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BLKÖ:Kudriaffsky, Euphemia von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 13 (1865), ab Seite: 306. (Quelle)
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1. Euphemia von Kudriaffsky (geb. zu Wien um das Jahr 1820), ist die einzige Tochter des berühmten Brückenerbauers und Baudirectors Johann von K. aus dessen Ehe mit Euphemia Wolff (gest. 1833). Euphemia erhielt eine sehr sorgfältige Erziehung; da sie aber keine Geschwister hatte und sich meist von erwachsenen ernsteren Personen umgeben sah, so begann früh jenes Innenleben, das für ihre spätere Geistesrichtung bestimmend wurde. Auch ihre Kindheit fällt noch in die glückliche Periode, da Walter Scott’s Romane ihren wohlthuenden Einfluß auf eine ganze Generation übten und den jetzt immer seltener werdenden Sinn für Naturschönheit hoben. Auf Scott folgten Cooper, Bulwer, Boz, Dickens, James. Auch der Besuch des Burgtheaters, an welchem damals Ludwig Löwe in Rollen wie: Rustan, Alboin, Hugo Oerindur, Fiesko, Perin, Garrick, Pierre in „Marianna“, Percival, Mortimer, Adept auftrat, und Alles, vornehmlich aber Frauen und Mädchen hinriß, übte einen nachhaltigen Einfluß auf Euphemia, welche noch jetzt eine besondere Vorliebe für die Bühne, ihre Kunstschöpfungen und die eigentlichen Koryphäen derselben bewahrt. Kaum hatte sie die jungfräulichen Jahre erreicht, als sie innerhalb 5 Jahren zuerst die Mutter, dann den Vater verlor und sich, nach einer ruhigen, sorgenfreien Existenz, plötzlich sich selbst überlassen, auf sich allein gestellt sah. [307] Mit dem Jahre 1840, dem Todesjahre ihres Vaters, begann nun die Prüfungsperiode ihres Lebens, aus welcher sie jedoch, Dank ihrem gesunden Sinne und ihrer geistigen Kraft, gestärkt hervorging und nunmehr ausschließlich ihren Neigungen und künstlerischen Beschäftigungen lebt. Sie nahm eine Stelle als Erzieherin an und versah dieses Amt durch zehn Jahre. Fleißige Lectüre, verbunden mit gewissenhaftem Unterrichtertheilen förderte, während sie Andere vorwärts brachte, sie selbst. Sie begann Naturwissenschaften, vornehmlich Botanik zu treiben, legte ein Herbar an, wagte sich sogar an die lateinische Sprache u. dgl. m., als ein Besuch bei Maler Daffinger, der ein Bildniß der ältesten Tochter des Hauses, in welchem K. Erzieherin war, malte, einen wichtigen Lebensabschnitt bildet. Ein Album mit Blumenporträten – Eigenthum des Künstlers – entzückte sie durch die Treue und Lieblichkeit der gemalten Kinder Florens. Kaum heimgekommen, wurde das Herbar mit seinen verblaßten Blumenleichen in einem Autodafé geopfert und Euphemia hatte den Entschluß gefaßt, selbst Blumen zu malen. Sie zeigte, was eiserner Fleiß, fester Wille, denen freilich als drittes im Bunde Talent und Farbensinn sich zugesellte, vermögen. Sie nahm wohl Unterricht bei einem wenig bekannten Maler und hatte einige Stunden bei Franz Alt, welcher seine Schülerin besonders und mit Erfolg auf einige technische Vortheile aufmerksam machte; aber im Uebrigen studirte und bildete sie sich nach der Natur, die sie an den schönsten Exemplaren der Blumenwelt studiren konnte, da ihr die Professoren Dr. Fenzl und Dr. Unger mit liebenswürdiger Bereitwilligkeit die Glashäuser und das Museum im kais. botanischen Garten auf dem Rennwege eröffneten, sie selbst aber auf ihren Sommerausflügen die herrlichsten Blüthen der Alpenwelt zu studiren und zu sammeln Gelegenheit fand. So malte die unermüdete Künstlerin an fünfhundert Blätter, theils wildwachsender, theils exotischer Pflanzen, von denen mehrere in den Dresdener Kunstausstellungen zu sehen waren. Außerdem versuchte sich die Künstlerin in literarischen Arbeiten und Einzelnes ist bereits in den besten deutschen Unterhaltungsblättern erschienen, und zwar in Gutzkow’s Unterhaltungen am häuslichen Herd, 1860: „Denkmal eines Tyrannen“ (Nr. 48); – „Ein Künstlerleben“ (Julius Reinhold) (Nr. 50); – 1861: „Erinnerung an Haydn“ (Nr. 8); – „Eine schöne Seele“ (Rosalia Schönfließ) (Nr. 19); – „Die Fregatte Novara“ (Nr. 40, und 1862, Nr. 10, 11, 24, 25, 26); – „Unter Blinden“ (Nr. 46); – 1862: „Louis XIV. Testament“ (Nr. 26); – im Magazin für Literatur des Auslandes, 1861: „Mrs. Anna Jameson“ (Nr. 17); – in den Hamburger Jahreszeiten, 1859: „Ueber Emil Devrient (Nr. 38); – 1861: „Lo Fang, eine chinesische Novelle“ (Nr. 24 und 25); – „Paolo Veronese, eine biographische Skizze“ (Nr. 48 und 49); überdieß enthält dieses Blatt aus ihrer Feder zahlreiche Mittheilungen über das gesellige Leben in Dresden, Wien und Prag. Die in Wien erscheinenden „Recensionen“ brachten im J. 1862: „Aus dem Leben Garricks“ (Nr. 10 u. 11); – 1863: „Astorga“, und das von Payne herausgegebene Illustrirte Familien-Journal im Jahre 1863 ihre Reminiscenz: „Die Todten Weimars“, mit einer größeren Illustration. Das Fräulein K. lebt in Wien, im Jahre 1860 schlug sie aber ihre Heimat in Dresden auf, wo ihr die dortigen literarischen und Künstlerkreise mit Persönlichkeiten, wie der nun auch bereits verstorbene Major Serre, Professor Julius Hübner, Dr. Gust. Kühne, Director Georgi, Geheimrath Carus, Robert Waldmüller u. A. eine Seite des Lebens erschlossen, welche eben nur in kleinen Residenzen in solcher Gemüthlichkeit sich zu entfalten vermag. Dann aber kehrte sie wieder nach Wien zurück. wo sie gegenwärtig weilt und, ihre Zeit zwischen Kunst und Literatur abtheilend, an den Erinnerungen ihrer Vergangenheit festhaltend, mit dem geistigen Fortschritte der Gegenwart auf gleicher Höhe zu bleiben bemüht ist. –