812 durch Verleihung des Leopoldordens in den Ritterstand erhoben, und endlich 1816 erster Custos mit Rang und Gehalt eines kais. Hofrathes. Von den herrlichen Arbeiten dieses großen Künstlers sind zu nennen nach Zeichnungen berühmter Meister, und zwar nach Dürer: „Bewaffnete Reiter im Costume des 15. Jahrhunderts;“ – „Bild Mich. Wohlgemuths;“ – „Bild Clauseus, des Hofnarren;“ – „Adam und Eva beim Baume der Erkenntniss;“ – „Ein knieender Mann.“ In allen diesen Blättern ist das Leichte und Bestimmte der Dürer’schen Umrisse und Schraffirungen trefflich beibehalten. – Nach Raphael: „Vermeintliches Bild der Geliebten Raphaels;“" – „Studium zur Figur Apollo’s;“ – „Entwurf des Dichters Petrarca“ (alle in Fol.); – nach Mazzuoli oder Parmesano: „Grablegung Christi;“ – „Christi Leichnam, den die Seinigen betrauern;“ – „Kopf des olymp. Zeus“ (Röthelmanier); – „Alexander und Roxane;“ – „Kindermord zu Bethlehem;“ – „Petrus unterdrückt die Ketzerei;“ – nach R. la Fage: „Eine heil. Familie;“ – „Jesus in der Wüste von den Engeln bedient;“ – „Die drei Marien beim Grabe;“ – „Die Erziehung Jupiters“ (in getuschter Manier); – nach Maratti: „Bild des Correggio;“ – „Auferweckung eines Todten;“ – nach Guido Reni: „Der Raub der Proserpina ;“ – nach Baroccio: „Verlobung der heil. Katharina;“ – „Die h. Jungfrau;“ – nach Zucchero[WS 1]: „Die h. Dreifaltigkeit;“ – nach L. Cagnacci: „Studium zu einer Verkündigung Mariä;“ – nach Thimot. della Vita: „Amor und Psyche;“ – nach Paul Veronese: „Eine h. Jungfrau;“ – nach Banni: „Eine Nonne;“ – „St. Aloysius;“ – nach Aug. Carracci: „ Christus im Oelgarten ;“ – nach Guercino: „Evangelist Johannes mit dem Buche;“ – „Derselbe mit dem Engel;“ – „Zwei Landschaften;“ – „Cupido;“ – nach F. Courtois: „Die Marter des h. Andreas;“ – nach Rembrandt: „Jesus im Tempel;“ – „Mardochaeus;“ – „Judas bei der Thomar;“ – „Tobias scheidet von seinem Vater;“ – „Christus bei Martha und Maria;“ – „Joseph vor seinen Brüdern in Aegypten;“ – „Jesus bei Nikodemus;“ – nach Correggio: „Ein schwebender Amor;“ – nach Cäsar d’Arpinas: „Minerva;“ – nach C. Fischer: „Le Morgueur;“ – „La Joye de la Cave;“ – „Départ de la Sorcière;“ – nach Christian Brand: „Landschaften und Landschaftsstudien;“ – nach Dietrich: „Das Mädchen mit den Blumen;“ – „Kind Jesus im Tempel“ (qu.-Fol., ein Meisterstück in Rembrandts Manier); – nach Roos: „Zahme Thiere“ (16 Blätter bei Stöckl und 12 Bl. bei Mollo u. C.). – Originalblätter, welche B. selbst gezeichnet und in Kupfer geätzt: „Christian Brand, Professor und Rath der k. k. Akad. der bild. Künste;“ – „Oberst Baron von Kucsevics;“ – „Brustbild eines Jünglings;“ – „Brustbild eines Mädchens;“ – „Die Frau in der Schlafhaube;“ – „Fürst Karl de Ligne,“ – „Berghofer,“ – „Daniel und Josepha Tschida.“ – Porträte nach fremden Meistern: nach Van Dyk: [173] „Bild des Malers Rubens;“ – nach Rembrandt[WS 2]: „Dessen eigenes Bild.“ Von seinen übrigen Arbeiten sind noch zu nennen: „Die Bestürmung von Oczakow durch die Russen unter dem Gen. Potemkin“ nach Casanova (ein geistreich ausgeführtes Blatt); endlich vollendete B. die von Jos. und Andreas Schmuzer begonnene und von G. A. Müller[WS 3] fortgesetzte Reihe der in der Lichtenstein’schen Gallerie befindlichen herrlichen Bilder des großen Rubens, welche die Geschichte des Decius Mus darstellen, u. z.: Nr. 6: „Das feierliche Leichenbegängniss des Decius Mus“ u. Nr. 7: „Eine allegorische Vorstellung des triumphirenden Roms.“ Außer den genannten Bildern hat B. noch eine große Anzahl anderer, theils nach eigenen Erfindungen, theils nach fremden Meistern vollendet. Als Schriftsteller nicht minder wirksam denn als Künstler seines Faches, ist er Classiker in Anbetracht des behandelten Gegenstandes. Vor Allem ist da zu nennen sein: „Le peintre graveur“ (21 Bde., Wien 1803–21), [Ebert 1714], mit 2 Heften Copien nach den seltensten Kupferstichen, ein hochgeschätztes bisher nicht übertroffenes Werk; – „Catalogue raisonné des Estampes gravées à l’Eau forte par Guido Réni et de celles de ses disciples Simon Cantarini, Jean André et Elisabeth Sirani et Laurent Loly“ (Vienne 1795); – „Catal. rais. de toutes les Estampes qui forment l’Oeuvre de Rembrandt et ceux de ses principaux imitateurs, composé par les sieurs Gersaint, Helle, Glomy et P. Yver“ (Nouv. edit. Vienne 1797, 2 Bde.); – „Catal. rais. de tous les Estampes qui forment l’Oeuvre de Lucas de Leyde“ (Vien. 1798); – „Catalogue rais. de l’Oeuvre d’Estampes de Molitor“ (Nürnb. 1813); – „Catalogue raisonné des Dessins originaux des plusgrands maîtres ... du Cabinet de feu le pr. Charles de Ligne“ (Vienne 1794); – „Ant. Waterloo’s Kupferstiche ausführlich beschrieben“ (Wien 1795, die vorb. Werke siehe Ebert 1715); – „Anleitung zur Kupferstichkunde“ (Wien 1821, 2 Bde., mit 8 Tafeln sein letztes Werk. Im Manuscripte hinterließ er: „Ueber die Verwaltung der Kupferstichsammlung der k. k. Hofbibliothek,“ nebst einem Anhange: „Ueber die Kataloge der Kupferstichsammlung und ihre Führung.“ Das complete Kupferstichwerk dieses großen Künstlers umfaßt 505 Blätter.
Bartsch, Adam Ritter von (Kupferstecher, Custos der kais. Hofbibliothek zu Wien und Schriftsteller, geb. zu Wien 17. Aug. 1757, gest. nach- Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835) I. Bd. S. 195 und Supplement (Wien 1837). – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la dir. de M. le Dr. Hoffer (Paris 1853) IV. Bd. Sp. 651. – Blanc (Ch. de), Manual de l’amateur d’Estampes. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Aufl.) II. Bd. S. 324. – Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst. XII. Jahrg. (Wien 1821, 4°.) Nr. 136, 137: „Nekrolog.“ – Annalen der bild. Künste f. d. östr. Staaten. Von H. Rud. Fueßli (Wien, Schaumburg, 1801) I. Thl. S. 165–181. – Sein Porträt von ihm selbst gestochen. Mit ganzem Gesichte, geistreich behandelt (kl. 4°.).