BLKÖ:Ponheimer, Kilian (Vater)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 23 (1872), ab Seite: 99. (Quelle) | |||
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[100] er unter Schmutzer und Brand Unterricht im Zeichnen und Kupferstechen erhielt. Nach seinem Austritte aus der Akademie, wurde er im Jahre 1784 mit dem großen akademischen Preis, für den Stich einer Landschaft (Nachtstück) nach Christian Brand, ausgezeichnet. P. hat eine große Anzahl meist höchst gelungener Stiche verfertigt. Besonders wurde er von den Herausgebern größerer Werke gesucht. So stach er neun Platten „Pläne“ für das strategische Werk des Erzherzogs Karl auf dessen eigenen Wunsch: Professor Franz von Rudtorffer wählte P. zur Ausführung der Stiche in seinem Werke „Armentarium chirurgicum“, für welches P. 30 Platten lieferte, und bereits 1786 stach P. für Dr. J. Barth die Platten für dessen „Anfangsgründe der Muskellehre“. Außer den jedoch nur handwerksmäßigen wenngleich vortrefflichen Stichen zu diesen drei Prachtwerken lieferte P.’s Grabstichel noch eine große Anzahl anderer Blätter, in denen er künstlerische Aufgaben zu lösen suchte und von denen die gelungensten hier aufgeführt werden sollen. Es sind darunter sieben Blätter für das von Haas in Wien 1828 bis 1830 herausgegebene Bilderwerk der k. k. Belvedere-Gallerie nach Zeichnungen von Professor S. von Perger und zwar: „Das Bildniss Maximilian’s I.“, nach Rubens; – „Der Feldmesser“, nach Giorgione, beide sehr rein und kräftig gestochen; – „Das Grabmal der Cäcilia Metella“, nach C. Poussin; – „Hirschjagd“, nach Ruthardt; – „Waldgegend“, nach Hobbema; – „Eine Landschaft“, nach Ruysdael; – „Der Blumenaltar“, nach de Heem, durchaus mit dem Grabstichel gearbeitet; – von anderen Blättern P.’s sind bemerkenswerth: „Die Hauptfaçade und die innere Ansicht der Kirche „Maria Stiegen“ in Wien“, zwei Blätter für das Prachtwerk des Fürsten Lichnowsky; – „Sechs Ansichten aus dem Prater bei Wien“, nach P.’s eigener Zeichnung mit Titelblatt (Qu. Fol.); – „Das Lustgebäude im Prater zu Wien“, nach A. Braun (gr. Qu. Fol.); – „Zwei Ansichten des Gailizin-Berges“, nach Schmutzer (Qu. Fol.), die letztgenannten drei Blätter sind für den Fürsten Gallizin selbst verfertigt worden; – „Die Aussicht des „Predigtstuhls“, eines Landhauses bei Wien“, nach Adam Braun (gr. Qu. Fol.); – „Sechs kleine Landschaften“, nach P.’s eigener Zeichnung; – „Sechs andere Landschaften“, ebenfalls im kleinen Formate mit Titel, und nach eigener Zeichnung; – „Sechs Landschaften“ (in 12°.), nach eigener Zeichnung, radirt; – „Vier grössere Landschaften“, nach eigener Zeichnung (Qu. Fol.); – „Eine Folge von 120 Radirungen“, nach F. Kobell, in verschiedenem Formate; – „Belustigungsort zu Pera, der Vorstadt von Constantinopel“, nach Hunglinger, radirt und in Aquatinta (gr. Qu. Fol.); „Landschaft bei Mondlicht, rechts ein verfallener Galgen am Wasser“, nach Ch. Brand sen.“, (gr. Qu. Fol.), ein wahres Effectstück; – „Gruppe von Bäumen am Wasser, links zwei Männer“, nach Brand jun. (gr. Fol.), schöne Radirung: – „Zwei kleine Ansichten“, nach Runk; – „Die Ansicht von Klein-Neusiedel“, nach Janscha, für Th. von Pachner, gestochen (Fol.); – „Ansicht aus Italien“, nach Ph. Hackert, für Abbate Delena (Fol.); – „Eine Landschaft, “ nach der Zeichnung des Grafen W. von Paar radirt (4°.); – „Ansichten der Bergstadt „Hohenelbe“ im Riesengebirge, nach den [101] Zeichnungen von Karl von Hohenelbe, drei Blätter im Umriß, radirt (Qu. Fol.); – „Landschaft mit einem grossen Brunnen“, nach J. Fischer’s Zeichnung (Qu. 8°.); – „Vier Landschaften“ nach Martin Molitor (Qu. 8°.); – „Drei Landschaften“, nach demselben (Qu. Fol.); – „Sechs Blätter mit Bäumen“, nach Prof. Weirother, mit Titelblatt (gr. Fol.); – „Sechs Landschaften“, nach demselben, mit Titelblatt (Fol.); – „Folge von acht radirten Landschaften“, nach verschiedenen Meistern, im Verlage des Industrie-Comptoirs. Ferner im Vereine mit A. Bartsch, Benedetti und Mansfeld: „Die Ausrufer Wien’s“, nach J. V. Kininger. Auch von P. gilt, wie von vielen anderen Künstlern: die Kunst geht nach Brot, daher er zur Nothdurft des Lebens, Dutzendarbeit u. dgl. m. übernehmen mußte; daß er aber den Grabstichel mit künstlerischer Gewandtheit zu führen verstand, bezeugen viele seiner Miniatur-Landschaften – wahre kleine Meisterstücke – und vor allem die prachtvolle „Mondlichtlandschaft mit dem Galgen“, nach dem älteren Brand, welche zu dem Besten, was je in dieser Richtung durch den Grabstichel geleistet worden, zu zählen ist. Ponheimer’s Todesjahr ist nicht bekannt; 1820, damals 63 Jahre alt, war er noch am Leben und lebte wohl noch 1836, weil Gräffer, als er damals seine „Oesterreichische National-Encyklopädie“ herausgab, seines Todes nicht gedenkt.
Ponheimer, Kilian, Vater (Kupferstecher, geb. zu Wien 26. April 1757, Todesjahr unbekannt). Sohn eines kaiserlichen Kammermusikus, erhielt P. eine gute Erziehung und trat, nachdem er die Normalschule und die drei ersten Lateinclassen zurückgelegt hatte, im Jahre 1774 in die k. k. Kunstakademie zu St. Anna in Wien ein, wo- (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) Jahrg. 1823, Nr. 128, S. 684, und ebendaselbst, Jahrg. 1825, Nr. 10, S. 56. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1838, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XI, S. 489. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1836, 8°.) Bd. IV, S. 251. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliograph. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilg. Bd. IV, S. 524.