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BLKÖ:Czobor, Joseph Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 3 (1858), ab Seite: 116. (Quelle)
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Czobor, Joseph Graf (geb. in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, gest. zu Ende desselben). Der letzte eines ansehnlichen und reichen ungarischen Geschlechtes und Besitzer der vier angränzenden gegenwärtig der kais. Familie gehörigen Herrschaften Holitsch und Sassin in Ungarn, Göding u. Pawlowitz in Mähren. Einer der merkwürdigsten Charaktere, dessen Sonderbarkeiten ihm eine Stelle in unserm Werke einräumen. Von einem beispiellosen, raffinirten Hange zur Verschwendung beseelt, hatte er theils lächerliche, theils scharfsinnige Einfälle, deren Ausführung ihn endlich ruiniren mußte, wie es auch wirklich geschah. Am [117] Hofe der Kaiserin Maria Theresia entwickelte der Graf die höchste Pracht und hatte nur Einen Rivalen, den Marchese Taroucca. Zu einem bevorstehenden Hoffeste galt es wieder allen nur denkbaren Glanz zu entwickeln. In einer zahlreichen Gesellschaft, in welcher sich C. und Taroucca befanden, bekam das Gespräch mit einem Male eine solche Wendung, daß die beiden Cavalliere eine Wette von 1000 Ducaten eingingen, die jener gewinnen sollte, der am kostbarsten gekleidet bei dem Hoffeste erschiene, doch durften weder Perlen noch Edelsteine benützt werden. Thatsächlich erschien Taroucca in einem Gewande, reich an Pracht und Kostbarkeit, wie kein Zweites. C. trat in einem zwar kostbaren aber im ganzen sehr einfachen Pelze ein. Nachdem die Schiedsrichter versammelt waren, öffnete C. den Pelz und zeigte das Unterfutter desselben; es war ein echtes Gemälde von Correggio. C. hatte gewonnen. – Der Graf Czobor besaß in Wien, Paris und Venedig vollständig eingerichtete Hôtels und besoldete Dienerschaft; einmal schlug er seinen Gästen nach Tisch eine Spatzierfahrt vor; sie wurde angenommen. Die Spatzierfahrt gestaltete sich zu einer kleinen Reise, es ging geraden Weges nach Paris, dort ward durch drei Tage in den prächtigen Hôtels geschwelgt, dann ging es wieder nach Wien zurück. – Der Graf war ein leidenschaftlicher Spieler. Er setzte ganze Herrschaften auf eine Karte und hatte auf diese Art die Herrschaft Holitsch verspielt. So hatte der Graf nach und nach sein ganzes Vermögen verloren. So lange noch Kaiser Franz I., der Gemal der großen Maria Theresia lebte, erhielt er von Ihm, der ihm sehr wohl wollte, eine Leibrente jährlicher 8000 fl. Als aber sein Beschützer gestorben, gerieth der Graf in sehr peinliche Lagen und lebte in Pesth von einer kleinen Pension, die er der Gnade Maria Theresia’s verdankte. Da ging er eines Tages mit einem Päckchen Wäsche unter dem Arm nach Hause, als ihm ein junger Verschwender in prächtiger Equipage rasch entgegenfahrend begegnete. Halt! rief ihm C. zu, halt! trat dann, als jener wirklich hielt an den Wagen und sagte: „Nicht so rasch Herr Bruder, sonst holst du mich gar zu schnell ein“. Es ließen sich noch viele Züge aus dem Leben C.’s, insbesondere die oft wunderlichen Einfälle erzählen, auf die er gerieth, um den mit ihm rivalisirenden Grafen Taroucca an Pracht zu überbiethen. Sie würden gesammelt zu einem interessanten Bilde jener Zeit und der Person des Grafen sich gestalten.

Hormayrs Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) unter den „Geschichtlichen Miscellen.“ – Gräffer (Franz), Wiener Dosenstücke (Wien 1846, Mörschners Witwe und Greß, 8°.) I. Bd. S. 242. – Derselbe: Wiener Tabletten (Wien 1848, Kuppitsch, 8°.) S. 1.