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BLKÖ:Mayer, Ferdinand Engelbert Gregor

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 18 (1868), ab Seite: 101. (Quelle)
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30. Mayer, Ferdinand Engelbert Gregor (Domdechant in Linz und theologischer Schriftsteller, geb. zu Pulkau in Oesterreich u. d. Enns 19. Jänner 1754, gest. 25. November 1820). Der Sohn eines Kaufmanns zu Pulkau, einem am gleichnamigen Flüßchen [102] gelegenen Marktflecken in Niederösterreich. Indem er vorher Sängerknabe in Maria-Taferl gewesen, kam er, zwölf Jahre alt, in das Alumnat nach Melk. Dort trat er, 17 Jahre alt, am 13. November 1771 in den Benedictinerorden, vollendete in demselben die philosophischen und theologischen Studien, legte am 24. Februar 1778 die Gelübde ab, und empfing den 23. August d. J. die Priesterweihe. Die in der Taufe empfangenen Namen Ferdinand Engelbert hatte er mit dem Klosternamen Gregor vertauscht. Im Jahre 1779 schickte ihn sein Abt nach Wien, um dort die orientalischen Sprachen zu studiren und sie dann mit seinem Ordensbruder Ulrich Petrak, der aus gleicher Ursache dahin geschickt worden, in das Stift zu verpflanzen. Im Jahre 1780 wurde er Repetent der Aesthetik und griechischen Sprache für die Novizen im Stifte, im folgenden Jahre Professor der Philosophie an der damaligen öffentlichen Anstalt in Melk und Bibliothekar, zugleich unterrichtete er jüngere Geistliche in den orientalischen Dialekten. Als im Jahre 1786 Kaiser Joseph nach des Melker Abtes Stephan Tode den damaligen Rector der Militär-Akademie in Wiener-Neustadt, Joseph Fengler, aus dem Piaristenorden, als Commendataire-Abbé nach Melk schickte, und bei dieser Gelegenheit Mayer als Abbé – wie man sie damals nannte – nach Geras ernannt wurde, lehnte M. diese Stelle ab und zog es vor, in seinen bisherigen Verhältnissen zu bleiben, hingegen nahm er die im nämlichen Jahre erfolgte Ernennung zum Professor der griechischen Sprache und Hermeneutik des neuen Bundes an der Wiener Hochschule an. Zugleich las er über theologische Literärgeschichte. Nachdem er noch die theologische Doctorwürde erlangt, übernahm er nach Monssperger’s Abtreten die Professur der orientalischen Dialekte und behielt sie bis zum Jahre 1791, in welchem der gelehrte J.Jahn (Bd. X, S. 42] sein Nachfolger wurde. Als im Jahre 1790 den Stiftern die canonischen Wahlen wiedergegeben wurden, war Mayer auf dem Puncte, zum Abte von Melk gewählt zu werden, jedoch fiel die Wahl auf Isidor Payrhuber und M. versah sein Lehramt fort, bis Kränklichkeit in Folge anstrengender Studien ihm Ruhe wünschenswerth machte und ihm die Universität im Jahre 1801 die erledigte Domherrnstelle am Domstifte zu Linz verlieh. Im Jahre 1807 wurde M. Domdechant, nach des Bischofs Joseph Gall [Bd. V, S. 65] Tode Generalvicar der Diöcese, im Jahre 1812 Director der theologischen Studien und besoldeter Ausschußrath an dem ständischen Collegium, und bekleidete diesen Posten bis zu seinem im Alter von 66 Jahren erfolgten Tode. M., ein gründlicher Orientalist und Denker, war sowohl während seines Lehramtes, als auch später als Domherr zu Linz literarisch thätig und hat mehrere Werke herausgegeben. Diese, theils Uebersetzungen, theils selbstständige Werke, sind in chronologischer Folge: „Auslegung der christlichen Lehre, oder Unterweisung in den Grundwahrheiten der Religion. Aus dem Französischen“, 4 Thle. (Wien 1782 [Salzburg, Waisenhaus], gr. 8°.), eine Bearbeitung des Werkes: „Expedition de la doctrine chretienne, ou instructions sur le principales vérités de la religion“ des Abbé François Philipp Mesengui, das durch ein Breve des Papstes Clemens XIII. vom 14. Juni 1761 verurtheilt wurde; – „Das Evangelium, zergliedert nach dem historischen Zusammenhange der vier Evangelisten, [103] sammt erbaulichen Anmerkungen. Nach dem Französischen“ (Wien 1783, 8°.); – „Geschichte und Schriften der Apostel, zergliedert, sammt erbaulichen Anmerkungen. Nach dem Französischen“, 3 Bände (Wien 1785, gr. 8°.); – „Demea und Alciphron. Eine Apologie für’s Frauenzimmer in zwei Gesprächen“ (Wien 1785, 8°.), diese durch ein Werkchen der Miß Woolston- Krafft veranlaßte Schrift, die M. als eine Jugendarbeit später selbst nie anerkannte, war unter der Chiffre F. E. G. M. erschienen und ist übrigens von keiner Bedeutung; – „Specimen animadversionurn in graecum Matthaei textum eruditorum examini praepositum“ (Norimbergae 1786, 8°.), es sind dieß kritisch-exegetische Anmerkungen zu den fünf ersten Capiteln des Matthäus, in welchen M., der selbst erklärte, „als ein Freyer und nicht ein Sclave im Schooße der katholischen Kirche geboren zu sein“, es durchaus nicht verschmähte, Erklärungen protestantischer Schriftsteller zu benützen, indem er gesteht: „von ihnen viel gelernt zu haben“; – „Compendium historiae literariae Theologicae“ (Vindobonae 1787, 8°.), ein Handbuch zum Behufe seiner Vorlesungen; – „Der Brief des Apostels Paulus an die Galater und zwei Briefe an die Thessalonicher. Uebersetzt und mit Anmerkungen“ (Wien 1788, 8°.), das Buch schrieb Mayer in der Absicht, um Anfängern zu zeigen, wie sie es anzufangen haben, Kritiker und Exegeten zu werden, und bringt in den Vorreden geistreiche Ansichten über die Methode des Uebersetzens; – „Institutio interpretis sacri“ (Norimbergae 1789 [Wien, Beck], 8°.), das erste über Auslegungskunde in Oesterreich erschienene Werk, worin sich M. hauptsächlich an Richard Simon und Joh. Aug. Ernesti hielt, aber auch J. D. Michaelis und J. G. Eichhorn benützte; – „Authentie und Oekonomie der göttlichen Schriften des neuen Bundes“, 1. Stück (Wien 1791, Schaumburg. 8°.), im Drucke erschien nur dieses erste Stück, welches die Evangelien und die Apostelgeschichte , das zweite Stück hat sich in seinem Nachlasse vorgefunden; – „Beyträge zur Erklärung des Evangeliums Matthäi für Sprachkundige“ (Wien 1818, A. Doll, auch Linz 1820, Haslinger, 8°.); – „Beyträge zur richtigen Uebersetzung der syrischen Chronik des Gregor Barhebräus, oder Berichtigung verschiedener Stellen der latein. Uebersetzung des Barhebräus, welche Paul Jacob Bruns und Gr. Wilh. Hirsch herausgegeben haben“ (Leipzig 1819 [Wien, Beck], gr. 8°.). M. berichtigt mit diesem Werke die Uebersetzung in mehr denn anderthalbtausend Stellen, und stellt aus dem Sprachgebrauche und aus kritischer Conjectur den Urtext selbst her; auch erschien dazu: „Nachtrag zu den Beyträgen einer richtigen Uebersetzung der syrischen Chronik des Gregorius Barhebräus“ (Wien 1820, 8°.); – „Beyträge zur Erklärung des Evangeliums Johannis für Sprachkundige“ (Linz 1820, Haslinger, 8°.), Mayer’s letztes Werk. Eine von Mayer verfaßte Abhandlung über die Möglichkeit der besten Welt, welche er schon im Jahre 1779 verfaßt, und die den Beifall und die Anerkennung eines Moses Mendelssohn gefunden, ist ungedruckt geblieben. M. war ein Mann der Wissenschaft, der mit diesem Rufe den eines tugendhaften und frommen Priesters verband. Kein Freigeist, aber ein freier Denker, ein aufgeklärter Theolog, der ohne Scheu seine Ueberzeugung aussprach und die Verehrung aller Stände und jedes Alters genoß. Seine Bücher, Schriften, hinterlassenen Papiere und Arbeiten wurden nach seinem Wunsche dorthin gebracht, [104] wo er sie brauchen und verfassen gelernt, in das Stift Melk, wohin er so gern sterben gegangen wäre, woran ihn jedoch ein plötzlich eingetretenes Leiden, dem in kurzer Zeit schon der Tod folgte, gehindert hat. Dieser gelehrte Theolog ist derselbe, der in der „Oesterreichischen Biedermanns-Chronik“, S. 139, unter dem Namen Georg Mayer aufgeführt und als ein „aufgeklärter würdiger Seelsorger“ bezeichnet wird. In Meusel’s „Das gelehrte Teutschland“, 4. Ausgabe, erscheint er im II. Bde., S. 522, Meier geschrieben, in den späteren aber wohl richtig als Mayer, aber bloß mit dem Taufnamen Gregor. In Kayser’s „Bücher-Lexikon“, Bd. IV, wird er an zwei Stellen, und zwar einmal, S. 54, als Fd. Greg. und das andere Mal, S. 55, als Greg. Mayer aufgeführt.

(Hormayr’s) Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst (Wien, 4°.) XII. Jahrgang (1821), Nr. 68 u. 69, 72: Nekrolog.