BLKÖ:Czizek, Johann Baptist
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 3 (1858), ab Seite: 114. (Quelle) | |||
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[115] als er im J. 1826 als Praktikant der k. k. Hofbuchhaltung in die Bergcollegien zu Schemnitz mit einem Adjutum von 200 fl. und weiteren 25 fl. für Licht und Holz, gesendet wurde. Das war nun freilich kein großes Geld; indeß C.’s unverwüstlich guter Humor fand sich auch bei knappen Bissen zurecht, aus jeder Errungenschaft, die sein Fleiß machte, zog er neue Kraft. In den Jahren 1827–29 absolvirte er die Bergcollegien mit ausgezeichnetem Erfolge und hatte besonders die Halurgie mit Eifer betrieben. Im Oct. 1829 wurde er Accessist zu Přibram in Böhmen, 1832 Ingrossist bei der Bergbuchhaltung zu Přibram, und ward 1835 nach Wien als Ingrossist der Münz- und Bergwesens-Hofbuchhaltung übersetzt. Im J. 1840 ward er Rechnungsofficial bei der genannten Hofbuchhaltung und rückte im J. 1845 und 1848 in die höhern Gehaltsstufen mit 700 und 800 fl. vor. Zu gleicher Zeit wurde er zu verschiedenen außerordentlichen Arbeiten verwendet, die außerhalb der Sphäre des Buchhaltungsbeamten lagen. Schon im J. 1839 wurde er von der k. k. privil. Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft auf Reisen gesendet, um in geeigneten Gegenden Oesterreichs auf Steinkohlen zu schürfen, und löste seine Aufgabe mit entschiedenem Glück. Im J. 1840 unternahm er im Bereiche des vereinten k. k. Obersthof- und Landjägermeisteramtes Untersuchungen auf Steinkohlen und leitete im J. 1841 mit außerordentlicher Anstrengung und günstigem Erfolge die Aerarial-Steinkohlenschürfungen im Rabenwalde, Katzelsdorf und den Panholzer Waldungen. Nebstdem wurde er von vielen Privaten bei ihren Bergbauten besonders für Steinkohlen zu Rathe gezogen und stand ihnen mit seinen ausgebreiteten Kenntnissen zur Hebung ihrer Bergschätze thätigst bei. In dieser Zeit begann C. durch Veröffentlichungen Rechenschaft über seine gediegenen Forschungen und Untersuchungen abzulegen. Es erschien sein „Beitrag zur Kenntniss der fossilen Foraminiferen des Wiener Beckens“ (Wien 1846, mit 2 lithographirten Tafeln, gr. 4°.). Noch größeren Namen erwarb ihm seine mit staunenswerthem Fleiße gearbeitete „Geognostische Karte der Umgebungen Wiens“, zu welcher dann seine „Erläuterungen zur geognostischen Karte der Umgebungen Wiens“ (Wien 1849) folgten. – Auf Grundlage seiner in den Monaten August, September und October 1849 bewerkstelligten Aufnahmen ließ er hierauf seine „Geologische Karte der Umgebungen von Krems und vom Manhartsberg“ (im Flächenraume von 34 Quadratmeilen) erscheinen, ein nicht minder treffliches Werk. Am 18. Dec. 1849 wurde er zum 2. Geologen und k. k. Bergrath erhoben und zur Vornahme der geognostischen Arbeiten für die mathematisch-naturwissenschaftliche Abtheilung der k. k. Akademie der Wissenschaften bestimmt. Da war er nun ganz auf seinem Terrain. Jeden Sommer unternahm er seinen geognostischen Streifzug und blieb redlich im Felde, so lange nur die Jahreszeit es gestattete. Nicht Hitze, nicht Unbilden der Witterung hielten den unermüdlichen Pilger der Wissenschaft ab, und sein heiterer Sinn söhnte sich gern mit all’ dem kleinen Ungemach und den vielen Unbequemlichkeiten aus, die er, in oft unwirthliche Gegenden verschlagen, auszustehen hatte. Oft mag er bei solchen Gelegenheiten das, was moralische Kraft in ihm war, auf Rechnung seiner körperlichen Ausdauer geschrieben, diese selbst überschätzt und so seine an sich feste Gesundheit untergraben haben. Die Resultate seiner Reisen und Untersuchungen sind in den Jahrbüchern der k. k. geologischen Reichsanstalt niedergelegt, Da finden sich aus seiner Feder im II. Jahrgange: „Gipsbrüche in Niederösterreich und den angränzenden Landestheilen“; – „Das Thal on Buchberg“; – „Ueber die Marmorarten [116] in Oesterreich“; – „Kohlenablagerungen bei Zillingdorf und Neufeld“„ (mit einer Karte); – „Die Kohle in den Kreideablagerungen bei Grünbach, westlich von Wiener-Neustadt“; – im III. Jahrgange: „Bericht über die Arbeiten der 1. Section“ (das im Sommer 1851 ihm zur Aufnahme übertragene Terrain umfaßte das Gebiet von Niederösterreich südlich der Donau bis nach Mariazell in Steiermark, und von dem Meridian von Mölk und Mariazell bis an den Neusiedlersee in Ungarn); – „Die Braunkohle von Hagenau und Starzing in Niederösterreich; – „Aptychenschiefer in Niederösterreich“; – „Geologische Verhältnisse der Umgebungen von Hainburg, des Leithagebirges und der Kusterberge“ (mit einer Tafel); – im V. Jahrg.: „Bericht der 2. Section über die geologische Aufnahme im südlichen Böhmen im Jahre 1853“ (die Aufgabe dieser, C. übertragenen Section war die Aufnahme des südlichen Theiles von Böhmen bis zum Parallelkreise von Pisek und umfaßte daher ein Terrain mit einer Fläche von 161 Quadratmeilen); – „Niveauverhältnisse des fürstl. Schwarzenberg’schen Holz-Schwemmkanals im südlichen Böhmen“ u. s. w. – Als Beilage zum 7. Bande der Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Akademie erschienen von ihm „Erläuterungen zur geologischen Karte von Krems und vom Manhartsberg“ (Wien 1853). Sein Nekrolog schildert ihn so: „Ein glücklicher Gatte, ein zärtlicher Vater zweier Knaben, der warme, theilnehmende Freund eines Kreises guter Menschen, die sein moralischer Werth in seine Nähe zog, verlebte er ein gleichmäßig freundliches Dasein. Treu, einfach, bieder und wahr bis in die kleinste Faser seines Wesens, blickte er auf seine Leistungen nur mit dem ruhigen Gewissen eines Mannes, der sein Tagewerk redlich zu vollführen sich bewußt ist, ohne daß auch nur eine Spur von Anmaßung und Ostentation sich jemals an ihn drängte. Er hatte blos für fremde Verdienste Bewunderung, in seinen eigenen sah er eben nichts weiter, als eine erfüllte Schuldigkeit. Wer Belehrung bei ihm suchte, dem kam er mit Bereitwilligkeit und Eifer entgegen. Seine schriftlichen Werke waren ganz der entsprechende Abdruck seiner mündlichen Rede; sie waren gründlich, klar und echt wie sein Kopf, aber auch prunklos und schlicht wie sein Herz“. Unvermuthet wehte den Gesunden ein Leiden an, das von kleinen Anfängen schnell zu einer besorgnißerregenden Höhe stieg. C. aber blieb, wie früher in gesunden und glücklichen Tagen, so auch in leidenvollen, der Alte und Unveränderte; seine heitere, kindliche Geduld verließ ihn nicht. Selbst seinem Leiden wußte C. eine launige Seite abzugewinnen, und sein Scherz wich vor Symptomen nicht zurück, die das Herz der Seinigen bluten machten. Im Sommer 1855 brachte ihn seine Familie nach Atzgersdorf bei Wien; man hoffte gute Wirkung von der reinen Landluft und dem erfrischenden Grün, das ihn hier umgab; – da hatte am Nachmittage des 17. Juli sein Herz ausgeschlagen.
Czizek, Johann Baptist (Geolog, geb. zu Groß-Jirna unweit Brandeis in Böhmen 25. Mai 1806, gest. zu Atzgersdorf bei Wien 17. Juli 1855). Sein Vater war Amtsverwalter zu Groß-Jirna. Der Sohn besuchte die Schulen zu Leitomischl, dann zu Prag und Wien, doch drängte sein eigentlicher künftiger Beruf schon in dem Jünglinge so gewaltig, daß alles Uebrige, was der Schulplan noch auferlegte, in’s zweite Glied zurücktreten mußte. Es öffnete sich vor ihm die Bahn, auf welcher es ihn mit dem ganzen Feuer seines Wesens vorwärts zog,- Jetztzeit, redigirt von Dr. H. Meynert, 1855, Nr. 31, S. 489.