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BLKÖ:Csermák Edler von Luid und Rohans, Anton

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 3 (1858), ab Seite: 56. (Quelle)
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Csermák Edler von Luid und Rohans, Anton (Musiker, geb. 1771, gest. zu Veßprim 25. Oct. 1822). Seine Geburt ist in ein geheimnißvolles Dunkel gehüllt; aber eine Sage, welche durch bestimmte Anhaltspuncte bestätigt wird, gibt ihm eine edle Abkunft. C. soll ein natürlicher Sohn des weiland Grafen Stephan Ilésházy, Erb-Obergespann des Trentschiner Comitates, und einer hochgebornen böhmischen Dame gewesen sein. Soviel ist gewiß, daß er von Ilésházy immer gewissermaßen mit kindlicher Ehrfurcht sprach, und daß dieser ihn duzte. Zum ersten Male tauchte C. im J. 1798 in Wien als glänzendes Meteor auf. Er kam und war sogleich ein vielgerühmter Violinist, der Mozart, Haydn u. Viotti mit größter Vollendung spielte. Man wollte ihn zum bleibenden Aufenthalt vermögen und gab ihm die Stelle eines Capellmeisters, aber er behielt sie nur kurze Zeit. Der französische Gesandte bot alles auf, daß er mit ihm nach Frankreich gehe; ein Wort des Grafen [57] Ilésházy genügte und er schlug den glänzenden Antrag aus und entschloß sich nach Ungarn zu gehen. Bis dahin hatte er von ungar. Musik keine Idee. Eine kurze Zeit blieb er in Preßburg als Capellmeister, dann ging er nach Pesth. Während seines Aufenthaltes in Pesth kam er einmal auf Besuch zum Fürsten Grassalkovich nach Gödöllö, wo er mit dem seiner Zeit berühmten Claviervirtuosen, dem Grafen Amadé Duo’s spielte. Hier trug eines Tages der Fürst der ungarischen Musikanten, der Zigeuner Bihari (s. d. I. Bd. S. 394), die Tafelmusik vor. Als C. diesen spielen hörte, brach er in Thränen aus, nahm Abschied von der deutschen Musik, deren hervorragender Vertreter er bis dahin gewesen war, und widmete sich ausschließlich der ungarischen Musik. Unter der Leitung Lavotta’s, eines andern berühmten ungarischen Musikers, dem er sich sogleich anvertraute, wurde er binnen wenigen Jahren ein Compositeur und Spieler ungarischer Weisen, der nach dem Ausspruch des größten Kenners ungarischer Musik und ihrer Geschichte, des Maltheserritters Grafen Stephan Fay, seinesgleichen niemals hatte und schwerlich haben wird. Kaum gab es eine hervorragende Familie, kaum ein Fest in Ungarn, wohin C. nicht geladen wurde. Die Eßterhazy’s, Grassalkovich, Károlyi, Ilésházy, Barkoczi, Sztárai, Pálffy und viele Andere wetteiferten, ihre Feste durch C.’s Spiel zu verherrlichen. In Erlau, wohin er vom damaligen Erzbischof eingeladen wurde, verliebte er sich in eine hochgeborne Dame, die seine Liebe nicht erwiederte, und das war der erste Schlag, den sein Gemüth erlitt. Indeß gab ihm die Dame doch eine unbestimmte Hoffnung und C. zog sich nach Izsip (Zempliner Comitat) zurück, wo er bei Joh. v. Roly 4 Jahre lebte, und seine schönsten Compositionen schrieb. Nach diesen vier Jahren näherte er sich wieder dem Gegenstande seiner Liebe, wurde aber jetzt entschieden zurückgewiesen. Dieser Schlag traf ihn unheilvoll; er wurde melancholisch und endlich wahnsinnig. In diesem Zustand irrte er von Dorf zu Dorf, von einem Orte Ungarns in den andern und schrieb bald da, bald dort schöne ungarische Weisen, die aber leider größtentheils verloren gingen. Oft schrieb er seine schönsten Compositionen in irgend einer Schenke oder Hirtentanya, zuweilen wieder in den Salons hochgestellter Personen. Oft wurde er bei dem berühmten Compositeur Ruzsitska in Veßprim, bei den Zigeunern Radits, Marci und dem alten Patikárius, bei dem Prälaten Zazio zu Jaßo und bei hervorragenden Familien Oberungarns gesehen. Noch einige Jahre brachte C. in diesem unglücklichen Zustande zu, bis ihn – den neuesten Mittheilungen zu Folge [siehe unten in den Quellen] – der beglückende Tod im Kreise seiner Angehörigen von seinem Leiden erlöste. Natürlich fehlt es bei einem Künstlerleben so traurigen Ausgangs nicht an mannigfachen romantischen Zusätzen, Zwischenfällen u. dergl. m., deren Wahrheit unverbürgt und welche hier keine weitere Berücksichtigung finden können. Insbesondere wird als Ursache seines Wahnsinns die Rivalität mit dem Zigeuner Bihari angegeben und aus diesem Anlasse eine ganz abenteuerliche Anekdote erzählt. Graf Stephan Fay und der Musikkenner Andreas Fay erkennen in C.’s Compositionen ebenso viel classische Tiefe, als ursprünglichen Genius. Die Ungarn nennen C. ihren Beethoven; Graf Dessewffy äußerte sich, als er C. einst bei dem Grafen Fay spielen gehört: „Ich habe Rhode oft in Paris gehört, aber einen solchen Strich hatte er nicht“. In der vom Grafen Stephan Fay veranstalteten Sammlung der besten älteren ungar. Compositionen, [58] welche er herauszugeben beabsichtigt, befinden sich auch deren von Csermák.

Abendblatt zur Neuen Münchener Zeitung 1856 vom 3. Juli, Nr. 163: „Ein ungarischer Musikant.“ – Oestr. Zeitung (Wien, Fol.) 1856, Nr. 325. – Dieselbe Nr. 341 [im Feuilleton dieses Blattes befindet sich ein durch den vorigen Artikel hervorgerufenes Schreiben des Ernst Suschitzki, k. k. Residenzschloß-Verwalters ddo. Innsbruck 5. Juli 1856, worin Schreiber Nachricht gibt von einem Autograph C.’s, welches einen von C. componirten „Verbung [ein magyarisches Musikstück] enthält. Suschitzky schickte denselben an die Redaction der „Oestr. Zeitung“, damit diese ihn an den Grafen Fay gelangen lasse]. – Ujabb kori ismeretek tára, d. i. Ungar. Conversations-Lexikon der neueren Zeit (Pesth 1850, Heckenast) II. Bd. S. 264. – Grabschrift. Die ungarische Zeitung Magyar Sajtó 1856, Nr. 248 schreibt das Nachstehende, was in Uebersetzung folgender Maßen lautet: „In jüngster Zeit hat man viel über den Tod des berühmten ungarischen Compositeurs Csermák geschrieben. Dabei fehlt es nicht an einigen ungereimten Märchen, die seinen Tod in eine Csárda versetzen. Halte man lieber das Andenken des großen Musikers in Ehren und lasse in Zukunft so tolle Märchen bleiben; denn Csermák ist zu Veßprim im Kreise seiner Freunde gestorben und seine Gebeine sind auf dem dortigen Friedhofe beerdigt; hier folgt die Inschrift seines Grabsteines: Csermák Antal | több jeles | magyar nóták | szerzőjének | porai felett, | ki meghalt | LI esztendejében | October XXV – MDCCCXXII. | A. | nemzeti csinosodás | kedvelői által | emeltetett.| MDCCCXVI., d. i. Geweiht der Asche des Anton Csermák, des Verfassers mehrerer vortrefflichen ungarischen Weisen, der gestorben ist in seinem 51. Jahre am 25. October 1822. Errichtet von den Freunden nationaler Verfeinerung.