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An Fanny

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Jakob Friedrich Abel, Friedrich Schiller, Johann Georg (Graf von Zuccato)
oder Karl Friedrich Reinhard[1]
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Titel: An Fanny
Untertitel:
aus: Anthologie auf das Jahr 1782, S. 152–155
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1782
Verlag: J. B. Metzler
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Erscheinungsort: Stuttgart
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Quelle: Commons
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[152]
An Fanny.


Mit müdem Schritte steigt vom fernen Hügel
     Einsam die Nacht,
Und schwingt um mich die sorgenschwere Flügel
     In ernster Pracht;

5
Schwermütig hängt ihr schwarzer düstrer Schleyer

     Schon über mir,
Kaum bricht ein zitternd todenblasses Feuer
     Vom Mond herfür.

Im tiefen Schatten schlummern eingehüllet

10
     Berg, Thal und Flur

Und grauenvolle Todtenstille füllet
     Bang die Natur.

[153]

Nur weichgeschaffne sanftempörte Herzen,
     Voll theurer Quaal,

15
Beseufzen jezt des jungen Lebens Schmerzen

     Am Mondenstral.

Jezt irrst du, Trautester, mit bangem Sehnen
     Im Todtenhaus,
An Julchens Grab und hauchst in tausend Thränen

20
     Die Seele aus.


Du eilest junge Rosen abzupflüken
     Vom heil’gen Grab,
Und blätterst sie mit traurigem Entzüken
     Zu ihr hinab.

25
In dieser Nacht saß Stella (Thränen trübten

     Den schönen Blik)
Und rufte laut den fliehenden Geliebten
     Vom Meer zurük.

[154]

Nun weinet einsam in verschloßnen Mauern,

30
     Am Lampenlicht,

Das heil’ge Mädchen, dem vom stillen Trauern
     Die Seele bricht.

Ihr Busen brennt von zärtlichem Verlangen,
     Ihr schmachtend Herz

35
Verzehret sich, schon sterben ihre Wangen

     Vom ewgen Schmerz.

So welkt die Rose in dem fernen Thale
     Früh abgeknikt,
Eh sie, gelokt vom milden Frühlingsstrale,

40
     Die Hirtinn pflükt.


O Mädchen, die voll unschuldsvoller Triebe
     Das Laster höhnt,
Und sich nach edlen Freuden reiner Liebe
     Unwissend sehnt.

[155]
45
O Du, die stets geheimen ernsten Kummer,

     Im Busen nährt,
Du, deren Klagen oft in tiefstem Schlummer
     Die Nacht gehört,

Wer Du auch bist, Du bist für mich geboren

50
     Uns unerkannt

Hat Dir mein Herz, hat mir Dein Herz geschworen
     Zum süsen Band.

Längst, längst, o Du Geliebteste von allen!
     Fleh ich nach Dir,

55
Und alle Seufzer dieses Herzens wallen

     Entgegen Dir.

Ein Engel lisple, schlummerst Du auf Rosen
     In holder Ruh,
Dir meinen Namen, und mir Ruhelosen

60
     Den Deinen zu.


X.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Die Autorschaft des Textes ist nicht zu hundert Prozent geklärt.
    Walther Killy schreibt im Jahr 2001 ein Gedicht, welches mit der Chiffre X. unterzeichnet ist, in Band 6. der Deutschen Lyrik von den Anfängen bis zur Gegenwart Jakob Friedrich Abel zu.
    Eduard Bülow schließt Schiller als Autor für die Texte, welche die Chiffre X. tragen, aus. Sie seien ekelhaft und können deshalb von keinem Dichter stammen.
    Auch Eduard Boas schließt Schiller aus, und schreibt die Chiffre dem Grafen von Zuccato zu.
    Edmund Goetze vermutet unter der Chiffre Friedrich Schiller, wobei er allerdings bei zwei von diesen Texten (An mein Täubchen und Fluch eines Eifersüchtigen) auch Karl Friedrich Reinhard als Autor anbietet.
    Minor schreibt die Chiffre ebenfalls Friedrich Schiller zu.
    Genaueres in:
    • Edmund Goetze: Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen von Karl Goedeke. Zweite ganz neu bearbeitete Auflage. Fünfter Band - Vom siebenjährigen bis zum Weltkriege. Zweite Abteilung. Dresden: Verlag von L. Ehlermann, 1893, Seite 166f.
    • Eduard Boas; Wendelin von Maltzahn (Hrsg.): Schiller’s Jugendjahre. – Zweiter Band. Hannover: Carl Rümpler, 1856. Seite 205 f.
    • Friedrich Schiller; Eduard Bülow (Hrsg.): Anthologie auf das Jahr 1782 von Friedrich Schiller – Mit einer einleitenden Abhandlung über das Dämonische und einem Anhange neu herausgegeben von Eduard Bülow. Heidelberg: Verlag von Bangel & Schmitt; Hoffmeister’sche Univ.-Buchhandlung, 1850. Seite XL.
    • Walther Killy (Hrsg.): Deutsche Lyrik von den Anfängen bis zur Gegenwart. - Band 6., München: DTV, 2001.