Zum Inhalt springen

BLKÖ:Stöckl, Emil Ritter von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 39 (1879), ab Seite: 90. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Emil von Stöckl in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Stöckl, Emil Ritter von|39|90|}}

Stöckl, Emil Ritter von (Arzt und Landes-Sanitäts-Referent für Krain, geb. zu Klagenfurt in Kärnthen 30. Jänner 1824). Der jüngere Sohn des damaligen k. k. Stadt- und Landrathes, nachmals Landesgerichts-Präsidenten in Klagenfurt, Jacob Ritter von S. (siehe denselben S. 95) und Louisens, geborenen Vogou (gest. zu Görz 19. März 1829). Bis zum neunten Jahre im Vaterhause durch einen Privatlehrer unterrichtet, kam er in das Convict des Benedictiner-Stiftes St. Paul in Kärnthen, wo er die drei ersten Grammaticalclassen mit Auszeichnung beendete, das erste Jahr des Gymnasiums aber, ungeachtet er erster Prämiant war, repetiren mußte, da er das zum Eintritt ins Gymnasium vorgeschriebene Alter von zehn Jahren noch nicht erreicht hatte und eine Dispens trotz seiner ausgezeichneten Befähigung nicht erlangen konnte. Die vierte Classe des Gymnasiums, dann die beiden Humanitätsclassen und die philosophischen Jahrgänge beendete er am Lyceum zu Klagenfurt, wo er auch seinen bisherigen Entschluß, dem Priesterstande sich zu widmen, aufgab und das medicinische Studium zu seinem Lebensberuf erwählte. Er bezog demnach im October 1842 die Wiener Hochschule, an welcher er die Vorträge der Koryphäen der Wiener Schule auf medicinischem Gebiete, u. A. der Doctoren Berres [Bd. I, S. 333], Endlicher [91] [Bd. IV, S. 44], Rokitansky [Bd. XXVI, S. 288], Rosas [Bd. XXVI, S. 343], Skoda [Bd. XXXV, S. 66] besuchte. Im Juli 1847 beendete er das medicinische Studium. Die medicinische Doctorwürde erlangte er im denkwürdigen Jahre der Bewegung im September 1848. Der freiheitlichen Bewegung, an welcher der medicinischen Facultät der Wiener Hochschule ihr Löwenantheil gewahrt bleiben wird, hatte auch Stöckl sich angeschlossen, und wenn es auch historisch belanglos, so ist es immerhin als Curiosum erwähnenswerth, daß die Trommel, welche am 14. März 1848 durch die Straßen der Alservorstadt wirbelte, und hinter welcher die Mediciner im Freudentaumel der beginnenden Geistesdämmerung in Oesterreich marschirten, und die ein paar Tage später bei dem großartigen Begräbnisse der Märzgefallenen ihre dumpfen Töne vernehmen ließ, von Stöckl geschlagen wurde, der dieses wenig musikalische Instrument am 14. März sich von der Musikbande des in Wien garnisonirenden k. k. Pionier-Regiments zu verschaffen gewußt hatte. Als nach Ertheilung der Verfassung die akademische Legion zur Aufrechthaltung der Ruhe, Sicherheit und Ordnung in Wien sich bildete, trat auch Stöckl in dieselbe, in welcher das Mediciner-Corps zehn Compagnien zählte. Aus der Chargenwahl ging der Tambour der Märztage als Lieutenant-Corps-Adjutant hervor. Bald darauf wurde er Hauptmann der fünften Compagnie, welche aus Professoren und Spitalsärzten bestand, und nach Rücktritt des Doctors Fischhof [Band IV, Seite 253] Commandant des Mediciner-Corps, welchen Posten er bis Anfang September 1848 versah. Als in der Nacht vom 21. August der von der Regierung zum Commandanten der akademischen Legion ernannte k. k. Hauptmann Koller sein Legions-Commando niedergelegt hatte, mußte Doctor Stöckl dasselbe übernehmen. Aber keine dieser Functionen hinderte ihn, seine wissenschaftlichen Interessen im Auge zu behalten. Nachdem er, wie schon erwähnt wurde, im September 1848 zum Doctor der Medicin promovirt worden, erlangte er im November das Magisterium der Geburtshilfe und am 31. December das Doctorat der Chirurgie. Zu Anfang des Jahres 1849 übersiedelte er von Wien nach Klagenfurt, wo er jedoch nur bis Ende Mai 1849 als Augenarzt und Arzt für interne Krankheiten thätig war. Denn da mittlerweile die Stelle eines Secundararztes auf der internen Abtheilung des Spitals und die eines Assistenten an der k. k. geburtshilflichen Lehranstalt zu Laibach in Erledigung gekommen waren, hatte sich Stöckl um beide beworben und sie auch im Mai d. J. erhalten. Noch im September d. J. wurde er zur ärztlichen Aushilfe bei Behandlung der in drei Ortschaften des Adelsberger Kreises ausgebrochenen Cholera und im October d. J. als Aushllfsarzt in die Cholera-Abtheilung des k. k. Garnisons-Spitals in Laibach abgeordnet, und wenige Wochen später übernahm er als Chefarzt das Typhusspital in der Peterscaserne ebenda. Ende April 1850 erfolgte seine Ernennung zum zweiten Stadt-Armenarzt, in welcher Eigenschaft er durch 23 Jahre thätig war; im Jahre 1851 wurde er Gerichts- und Gefangenhausarzt des Laibacher Landesgerichtes, 1853 k. k. Polizeiarzt, im J. 1854 Obervorsteher des chirurgischen Gremiums und im Juli 1855, anläßlich des Ausbruches [92] der Cholera in Krain, ständiges Mitglied der Sanitäts-Commission in Laibach. Eine höchst verdienstliche Thätigkeit entfaltete er im Jahre 1859 bei der Behandlung kranker und verwundeter Soldaten aus dem Feldzuge genannten Jahres, bei welcher Gelegenheit die verwundeten Officiere im Filialspitale im deutschen Hause zu Laibach um eine Auszeichnung für den verdienten Arzt gemeinschaftlich einschritten. Nachdem er von Seiner Majestät zum Director der Wohlthätigkeits-Anstalten in Laibach ernannt worden war, berief ihn wenige Monate später, im Mai 1864, der Laibacher Magistrat als Ordinarius im städtischen Versorgungshause. Im August 1870 wurde S. in der Eigenschaft eines k. k. Sanitätsrathes ordentliches Mitglied des Lande-Sanitätsrathes und mit ah. Entschließung vom 28. Juli 1873 Landes-Sanitätsrath und Regierungsrath bei der k. k. Landesregierung in Laibach. Im Jahre 1874 wählte ihn auch der k. k. Landes-Sanitätsrath für Krain zu seinem Präses, und die beiden letztgenannten Stellen bekleidet er noch zur Stunde. Wie aus der vorstehenden Uebersicht zu entnehmen, gab es keine Stelle im öffentlichen Sanitätsdienste, welche Stöckl im Laufe einer 30jährigen Praxis nicht versehen hätte, worin wohl zunächst ein glänzendes Zeugniß des festen Vertrauens und der Zuversicht von Seite der Stadt und des Staates zu gewahren ist. Ungeachtet seine Zeit im humanen Dienste der Menschheit so vielseitig in Anspruch genommen wurde, verstand er es dennoch, und zwar in hervorragender und tief eingreifender Weise, auch den politischen Interessen, welche in seiner neuen selbstgewählten, von zwei Parteien, der deutschen und slavischen, beherrschten Heimat oft sehr mächtig in den Vordergrund traten, seinen Einfluß und seine erfolgreiche Thätigkeit zuzuwenden. Seit dem Jahre 1861, als durch den Umschwung im Staatswesen der Monarchie die Wogen der politischen Ereignisse hoch zu gehen begannen, griff Stöckl energisch in das auch in Krain erwachte politische Leben ein. Er leitete ebenso die Bewegung für die Gemeinde-, Landtags- und Reichstagswahlen, als er durch seinen Einfluß wesentlich die Wahl für Candidaten der liberalen Partei förderte, so daß er in den ersten Jahren, da es galt, die eben erwachte politische Bewegung in den richtigen Fluß zu bringen, als der eigentliche Führer der deutsch-liberalen Partei in Laibach erscheint. Am 11. October 1863 wählte ihn der deutsche „Laibacher Turnverein“ zu seinem Sprechwart, welcher er ein Decennium lang, bis zu seinem im December 1872 erfolgten freiwilligen Austritte verblieb. In seine Zeit fällt der, auf das unlautere Treiben der von einigen Ultras aufgehetzten slovenischen Partei ein grelles Schlaglicht werfende Ueberfall auf die deutschen Turner, auf ihren Turnfahrten in Jesca und Jancberg-Josephsthal. Stöckl war es nun, der das energische Einschreiten der Regierung gegen diesen böswilligen Ueberfall mit aller Energie betrieb, in Folge dessen noch rechtzeitig, um ferneres Blutvergießen zu verhüten, eine Compagnie von Huyn-Infanterie in Josephsthal einrückte. Als in dem unglückseligen Bruderkriege des Jahres 1866 der Laibacher Turnverein in der Pflege der verwundeten Krieger ganz besonders sich hervorthat, wurde seinem Sprechwart, Dr. Stöckl, in Folge dessen die ah. Anerkennung ausgesprochen. Auch in seiner von 1868 bis 1871 thätig vertretenen Stellung als Director [93] des Laibacher Casinovereins, der als Mittelpunct der deutsch-liberalen Partei anzusehen ist, fand S. Gelegenheit, für die Wahrung und Förderung seiner Partei mit Nachdruck zu wirken. Im Jahre 1859 wurde er mit dem Ritterkreuze des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet. Ueberdies ist er Oberschützenmeister des k. k. priv. Schießstandes in Laibach, welches Ehrenamt ihm bereits 1857 zutheil ward, Ehrenmitglied des Triester Schießstandes, des Erzherzog Rainer Veteranen-Vereins in Domžale und des ersten Krainer Veteranen-Vereins in Laibach. Er ist seit 1851 mit Anna Edlen von Mayersfels, einer Tochter des Garnisons-Auditors V. Ritter von Mayersfels, verheiratet.

Laibacher Zeitung, Februar, August 1861; Jänner 1862; August 1863; Mai 1864; September 1868; Jänner, März, April, Mai, August 1869.