Zum Inhalt springen

Aus der Schülerzeit

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Karl Emil Franzos
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Aus der Schülerzeit
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 28
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1880
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[28]
Aus der Schülerzeit.

Diese stammelnden Gedanken,
     Diese weichen Reimerei’n
Sind ein Widerschein von schwanken,
     Schönen Jugendträumerei’n.

Lächelnd ob des Herzens Pochen
     Und doch wieder schmerzbewegt,
Hab’ das Siegel ich gebrochen,
     Das ich einst um sie gelegt.

Ach! wohl ahnt’ ich, was sie bieten –
     Ein verlor’nes Maienglück!
Längst verwehte Herzensblüthen
     Ruft mir jedes Blatt zurück.

Aber sieh’! nun aus den Zeichen,
     Den vergilbten, neigt sich mild,
Liebvertraut, mit holden, weichen
     Zügen mir ein Mädchenbild.

Und wie’s einst den wilden Knaben
     Süß berauscht in Freud’ und Schmerz,
Also taucht’s nun auf, zu laben
     Das geprüfte Mannesherz.

Weil mich, ach! von dir vertrieben,
     Wilde Gluth und Reue traf,
Hielt ich todt dies reine Lieben,
     Doch es lag im Zauberschlaf.

Und nun schlägt es auf die Lider,
     Und sein holdverschämter Blick
Bringt mir Sehnsuchtsbangem wieder
     Jene Wunderzeit zurück …

Wie durch eines Gartens Wildniß
     Herrlich glänzt ein Marmorbild,
Also glänzt dein liebes Bildniß
     Durch die Reime kraus und wild.

Ei, wie lacht das rothe Mündchen!
     Ei, wie blitzt der Augen Strahl!
Sei gegrüßt, mein süßes Kindchen,
     Sei gegrüßt viel tausendmal!

Dein gedenk’ ich im Gewühle
     Dieser wirren Lebenshast,
Wie der Pilger in der Schwüle

     Denkt der kühlen Morgenrast.
Karl Emil Franzos.